Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel

von: Keine Ahnung

Re: Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel - 18.10.16 18:39

... und nun der vierte, persönlichste und längste Teil (Tag 12 - Tag 16) ...



DER ZWÖLFTE TAG (05.06. – 131 KM / 1433 M)

Bis auf 10 Minuten direkt vor dem Grenzübergang zur Slowakei gab es nur Sonne. Zum Glück regnete es nur kurz – offensichtlich waren die Wolken über Polen traurig darüber, dass ich nun in die Slowakei wechselte. Die gut 130 km waren nicht ohne, da die Steigungen es ebenfalls nicht waren – aber ich genoss es. In der Nacht war es sehr kalt und feucht durch den Nebel, der sich am Fluss gebildet hatte. Aufgestanden bin ich um 5:15 Uhr und losgefahren kurz nach 6 Uhr. Die Karpatenlandschaft kam mir doch recht vertraut vor – ob man Heimatgefühle in die Gene programmiert bekommt, weiß ich nicht. Zumindest war ich schon als Kind so oft in dieser Gegend, dass ich mich dort eben irgendwie zuhause fühle. Die ersten typischen Holzkirchen, die ich so gut aus der Slowakei kannte, verstärkten das Gefühl.







Ja, und hier ist auch gleich ein weiteres Beispiel für kleine Auflockerungen der Strecke im Jasliski Landschaftsschutzpark. Eine Umgehung bedeutete die Nutzung einer zum Glück flachen Furt – alle Lager blieben oberhalb der Wasserlinie.



Der Magura-Nationalpark (ob der Name etwas mit meinen Bremsen zu tun hat?) in den Niederen Beskiden kündigte schon den Übergang in den slowakischen Teil der Karpaten an. Für Liebhaber schöner Mittelgebirgslandschaften ist das auf jeden Fall ein lohnendes Ziel.





Nach diesem Bild ging es verdammt steil bergab. Der Weg war so holprig, dass ich eine mit meinem Zelt verzurrte Wasserflasche verlor, ohne es zu bemerken. Kurz vor der Grenze bei Ozenna besuchte ich noch einen Soldatenfriedhof. Der Ort hieß bezeichnender Weise „Grab“. Auf dem Friedhof lagen mehr als hundert österreichisch-ungarisches und ein paar wenige russische Soldaten. Am Grenzübertritt in die Slowakei nun auch ein echtes „Selfie“. Feucht war mein T-Shirt nicht nur vom Schweiß, sondern – wie schon geschrieben – von dem kurzen Regenschauer, für den ich meine Regenklamotten gar nicht erst hervorgeholt habe.







Nach einigem kräftigen Auf und Ab ging es schließlich lange bergab bis nach Bardejov (Bartfeld), wo ich mir eine Pension suchte und eine riesige Pizza mühelos verzehrte.





DER DREIZEHNTE TAG (06.06. – 145 KM / 1900 M)

Sonnenschein und leichter Rückenwind unterstützten mich ein wenig bei diesem Abschnitt, der mich bis nach Spišská Nová Ves (Zipser Neudorf) führen sollte – der Stadt, in dessen Umgebung mein Vater geboren wurde und wo meine Großeltern lebten und beerdigt sind. Ganz klar, dass diese Strecke doch einige Emotionen weckte. Ich war in der Heimat meines Vaters und in einer Vielzahl der folgenden Orte hatten Vorfahren und Verwandte von mir gelebt. Dass für diesen Tag mehr Bilder als sonst erscheinen, ist dieser Tatsache geschuldet. Es war aber auch ohne das ein Tag mit vielen Sehenswürdigkeiten. Was ich nicht fotografiert habe, sind die Roma-Ansiedlungen, die in praktisch allen ehemals von Deutschen besiedelten Orten entstanden sind. Viele Häuser der vertriebenen Deutschen wurden gezielt mit Roma belegt. Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, warum diese Teile zum Teil extrem elend sind und mich an Bilder erinnern, die ich aus Indien im Kopf habe. Ich möchte aber darum bitten, keine Diskussion zu diesem Thema hier zu starten. Ich hatte nur angenehme Begegnungen mit dieser Volksgruppe gemacht. Einem half ich, den Reifen seines klapprigen Fahrrads zu flicken. Er war überglücklich und wollte mich zu einem Becherovka einladen – ich lehnte dankend ab …
Ich verließ die Pension Hradby in Bardejov früh morgens nach einem guten Frühstück und besichtigte die schöne Stadt, in der noch nicht viel los war. Ein Besuch lohnt sich!











Der Weg weiter nach Prešov (Preschau) zeigte schon, dass hier ohne Steigungen nichts mehr ging. Aber darüber werde ich mich sicherlich nicht beschweren.






Auch Prešov hat eine schön hergerichtete Innenstadt. Das erste Bild ist übrigens aus Fintice (Finzitze) kurz vor Prešov. Der Straßenzug in der Stadt ist durchaus sehr typisch für die Orte in der Ostslowakei. Auch der „reale Sozialismus“ hat seine Spuren hinterlassen – das sich in den Fenstern spiegelnde Gebäude auf der anderen Straßenseite gefiel mir aber besser …









In meiner Planung hatte ich einen „naturnahen“ Weg bewusst eingeplant. Den „Single Trail“ konnte bis auf ein etwa 20 Meter langes Stück fahrend (keuchend) bewältigt werden. Die 20 Meter musste ich eben schieben – da hatte ich wohl doch eine Wasserflasche zu viel aufgeladen gehabt. Auch wenn ich die ersten beiden Bilder oben schon gezeigt hatte, kommen sie noch einmal …







Schließlich war schon Spišská Nová Ves angezeigt. Ich folgte der Straße aber geradeaus, um in das Tal der Hnilec (Göllnitz) zu kommen – das Tal meiner Vorfahren. Ich überquerte den Fluss Hornád. Wer gerne wandern will, dem lege ich den Hornád-Durchbruch im Slovenský raj (Slowakisches Paradies) ans Herzen. Einfach wunderschön!





Bald erreichte ich die Hnilec (Göllnitz) und kurz darauf auch den Ort Gelnica (Göllnitz) der zur Region Zips gehört. Meine Oma lebte dort längere Zeit. Das Wappen deutet darauf hin, was diese Region bestimmte – Bergbau. Das zog im Mittelalter Leute aus anderen Ländern an – so kamen meine Vorfahren zum Teil aus der Gegend um den Comer-See in Oberitalien.







Weitere Orte folgten, in denen auf den Friedhöfen für mich bekannte Namen zu finden sind – die alten Grabsteine wurden nie beseitigt. Švedlár (Schwedler) ist so ein Ort. Die Fotos sind (inkl. dem Suchbild für die, die mich näher kennen) aus Nálepkovo (Wagendrüssel). Die erste Aufnahme zeigt die typischen Häuser mit großen Eingangstoren – es sollten ja nicht nur Menschen dort hinein. Das Haus in der Mitte gehörte meiner Großtante und ihrem Mann, einer der Schwestern meiner Oma, die noch 10 weitere Geschwister hatte.









Schließlich erreichte ich Hnilčík (Eisenbach) am gleichnamigen Bächlein. Der Ortsteil „Bindt“ ist schließlich der Geburtsort meines Vaters. Die deutschen Einwohner sprachen von „auf der Bindt“, wobei man zwar erst einmal 12 % hochfahren muss, um den Hügel zu überwinden, über den das kleine Sträßchen dorthin führt, aber dann geht es mit ebenfalls 12 % steil hinab ins Tal. Um schließlich weiter nach Spišská Nová Ves zu fahren, musste ich die 12 % wieder hoch – aber was tut man nicht alles … Die letzte Aufnahme zeigt das Geburtshaus.







Anstatt die Landstraße zu nutzen, hatte ich mich bei der Planung entschlossen, eine weitere Geländetour einzubauen. Zunächst ging es durch den Wald und schließlich zu den Feldern und Wiesen oberhalb von Spišská Nová Ves mit einem wunderschönen Blick auf die Stadt und die entfernt liegenden Berge der Hohen Tatra.





In Spišská Nová Ves gönnte ich mir die teuerste Unterkunft auf der ganzen Tour. Im Hotel Metropol bekam ich weit oben ein Eckzimmer mit Blick über Spišská Nová Ves hin zur Hohen Tatra, die man allerdings abends nur erahnen konnte, und zurück dorthin, wo ich kurz zuvor hergekommen war. Das Fahrrad bugsierten wir in die Kofferablage der Rezeption, wo wahrscheinlich nur selten so ein Gefährt gestanden haben dürfte.







DER VIERZEHNTE TAG (07.06. – 111 KM / 1570 M)

Frühstück gab es im Hotel schon ab 6:30 Uhr, so dass ich um 7:00 zur „Besichtigung“ der mir sehr wohl bekannten Stadt starten konnte. Die Stadt ist übrigens durchaus sehenswert. Am Schluss stand noch ein Besuch am Friedhof und dann ging es weiter Richtung Hohe Tatra. Es war wieder durchgehend sonnig, aber in der Früh recht kühl.















Weiter ging es nach Levoča (Leutschau), eine der schönen Städte in der Zips, die bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörten. Die „Karpaten-Deutschen“ sprachen daher im Wesentlichen deutsch und ungarisch und verwendeten Slowakisch nur im Geschäftsleben. Die vielen Juden, die in der Zips lebten, ereilte während des Dritten Reiches zum großen Teil das gleiche schlimme Schicksal wie den anderen Juden Europas zu dieser Zeit. Interessant war, dass auch die restliche Bevölkerung – zum Teil unbewusst – Bräuche und Gewohnheiten der Juden übernommen hatten. So war es meiner Oma immer ein Graus, wenn wir als Kinder ein Wurstbrot zusammen mit einem Glas Milch verspeist hatten. Fleisch und Milch, das verträgt sich doch nicht! Levoča sollte man bei einem Besuch der Slowakei durchaus auch auf das Programm setzen. Nicht umsonst ist die Stadt UNESCO-Weltkulturerbe.







Als nächstes stand Kežmarok (Käsmark) auf dem Programm. Als Weg dorthin hatte ich mir einen unbefestigten Pass (> 800 m) ausgesucht. Er ist gut zu fahren und deutlich schöner als der Weg auf der Landstraße.











Kežmarok ist ebenfalls eine sehr schöne Stadt, die unter der Zeit vor der Grenzöffnung recht gelitten hatte. Damals mussten viele Hausfassaden mit Balken vor dem Umkippen auf die Straße abgestützt werden. Das wurde zum Glück nun behoben und auf einer Tour durch die Ostslowakei sollte diese Stadt auf dem Programm stehen. Berühmt ist die evangelische Holzkirche aus dem 17-ten Jahrhundert. Sie war leider diesmal geschlossen – ich hatte sie schon häufig besucht, aber hätte gerne eine Innenaufnahme hier gezeigt. Direkt bei der Holzkirche steht auch das ehemalige evangelische Lyzeum und Gymnasium, wo mein Vater seine „Matura“ gemacht hatte. Das erste Bild zeigt das Thököly Schloss – der ungarische Einfluss wird deutlich …













Normalerweise versuche ich, gegen 13 Uhr eine Pause für das Mittagessen einzulegen. Diesmal hatte ich mir aber vorgenommen, bis Poprad zu fahren, dort zu essen und dann den Einstieg in die Hohe Tatra anzugehen. Also fuhr ich mit einem Müsliriegel im Magen die Strecke nach Poprad, wo ich dann gegen 14 Uhr die verspätete Kalorienzufuhr bewerkstelligte. Unterwegs kamen die Berge der Hohen Tatra immer näher und ich war froh, so klare Sicht zu haben.



Auch Poprad ist eine schöne Stadt, in der schon der Tatra-Tourismus zu spüren ist. Man beachte die Radfahrstreifen im zweiten Bild. Tourenfahrern begegnet man hier eher selten, aber Mountainbikes sind doch recht populär, bei den Einheimischen und Touristen.





Und dann war ich endlich in der Hohen Tatra. Leider sind dort „Naturwege“, die auch Reiserad-tauglich sind, eher selten. Anfang Juni war der Verkehr aber zum Glück kein Problem, was ich bei den zum Teil recht steilen Anstiegen bis etwa 1000 m sehr begrüßte. Immer wieder gab es schöne Aussichtspunkte, von denen man einen Blick zurück auf das „Slowakische Paradies“ werfen konnte.







Irgendwo hier begegnete ich zwei österreichischen Motorradfahrern. Ich fragte, ob Sie eine Panne hätten (ich hätte sie sonst ja abgeschleppt zwinker ). Sie machten aber nur eine Pause. Einer der beiden war „varadero“ – Markus, den ich schon wegen der schweren Zweiradausführung nicht als Forumisten erkennen konnte (schade!). Der weitere Weg hoch bis auf über 1260 m bei Štrbské Pleso (Tschirmer See) – dem höchsten Punkt meiner Tour – war nicht sehr steil. Einige Impressionen …







Nach einer kurzen Abfahrt kam ein kleiner Gegenanstieg und dann ging es weiter bergab. Im Hostel "Chata Pohoda" bei Podbanské (Untergruben) übernachtete ich nach diesem Tag, der voll von unterschiedlichsten Eindrücken war!





DER FÜNFZEHNTE TAG (08.06. – 130 KM / 1190 M)

Schon in der Früh war es sonnig, aber es hatte anfangs nur 5°C, was die weitere Abfahrt recht belebend gestaltete. Es gab diesmal keine so dichte Ansammlung spektakulärer Orte. Der Tag war daher von Natur z. B. am Fluss Belá bestimmt und der Übergang von der Hohen Tatra in die (Große) Fatra ging mit einigem Auf und Ab vonstatten. Die folgenden Bilder stehen für den Weg ins Waag-Tal.









Das Waag-Tal genießt keinen sehr guten Ruf. Im Bereich an der Niederen Tatra, wo ich Richtung Ružomberok (Rosenberg) in der mittleren Slowakei fuhr, kann man diesen aber nicht bestätigt finden!







Die Waag fließt durch Ružomberok. An ihrem weiteren Verlauf hat sich auch einiges an Industrie angesiedelt – ein Teil des Tales, welches dann eben auch diesen Beigeschmack hat. Der Ort Ružomberok ist toll gelegen. Die Niedere Tatra liegt im Südosten, die Große Fatra im Südwesten / Westen und Chočské vrchy im Norden – der bergige Charakter der Slowakei wird hier sehr deutlich. Eigentlich wollte ich von dort einen Abstecher zum historischen Dörfchen Vlkolínec machen, dessen Besuch sich sicherlich gelohnt hätte. Die von mir gewählte Anfahrt fuhr ich mit extremen Steigungen tapfer hoch – die Straße war ganz ordentlich. Doch dann ging der Weg in eine lose Schotterstrecke über. Selbst Schieben war bei der Steigung hier kaum noch möglich (man sieht leider die Steigung in den Bildern nicht) und es lagen noch 250 Höhenmeter zwischen diesem Punkt und meinem Ziel. Normalerweise bin ich hier recht hartnäckig, aber in diesem Fall gab ich auf und kehrte zurück. Man kann nicht alles haben …







Auf dem Weg zum Campingplatz nahe des Ortes Belá am Fluss Varínka konnte ich noch die wunderschöne Natur der kleinen Fatra genießen. Wer Berge nicht scheut, sollte sich die Slowakei auf die Wunschliste setzen – ich denke, dass zumindest Thoralf mir hier zustimmen wird. Am Campingplatz gab es ein tschechisch-slowakisches Treffen von Fans historischer Motorräder, die von hier aus Tagestouren fahren wollten. Der Restalkohol nach der durchzechten Nacht ließ mich hoffen, ihnen nicht mehr auf der Straße begegnen zu müssen. In der Nacht verhalf die körperliche Anstrengung zuvor und der Einsatz von Ohropax, dass ich dennoch genügend Schlaf fand.













DER SECHSTE TAG (09.06. – 180 KM / 2570 M)

Der Marathon-Tag! Nicht wirklich freiwillig kamen heute eine Menge Kilometer und Höhenmeter zustande. Das führte immerhin dazu, dass ich am Ende früher als geplant in Passau ankam …
Durch Varín, wo mein Vater einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte, ging es im Waag-Tal nach Žilina (Sillein) – eine Stadt, die mit etwas Restaurationsaufwand noch schöner wäre. Das Tal ist hier recht flach und Industrie findet sich immer wieder am Ufer. Blendet man dies aber aus, ist auch hier die schöne Natur zu finden, so dass ich das nicht so lange Stück nicht als etwas Negatives empfand, sondern eher als eine kleine Abwechslung.











Ich folgte weiter dem Waag-Tal in Richtung Biele Karpaty (Weiße Karpaten). Ich kann nur nochmals wiederholen. So schlecht, wie das Waag-Tal manchmal gemacht wird, ist es in diesem Teil nicht. Es gab eine ganze Reihe schöner Stellen. Ohne Ton zwar nicht so aussagekräftig, aber dennoch habe ich ein Foto eines der vielen Lautsprecher eingefügt, von denen es in jeder Ortschaft viele gibt. Ich erinnere mich noch, als in meiner Kinder- und Jugendzeit aus diesen Lautsprechern die markigen Parolen drangen, die die großen Erfolge der kommunistischen Regierung verkündeten und die Überlegenheit über den dekadenten westlichen Kapitalismus. Nun werden diese Lautsprecher immer noch genutzt. Außer lokalen Nachrichten hört man in vielen der kleinen Orte laut slowakische Volksmusik dröhnen. Mich würde das als Anwohner nerven. Für mich als Radtouristen war es eine interessante Untermalung der Ortsdurchfahrten. Das gelungene Portrait eines bedeutenden Slowaken (oder wo kam der nochmal her? …) habe ich auch eingefügt. Wie man auf den Bildern erkennen kann, war der Himmel nicht mehr wolkenfrei …













Schließlich erreichte ich die Grenze in die Tschechische Republik. Und … wieder weinte der Himmel – offensichtlich sind die Länder traurig, wenn ich sie verlasse zwinker . Zunächst hielt der Regen aber nicht lange an. Direkt hinter der Grenze fuhr ich mit zum Teil mehr als 20 % Steigung auf 800 m hoch. Als aus einem Hof ein Hund laut bellend auf mich zuschoss, musste ich kurz anhalten, um ihn mit meiner Pfeife zu vertreiben, was auch gut klappte. Allerdings musste ich nun 50 Meter schieben, da Losfahren einfach nicht mehr klappte. Danach ging es zum Glück fast flach (ca. 10 % ) weiter. Die Weißen Karpaten haben es auch in sich. In Strání wollte ich Geld abheben und die dort angekündigte Pension nutzen. Geld bekam ich, in der Pension wurde mir mitgeteilt, dass alles voll sei.







Das kann mich doch nicht erschüttern, dachte ich. Es gibt ja noch mehr Pensionen und zur Not zelte ich eben wild. Tja, da hatte ich mich aber verschätzt. Noch viermal (!) wurde ich weitergeschickt (zum Teil recht unfreundlich, was mich schon an Fremdenfeindlichkeit in diesem Gebiet Tschechiens glauben ließ). Zudem fing es heftig an zu schütten, so dass der Gedanke, das Zelt aufzuschlagen, jegliche Romantik verlor. Ein Großteil der Höhenmeter wurde in diesem Abschnitt abgeleistet. Bilder gibt es davon aber nicht, da ich Angst hatte, dass meine Kamera absaufen könnte. Inzwischen hatte ich mich bereits auf eine gemütliche Nachttour (hat ja auch was und Blitze zum Aufhellen der Landschaft gab es ja genug) eingestellt. Da kam ich in den Ort Velká nad Veličkou (Welka), wo ich zumindest ein Restaurant ausmachte, in dem ich vielleicht etwas zu essen bekommen könnte. Unter großen Schirmen saß dort ein offensichtlich freundlicherer Teil der tschechischen Bevölkerung. Zudem war darunter ein Wiener, der dort eine Autowerkstatt aufgemacht hatte und der als Dolmetscher sehr hilfreich war. Zunächst erfuhr ich – was von allen bestätigt wurde, dass ich am Anus der Welt gelandet sei und dass ich da gar nicht mit Zimmern rechnen sollte. Allerdings, so teilte mir der Wirt mit, hätte er ein Bedienstetenzimmer, das ich gerne nutzen könne – es sei aber sehr einfach. Ich versicherte ihm, dass ich durchaus bereit wäre, mich ausnahmsweise auch mit einer einfachen Unterkunft zufrieden zu geben. So konnte ich doch noch gut schlafen und meine Regenkleidung hatte es geschafft, bis zum Morgen den größten Teil der Feuchtigkeit zu verlieren.


Noch eine Fortsetzung folgt ...