Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse

von: Fricka

Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse - 25.09.16 08:42

29.5.2015

Unser Plan ist, zügig nach Saint-Nazaire zu radeln, dort einen Ruhetag am Atlantik einzulegen, ein Stück der Küste zu folgen und im Bogen wieder zurückzukehren. Gutgelaunt machen wir uns also auf den Weg. Nach wenigen Metern ist klar, dass das eine anstrengende Sache wird. Uns steht eine steife Brise entgegen. Jeder Kilometer muss erkämpft werden. Dafür ist die Landschaft schön. Der Loire-Radweg führt direkt hinter dem CP entlang, um weiter dem Loire-Ufer zu folgen. Der Blick auf die Loire ist schön. Da werden wir uns auch nie dran satt sehen.

Ein Stück weiter wechseln wir auf die Straße, um weiter am Ufer entlang bis zur Brücke über den Fluss nach Chalonnes-sur-Loire zu folgen. Wir haben inzwischen Mangel an Ess- und Trinkbarem. Benzin für den Kocher brauchen wir auch. Deshalb wollen wir nicht an Chalonnes vorbei wie der Radweg, sondern in der Stadt nach Einkaufsmöglichkeiten sehen. Die Loire ist hier dreiteilig. Dreimal müssen wir eine lange, schmale Brücke überqueren, auf der die Autos uns nicht überholen können. Bei starkem Seitenwind. Grenzwertig.

In der Stadt finden wir im Gewerbegebiet eine Ansammlung von Märkten jeder Art vor, so dass wir alles bekommen, was wir suchen. Auf dem Rückweg zur Brücke halten wir an einer Tankstelle, die in einer Zeitnische gelandet zu sein scheint. Zwei uralte Zapfsäulen auf dem Bürgersteig. Hier tankt man mit Bedienung. Eine ältere Frau kommt herbei und besteht darauf, unsere Benzinflaschen zu füllen, nimmt das Geld dafür in Empfang und bringt uns 3 Cent Wechselgeld zurück.

Gut versorgt, überqueren wir die erste Brücke noch einmal. Der Radweg geht auf der Insel weiter. Vorbei an idyllischen Häusern und Gehöften in üppigen Gärten. Und am Lenin-Cafe. Es hat geschlossen. Lenin ist nicht da. Schade. Im Bikeline steht, es sei Kult, hier einzukehren. Immer schön gegen den Wind fahren wir bis zum Ende der Insel, wo wir über eine Brücke an das linke Ufer zurückkehren. Über dem Ufer thront hier Montjean-sur-Loire. Wir lassen es links liegen und fahren weiter.

Nun geht es einen Straßendamm entlang mit schönem Überblick über die Loire. Der Gegenwind frischt immer weiter auf. Jeder Meter muss erkämpft werden. 13 km bis zum nächsten Ort. Wir sind also froh über die Abwechslung als wir in Saint-Florent-le-Vieil ankommen. Ein hübscher Ort. Das große Restaurant hat geschlossen. Wir setzen uns dort auf eine Bank und frühstücken. Eine große Kirche thront über dem Ort. Eine dekorative Hängebrücke führt über die Loire. Und unten, an einem Anleger, liegt ein Boot für Ausflugsfahrten.

Der Radweg führt ein Stück am Ufer entlang, streift kurz die Straße und führt schließlich durch eine weite Aue. Ein Jakobsweg ist hier auch unterwegs. Wir treffen einige schwer bepackte Pilger. Der Weg zickzackt fröhlich und ist alles andere als gut ausgeschildert. Dazu kommen einige Baustellen, deren Umleitungen nicht gekennzeichnet sind. Es dauert also nicht lange, bis wir uns verfahren haben. Wir handeln uns einige zusätzliche Kilometer ein und sind entsprechend froh, als wir endlich wieder auf dem richtigen Weg sind.

Bei La Rabotière folgen wir also nicht dem Loire-Radweg auf seiner weiten, schottrigen Tour durch das Hinterland, sondern nehmen geradeaus die direkte Straße, die kurz vor der Brücke nach Ancenis wieder auf den Radweg trifft. Wir müssen die Brücke nehmen. Sie ist schmal und stark befahren, wie ihre Vorgängerin in Chalonnes. Der starke Wind kommt im Brückenbereich von der Seite. Das macht Spaß. Ich kann mein Rad kaum in der Spur halten. Bei Gegenverkehr bleiben die Autos hinter mir. Fehlt er, drängeln sie sich vorbei. Ich bin heilfroh, als ich am anderen Ufer ankomme.

Zeit für eine Pause. Wir fahren vom Flussufer hoch in die Stadt, sehen uns die Altstadt an, froh mal etwas im windgeschützten Bereich unterwegs zu sein, kaufen uns Kuchen in einer Bäckerei und setzen uns auf eine Bank mit Aussicht. Wir beratschlagen, wie wir weiter vorgehen wollen. Die eine unserer Thermarestmatten ist zwei Tage vorher delaminiert. Es geht schnell. Man kann sie wegen der entstandenen großen Beule nicht mehr nutzen. Schlafen auf dem Boden ist der Laune nicht förderlich. Und wie wir auf einer Werbetafel gesehen haben, gibt es in Saint-Géréon, einem Nachbarort, einen Decathlon. Wir beschließen, danach zu suchen und uns eine Billig-aber-immerhin-Matte zu kaufen.

Saint-Géréon ist schnell gefunden. Im Gewerbegebiet fragen wir uns durch. Und erwerben eine Matte. Richtung Loire zurück, unterqueren wir irgendwo die Bahn und sind wieder auf dem Weg. Es folgt eine neue Variante. Ein separater Radweg, erst befestigt, dann nicht mehr, immer die Bahn entlang. Mal auf gleicher Höhe, mal unten am Fluss, immer geradeaus.
Irgendwann geht es wieder unter der Bahn durch und in einem Bogen durch das Hinterland auf Oudon zu. Besonders rasant kommen wir bei dem Gegenwind nicht voran. Da wir bis kurz vor Nantes wollen, um die Strecke bis zum Atlantik in zwei Tagen zu schaffen, fallen Stadtbesichtigungen heute eher aus. Mit einer Schlaufe geht es also hoch zur Brücke – same prodecure as before – nur dass der Wind noch stärker geworden ist. Bitte nicht mehr soviele Brücken…..

Laut Bikeline geht es drüben steil hoch auf den Berg und genauso steil wieder runter. Tatsächlich ist die Ecke aber entschärft worden. Der Radweg führt unten durch einen Auenwald. Und da bleibt er auch. Es gibt nur geringfügige Steigungen in ein Dörfchen, bevor es durch eine weite Ebene geht, in der in großem Stil Gemüse angebaut wird. Teils, wird gepflanzt, teils geerntet. Und riesige Sprenger sind unterwegs. Sie verwandeln den Radweg in eine Schlammbahn und so richtig Lust auf Vollbad haben wir auch nicht. Dazu ist es nicht warm genug. Jedenfalls sieht es sehr appetitanregend aus.

Am Wegesrand liegt ein großes Zelt- und Hüttenlager. Die Wanderarbeiter, die hier tätig sind. Es sieht ziemlich wild aus. Ein Stück noch die Loire entlang und über die nächste Brücke. Eine Zitterpartie, aber die letzte heute. Weiter geht es nun auf einem gut ausgebauten Radweg direkt am Ufer. Nantes ist nicht mehr weit. Wir zählen die Kilometer, um den Campingplatz von La Sainte-Luce nicht zu verpassen, da wir durch einen Wald am Ort vorbeifahren. Und schon sehen wir ein Schild. Eingang für Radfahrer, direkt vom Loire-Radweg aus.

Wir schieben unsere Räder auf das Gelände. Neben der Rezeption ist ein kleines Bistro. Eine junge Frau heißt uns herzlich willkommen und trägt uns ein. Für Radfahrer entfällt die Kurtaxe. Dazu gibt es einen Willkommens-Cocktail. Sie bringt uns zu einem heckengesäumten Stellplatz mit Tisch und Bank. In der Reihe gibt es noch mehr davon. Ein englisches, ein französisches Ehepaar und ein deutscher Alleinradler haben ihre Zelte schon aufgebaut. Es gibt beheizte Sanitärräume und ein großes Aufenthaltszelt mit allerhand Ausstattung.

Das Zelt ist schnell aufgebaut. Wir gehen duschen, trinken unseren Cocktail und holen unsere Zutaten für das abendliche Kochen im Gemeinschaftszelt. Die anderen sitzen schon dort. Wir kommen schnell ins Gespräch. Die anderen sind alle in der Gegenrichtung unterwegs. Schön, endlich aus dem Wind zu sein.