Re: Kirgistan 2012

von: Britta

Re: Kirgistan 2012 - 29.06.14 17:31

Kirgistan 2012 - Teil 2

Wir kehren zurück auf die Hauptstraße und biegen nach Norden Richtung Song Kul ab. Was uns auf der Tour durch Kirgistan immer fasziniert hat, ist dass hinter jedem Bergzug die Landschaft wieder anders aussieht. Auch auf diesem Abschnitt sind wir fasziniert von den Felsformationen, die uns umgeben.







Schade nur, dass der rote Untergrund das Fahren zeitweise unmöglich macht.



Zum 15:00 Gewitter bauen wir unser Zelt auf und trauen unseren Augen nicht, als wir eine halbe Stunde später wieder rausschauen. Ja ist das hier ein Campingplatz?





Unweit von uns hat eine französische Reisegruppe ihre Zelte aufgeschlagen. Es reisen 4 Franzosen mit 4(!) lokalen Guides, Köchen, Fahrern. Sie machen Tageswanderungen und werden dann jeden Tag zu einem neuen Standpunkt gefahren.

Wir verabschieden uns am nächsten Morgen in entgegengesetzte Richtungen – vor uns liegt ein weiterer Passanstieg auf teils ekligem Untergrund.





In das nächste Tal bietet sich ein Ausblick, der auf den Bildern leider nur bruchstückhaft wiedergegeben wird. Zweifellos Highlight Nummer 3 dieser Reise. Wir haben lange staunend ausgeharrt, so fantastisch fanden wir den Blick über die enorme Weite, die sich vor uns ausbreitete. Die Abfahrt ist traumhaft.











Im nächsten größeren Ort Dzhinbeldzhin gibt es dann wieder alles was man so braucht: Schafe, Fahrräder und Waschmaschinen, aber auch unser Vorrat können wieder gut bestückt werden.





Wir fahren weiter Richtung Norden, Richtung Song Kul. Menschen oder Autos treffen wir auf diesem Abschnitt so gut wie gar nicht. An einem Jurtencamp möchte man uns zum Bleiben überreden mit den schlagenden Argument, dass der vor uns liegende Berg zum Moldo Pass so steil sei. Wir sind sicher, dass er am nächsten Tag auch nicht flacher ist und fahren weiter. Der Berg ist wirklich steil, später flacht die Straße in den Serpentinen aber deutlich ab und gemütlich kurbeln wir uns den Berg hoch. Es dauert mal wieder länger als gedacht und den Regen am Abend hätte es auch nicht gebraucht, so dass wir schon kurz hinter dem Pass das Zelt aufschlagen und müde in die Schlafsäcke kriechen.







Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und wir rollen zum Seeufer. Das Gelände ist verhältnismäßig dicht besiedelt. Am See biegen wir nach Westen ab.





Auf unseren Papierkarten ist ein Weg eingezeichnet, der uns später wieder auf die Straße nach Karakichi bringen soll.
Wir fragen mehrfach nach dem Weg, aber unsere Route kann sich hier keiner vorstellen. Aber immer gibt es eine nett gemeinte Einladung auf eine Tasse Kumys...



Das 15:00 h Gewitter ist wie jeden Tag pünktlich, aber danach ist es verlässlich auch bald wieder schön.





Tatsächlich brauchen wir anderthalb Tage, bis wir den richtigen Pfad gefunden haben, der uns am nächsten Tag dann wieder auf die Straße bringt. Die auf der Karte eingezeichneten Wege sind schlicht nicht existent und die meiste Zeit fahren wir querfeldein über die Wiesen.









Als wir die Straße erreichen geht es wieder flott voran. Die Abfahrt macht Spaß und bald rollen wir am Kohlebergwerk Karakichi vorbei. Ein trauriges Bild. Die Straße ist voller Öl-Lachen und an den Straßenrändern stapelt sich Müll.



In einer Bauwagensiedlung treffen wir auf eine Familie, die uns Steine zur – wie wir später verstehen – Analyse mitgeben. Was so wertvoll erschien stellte sich aber leider als Katzengold heraus. Wir hätte gerne eine bessere Nachricht gehabt.







Die nun folgende weitere Abfahrt wird eigentlich nur dadurch getrübt, dass sie auf den meisten der 30 km aus übeler Schotter- und Wellblechpiste besteht. In diesem Moment denke ich sehnsüchtig an die Federgabel am Mountainbike zuhause. Als wir endlich im Tal ankommen hab ich das Gefühl, alle Wirbel neu sortieren zu müssen.





Wir sind wieder in der Zivilisation. Im nächsten Dorf wird der erste Laden geentert, und neben Bier, Wasser und Schokolade ist hier auch eine üppige Seifenauswahl im Angebot.



Wir folgen nun wieder der Straße Richtung Westen. Passieren Chaek und Balzak bevor wir am nächsten Tag nach Norden abbiegen.













Wir rollen nun langsam über Kojomkul und Susamuur in Richtung Bishkek und allzu viel kann jetzt eigentlich nicht mehr passieren. Die Landschaft ist schön aber nicht mehr ganz so spektakulär wie weiter im Süden und wir bereiten und seelisch auf den letzten Pass vor, den wir noch vor uns haben.





Wir sind auf der Haupt –Nord-Süd Achse unterwegs. Die Straße ist in einem ausgezeichneten Zustand und wir kommen ganz gut voran. Den ersten Frust haben wir allerdings, als wir erkennen, dass die Höhenangaben für den Tunnel unter dem Tyo Ashoo Pass sowohl in der Karte als auch im Reiseführer falsch sind, und wir noch weitere 700 hm vor uns haben. Der zweite Frustmoment stellt sich dann ein als wir den Tunnel erreichen und vom Wachposten mitgeteilt bekommen, dass wir nicht passieren dürfen. Wir sollten den Weg über den Pass nehmen. Aus irgendeinem Grund sind wir gut gelaunt und denken: „ja klar, das machen wir. Die 300 hm machen den Kohl jetzt auch nicht mehr fett“ und starten los. Natürlich brauchen wir für die 300 hm in dieser Höhe wieder doppelt so lange wie eigentlich erwartet und natürlich ist es auch wieder viel anstrengender.





Umso größer dann Frustmoment Nummer 3 als wir den Pass erreichen und feststellen müssen, dass der Weg auf der anderen Seite über weite Teile von Schneewehen bedeckt ist.







Zweifellos, die Aussicht ist schön, aber irgendwie fehlte zu dem Zeitpunkt das Auge dafür.



Nachdem wir die ersten Schneefelder überbrückt haben und die Dämmerung einsetzt, bauen wir dann unser Zelt auf. In der Nacht stürmt es so heftig dass wir kaum ein Auge zutun. Innerlich verfluchen wir den Wachposten, der uns hier hergeschickt hat.



Am nächsten Morgen ist das Bild leider nicht besser. Nachdem wir zunächst ganz gut vorankommen, erreichen wir bald ein Schneefeld, dass unpassierbar ist. Wir beschließen, Taschen und Räder einzeln den Hang hinabzutragen. Eine ziemlich mühselige Geschichte und es ist Mittag, bis wir endlich wieder die Straße erreichen.







Von dort aus ist die Abfahrt allerdings ein Traum. Die schweren LKW winken uns vorbei und wir lassen die Räder nur noch rollen. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Ort Kara-Balta. Da uns die Passquerung wieder deutlich mehr Zeit gekostet hat als geplant, und die Einfahrt nach Bishkek auf der viel befahrenen Hauptstraße auch nicht wirklich ein Spaß ist, bitten wir Frau Azamov, uns dort abzuholen und wir überbrücken die letzten 30 Kilometer nach Bishkek mit dem Auto.

Den letzten Tag in Bishkek nutzen wir für eine kleine Stadtbesichtigung. Wir verschicken Postkarten nach Hause, die dann viele Wochen nach uns eintreffen und der Sohn unserer Gastgeberfamilie spielt begeistert den Stadtführer und zeigt uns alles, was er für sehenswert hält.





Kirgistan ist ein tolles und abwechslungsreiches Land in dem wir uns ausgesprochen wohl gefühlt haben. Landschaftlich gab es wirklich ganz besonders schöne Gegenden. Drolligerweise waren die Stellen, die uns am besten gefallen haben, in unserem Reiseführer gar nicht erwähnt.
Kumys mögen wir allerdings immer noch nicht. schmunzel