Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika

von: Tom72

Re: île de Beauté - Südostfrankreich und Korsika - 24.09.15 14:46

5. Tag (03.09.2014), Die - Lus-la-Croix-Haute

Strecke: 42 km

Fahrzeit: 3 Std. 16 min.

Höhenmeter: 940


Heute werde ich das Vercors in westlicher Richtung über den Col de Grimone (1318 m) verlassen und bin dann bereits in den Alpen.

In Die ist heute morgen Markt. Da ich immer gerne die Gelegenheit wahrnehme, mich für unterwegs mit regionalen Produkten zu versorgen, erstehe ich ein dickes Stück Schinken, das mir die kommenden Tage fürs mittägliche Picknick dient.



Es geht also nun wieder in die Berge.







Auch die Strecke über den Col de Grimone bietet im unteren Abschnitt eine spektakuläre Schlucht, die Gorges des Gâts.









Bedrohlich hängen die Felswände über der Straße; hier der Blick fast senkrecht nach oben:







Solange es im Vercors noch solche abenteuerlichen Strecken gibt, lässt sich der „Verlust“ des Abschnitts durch die Grands Goulets vielleicht verschmerzen…



Auch die Teilnehmer einer Oldtimer-Veranstaltung genießen die spetakuläre Strecke; ich werde von einem Dutzend schicker historischer Sportwagen überholt.



Und auch weiterhin verläuft die Straße wie an und in den Fels geschmiegt.



Das Tal weitet sich, und über etliche Serpentinen erreiche ich die Passhöhe des Col de Grimone bei 1318 m.







Die Abfahrt ist recht kurz, es geht aber auch nur auf gut 1000 m hinab (mein heutiger Startpunkt Die lag dagegen auf ca. 400 m).



Ich treffe auf die Departementalstraße 1075, die von Norden, von Grenoble, kommend, ein paar Kilometer nördlich den Col de la Croix Haute überquert. Für mich geht es nun aber auf selbiger Straße Richtung Süden weiter. Aber jetzt suche ich erstmal ein Nachtquartier. Etwas abseits der Hauptstraße, im netten kleinen Ort Lus-la-Croix-Haute, gibt es zwar auch einen Campingplatz, aber ich habe heute keine Lust zum Zelten. Im sehr einfachen, aber auch sehr sympathischen Hotel zu den Drei Murmeltieren (Les trois Marmottes) bekomme ich ein sehr preiswertes Zimmer (meiner Erinnerung zufolge 30 €, wäre mir Dusche und WC im Zimmer wichtig gewesen, nur unwesentlich mehr). Wie ich es schon mehrfach in einfachen Hotels in Frankreich erlebt habe, gibt es jeden Abend nur ein Menü, das wird dann aber auch sehr ordentlich und lecker zubereitet. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, was es an diesem Abend war, ich weiß nur noch, dass es irgendetwas Regionaltypisches war und sehr gut geschmeckt hat.

6. Tag (04.09.2014), Lus-la-Croix-Haute – Lac de Serre-Ponçon

Strecke: 82 km

Fahrzeit: 4 Std. 43 min

Höhenmeter: 893


Schon gestern Abend habe ich mit dieser netten zum Hotel gehörigen Hundedame Bekanntschaft gemacht. Sie hört auf den Namen Jette und ist äußerst verspielt. Beim Frühstück interessiert sie sich für mein Croissant und hat es wenige Sekunden nach dieser Aufnahme auch tatsächlich von meinem Teller geschnappt.



Das Hotel „Les trois Marmottes“



Heute soll es, überwiegend über große Hauptstraßen, Richtung Süden und dann ostwärts nach Gap und möglichst noch ein ganzes Stück weiter nach Osten gehen. Ich verlasse Luz, erreiche wieder die D 1075 und folge ihr südwärts.



Hier beginnt die Region Provence Alpes Côte d’Azur.



Die Straße verläuft mit leichtem Gefälle dem Flüsschen Grand Buëch folgend in einem weiten Tal, das langsam enger wird.



Schilder kündigen bereits die hochalpinen Skistationen an.



Ich verlasse das Tal des Buëch. Es geht über die D 994 B über einen kleinen Pass, den Col des Eygaux, der nach nur gut 100 Höhenmetern erreicht ist.





Nach kurzer Abfahrt erreiche ich den kleinen Ort Veynes. Über der Hauptstraße hängen, trotz der Jahreszeit an Weihnachtsschmuck erinnernd, sternförmige Kunstwerke. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass sie aus leeren, farbigen Kunststoffflaschen bestehen.



Sanft ansteigend folge ich der D 994 nach Osten Richtung Gap.



Schließlich bietet sich ein fantastischer Blick auf Gap, die größte Stadt in diesem Teil der Alpen. Es folgte eine herrliche, lange Abfahrt hinunter in die Stadt.



Die Innenstadt von Gap ist es wert, hier kurz zu verweilen und sich zu stärken.



Ein gutes Stück Richtung Osten sollte ich es heute aber noch schaffen. Ich erhalte Informationen, dass der nächste Campingplatz am Ufer des Stausees von Serre-Ponçon liegt. Das klingt doch recht verlockend. Also weiter Richtung Stausee. Über die N 94 erreiche ich nach knapp 20 km Chorges, und von hier führt ein kleines, kaum befahrenes Sträßchen (D 3) entlang des Westufers des Sees mit schönen Ausblicken.



Die Straße steigt allerdings zunächst stark an, ich muss über einen Pass von gut 1100 Metern.



Es folgt eine lange Abfahrt mit weiteren herrlichen landschaftlichen Ausblicken,



dann erreiche ich den immer noch recht hoch über dem Seeufer gelegenen Camping „la Viste“.



Es ist eine Vier-Sterne Anlage, die sogar ein Schwimmbad hat und einen traumhaften Blick über den Stausee und die umliegenden Bergwelt bietet.



Das Schwimmbad ist um diese Jahreszeit bereits geschlossen. Für mich entscheidender ist, dass das zum Campingplatz gehörige Restaurant geöffnet ist, denn einen Ort mit Gastronomie scheint es in der Nähe nicht zu geben. So kann ich bei einem leckeren Menü auf der Terrasse des Campingplatzrestaurants den Tag mit dem Blick auf den Lac de Serre- Ponçon und das von der Abendsonne in rötliches Licht getauchte gegenüberliegende Gebirgsmassiv ausklingen lassen.



7. Tag (05.09.2014), Lac de Serre-Ponçon – Barcelonnette

Strecke: 45 km

Fahrzeit: 3 Std. 12 min

Höhenmeter: 791


Nun bleiben mir noch drei Tage, in denen ich Nizza erreichen muss. Heute ist das Ziel Barcelonnette. Dort treffe ich auf die Route des Grandes Alpes, die vom Genfer See an die Côte d’Azur über etwa ein Dutzend berühmter und bei Radsportlern beliebter Alpenpässe, darunter mehrere Zweitausender, führt, wie den Col du Galibier, Col d’Izoard und Col de Vars. Einige der Pässe sind durch die Tour de France legendär geworden. Ich werde dieser Strecke allerdings ab Barcelonnette nur über einen der Pässe, den Col de la Cayolle (2326 m), und dann dem Tal des Var abwärts an die Küste folgen.

Etwas unterhalb des Campingplatzes befindet sich die Staumauer des Lac de Serre- Ponçon. Hier fließt die Durance aus dem Stausee, die schließlich in die Rhône mündet.





Bei Espinasses erreiche ich das Ufer, dann geht es parallel zum Südufer Richtung Osten.
Die Straße (D 900 B) steigt stetig an. Landschaftlich ist die Strecke traumhaft.





Die Straße verläuft nun mehrere Hundert Meter oberhalb des Stausees. Der Blick ist fantastisch.





Kaum vorzustellen, dass diese grandiose Bergregion nur wenige Monate später auf tragische Weise in die Schlagzeilen geraten ist – der Absturz des Germanwings-Flugs im März 2015 hat sich nur wenige Kilometer südlich von hier ereignet.

Auf einem Rastplatz vertilge ich das letzte Stück des Schinkens, den ich mir vor drei Tagen in Die auf dem Markt gekauft habe.



Weiter geht es nach Barcelonnette das Tal der Ubaye aufwärts, einer der beiden Flüsse, die den Lac de Serre-Ponçon speisen (der andere ist die Durance).





Ich erreiche Barcelonnette; auf dem Eingangsschild ist der Ortsname auch auf Provenzalisch angegeben.



Obwohl es auch einen Campingplatz gibt, ist mir heute nicht nach Zelten zumute. Ich finde direkt im Ortszentrum ein preiswertes Hotel.



Der Ort gefällt mir auf Anhieb. Es fällt auf, dass unter den zahlreichen Touristen, die die Terrassen der Restaurants um den zentralen Platz bevölkern, auch viele Radfahrer sind – wegen ihrer berühmten Pässe ist gerade diese Region ein beliebtes Radsportrevier.



Mein Abendessen vor einem der zahlreichen Restaurants im Ortszentrum muss ich nicht alleine einnehmen – am Nachbartisch sitzt ein ebenfalls alleinreisender Radfahrer, ein junger Australier, der zur Zeit in Zürich lebt und arbeitet und die Route des Grandes Alpes komplett vom Genfer See bis an die Côte d’Azur fährt, mit dem Rennrad und wesentlich weniger Gepäck als ich. Für ausreichend Gesprächsstoff ist also gesorgt.

Fortsetzung folgt...