3x durch Frankreich

von: Grüne Peperoni

3x durch Frankreich - 22.01.14 17:29

10. Etappe Seraucourt-le-Grand - Seins-les-Pernes, 122km, 15.9km/h

Heute stand unsere bislang längste Etappe bevor. Das war nicht geplant, sondern hat sich so ergeben. Typisch, dass wir ausgerechnet heute mit starkem Gegenwind zu kämpfen hatten, nicht nur während der Fahrt, sondern auch danach. Aber mehr dazu später.

Zunächst fuhren wir mal frohen Mutes los und der Wind war noch kein Thema. Wir waren nun im Herzen der Picardie.

Gendarmerie in Vermand, letzte Ortschaft im Departement Aisne



Ein typisches Dorfbild der Picardie. Villers-Faucon im Departement Somme



Praktisch jedes Dorf, auch wenn es noch so klein ist, hat einen Soldatenfriedhof. Schwierig, sich vorzustellen, was sich hier in der Gegend vor hundert Jahren abgespielt hat. Es macht auch etwas traurig und nachdenklich, besonders wenn man bedenkt, wie der Populismus heute wieder im Aufwind ist.

Villers-Faucon







Die Landschaft wurde wieder etwas hügeliger. Nurlu im obersten Zipfel der Somme



Rocquiny, die erste Ortschaft im Pas-de-Calais. Interessante, wenn auch keine hübsche Kirche. Die kleinen Kirchenglocken hängen im Freien. Wir mochten das feine Schellen der Kirchglocken im Norden Frankreichs, vor allem weil wir zwischen zwei Kirchtürmen (evangelisch und katholisch) wohnen, welche unter sich einen akustischen Wettkampf austragen und mit ihren schweren Glocken das Plaudern in der Gasse ziemlich verunmöglichen.



Der Wind blies kräftig. Ob man das auf dem Bild erkennt?



Noch gab es aber ein paar flache Abschnitte. Trotz Wind - warmer Sonnenschein und blauer Himmel, ein ungewohntes Bild im hohen Norden. Doch die ersten feinen Nebelfetzen kündigten an, dass das Meer nicht mehr weit allzu weit war.



Im Pas-de-Calais nahm die Anzahl kleiner Dörfer zu. Zudem fiel uns auf, dass die Grundstücke viel gepflegter wirkten als noch im Aisne, wo im Gegensatz viele Häuser leer und verfallen waren.

Penin, ein typisches Dorfbild



Der Gegenwind hatte unsere Kräfte ziemlich ausgeraubt und nerven gekostet und so wollten wir in Villers-Brûlin den Zeltplatz aufsuchen. Da dies ein paar Kilometer ab unserer Route befand, wollten wir erst mal sicherstellen, dass er auch offen war und fragten in einer Metzgerei in der Ortschaft Ticques nach. "Nein, nein, der ist vor 3 Wochen abgebrannt, da kann man nicht mehr hin", erhielten wir als Antwort. Toll. Das Wetter wurde kühler, Hunger hatten wir auch und viel Gegenwind brauste auf uns zu. Der nächste Camping war nochmals 20 Kilometer entfernt. Wir nahmen unsere Kräfte zusammen und stellten uns dem Wind entgegen um nach Sains-les-Pernes zu strampeln.

Wieso um Himmelswillen das Internet uns einen Zeltplatz in diesem kleinen Bauerndorf rausspuckte ist uns bis heute noch ein Rätsel. 3 Strassen und zehn Häuser waren alles was wir vorfanden. Hungrig und erschöpft versuchten wir unser Zelt auf einem verlassenen, sichtgeschützten Feld aufzustellen, doch der Wind blies so stark, dass es immer wieder die Heringe aus dem Boden riss. Zum Glück war ein leerer Schafsunterstand in der Nähe, der Windschutz bot, und endlich gelang es uns, das Zelt darunter aufzuspannen und uns für die Nacht einzurichten.

Fortsetzung folgt.