Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2

von: velOlaf

Re: Cols de Savoie…oder Klettern für Mwangoi #2 - 29.09.14 19:50

Teil 2
********************************************
Gedanklich ist meine Reise vorbei und ich befinde mich mental auf der Rückreise. Die Pässe werden flacher und die Maurienne ist hier nicht so toll… bis ich nach Überwindung der Cols du Grand Cucheron und Champ-Laurent ins Tal der Isère komme.



In St.-Pierre-d´Albigny wechselt die Landschaft total. Es ist nicht mehr so hoch, dafür aber sehr lieblich und ich befinde mich im Massif des Bauges mit wunderschönen Almwiesen und Weinbergen. Es geht bei großer Hitze über flache Pässe wie Col du Frene und Plainpalais, bis ich in der Ferne einen Felsen erblicke, wo direkt auf der Kante des steilen Abhangs ein Gebäude steht. Ohne eine Vorstellung zu haben was mich erwartet, fahre ich dort hoch und mein Weg endet für heute am Mont Revard. Von diesem Aussichtspunkt hat man einen 300° Rundumblick über den Lac du Bourget mit Aix-les-Bains, bis in die weite Ferne Zentralfrankreichs. Im Rücken thront als mächtiger Klotz des vereiste Massiv des Mont Blanc. Ich bleibe stundenlang dort und schaue mir dieses Landschaftsspektakel an, während langsam die Sonne untergeht. Zwei Kilometer unterhalb des Mont Revard gibt es eine Gruppenunterkunft, Gite de Groupe, bei einer Schlittenhundezüchterin, Mikias. Die Unterkunft ist sehr nett und günstig, das gemeinsame Zusammensitzen mit anderen Gästen im großzügig ausgebauten Dachgeschoß macht Spaß.



Am nächsten Morgen trete ich nochmal kurz den Anstieg zum Aussichtspunkt hoch und genieße einen letzten Blick von diesem wunderbaren Ort, vielleicht einer der beeindruckendsten Ausblicke den ich bislang auf Reisen erlebt habe. Es folgt eine Etappe zum Lac d`Annecy. Zwischendurch gibt es zwei Schluchten zu bewundern, mit den interessanten Brücken Pont de l`Abime und Pont du Diable. Letztere überspannt eine Schlucht von vielleicht 30 Metern Tiefe, aber nur 1 Meter Breite.



Über den Col de Leschaux erreiche ich den Lac d`Annecy. Es gibt eine Fahrradstraße, die fast um den gesamten See führt, autofrei, zweispurig, breit und sehr oft direkt am Ufer. Annecy ist eine sehr sehenswerte, alte Stadt mit gutem Essensangebot.



Die Mittagspause verbringe ich bei sengender Hitze auf der Terrasse eines Restaurants und genieße Tartiflette, einem Auflauf aus Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Sahne, Sahne, Sahne und einem ganzen zerlaufenden Reblochon darüber. Tolle Sache, wenn das Thermometer nicht 38 ° C anzeigen würde und ich mich nicht auch noch den Col de la Forclaz am Ostufer des Sees hochkämpfen möchte, bei bis zu 15 % Steigung. Das hat zur Folge, daß ich doch ziemlich fertig oben ankomme, aber vom Ausblick am Aussichtspunkt für alle Mühen belohnt werde.






Am letzten Tag der Reise führt mich mein Weg in der Frühe am Ostufer des Lac d`Annecy entlang, nochmal in die Altstadt, dieses mal ohne Menschen und weiter nach Norden.



In der Molkerei in Villaz kaufe ich Käse für Zuhause ein und nehme mit Le Saleve die letzten Steigungen auf dem Weg nach Genf in Angriff. Dort gibt es nochmal einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf Genf.



Die Einfahrt nach Genf finde ich wieder total nervig, überhaupt ist es sehr laut und hektisch. Ich beschließe die nächste Bahnverbindung nach Basel zu nehmen und entscheide mich daher für 2 Stunden Zwischenstopp in Bern. Sehr schön, gemütlich, sauber, ruhig, keine Hektik. Von einer Brücke über die Aahre habe ich einigermaßen Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau, dann geht es weiter mit dem Zug nach Basel.



Im völlig überhitzten und stickigen Bahnhof in Basel nehme ich mir eine Zeitung, setze mich auf den Boden und lese von dem Abschuß eines Linienflugzeugs über der Ukraine. Drei Polizeibeamte sprechen mich an, ob es mir gut geht, ob ich Ihre Sprache verstehe. Alle Bedingungen erfülle ich. Dann sagt einer zu mir: „Sie dürfen hier nicht auf dem Boden sitzen.“ Was, wie bitte? „Sie dürfen hier nicht auf dem Boden sitzen. In der Schweiz ist es verboten, auf dem Boden zu sitzen“. Jetzt verstehe ich nix mehr und fahre mit dem Zug heim.


Am nächsten Tag muß ich wieder zur Arbeit, der Tritt auf dem Rad ist schwer. Meine Kollegin ist überglücklich und die Spendenaktion ein voller Erfolg. Viele Kolleginnen und Kollegen haben mitgespielt und waren dabei auch noch sehr großzügig. Das Interesse an Bildern und Erzählungen ist groß.

Die Spendenfahrt bringt 1265 Euro ein, für die Schulkinder in Mwangoi.



Vielen Dank für die großartige Spendenbereitschaft und daß ihr mich so unterstützt habt!

Die nächste Pässetour ist im Sinn…

Weitere Fotos sind hier zu finden

Fotos Cols de Savoie 2014