Re: Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge

von: Gerhard O

Re: Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge - 29.11.16 11:17


Tag 5: Sonntag, 22.5.2016
Start: Camping Warburg
Ziel: Camping Cella, Laubach
Strecke: ca. 89 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zklsmzzwsqbrinqu

Ich startete wie gewöhnlich ohne Frühstück, aber dafür im schönsten Sonnenschein. Der Diemelradweg R8 wies meinen Weg. Die Suche nach einer Frühstücksmöglichkeit erwies sich als etwas langwierig, denn die meisten Bäcker und Cafés hatten zu. Schließlich war Sonntag! Wer genau hinsieht, kann diese Suche auf meinem Track nachverfolgen. In Lamerden konnte ich wenigstens ein Rosienbrötchen kaufen (das Letzte!), belegte Brötchen oder Kaffee hatte die Dame nicht.

Bei der Weiterfahrt entdeckte ich plötzlich gegen 10.00Uhr beim Hofgut Stammen einen Hinweis auf eine Gastronomie. Ich bog ab und siehe da: ich befand mich auf einem Zeltplatz mit vielen Kanufahrern. Das Frühstückbuffet war noch geöffnet und ich konnte mich für 7,50€ bedienen – All you can eat! Der Tag war gerettet!

Auf dem weiteren Weg kann man sich entscheiden, ob man an der Diemel bleibt oder die Abkürzung durch den Carlsbahntunnel nimmt. Ich wollte durch den Tunnel fahren. Doch aller Anfang Einstieg ist schwer. Dieser Weg führte hinauf zum Tunnelportal:



Am Schluß wurde der Weg so steil, daß ich meine Rad nicht mehr schieben konnte! Hinter mir hatten junge Leute aufgeholt und packten sofort tatkräftig mit an. Schon wenige Augenblicke später stand ich vor dem Tunneleingang. Nochmals Vielen Dank!

Eine Stunde später hatte ich in Bad Karlshafen die Weser erreicht. Ich empfand die Stadt immer noch genauso langweilig wir vor 2 Jahren, aber immerhin entdeckte ich ein Fotomotiv.



Wieder einmal folgte ich der Weser. Es war Mai und hier an der Weser sah ich den ersten Maikäfer des Jahres. Soweit im Norden hatte ich noch nie einen gesehen!

Es war schon später Nachmittag, als ich Hann. Münden erreichte. An der Werrabrücke wechselte ich die Flußseite, ließ aber die Stadt rechts liegen.



Schließlich wollte ich noch den Campingplatz Cella in Laubach erreichen. Falls ich dort nicht unterkomme oder nichts zu essen kriege, hätte ich ohnehin wieder nach Hann. Münden zurück fahren müssen. Ich wußte ja, daß es dort alles gibt, was ich für eine Nacht benötige!

Der Campingplatz Cella wird ebenso wie das Restaurant Spiegelburg von einem niederländischen Ehepaar geführt. Für die Toiletten und Dusche bekam ich einen Schlüssel (pfandfrei!) für die Damenseite, denn die Herrensanitärräume wurden gerade restauriert. Die Speisekarte im Restaurant war sehr niederländisch (z.B. Frikandel), es gab aber auch (ein bisschen) deutsche Küche.

Als ich abends aus dem Restaurant kam, regnete es. Die Schönwetterperiode war vorbei.


Tag 6: Montag, 23.5.2016
Start: Camping Cella, Laubach
Ziel: Naturcamping Meinhard
Strecke: ca. 58 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tqhzqygkpkqefyyh

Es hatte die ganze Nacht geregnet, doch morgens beim Zusammenpacken hörte es auf. Ich startete in einen trüben, aber trockenen Tag. Der Werraradweg führte mich nicht immer direkt am Wasser entlang und so ergaben sich gelegentlich kleine giftige Steigungen.

Witzenhausen war mein erstes Zwischenziel.



Die Brüder Grimm lebten hier kurze Zeit im Exil. Von Jacob Grimm gibt es auch ein Denkmal in der Stadt. Zusätzlich gibt es eine historische Altstadt und fühstücken konnte ich hier auch. Anschließend machte ich eine kleine Stadtrundfahrt und bestieg den Diebesturm.



Von dort oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland.

Bei Unterrieden wechselte ich über diese Brücke auf die rechte Flußseite. Bei Lindewerra (Thüringen) erreichte ich das erste mal das Gebiet der ehemaligen DDR. Wenn ich mir diesen Weg (noch in Hessen) direkt an der Landesgrenze ansehe, denke ich, daß die Teilung noch nicht überwunden ist.



Eine Stunde später hatte ich Thüringen schon wieder verlassen. Ich erreichte Bad Sooden-Allendorf. Auch Allendorf hat eine schöne historische Altstadt.



Ich fuhr durch altertümliche Gassen und entlang dieser Stadtmauer verließ ich die Stadt.



Das Tagesziel heute war Eschwege. Es gibt den Campingplatz Werra-Meißner vor der Stadt. Mir erschien er aber zu weit vom Zentrum entfernt. Die Stadt wollte ich mir auf jeden Fall ansehen und dort auch zu Abend essen. Der Knaus-Campingpark liegt wesentlich näher an der Stadt. Hier war mein geplantes Ziel.

Die Dame an der Rezeption war sehr freundlich, wollte mich aber eigentlich gar nicht haben – oder sie wollte mir was Gutes tun? Sie war der festen Meinung, daß der Boden bei Ihnen durch und für die Wohnmobile so verdichtet wäre, daß ich mir meine Zeltheringe nur krumm biegen würde, aber nicht im Boden verankern könne. Alternativ erklärte sie mir den Weg zum Naturcamp Meinhard am anderen Ende des Sees. Dieser Platz läge sehr idyllisch, hat eine wunderbare Zeltwiese, gute Sanitäranlagen und billiger wäre er auch noch!

Ich machte mich also auf den Weg zum Naturcamp Meinhard. Dort angekommen, lag der Platz leer und verlassen am Ufer des Sees. Die Schranke am Eingang war unten, die Durchfahrt mit dem Rad aber möglich. Am Anmeldebüro hing ein Zettel: Anrufen (HandyNr) und wir kommen! Ich habe angerufen, aber niemand hat sich gemeldet. „Wird schon jemand kommen“, dachte ich. Derweil checke ich mal die Sanitäranlagen – und siehe da: alles war betriebsbereit und in Ordnung. Sogar warmes Wasser für die Dusche funktionierte. Ich beschloß, hier zu bleiben und baute mein Zelt auf. Anschließend duschte ich. Als ich fertig war, probierte ich nochmal die TelefonNr., aber wieder nichts – nicht mal ein Anrufbeantworter.

Ich fuhr also nach Eschwege, um zu essen und die Stadt zu besichtigen.



Inzwischen wurde das Wetter wieder unbeständig. Ich speiste auf dem Marktplatz unter einem Sonnenschirm im Regen.



Als ich abends zum Campingplatz zurück kam, arbeiteten dort 2 Leute und reparierten die Wege. Hier konnte ich jetzt ordnungsgemäß einchecken und sogar einen ‚Schlummertrunk‘ bekommen. Meine komplette Elektrik (Navi, Handy, Fotoapparat, Ebookreader, Taschenlampe, Pufferakku) habe ich über Nacht ebenfalls hier geladen. Der Minimallader am Nabendynamo war für all diese Dinge bei Weitem nicht ausreichend.

Es gab einen kleinen Unterstand, wo ich im Trockenen sitzen und lesen konnte, während es draußen regnete. Ich war übrigens der einzige Gast auf diesem Platz, der vor allem für Kanufahrer und Jugendgruppen eingerichtet war. Autofahrer waren hier nicht willkommen!


Tag 7: Dienstag, 24.5.2016
Start: Naturcamping Meinhard
Ziel: Freizeitcamp Berka
Strecke: ca. 75 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=kqvpbtyjmqrnurxw

Als ich morgens aufstand, regnete es immer noch und das blieb auch bis zur Abfahrt so. Beim Beladen des Rades kippte selbiges plötzlich um. Der Ständer hatte seine Funktion eingestellt. Meine Reparaturversuche zogen sich bis fast 9 Uhr, aber es war nichts zu machen – eine Schraube war ausgerissen und das Alugewinde defekt!



Die Reparaturversuche fanden in der Hütte im Trockenen statt und als ich resigniert aufgegeben hatte, regnete es immer noch. Bis Wanfried fuhr ich im Regen, dann kehrte ich zum Frühstück ein. Ich befragte Tischnachbarn nach einer Fahrradwerkstatt. Sie erklärten mir den Weg und wir redeten noch über dies und das, u. a. stellte ich die Frage: „Wo bin ich eigentlich? Hessen oder Thüringen?“ Man klärte mich auf: „Hier ist noch Hessen, aber wenn sie weiter fahren und sie kommen durch einen Torbogen, wo oben die Bahn drüber fährt, dann sind sie in Thüringen – und dort wird auch der Weg schlechter!“ Ich fuhr trotzdem weiter auf dem Werraradweg, aber zuerst suchte ich das Fahrradgeschäft auf. Dort gab es außer Fahrräder auch Motorräder, Traktoren und Rasenmäher, aber keinen Hinterbau-Fahrradständer! Ich fuhr also ohne Reparatur weiter und vertagte das Problem. Zum Trost regnete es nicht mehr und ich radelte an dampfenden Wäldern vorbei.



Etwa 9km weiter war ich am besagten Torbogen.



Bald wurde der Weg wirklich schlechter oder es kam mir nur so vor: es regnete wieder.

Ich durchquerte schöne Orte wie Treffurt oder Frankenroda. Die Vorboten des Thüringer Waldes wurden sichtbar.



Immer wieder entdeckte ich Hinweise auf den Rennsteig, aber erst hier in Hörschel fängt er wirklich an. Es gibt auch einen Rennsteig-Radweg, aber als meine Frau und ich 2015 auf dem Rennsteig wandern waren, begegneten wir vielen Mountainbikern, die auf dem echten Rennsteig fahren wollten.

Im weiteren Verlauf des Weges war ich plötzlich in Herleshausen und damit wieder in Hessen. Die vielen Hinweistafeln zum ehemaligen Grenzverlauf auf meiner Strecke habe ich gar nicht mehr fotografiert. Kurz darauf besichtigte ich diese Rundkirche in Untersuhl und die steht definitiv in Thüringen.



Hinweis für die Weitgereisten: man muß nicht nach Skandinavien fahren, um Rundkirchen zu sehen.

Zehn Minuten später hatte ich Berka erreicht. Hier wollte ich auf dem Campingplatz direkt an der Werra übernachten. Der Platz war für Radfahrer und Kanuwanderer eingerichtet mit Aufenthaltshütte incl. Licht, Radio und Steckdosen. Sogar ein Kochzelt samt Herd und Geschirr war vorhanden.

Ich war wiederum der einzige Gast auf diesem Platz. Problemlos konnte ich meine Akkus nachladen und mein Rad übernachtete trocken im Schuppen. Zum Essen ging ich zu Fuß (im Regen), denn die beiden Restaurants (es war nur eins offen, das andere hatte Ruhetag) waren nur wenige hundert Meter entfernt.




Tag 8: Mittwoch, 25.5.2016
Start: Freizeitcamp Berka
Ziel: Camping Rohrer Stirn, Meiningen
Strecke: ca. 89 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=uvhhqrbzbcmdqjos

Als ich morgens los fuhr, wollte ich wie üblich meine Wasserflaschen auffüllen. Es kam kein Wasser aus dem Hahn. Morgens beim Waschen war noch alles in Ordnung. Was war passiert? Das Wasser war auf dem gesamten Platz abgestellt – die Wasseruhr wurde gewechselt. Ich wollte nicht warten, bis die Handwerker fertig waren und fuhr mit leeren Flaschen los. Einige Minuten später beim REWE-Markt konnte ich frühstücken und Wasser tanken.

Schon von Thüringen aus konnte ich die Abraumhalde ‚Monte Kali‘ bei Heringen sehen. Ich war wieder einmal im ‚Zonengrenzgebiet‘ und wieder wurde der Weg schlecht.



Die Beschilderung hörte auf. Ich war auf den ‚alten Werraradweg‘ geraten, der durch ein Kiesabbaugebiet führte. Durch den Regen und die LKWs war er unbefahrbar geworden. Mühsam habe ich durch und um die Matsche geschoben. Der Blick auf die Werra überzeugte mich, daß ich noch richtig bin.



Bald hatte ich das Kiesabbaugebiet verlassen. Der Weg führte nun durch das Naturschutzgebiet ‚Rohrlache von Heringen‘. Ein schöner, wenn auch bei Regen nicht ganz ungefährlicher Weg. Ich hatte Glück. Es regnete nicht und der Weg war trocken.



Hinter Philippsthal passierte ich schon wieder die ehemalige Grenze. Erinnerungsschilder erklären die damalige Situation. Diese Brücke bei Vacha gehörte damals zu den Grenzbefestigungsanlagen.



Bei Merkers am Krayenberg wurde ich von der Werra weg geleitet. An einem kleinen Wirtschaftsweg entlang der Werra standen Schilder wie ‚Begehen auf eigene Gefahr‘ und ‚bei Hochwasser gesperrt‘. Ich folgte der Radwegbeschilderung (weg von der Werra). Kurz darauf sah ich hier andere Horrorschilder: ‚10% Steigung auf 1km‘ – und es kam was kommen mußte. Der Weg führte steil auf den Krayenberg (130 Höhenmeter mit ca. 10% Steigung) und auf der anderen Seite wieder runter. Ich hätte noch eine ‚Kür‘ einbauen können und ganz auf den Gipfel zum Gasthaus radeln können, habe mich aber mit der ‚Pflicht‘ begnügt.

Bei Tiefenort erreichte ich die Werra wieder.



Bei der weiteren Fahrt war meine Konzentration etwas eingeschränkt. Bis Breitungen habe ich mich dreimal verfahren (wie man an meinem Track deutlich sehen kann).

Schließlich erreichte ich Meiningen und steuerte an der Altstadt vorbei meinen Zeltplatz oberhalb der Stadt an.



Zum Schluß erlebte ich noch eine Überraschung. Ich hatte meinen Track betrachtet und dachte so bei mir: „Wozu der Umweg. Es gibt doch einen direkten Weg.“ Und den nahm ich dann. Im Gegensatz zu mir kannte die Planungssoftware den Weg! Erst hatte ich 12% Steigung und dann eine Treppe! Ich mußte abpacken und alles einzeln hoch tragen.

Zum Abendessen hatte ich keine Lust mehr, in die Stadt zu fahren. Ich blieb neben dem Campingplatz im Schwimmbadrestaurant.


Tag 9: Donnerstag, 26.5.2016
Start: Camping Rohrer Stirn, Meiningen
Ziel: Camping Bergsee Ratscher, Schleusingen
Strecke: ca. 40 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=xcmijkfydfptcjpt

Für heute hatte ich mir nur ein kurzes Teilstück bis zum Bergsee Ratscher vorgenommen. Dort wollte ich zwei Nächte verbringen und die Werraquelle zu erkunden. Da ich nicht wußte, wie steil das Stück von der Werra bis zum Bergsee ist, hatte ich dafür reichlich Zeit eingeplant.

Der Tourstart führte bergab nach Meiningen, aber diesmal nicht über die Treppe! Nach dem Frühstück in der Altstadt bummelte ich über den Markt und schaute mit die Kirche an.



Als nächstes suchte ich eine Fahrradwerkstatt. Obwohl Fronleichnam war, hatten in Thüringen die Läden offen (Evangelisches Bundesland!). Das nützte mir aber gar nichts: der Fahrradladen öffnete erst ab 10.00 Uhr und so lange wollte ich nicht warten.

Ich folgte weiterhin der Werra und hatte immer wieder Pausen und Fotostopps wie z.B. an diesem Kilometerstein oder die Haselbrücke in Einhausen.



In Henfstädt zeigte sich die Werra nochmal im Sonnenschein,



bevor ich sie bei Kloster Vesra verließ. Da man für die Besichtigung des Klosters saftigen Eintritt erhob, ich aber nur eine kurze Pause machen wollte (und nicht das Kloster kaufen), konnte ich nur von weitem fotografieren.



Der Anstieg zum Ratscher Bergsee erwies sich längst nicht so steil und mühsam, wie ich erwartet hatte. Ich konnte schon um 13 Uhr auf dem Campingplatz einchecken.

Nach dem Zeltaufbau und Duschen hatte ich noch Zeit zum Wäsche waschen. Den defekten Fahrradständer demontierte ich hier. Abends hatte ich noch genügend Zeit für einen Spaziergang am Seeufer.



Übrigens: Es hatte den ganzen Tag nicht geregnet.


Tag 10: Freitag, 27.5.2016
Start: Camping Bergsee Ratscher, Schleusingen
Ziel: Camping Bergsee Ratscher, Schleusingen
Strecke: ca. 47 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jkxeamctfiwlcmof

Auf dem Campingplatz gab es eine Imbißbude. Dort hatte ich gestern zu Abend gegessen und heute auch gefrühstückt. Das Restaurant in der Nähe hatte seit langem geschlossen.

Den Weg zur Werraquelle hatte ich schon zu Hause studiert, aber einen richtigen Plan hatte ich immer noch nicht. Wege, die auf meiner Wanderkarte verzeichnet waren, kannte weder Openfietsmap noch meine ADFC-Fahradkarte. Trotzdem hatte ich einen Track im Navi, der weder mit Openfietsmap noch mit der Fahrradkarte nachvollziehbar war (woher auch immer, ich weiß es nicht mehr).

Es war schon 9.00 Uhr durch, als ich startete. Nach etwa 4 km beschloß ich, diesen Track zu ignorieren. Der vorgeplante Weg war einfach zu mühsam – steile Anstiege auf schlechten Wegen! Von jetzt ab wollte ich, wenn möglich, auf Kreisstraßen bleiben.

Unterwegs sah ich ein großes touristisches Plakat mit Umgebungskarte. Hier war von Fehrenbach aus eine ‚Fahrstraße zur Werraquelle‘ eingezeichnet! Diese Straße war weder auf meiner Fahrradkarte noch auf den Karten im Navi existent! Ich beschloß trotzdem, sie zu versuchen.

In Fehrenbach angekommen, gab es keinerlei Hinweis auf diese Straße oder einen Weg zur Quelle. An der auf dem Plakat bezeichneten Stelle gab es einen Straßennamen ‚Zur Werraquelle‘. Hier bog ich ein. Die Straße führte sofort steil bergauf. Am Dorfrand arbeitete ein Mann im Garten. Hier hielt ich an und fragte nach dem Weg.

„Ja“, sagte er, „der Weg führt geradewegs bergauf zur Werraquelle und ist fahrbar – am Anfang sehr steil und den Rest nur noch steil!“ Wir unterhielten uns noch etwas über die Definition von Steilheit und natürlich über das Wetter. Dafür hatte er seinen eigenen ‚Wetterdienst‘. Er meinte, seine Bienen sammelten heute ganz wild Honig. Das sei ein ziemlich sicheres Zeichen, daß es bald regnen würde! Im Moment schien aber die Sonne und es sah keinesfalls nach Regen aus.

Dann gab er mir noch den Rat, wenn ich oben auf dem Kammweg angekommen wäre, nicht sofort links zur Quelle zu fahren, sondern erst noch ein paar hundert Meter nach rechts. Dort wäre eine ganz tolle Aussicht!

Ich zeig‘ sie Euch. Urteilt selbst!



Im Vordergrund ist der Weg zu sehen, den ich hoch gekommen bin. Er ist wirklich steil. Mit Gepäck hätte ich vermutlich geschoben. Dafür ist der Kammweg zur Quelle fast eben. Auch wenn die Landkarten oft mangelhaft sind, die Beschilderung vor Ort ist ausgezeichnet. Der Thüringer Wald ist ein Wanderparadies.



Kurz darauf war ich an der Quelle.



Es war Mittagszeit und ich bestellte in der Gaststätte daneben ein Vesper. Natürlich saß ich draußen, denn es war immer noch schönstes Wetter. Aber welche Überraschung – als die Bedienung mit dem Essen kam, fielen die ersten Tropfen. Die Bienen hatten es besser gewußt! Wir Gäste auf der Terrasse zogen schleunigst um nach innen in einen kleinen Gastraum, wo wir alle kuschelig eng beieinander saßen. Mit einem Wanderer am Tisch unterhielt ich mich angeregt über die Optimierung des Akkuladens mittels eines Dynamoladegerätes. Ich hatte einen Fachmann getroffen, der über das Thema deutlich mehr wußte als ich (Elektroniker? Er war jedenfalls kein Reiseradler!). Über eine Stunde unterhielten wir uns, bis der Regen aufhörte.

Der Tischnachbar wanderte seines Weges und ich machte mich auf den Rückweg zum Ratscher Bergsee. Einmal verpasste ich bei schneller Abfahrt eine Abzweigung und mußte zurück den Berg hoch. Den Werrateich hätte ich sonst nicht gesehen.



Gegen 17.00 war ich an dieser Kapelle, die ich schon vom Hinweg kannte. Jetzt war es nicht mehr weit bis zu meinem Zelt.



Am Campingplatz angekommen, wollte ich an der Imbißbude noch etwas essen, aber es war geschlossen. Das bestätigte die Erfahrung vom letzten Jahr. Viele Restaurants im Thüringer Wald haben nur Mittagstisch und die Küche ist spätestens ab 17.00 Uhr geschlossen. Zum Glück hatte ich noch Kekse, Studentenfutter und Rotwein in meinen Vorräten! So kam es, daß ich am See saß und bei Rotwein den Sonnenuntergang genießen konnte.

Fortsetzung folgt