Re: Unsere Tour zur Tour

von: Reiseleiter1

Re: Unsere Tour zur Tour - 21.09.14 11:03

Etappe 9:
Bourg-d’Oisans – Bourg-d’Oisans ca. 80 km und 2.300 hm

Leider hatten wir unser Zelt neben dem Lager von jungen, männlichen Holländern aufgebaut. Ein Fehler, wie sich nachts herausstellte. Denn diese Kameraden waren bis gegen 24 Uhr aktiv, fußballspielender Weise.
Wir lassen Zelt und Gepäck zurück, nehmen nur Rucksäcke und Fotoapparate mit. Morgens liegt der berühmte Anstieg hinauf nach Alpe-d’Huez noch im kühlen Schatten.
Unterwegs treffen wir einen rüstigen Franzosen, der auf einem Rennrad hinaufstrampelt. Schnell piept sein Herzfrequenzmesser. In einem kurzen Gespräch teilt uns der Rentner mit, dass er bereits 76 Lenze zählt. Respekt!
Wir brauchen etwa 1:18 h reine Fahrzeit bis zum Skiort. Nach kurzer Rast am Supermarkt fahren wir am nördlichen Ende des Ortes auf einer schmalen asphaltierten Straße weiter bergan. Bis zum Lac Besson. Hier beginnen die Wanderwege. Lifte bringen im Winter Skifahrer und im Sommer Downhiller noch weiter hinauf.
Wir machen Fotos und genießen den Sommer.
Die Straße zum Col de Sarenne ist recht bescheiden. Loser Splitt und Schlaglöcher wechseln sich ab. Aber dafür fahren wir ja Mountainbikes mit stabilen Schwalbe Mondial. Die Passhöhe scheint auf den ersten Blick wenig zu bieten. Abermals klettern wir eine Anhöhe hinauf und blicken in das grandiose Vallée du Ferrand. Mächtige Bergrücken vor den noch mächtigeren eisbedeckten Gipfeln der fast-Viertausender La Meije und Le Râteau. Linkerhand schlängelt sich das schmale Band der Straße talwärts. Die vielleicht schönste Aussicht dieser Tour. Wir fotografieren ausgiebig, bevor wir auf schlechter Straße talwärts rollen.
Am Chambon-Stausee treffen wir wieder auf die D9091. Wir überqueren abermals die Staumauer und biegen auf die D213 ab, hinauf nach Les Deux-Alpes. Die Straße ist breit und steigt anfangs mit fast 10 % später mit etwa 6 % an. Die zehn Kehren sind ausladend und nummeriert. Der Ort selbst besteht aus Hotels, Restaurants und Souvenierläden, ein typischer Skiort. Lifte durchziehen die Berge ringsum. Viele junge Menschen in bunter Freeride-Kleidung, auf den Köpfen wuchtige Sturzhelme und mit Downhillrädern bevölkern die Straßen. Sie lassen sich von den Liften auf die umliegenden Berghänge bringen und stürzen sich dann zu Tal.
Wir fahren zum Ende des Ortes. Auf einer Wiese starten Gleitschirmflieger mit mutigen Touristen am Haken. Um die 60,- Euro kostet der Spaß. Die Kameraden von der anderen Feldpostnummer stürzen sich auf ihren vollgefederten Rädern eine steile Abfahrt ins Tal des Véneon hinunter.
Wir sind zu feige und nehmen für den Rückweg die Straße.
Bei Bons biegen wir nach links auf die D220a ab. Die schmale Straße klebt förmlich am steilen Fels. Weit unten windet sich die D9091 durch das Tal. Diese Alternativroute führt wieder auf die Hauptstraße und so nach Bourg-d’Oisans zurück.



Etappe 10:
Bourg-d’Oisans – Saint-Egrève ca. 95 km und 1.400 hm

Früh packen zum letzten Mal wir unsere sieben Sachen und fahren auf der breiten D1091 Richtung Grenoble. Es geht leicht bergab. Die Straße folgt der Romanche mal rechts, mal links des Flusses. Wir geben Gas und ziehen durch bis Vizille. Hier wenden wir uns gen Norden Richtung Uriage-les-Bains. Rechterhand liegt Chamrousse. Der Tourtross wird in wenigen Stunden hier entlang kommen. Schon jetzt sitzen die Menschen vor ihren Wohnmobilen am Straßenrand. Helfer errichten die Werbebanner.
Nahe Gières gelangen wir auf den Radweg am Ufer der Isère und wenden uns westwärts. Wir überqueren die Isère und fahren Richtung Corenc. Dabei durchfahren wir die mit ca. 20 % knackig steile Chemin Charles Pajon, um zur Hauptstraße zu gelangen. Es geht nun bergauf Richtung Col de Palaquit und Col de Porte, hinein in die Chartreuse. In einigen Stunden werden hier die Profis hinunter rasen. Im Tal hinter uns liegt Grenoble. Wir fahren in der prallen Mittagssonne. In einem kleinen Laden füllen wir unsere Vorräte auf. Polizisten stehen am Straßenrand.
Am Col de Palaquit ist schon der Teufel los. Alles ist für die erste Bergwertung in den Alpen vorbereitet. Wir fahren, da wir nun schon mal hier sind, zum Col de Porte weiter. Menschenmassen kommen uns entgegen, bepackt mit Klappstühlen und Sonnenschirmen, Kühlboxen und Tröten. Es scheint, als gebe es für die gesamte Region heute nur ein Ereignis: Die Tour de France.
Auf dem Col de Porte kehren wir um, fahren zum Col de Palaquit hinunter und biegen Richtung Quaix en Chartreuse ab. Wir fahren etwas hin und her, um einen guten Platz zu finden und lassen uns schließlich einen Kilometer vor dem Gipfel nieder. Bei wolkenlosem Himmel und 35°C ist die Stimmung so ausgelassen wie auf einem Volksfest.
Es dauert einige Zeit, bis die ersten Fahrzeuge den Berg heraufkommen. Es folgt die Werbekarawane. Die Massen sind begeistert. Kinder sammeln den ausgeteilten Schnickschnack auf und bedanken sich bei uns mit einem „Merci Monsieur“ wenn wir ihnen das eine oder andere, was wir ergattern können, überlassen.
Dann herrscht wieder Ruhe. Die Hitze macht ein wenig träge. Irgendwann tauchen die Hubschrauber auf. Obwohl noch nicht zu sehen, ist klar, dass unter ihnen die Profis heran rollen. Endlich ist die Tour bei uns angekommen. Hinter dem roten Führungsfahrzeug kämpft sich De Marchi als Erster den Berg hinauf. Das Feld ist weit auseinander gezogen. Die Fahrer schwitzen – und leiden. Es dauert seine Zeit, bis alle vorbei sind und der Besenwagen das Ende signalisiert.
Wir packen zusammen und rollen bergab. Die meisten Zuschauer sind weg, die Werbebanner schon eingesammelt. Nur kurz nach dem Spektakel liegt die Straße da, als wäre nichts gewesen.
Zufrieden kommen wir an unserem Auto an. Es steht noch da. Nach einer Katzenwäsche aus Wasserflaschen machen wir uns auf den 13stündigen Heimweg durch die Nacht.



Route auf gpsies