Re: 3x durch Frankreich

von: Grüne Peperoni

Re: 3x durch Frankreich - 22.01.14 19:39

11. Etappe Sains-les-Pernes - Martin Mill, 96km (ohne Fähre), 15.4km/h

Am nächsten Tag hatten wir erneut viel Wind. Doch die Landschaft im Pas-de-Calais entzückte uns. Die Dörfer waren gepflegt, die Strassen ausgezeichnet, der Verkehr nach wie vor arm.



Wo es Bäche hat es auch Täler und entsprechend auch Hügel. Rollende Hügellandschaft prägte die heutige Fahrt. Mal ging's hinauf, dann wieder rasant hinunter auf kurvenreichen Strässchen, die viel Abwechslung boten.

Remilly-Wirquin (man beachte das W im Ortsnamen, der Einfluss der Schtis war auch hier sichtbar, auch wenn hier eher Französisch gesprochen wird.)



Eine schöne Gegend, um Rad zu fahren: Zwischen Acquin-Westbécourt und Quercamps



viel Grün, einige Höhenmeter, Blick Richtung Tournehem



Der letzte Pass vor dem Meer bei Guémy auf 121m Höhe: Blick auf Ardres, Calais und viel grau. Wo das Wasser aufhört und der Nebel beginnt war nicht ganz klar. Der Wind blies fürchterlich.



Da staunten wir nicht schlecht, als wir am selben Ort noch eine Orchidee entdeckten.



Nach der schönen Strecke durch Pas-de-Calais war die Gegend um Calais eine Enttäuschung. Flach, windig und unspektakulär.

Canal de Calais





Calais ist nicht hübsch, aber symbolträchtig.



Aber nicht so wichtig, es lockte England. Auffälligerweise gab es an der Küste selbst kein Nebel, dafür viel Sonnenschein, ein interessantes Wetterphänomen.



Auf französischer Seite der Fährenquerung ist die Handhabung mit dem Velo ganz einfach und "laisser-faire". "Ihr seid ja wie ein Auto, also reiht ihr euch einfach ein", hiess es freundlich, aber lapidar.



Kaum rein, schon hingestellt.



Calais von der Fähre aus.



Auf dem Bild kaum erkennbar, aber die Sicht war so gut, dass man England sehen konnte.



An Bord haben wir uns mit einem Englischen Paar unterhalten und vergassen Fotos der Klippen zu schiessen. Nicht so schlimm.

Waren die Franzosen locker, so sind die Engländer hingegen dem Sicherheitswahn verfallen: "Follow the Red Line! - Folge der roten Linie!" hörte man im barschen Befehlston, sogleich man nur einen kleinen Schwenker machte. Und man muss kilometerlangen Umwege dieser Linie entlang fahren, bis man endlich zum Ausgang geführt wird. Mühsam und diskriminierend.

Überhaupt haben die Engländer eine eher stiefmütterliche Beziehung zum Fahrrad. Nach Dover hinein führten furchtbare, mit Glassplittern überzogene Radwege, umständlich zu befahren mit Ampelquerungen und schlechte Beschilderung. Wie auch immer, in Dover gab es keinen Zeltplatz also erkundigten wir uns weiter. Ein Ladenbesitzer empfahl uns einen in Martin Mill, aber das seien 5 Meilen und den Aufstieg würden wir niemals schaffen, meinte er dann mit grossen Augen. Der Aufstieg war tatsächlich steil, doch durchaus machbar. Ärgerlicher war der dichte Verkehr, aber wir machten uns breit und die Engländer warteten geduldig in der Kolonne hinter uns, bis eine Lücke aufriss und sie mit Vollgas vorbei bretterten. Ein ganz anderes Fahrgefühl als bis anhin.

Burg in Dover



und ein Blick zurück



Ein Zeltplatz wie in Martin Mill hatten wir noch nie gesehen. Glänzendem, parfumiertem und mit Musik berieseltem Waschhaus, fein säuberlich angeschriebene Stellplätze und einen Rasen, auf dem man hätte Golf spielen können und überall umher hüpfende Kaninchen. Willkommen im Teletubbie-Land.

Fortsetzung folgt.