Thessaloniki-Rosenheim - Teil 3

von: Keine Ahnung

Thessaloniki-Rosenheim - Teil 3 - 04.07.15 15:44

Und nun der dritte und letzte Teil ...

Tag 13: 125 km / 2150 m

Über die beeindruckend große Brücke fuhr ich von Krk bei recht wenig Verkehr zum Festland zurück – offensichtlich schlafen die Touristen länger als ich. Nach Kraljevica ging es weiter entlang der Bucht bis oberhalb von Bakal. Dieses letzte Stück meiner Tour in Küstennähe war sehr industriereich und von den Öltanks kam unangenehmer Geruch, so dass mir der Abschied vom Meer nicht zu schwer fiel. Schließlich entfernte ich mich von der Küste und fuhr zunächst weiter dem EV8 folgend, den ich bei Rupa Richtung Slowenien verließ.







Kurz hinter Rupa ging es über die slowenische Grenze. Die Autos wurden alle zurückgeschickt, was einiges Chaos verursachte. An der Grenzstation, zu der ich trotzdem weiterfuhr, wurde mir gesagt, dass es einen Unfall gegeben hätte. Ich wurde mit "Bicycle o.k." durchgewinkt. Ich konnte an der kilometerlangen Schlange vorbei bis zum Unfallort fahren, wo es offensichtlich heftig gekracht hatte. Zwei entgegenkommende Autos waren in der Senke offensichtlich bei hoher Geschwindigkeit zusammengestoßen. Wieder entlang einer langen Auto- und Wohnwagenschlange ging es dann weiter.





Slowenien gehört inzwischen zu meinen Favoriten und ich kann das Land für Radtouren durchaus empfehlen. Durch die schöne Landschaft ging es auf guten Straßen weiter bis nach Skoflje. Dort sollte es einen Campingplatz geben. Schon einige Kilometer zuvor wurde der Platz sogar auf Schildern angekündigt und ich freute mich schon auf eine Nacht im Zelt. Auf dem letzten Schild vor dem Campingplatz war dann ein Zettel mit dem Hinweis, dass der Platz erst zwei Tage später aufmachen würde. Also bin ich weiter bis Divaca gefahren, wo ich in einer Pension übernachtet habe.










Tag 14: 125 km / 1500 m

Weiter ging es über Dolenja Vas, Jakovce und Stjak parallel zum Fluss Hudournik Rasa. Von dort folgte ich parallel dem Fluss Branica nach Branik, wo man den österreichisch-ungarischen Einfluss z. B. an einer Gedenktafel für einen K. u. K. Generalmajor erkennen konnte. In Rence gab es dann auch einen Militärfriedhof, in dem mehr als 1600 österreichische Soldaten beerdigt wurden, die in dem dortigen Soldatenkrankenhauses während des ersten Weltkriegs gestorben waren.









Kurz nach Nova Gorica überquerte ich den Fluss Soca, den ich letztes Jahr schon bei meiner Tour von Venedig nach Bremen kennengelernt hatte. Für gerade einmal 1.5 km ging es dann durch Italien, wobei die Straße links und rechts eingezäunt war und Fotografieren mit einem Schild untersagt wurde. Was ich hier spannendes an der EU-internen Grenze hätte sehen können, ist mir ein Rätsel.







Die Landschaft danach hat mir sehr gut gefallen. Sanfte Hügel, auf denen zum Teil kleine Ortschaften oder Kirchen platziert waren, soweit man blicken konnte. Überall an der Straße gab es Stände an denen Kirschen angeboten wurden. In Dobrovo wurde gerade ein Kirschenfest gefeiert und es waren Buden und Tische aufgebaut wurden, an denen es diverse Dinge zu kaufen gab. Von Dobrovo fuhr ich nach Neblo und kurz danach erneut über die Grenze nach Italien, allerdings diesmal für einen etwas längeren Aufenthalt als beim ersten Mal.













Auf einer "Bimobis-Route" wollte ich bis Cividale im Friaul fahren, was nicht immer ging, da diese Strecke zum Teil noch in Planung ist und daher nicht überall gut befahrbar war. Ein Stück führte mich 15% eine gute Straße hoch. Oben war dann eine Sperre und ein Schild vorzufinden, das darauf hinwies, dass der weitere Weg nicht befahrbar sei. Ich bin dennoch weiter gefahren. Zunächst war der Weg geteert, doch dann ging er in einen Waldweg über, der eigentlich auch ganz in Ordnung war. Ein kleiner Erdrutsch hatte allerdings einen Teil des Weges zerstört, so dass ich mein Gepäck abnehmen und Fahrrad und Taschen einzeln durch die entstandene Senke tragen musste. Schön war der Weg trotzdem.







Etwas später bin ich dann aber doch auf die Straße ausgewichen, da mir der "geplante" Weg doch zu abenteuerlich wurde. In Cividale fing es an zu regnen. Zum Glück hörte es aber bald wieder auf und ich konnte ohne Regenkleidung bis kurz vor Specognis am Fluss Fiume Natisone fahren, wo ich in der Herberge Alla Trotta übernachtete. Der Campingplatz kurz zuvor war leider ebenfalls Anfang Juni noch geschlossen traurig . Das war nun schon der dritte geschlossene Campingplatz vor dem ich auf meiner Tour gestanden war.










Tag 15: 135 km / 2250 m

Bei zum Glück trockenem Wetter ging es in der Früh nach einem typisch italienischen Frühstück wieder auf das Fahrrad. Zwischenzeitlich kam sogar die Sonne heraus. Entlang des Natisone, eines Nebenflusses des Torre, ging es zur slowenischen Grenze. Vorbei an Wasserfällen, tiefen Schluchten und schöner Berglandschaft ging es entlang des Soca-Flusses danach wieder Richtung Italien. Die Grenzübergänge waren alle nicht bewacht und so konnte man häufig nur an den Schildern sehen, dass gerade wieder die Grenze überschritten wurde. Diesen Grenzübergang erreichte ich nun nach Bovec, dem Koritnica-Fluss durch die Julischen Alpen folgend. Ein ganzes Stück lang hat mich ein MTB-Fahrer aus Italien begleitet, der in Slowenien Urlaub machte, und der überrascht war, dass ich bis oben mit ihm gut mithalten konnte. Kurz vor der Grenze am Predilpass fing es an zu regnen. Unter dem Dach der ehemaligen Grenzstation – die nicht besetzt war – waren bereits Motorradfahrer und zwei MTB-Fahrer dabei, die Regensachen anzuziehen. Ich schloss mich dem an und war bei der Abfahrt froh darüber. Zum Teil musste ich kurz anhalten, um den Regen von Brille und Visier zu wischen, sonst wäre der Weg nach unten zum Blindflug geworden.



















Ich war froh, dass der Regen auf dem Weg nach Österreich etwas nachließ. Dennoch war mir klar, dass bei diesem Wetter, die Variante über die Nockberge, die ich eigentlich fahren wollte, wahrscheinlich "ins Wasser fallen" würde, was sich letztendlich leider bestätigte traurig . Nach dem Grenzübergang bei Thörl ins Gailtal gab es nur noch wenige Regenschauer und die "Windische Höhe" konnte ich ohne Regen erklimmen. Die fast 3 km, die mit 18% Steigung angezeigt wurden, waren tatsächlich recht steil und wohl durchwegs im zweistelligen Prozentbereich, aber nur kurzzeitig bei knapp 20%.















Bei der Abfahrt zur Drau ging der Regen wieder los und kurzzeitig war die Stimmung etwas gedrückt verärgert , im Wesentlichen wegen der Einsicht, dass die Nockberge ohne meinen Besuch auskommen mussten, da ich sie wohl sowieso in Wolken und Nebel nicht hätte sehen können. Entlang der Drau ging es bis Spittal, so wie vor Matthias (Veloträumer) Hinweis auf die Nockberge eigentlich schon geplant. Dort übernachtete ich in der Pension Hübner. Diesmal hatte ich mich gar nicht nach einem Zeltplatz umgesehen. Das Wetter lud nicht gerade zu einer Nacht im Freien ein.










Tag 16: 125 km / 1550 m / Zug: 10 km

Der folgende Tag begann mit Regen und dieser hielt fast ohne Unterbrechung an, bis ich den letzten Anstieg nach Mallnitz im Nationalpark Hohe Tauern zu bewältigen hatte. Zunächst ging es kurz weiter an der Drau, von wo ich ins Mölltal abbog und der Route folgte, die ich letztes Jahr bei meiner Tour von Venedig nach Bremen schon gefahren war. Allerdings ging es diesmal nicht Richtung Großglockner Hochalpenstraße weiter, sondern Richtung Mallnitz. Beim Anstieg begegnete mir wieder einmal eine Radreisende aus der Schweiz, die mir entgegenkam und die auf dem Weg an die Adria-Küste war. In Mallnitz kaufte ich mir am Automaten für 4.50 Euro zwei Tickets, eines für mich und eines für mein Fahrrad, um beim Einstieg in die Tauernbahn darauf hingewiesen zu werden, dass ich beim Häuschen, an dem die Autofahrer ihre Tickets kauften, ein Ticket für 5 Euro hätte erstehen sollen. Ich stellte mich auf stur und wurde mitgenommen.









Nach dem Tauerntunnel schwang ich mich in Böckstein wieder aufs Rad und fuhr durch die diversen "Gasteins" mit kleinen Gegenanstiegen stetig bergab. Ich bin übrigens froh, dass ich nicht durch Bad Gastein Richtung Böckstein habe fahren müssen. Dieser Ort hat ein paar verdammt steile Straßen zu bieten. Ein schweizerisches Ehepaar, welches mit den Rädern am Ortseingang von Bad Gastein stand, kündigte bereits an, dass sie vorhätten, das Rad hochzuschieben. Dem EV7 und Alpe-Adria-Radweg folgend ging es durch Sankt Johann im Pongau und Bischofshofen nach Pfarrwerfen in die Pension "Vocario", die ich durchaus empfehlen kann. Erfreulich fand ich, dass das Wetter inzwischen besser geworden war. Laut Wetterauskunft saß das schlechte Wetter aber weiterhin in den Nockbergen fest. Es war offensichtlich eine gute Entscheidung gewesen, diese diesmal zu meiden.
















Tag 17: 145 km / 1450 m

Am letzten Tag war es nicht wirklich warm, aber trocken und zunehmend sonnig, was mich natürlich sehr freute lach . Ein ganzes Stück lang fuhr ich zusammen mit einem älteren niederländischen Paar, bevor ich dann wieder mit etwas höherem Tempo alleine meinen Weg fortsetzte. Gewürzt mit ein paar Gegenanstiegen ging es relativ gemütlich der Salzach entlang bis Salzburg, wobei die Route entlang des Mozart-Radwegs, vorbei an den Schlössern Hellbrunn und Frohnburg, sehr zu empfehlen ist. Der Weg zum Ziel in Rosenheim folgte bis Siegsdorf dem Mozartradweg, der zum Teil gemeinsam mit dem Via Julia und D11 verlief. Die Anhäufung der Ortsnamen mit "-berg" (Allerberg, Wildberg, Schwarzenberg) verrieten schon, dass sich das Ziel nicht kampflos erobern ließ. So waren doch noch einige Hügel zu erklimmen, bevor die letzten Kilometer in das eher flachere Gebiet um Rosenheim führten.

















Nach Siegdorf folgte ich ein Stück dem Salinenradweg über Gries, Grassau und Bernau am Chiemsee – den Chiemsee konnte ich nur aus der Entfernung bewundern. In mehr oder weniger großem Abstand von der A8 schwenkte ich in Achenmühle zum "Zieleinlauf" nach Rosenheim ein. Hier gönnte ich mir im Hotel Goldener Hirsch die bislang teuerste Übernachtung.










Tag 18: 25 km / 25 m / Auto: ca. 850 km

Da sich bereits vier Tage zuvor herausgestellt hatte, dass eine Reservierung eines Fahrradstellplatzes auf allen Zugverbindungen nach Bremen von Donnerstag bis einschließlich Montag nicht mehr möglich war böse , hatte ich schon unterwegs ein Mietauto reserviert. Dieses brachte mich für einen Gesamtpreis (inkl. Tankkosten) von ca. 150 Euro zuverlässig zur Mietstation am Bremer Flughafen, wo ich dann die letzten 25 Kilometer mit einem Gesamtanstieg von etwa ebenso vielen Höhenmetern aber bei ziemlichem Gegenwind vor die Haustüre fuhr. Diesen Wind hatte ich keine Minute auf meiner Tour vermisst und ich könnte auch in Zukunft gerne darauf verzichten …








Nun bin ich wieder zuhause. Der Bericht hat etwas auf sich warten lassen, da die drei Wochen Abwesenheit einen Berg an Arbeit haben anwachsen lassen, durch den ich mich nun mühsam hindurchkämpfen muss. Zur Zeit sind aber wahrscheinlich sowieso etliche potentielle Leser mit dem Rad unterwegs (schöne Radtour an Euch alle!!!). Da waren mir die Berge im Balkan schon lieber. Ich hoffe, ich konnte mit meinem Beitrag hier einige interessante Hinweise liefern und mich damit auch bei all denen bedanken, die mir bei der Vorbereitung behilflich waren und mir hoffentlich auch für kommende Touren interessante Tipps geben werden.