Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien)

von: Tom72

Re: Radreise Frankreich/Nordspanien (Lyon-Kantabrien) - 20.11.14 12:10

Eine kleine Korrektur muss ich noch nachschieben, bevor es weitergeht: Ich schrieb, dass Bordeaux an der Gironde liegt. Tatsächlich liegt es an der Garonne; Garonne und Dordogne fließen erst etwas flussabwärts (nördlich) zusammen und bilden dann den als Gironde bezeichneten Mündungstrichter.

13. Tag (03.10.2014), Lacanau-Océan - Arcachon

Strecke: 50 km

Fahrzeit: 2 Std. 41 min






Heute und die nächsten Tage geht es nun entlang der Côte d’Argent Richtung Spanien. Bis dorthin besteht die Küste aus einem durchgehenden, über 100 km langen, breiten Sandstrand. Dahinter erstreckt sich eine herrliche Dünenlandschaft, und dahinter ausgedehnte Kiefernwälder. Der Radweg („Vélodyssée“) verläuft ganz überwiegend durch diese Wälder. Man hat daher während der Fahrt keinen Meerblick, kann aber dafür fast die gesamte Strecke vollkommen unabhängig von Straßen fahren. In regelmäßigen Abständen gibt es durch die Dünen Zugänge zum Strand; dazu muss man aber jeweils mehrere hundert Meter über sandige Pfade schieben. Der endlose, breite und abseits der Ortschaften herrlich einsame Sandstrand entschädigt dafür allemal.

Ich habe die französische Atlantikküste bereits zwischen der Bretagne und hier kennen und schätzen gelernt, daher bin ich auf den nun kommenden südlichen Abschnitt gespannt. Eigentlich gefällt mir die Atlantikküste Frankreichs besser als die Mittelmeerküste, vor allem wegen der auch bei schwachem Wind stets aufgewühlten See. Den besonderen Reiz gerade der Côte d’Argent macht die Tatsache aus, dass es direkt an der Küste keine Straßen gibt, so dass eine küstennahe Route nur mit dem Rad möglich ist, und die Strandorte überwiegend von überschaubarer Größe sind, weitgehend ohne Hochhäuser und große Hotelanlagen, und jeweils mit einer bescheidenen Strandpromenade die endlose Dünenlandschaft nur für ein paar hundert Meter unterbrechen.

Die Saison neigt sich dem Ende zu, in den Küstenorten, so auch hier in Lacanau, ist es daher angenehm ruhig, die Strände sind angenehm leer, trotzdem wirkt es noch nicht ausgestorben, zuweilen eher etwas melancholisch. Die Spätsaison ist natürlich auch vorteilhaft für die Quartiersuche. Zum Glück haben die Campingplätze an der Küste noch geöffnet.

Die Radwege (Voies vertes) entlang der Küste sind gut beschildert, teilweise recht aufwendig gestaltet und offenbar überwiegend frisch asfaltiert. Allerdings hat an vielen Stellen die recht neue Teerschicht den Kampf gegen die Wurzeln der Kiefern schon wieder verloren.





Dann folge ich der piste cyclable Richtung Süden. Mir begegnen nur wenige Radfahrer und Spaziergänger. Schön, aber auf Dauer auch etwas eintönig, man sieht nur Kiefernwald.



Manchmal bieten sich Ausblicke auf die Dünen.





Ab und zu gibt es Zugänge durch die Dünen an den Strand. Hier picknicke ich. Außer mir ist weit und breit niemand. Herrlich!











Für die Übernachtung bietet sich Arcachon, der größte Ort an der Côte d’Argent (abgesehen von Bayonne und Biarritz ganz im Süden), an. Es liegt nicht direkt an der Küste, sondern an einer Bucht, dem Bassin d’Arcachon. Ich hatte überlegt, ob ich um die Bucht würde herumfahren müssen, oder ob es eine Fährverbindung über die schmale Mündung des Bassins nach Arcachon gibt, da eine solche in meiner Karte nicht verzeichnet ist. Irgendwie habe ich schließlich erfahren, dass es eine Fähre gibt, die auch Fahrräder mitnimmt. Ich bleibe also an der Küste bis Cap Ferret und finde schnell die Anlegestelle. Hatte ich den gesamten Tag über keine Reiseradler gesehen, ist hier am Landungssteg fast ein Dutzend vollbepackter Reiseräder versammelt, die alle irgendwie auf dem kleinen Bötchen untergebracht werden.





Wir nähern uns Arcachon auf der anderen Seite der Bucht.



In Arcachon angekommen, bin ich doch nicht ganz zufrieden; ich hätte lieber in einem der kleinen Strandorte vorne an der Küste übernachtet. Aber immerhin gibt es hier einen Campingplatz. Obwohl die gesamte Küstenregion überwiegend flach und maximal leicht hügelig ist, geht es zu dem Viertel, in dem der Campingplatz liegt, ziemlich lange und steil bergauf.

Nach dem Zeltaufbau rolle ich wieder hinunter und suche mir an der Uferpromenade ein Restaurant. Es ist wenig los, und ich esse ein relativ teures Fischgericht, das keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Aber als ich mich auf dem Weg zurück zum Zeltplatz noch auf ein Guinness vor einem Irish Pub niederlasse, komme ich noch mit einem jungen Franzosen in ein interessantes Gespräch. Er lebt und arbeitet in Paris und hat wie ich kein Auto und fährt gerne und viel Fahrrad. Er liebt das Großstadtleben nicht und fährt deshalb fast jedes Wochenende mit dem Zug hierher nach Arcachon, wo er irgendwie auch ein festes Domizil hat (Arcachon ist der Endpunkt einer TGV-Verbindung, von Paris aus in etwa vier Stunden zu erreichen).



Fortsetzung folgt…