Re: USA im Frühling: Washington

von: veloeler

Re: USA im Frühling: Washington - 28.06.16 10:12

Washington

...nicht zu verwechseln mit Washington D.C., der Hauptstadt!

Auf der Insel ist es flach und die Strasse verkehrsfrei - die nächsten drei Autos von der Fähre kommen erst in 55' zwinker

Zmorge.

Mit Rückenwind fährt es sich teilweise wellig und meistens schnell nach Osten dem Fluss entlang.

Ein paar Mi mit einigem Bergauf inland nach Castle Rock, wo ich das Zmittag neben einer jungen Deutschen Radlerin (alle drei Amerikas) esse.

In Toledo kaufe ich im falschen Shop Znacht und im SP ist der Camping ganz gut versteckt - der HB dafür dann gut gelegen. Der Ranger meint mit seinem Hund vorbeispazierend, dass ich gerade den gesamten Park für mich alleine hätte.
Leider kommt kein warmes Wasser aus der Dusche. Dann eben weiterstinken. Mit dem spärlichen Handyempfang gelange ich an die Wetterprognose und buche mir für morgen ein Motelzimmer...

Mit Alyson, welche aufgrund von Lawinengefahr von der Sierra Cascade Route abweichen muss, verstehe ich mich gut.

Wecker wetterbedingt auf ohmannistdasfrüh.
Zzzzz um 1930.
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3/4h vor Sonnenaufgang starte ich zu einer wahrscheinlich weiteren aussergewöhnlichen Etappe. Die Strasse ist nass und oben sehe ich ein paar Sterne.

Es hat so wenig Verkehr, dass ich mich für die Alternativroute direkt entscheide. Den Entscheid, die paar Mi weniger zu fahren, werde ich nicht bereuen.

Flach!

Sonne! Und gleichzeitig einer der ganz seltenen Verfahrer der Tour: Ein paar Sekunden später fahre ich hier zurück zwinker

Mit kaum merklichem Gegenwind gebe ich etwas Druck auf die Pedalen. Ausser für ein paar (nicht alle...) Stopschilder und rote Ampeln setze ich den Fuss nur drei Mal auf den Boden: Kurz nach Elma, nach 50mi, für einen Snack und zweimal für die Navigation wie vermeide ich so viel US12 wie möglich .

Frühling

Nach 3mi auf der Hauptachse steht Welcome to Aberdeen über der Brücke. Exakt dort beginnt der Regen. 1000 Yards sindwären es bis zur Unterkunft. Da es gerade 0900 Uhr ist gibt es erst einmal Zmorge, Steak kommt gerade recht zwinker . Um die Tageszeit bereits 75mi zurückgelegt zu haben und am Tagesziel zu frühstücken ist in der Tat nicht normal.

Warten.
Zufälle gibt es: Der in der Agglo von Las Vegas getroffene Radler aus Vancouver hat (unabhängig von mir!) den gleichen Flug nach Europa gebucht. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich die letzten Nächte in seinem Haus verbringen und mir den Weg zum Flughafen nicht selber suchen lach
Im immer noch gleichen Lokal (siehe Foto, der Ort(=Tisch) ist gut) gibt es dann auch noch die zweite Mahlzeit des Tages.

Das Motel wird gerade umgebaut: Zweibettzimmer im Obergeschoss.

Waschen. Routenplanung (das wird ganz schön kompliziert in ein paar Tagen). Zweites Loch in der Matte flicken.
Skype klappt leider nicht. Telefon muss reichen. schmunzel

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Mit erstaunlich wenig Verkehr und 0 Holztransportern geht es nach Westen aus der Stadt und wieder Richtung Meer.

In einem der Touristenorten entscheide ich mich aufgrund eines dort abgestellten beladenen Tourenvelos zum Besuch des Cafés. Der Velobesitzer hat gerade fertiggefrühstückt und fährt nach kurzem Schwatz weiter... Mein zweites Zmorge ist lecker.

Wegrand

Wüste oder Strand?

Wenige Mi später treffe ich Derek wieder. Wir wollen in die gleiche Richtung und fahren ähnliche Tagesdistanzen: Den Rest des Tages fahren wir zusammen - aufgrund geringen Verkehrsaufkommens meistens quatschend und ich bergab häufig bremsend zwinker

In Quinault gibt es:
- Im Laden ungesundes Zeug
- Im Visitor Center Informationen, welche sich als falsch herausstellen werden
- Die grösste Fichte (der Welt?)
- Einen schönen See
- Eine hohe Jahresniederschlagsmenge und ein bisschen davon auch während unseres Besuchs

Nur wenig weiter: Erdbeeren!

Mittlerweile sind wir in einer ziemlich einsamen Gegend angelangt und geniessen die oft am Wegesrand vorkommenden gelben Blüten (nicht auf dem Foto) und die wärmende Sonne.

Auf dem entgegen unserer Annahme geöffneten South Beach CP schlagen wir unsere Lager auf. Mit Blick auf Strand, Meer und Sonnenuntergang selbstverständlich.

Sonnenuntergang

Mittlerweile auf 47.5 Grad nördlicher Breite gibt es täglich ca. 4.5h länger Sonnenlicht als beim Start der Tour (+ etwas länger Dämmerung).

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0700 mache ich mich auf den Weg. Nach 3mi gibt es (unerwartet) einen Shop und am Aussichtspunkt des Campings wird mir eine bessere Routenoption für heute empfohlen: Statt nach Hoh werde ich zu den Sol Duc Falls gehen (wörtlich zwinker ).

Ruby Beach ist trotz der 20 anderen Anwesenden abgelegen spektakulär.


Veloständer gibts genug zwinker


Durch mein Herumtrödeln habe ich Derek vor mir und bald eingeholt. Wir werden heute wieder gemeinsam 60mi fahren.

In Forks füllen wir die Vorräte auf.

Sein (spontaner?) Ausruf "Ab jetzt fahre ich zurück nach Oklahoma!" im Weiler Beaver, dem nordwestlichsten somit weitesten von seinem Zuhause entfernten Punkt des Hwy 101, wird von zufällig anwesenden Passanten mit Beifall belohnt.

Rückenwind!

Die letzten gemeinsamen Mi fahren wir auf einem Rail Trail. Flach, guter Belag, ruhig. Super.

Zitat:
Dear Derek
Thank you and save travels!

Für mich geht es nun hinauf in den richtigen Regenwald. So richtig nass werde ich dabei nicht.

Der Wanderweg zum Wasserfall ist meistens nicht fahrbar, weshalb ich das Velo die 2*0.8mi (fast) immer stosse/hebe/zerre/... Dass die Linse verschmutzt ist, passt...

Am Wasserfall selbst gibt es verspätetes Zmittag.

Am Wanderweg

Statt auf der 101 fahre ich bergab auf dem Railtrail...
Da dieser kein grosses Gefälle hat, darf ich, um zum Shop in Fairdale zu kommen, 2.5 meistens unasphaltierte Mi zurückfahren im Wissen hier wieder retour zu fahren (also 3x Distanz...). Der Shop ist geschlossen. Erster(?) Einsatz des Wasserfilters auf dieser Tour, denn heute möchte ich wieder einmal wildcampen - der Rail Trail bietet sich dafür an schmunzel .

Der Belag endet mit der parallelen Schotterstrasse (auf der ich den Umweg gefahren habe) und wird zum Wanderweg. Den perfekten Platz fürs Zelt finde ich in weit fortgeschrittener Dämmerung eine Stunde nach Sonnenuntergang.

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An so einem Ort erwachen: unbezahlbar!


Auch das 100m entfernt gelagerte Zmorge ist noch da: Zurück in den Schlafsack zwinker

Manchmal ist der Wanderweg auch...


...ganz gut fahrbar. schmunzel

Gleich neben der Kirche ist am Sonntagmorgen im Blackberry Café in Joyce richtig viel los.


Die Wegbeschaffenheit des Olympic Discovery Trails ist sehr unterschiedlich. Hier eine der besten Passagen was Kurveneinsicht, Belag, Verkehr, Aussicht und Steigung anbelangt.

Irgendwann lande ich dann doch noch auf dem verkehrsreichen Hwy 101 mit nasser Fahrbahn und noch nasserem Seitenstreifen.

Als hätte ich heute nicht schon genug Veloroutenumwege gefahren, entscheide ich mich für einen Umweg für die letzten Mi.

CP: bevor ich mir überhaupt den Platz ansehe, gibts eine Dusche - die habe ich wirklich nötig - seit dem nassen Belag nicht nur des Geruchs wegen. Meine Münze will nicht akzeptiert werden und der gerade Putzende schaltet sie mir einfach frei. Schliesslich sei noch Vorsaison. Statt die Münze anzunehmen, meint er, ich könne ja morgen vor der Losfahrt gleich nochmal profitieren. Und nein, frisch geduscht mit sauberen Kleidern stinke ich nicht zwinker

Ein fast-Einheimischer gesellt sich auch auf den HB - seit zwei Tagen von zu Hause weg und fährt nach Cannon (siehe meinen Kommentar dazu im Post Oregon...).

Und ein paar Mücken...


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Kurz nach Sonnenaufgang bin ich auf dem Weg nach Süden(!). Bis zur angepeilten Fähre sind es etwa 50mi, welche ich verkehrsarm zurücklegen möchte. Dass die Strecke so viel bergauf geht, habe ich nicht erwartet.

Liegevelofahrerfreundliche Brückenbrüstung ist selten.

In Bremerton, nach 45mi, gibts Fastfood-Frühstück. Und ganz spontan einen Videoanruf lach


Mit der Fähre geht es direkt nach Seattle Downtown. Velofahrer bezahlen nur auf der umgekehrten Strecke (Seattle-Bremerton) - ich fahre somit gratis.

Promenade in Seattle

An der Promenade gibt es Lunch und etwas später beim Space Needle, dem vergilbenden Wahrzeichen der Stadt, eine weitere Pause.

Auf dem Interurban North gehts nach Norden. Das ist eine Veloroute mit folgenden Eigenschaften:
- In Zentrumnähe Radstreifen auf einer Hauptachse
- In den Quartieren auf einer zugeparkten Quartierstrasse, wobei der Durchgangsautoverkehr mit einer einfachen Massnahme ferngehalten wird: An jeder grösseren Kreuzung gilt Geradeausfahrt nur für Unmotorisierte gestattet.
- Mehr Frauen als Männer auf Velos. Insbesondere auch bei der Rennvelofraktion.
- Weiter draussen parallel zur I-5, dem Freeway. Nicht immer in Hördistanz, in Amerika sind die Distanzen etwas anders zwinker . Manchmal scheinbar auch auf der Trasse einer S-Bahn der 30er Jahre.

Interurban Veloroute

Für Velofahrer gibts am Verkehrsknoten Höhenmeter statt Autoverkehr

Der Lärm der I-5 dröhnt ins noch kaum benutzte rollstuhlgängige 1-Person-Motelzimmer. Ich falle in einen komatösen Tiefschlaf.

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Ausgeschlafen und mit einer Packung Corn Flakes im Magen stelle ich das Velo vor meine Tür mit dem Schild 146. An der Hausecke steht ein Polizist, was mich noch nicht wundert. Als ich nach dem habe-ich-etwas-liegengelassen?-Zimmerrundgang wieder vor die Tür trete, wird der Gast in Raum 246 gerade von drei Uniformierten herauskommandiert und ich darf Zeuge einer Verhaftung wie in einem US-Film werden.

Perfekter könnte mein Timing für die/eine Fähre in Mukino nicht sein. Bezahlen und statt in den Wartesektor gehts gleich aufs Schiff.
Das Schiff als Letzter zu verlassen, ist eine sehr gute Idee - bis zur nächsten Welle gibts so nämlich keinen Verkehr in meine Richtung. Dieser wird auf der mir als sehr schön angepriesenen Insel bald lästig und ich suche mir Alternativrouten. Statt gutem Belag und Verkehr gibts Gegenwind und Steigungen zwinker .

Whidbey Island. Trüber Tümpel mit glatter Oberfläche.


Whidbey Island. Baustelle.

Der berühmte Ausblick von der Region um Fort Casey über das Meer zu den Olympics ist leider komplett wolkenverhangen.

Der Deception Pass SP ist kurz nach Mittag erreicht. Für den letzten Nachmittag in den USA kaufe ich auch ein Bündel Feuerholz.

Was auf dem Bild nicht erkennbar ist: Die Air Force trainiert direkt über dem SP mit Bombern und Jägern - eine Unterhaltung zu führen wäre sehr anstrengend und ich montiere Kopfhörer. USA halt.

Fast schon aus Langeweile stelle ich das Tunnelzelt (min 6 Verankerungen, damit es überhaupt steht) heringlos auf und lasse das Land mit der Sichtung von ein paar der etwa 2000 Fotos Revue passieren.

Die Nacht bricht herein. Auf dass uns der Himmel nicht auf den Kopf falle und die ihren &§*@$#-Lärm endlich einstellen!

2200. Hätte ich heute doch nur einen Fährenfahrplan mitgenommen oder Internetempfang, dann könnte ich wenigstens nachsehen, ob die Fähre morgen einen Zwischenstop einlegt und ob ich vielleicht heute noch dorthin komme. Ohne Fähre würde ich jetzt gleich zu einer Nachtfahrt starten. Die Flieger sind kaum auszuhalten.

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Irgendwie muss ich trotzdem eingenickt sein. Ein erholsamer Schlaf scheint es nicht gewesen zu sein, denn als der Wecker um 0500 läutet, bin ich bereits am zusammenpacken.

Die ersten Mi fahre ich im State Park inkl. längeren Schiebepassagen auf dem Wanderweg. Foto von auf der Zugangsstrasse, da sind die Ausblicke besser traurig .

War die Fahrt gestern auf Whidbey Island eher enttäuschend, so ist sie heute auf Fidalgo (oder so ähnlich) sehr schön!

Anacortes. Blick hinüber zum Industriegebiet.

Im Fastfoodschuppen in Anacortes will ich eigentlich hauptsächlich ein paar Fotos auf den Blog laden. Dazu werde ich allerdings nicht kommen. Der Herr vor mir erscheint gerade wieder zur Tür herein mit ein paar Münzen mehr und da es immer noch nicht reicht, spendiere ich ihm einen für mich sowieso bald überflüssigen Dollar. Konsequenz davon und dass ich mich anscheinend genau an den Tisch von ihm und seinen Freunden gesetzt habe: Ich lerne Tom kennen, pensionierter Bootsbauer. Meinen Dollar bekomme ich dreifach zurück mit der Bemerkung "I cannot accept money from an out of towner!" (Ich kann doch kein Geld von Auswärtigen(nicht "Ausländer") annehmen!) und Tom klärt mich auf, dass der Mann eine örtliche Bank führt - Kreditmanager zwinker .

Auf der Fähre schreibe ich die folgenden Zahlen vom Tacho ab und stelle ihn auf Km und Celsius um. Umstellung auch auf GPSr und sämtlichen betroffenen Apps auf dem Telefon. Hurra!
7114,498:42,80106 == 11447,498:42,24417

Schade, sitze ich hinter einer verschmutzten Glasscheibe

Auf dem technischen Gerät verfolge ich die Fahrt und stelle fest, dass
- die Fähre vor der Grenze von 38 km/h auf 29 km/h bremst
- exakt auf der Grenze per Lautsprecher der Duty Free angepriesen wird - 10 Minuten lang geöffnet
- die Fähre nach 10' wieder mehr Fahrt aufnimmt
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Ob ich die USA "offiziell"(=behördlich registriert) verlasse, weiss ich nicht, denn vor mir steht die Einreisebeamtin Kanadas...