Re: Tochter und Vater am Main, Mainz bis Hanau

von: Der Wolfgang

Re: Tochter und Vater am Main, Mainz bis Hanau - 14.08.15 10:34

Wir starten zum ersten Tag. Von Mainz bis nach Hanau / 67,78 km



Die erste Nacht verbringen wir auf einer Insel gegenüber der Domstadt Mainz. Bei der Anfahrt zum Campingplatz konnten wir einen Blick auf die Zeltwiese werfen. Unser erster Eindruck, eindeutig ein Radlertreffpunkt. An der Anmeldung steht das nächste Pärchen mit ihren Rädern. Bis wir das Zelt aufgebaut haben, ist die Gesellschaft um weiter zwei Pedaleros angewachsen. Masse macht anonym. Wir sprechen nicht miteinander. Aufziehender Regen treibt uns dann auch früh unter in unser Zelt. Das neue Zelt hält dicht und schnell sind wir im Land der Träume verschwunden.



Hier gehts Los

Wir haben für diesen Morgen keine Brötchen bestellt. So bleibt nur eine schnelle Tasse Kaffee bevor wir das ganze Durcheinander wieder in seine Taschen zurück verstauen. Die ersten Tage einer Tour dauert das Packen immer etwas länger. Immerhin waren wir schnell genug, um vor dem ersten Regenschauer alles verpackt zu haben. Die halbe Zeltercommunity ist auch beim Packen. Wer etwas länger geschlafen hat, rast nun hektisch zwischen Zelt und Taschen hin und her, um vor den dicken Tropfen zu retten, was gerettet werden kann. Wir warten noch etwas unter dem Dach bei den Waschbecken und schauen dem Gewusel zu. Dann lässt der regen nach und wir verlassen als Erste den Platz. Mal sehen, wer uns heute noch von den anderen Radlern begegnen wird.

Schon in Kostheim verlassen wir den Mainrad um das Frühstück nachzuholen. Eine Bäckerei ist schnell gefunden und nach einer ordentlichen Stärkung, suchen wir wieder den Mainradweg. Der Radweg ist schnell gefunden, nur die Treppe hinunter sorgt für große Augen- Faulheit siegt und Umwege stehen nicht auf dem Plan. Kurzerhand schnappen wir uns die Räder und tragen sie die Stufen hinunter zu unserem Weg.



Flieger im Minutentakt

Karte und Navi mit Mainradweg-App bleiben unangetastet. Die Ausschilderung ist perfekt und in hessischer Art sind alle Schilder eine Nummer größer als gewöhnlich. Weinberge, Auenlandschaft und zwischendrin etwas bewohntes Gebiet. Das wir durch eine der dichtbewohntesten Regionen, mit viel Industrie fahren, bleibt fast verborgen. Irgendwann fällt dann allerdings doch der Lärm auf, der sich vom Himmel herunter über die Landschaft legt. Im Minuten Takt spukt der Frankfurter Flughafen eines seiner fliegenden Kisten aus.

In Höchst wechseln wir auf die andere Seite des Mains. Gebaut für den Autoverkehr und den Radfahrern vorbehalten, fahren wir über eine Brücke die die Industrieanlagen der Chemiewerke in Höchst verbindet. Züge und der Werksverkehr fahren auf ihren eigenen Fahrspuren. Durch einen großen Zaun hermetisch abgeriegelt. Uns ist s recht, macht das es doch so richtig Spaß sich auf den weiten Fahrspuren richtig breit zu machen. Schon kurz hinter Höchst wird es schon wieder grün. Obstgärten, kleine Weizenfelder, schon abgeerntet, Büsche und Wiesen liegen am Weg. In einem Park machen wir eine Pause. Wenn auf der Karte nicht die Industrieanlage hinter unserem Rücken eingezeichnet wäre, wir würden sie nicht bemerken.



Hallo Frankfurt

Dann lassen sich die Hochhäuser der Mainmetropole zum ersten Mal erblicken. Es wird noch einige Abzweige dauern, bis wir die Bankenstadt erreichen. Aber auch hier ist alles perfekt beschildert. Auch auf den letzten Kilometern in die Stadt hinein, ist von Verkehr nur selten etwas zu spüren. Wir radeln durch Kleingärten mit Blick auf Wohnsilos und dann stehen plötzlich direkt gegenüber der City. Hier machen wir die obligatorischen Fotos mit uns und der Skyline und lassen uns dann vom Mainufer und seiner urban lässigen Welt verschlucken. In bester Lage auf der Promenade in Sachsenhausen, ist für den Spaß der Kinder gesorgt. Hüpfburgen, Rutschbahnen, Schminken und was sonst noch alles Spaß macht, wird hier geboten. Wir trubeln uns schiebend mit den Rädern durch.

Kurz nachdem wir Frankfurt verlassen haben, wird es eher trist. Durch Offenbach lassen wir uns vom Rückenwind und Regen getragen durchpusten. In Bürgel ist eine Tankstelle die letzte Rettung vor dem Verhungern. Der Spessart lässt sich in der Ferne schon erahnen, als wir bei Hanau vor den massiven, verschlossenen Toren unseres ausgewählten Campingplatzes stehen. Gerade bemerken wir den Zettel mit einer Telefonnummer am Tor, als uns ein kleines Mädchen den Eintritt gewährt. „Wir können hier ruhig schon mal unser Zelt aufbauen, begrüßt sie uns. Das stört niemand und irgendwann wird schon jemand kommen. Wir nehmen die Einladung dankende an. Bevor wir jedoch das Zelt aufbauen, wählen wir die besagte Nummer. „Klar können wir schon mal aufbauen, sagt uns eine überaus freundliche Stimme. Ich komme dann auch gleich vorbei.

Noch bevor wir die erste Tasche von Rad abgehängt haben, kommt ein älterer Herr auf uns zu, begrüßt uns freundlich und weist uns in den Platz ein. Das Zelt sollen wir aufbauen wo es uns gefällt, die Duschen sind in dem kleinen Häuschen, aber Achtung dort gibt es kein Trinkwasser. Das könnt ihr hinter dem Haus am Spülbecken holen. Nachdem er uns noch die gebühren mittgeteilt hat, lässt er uns wissen dass er später dafür wieder kommt. Aber bitte immer mit der Ruhe. Kurz nach uns, steht ein Pärchen aus Holland an der Tür. Sie sind den Main hinunter gefahren und wollen morgen noch auf den Campingplatz von dem wir gestartet sind. Dort steht ihr Camper. Dann entdecke ich noch zwei weitere Radfahrer vor dem Tor und übernehme den Job des kleinen Mädchens. Auch wir tauschen uns noch etwas aus. Die Anonymität der Radlermasse ist hier verschwunden.

Auf ein Eis geht es dann noch über den Main nach Hanau, bevor wir zufrieden unser Nachtlager aufsuchen. Mal sehen ob Flugzeuge zählen beim Einschlafen auch hilft. Wir schlafen in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens.

Die nächsten Tage folgen bald.