Re: Hoch und runter Radeln in Korsika Teil 2

von: motion

Re: Hoch und runter Radeln in Korsika Teil 2 - 03.07.17 20:47

Tag 14:
Von St. Florent nach Bastia
Länge: 74 km
Fahrzeit: 6.09 Stunden
Höhenmeter: 1480 m
Route: https://www.komoot.de/tour/18243383
https://www.komoot.de/tour/18243386

So heute ist der letzte Tag. Trotz der eigentlichen Kürze der Etappe geht es am Morgen recht früh los, da ich nicht weiß was mich so richtig erwartet. Für den letzten Tag hatte ich mir ein besonderes Highlight ausgesucht, den Bocca di San Giuvanni. In der Karte ist es als graue Piste eingezeichnet und wenn es so wird wie damals die graue Piste ist es perfekter Feldweg mit ein paar Steinchen. Ich hatte auf Google Maps das mir mal vorher angeschaut und es sah machbar aus. Zur Not müsste man umkehren, was aber schade wäre. Also auf geht´s.



Der Golf von St. Florent im Morgenlicht.



Eine der vielen alten genuesischen Wachtürme auf Korsika bei Negru.



Ich kenne die Strecke ja schon vom letzten Mal und deshalb geht es recht zügig weiter.



Immer wieder schön gelegen ist Nonza.



Nonza von Norden.



Tour d’Albo. Die letzten Kilometer an der Westseite bevor es nochmal aufwärts geht.



Und dann ist es soweit. Der allerletzte Pass auf Korsika wird unter die Räder genommen. Nochmal heißt es knapp 1000 m am Stück rauf, wobei bei 959 m diesmal Schluss ist. Die 1000 muss ich zu Fuß vollmachen. Am Anfang geht es wunderschön schattig durch einen Canyon. Ich bin überrascht, denn das hatte ich mal wieder nicht erwartet.



Ausgewaschene Felsen säumen den Wegesrand. Das ich mal wieder vollkommen alleine unterwegs war, brauche ich sicherlich nicht zu erwähnen.



Herrliche Aussichten in noch schattenspendenden Kastanienwäldern.



In Lainosa verpasse ich doch glatt den kleinen Abzweig auf die Passstraße und fahre weiter. Ein kurzer Blick auf´s Handy erspart mir aber dann einen Umweg. Ich entdecke ein Schild, das warnt die Route nur mit einem passenden Fahrzeug zu befahren. Wird schon passen denke ich mir und weiter geht es. Oben sieht man die letzten Anzeichen menschlicher Zivilisation.



Bald darauf ist die Straße betoniert. Ist mir auch recht denke ich. Die Aussicht wird besser, Schatten gibt es mal wieder nicht mehr.



Die Straße wird steiler. Im übrigen sind das 15 % und das würde ich so als noch in Ordnung fahrbare Grenze für meinen Rohloffantrieb mit Gepäck einstufen.



Wie erwartet wir es zum Feldweg. Alles soweit gut denke ich.



Es wird ausgewaschener und die kleinen Gänge müssen raus.



Verdammt was suche ich hier??? Mit Reiserad und voller Zuladung muss man doch aufpassen wo man hin fährt. Überall loses Geröll und ausgewaschene Rinnen. Nach 500 hm habe ich allerdings keine Lust mehr umzudrehen. Die 450 schaffe ich auch noch. Genug zu trinken ist dabei. Kann mir jemand mein Mountainbike bringen?





Schon auf dem Weg nach Corte hatte ich einen von den Mistkäfern ,oder welcher Käfer da auch immer Mist durch die Gegend rollt, gesehen. Allerdings war er damals schneller als mein Fotoapparat. Hier sind einige davon und so habe ich ein bisschen Zeit für Fotos. Mit denen hätte ich auf Korsika nicht gerechnet.



Pause bei kurzzeitigem besseren Weg.



Je anstrengender der Weg, desto besser die Aussicht zurück.



Die letzten Höhenmeter. Puuh.



Die Aussicht wird immer besser.



Kurz vorm Pass hat man noch 200 m Beton übrig gehabt.



Es ist vollbracht. Eine kleine Kapelle steht auch auf dem Pass und lädt zur Rast ein.



Blick nach Süden.



Blick nach Westen.



Blick nach Osten.

Einfach traumhaft hier oben. Die Anstrengungen haben sich auf jeden Fall gelohnt. Eine der besten und vor Allem der anstrengendste Pass in Korsika.







Passfoto.



Das Fahrrad muss auch mal drauf. Insgesamt bin ich überrascht wie klaglos und unbeschwert es sich selbst auf diesen Strecken fahren lässt. Als ich auf Komoot hier nochmal nach schaue ist der Weg übrigens als S1 Singletrail für Mountainbikes gewertet.



Die Kapelle am Platz. Bei der Aussicht kann man hier nur gemütlich Pause machen.





Hier dürfen auf keinen Fall 2 Panoramas fehlen. Links die Westseite von Korsika, rechts die Ostseite und dazwischen der Cima di e Follicie.



Der Rückweg wird nicht einfacher. Hier ist übrigens der Anfang, wo der Berg so langsam ins Rutschen kommt.



Hier kommt er schon wesentlich mehr ins Rutschen und ist maximal noch mit sehr guten 4x4 Fahrzeugen fahrbar. Wenn überhaupt. Dies ist auch die schlechteste Stelle.



Es folgen 600 Rüttelmeter abwärts bevor mich die Zivilisation in San Martino wieder hat. Als erstes kommt die Kirche. Alles gut gegangen. Übrigens war ich seit meinen Abzweig von der Westküste komplett alleine bis zu diesem Ort unterwegs.



Blick zurück auf diesen Wahnsinnspass. Rechts die Einkerbung neben der Felsspitze.

Eigentlich wollte ich nur bis Miomo fahren. Leider ist der Campingplatz gesperrt für Zelte und Wohnmobile. Es ist per Eisentor abgeschlossen, niemand da und so muss ich weiter.
Mein Reiseführer zeigt mir einen direkt in Bastia am Strand. Also auf geht es noch die restlichen Kilometer dort hin. Noch einmal komplett durch Bastia.

Im Gegensatz zu der Erwähnung im Reiseführer ist es ein netter Platz mit Strandzugang. Auch die Heringe lassen sich besser in den Boden bekommen als an manchen Plätzen vorher und die Sanitären Anlagen sind auch nicht so schlecht wie beschrieben. Dafür feierte die Campingplatzeigene Stranddisko bis 4 Uhr lautstark eine Party. Schade.



Ich genieße den letzten Abend am Strand.







THE END


Fazit:

Wo soll ich anfangen? Die Insel ist einfach ein Traum. Ich bin fasziniert wie abwechslungsreich die Insel ist. Wenn man bedenkt das sie nur circa 220 km lang und maximal 85 km breit ist, ist es einfach unglaublich was man hier alles machen kann. Hochgebirge, Strand, Steilküste, Schluchten, wüstenähnliche Flächen, flach, steil einfach alles was man sich vorstellen kann. Auch war ich überrascht wie einsam ich teilweise unterwegs war. Teilweise stundenlang gefahren ohne ein einziges Auto zu sehen. Dann wieder Stellen, die allerdings schon vorher bekannt waren, mit ziemlich viel Verkehr. Allerdings muss man diese manchmal zurücklegen, weil es a) auch hier interessante Sachen zu sehen gibt und b) die Umfahrung manchmal einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt. An Reiseradlern hat man einige gesehen entlang den Küstenwegen. Im Inland waren sie deutlich spärlicher unterwegs und man kann sie auf den ganzen Inlandsetappen an 2 Händen abzählen. Man muss aber schon sagen, dass man Berge und Steigungen mögen muss. Ansonsten sollte man die Finger davonlassen. Dafür wird man aber auch mit traumhaften Ausblicken und Panoramen belohnt. Worauf man sich einstellen musste, war die Hitze die hier geherrscht hat. Italien/Korsika hatte Pfingsten eine große Hitzewelle. Es waren jeden Tag im Schatten zwischen 30 und 37 Grad. Das hatte zur Folge das so 5 bis 7 Liter Tourengetränke verdunsteten. Am Anfang musste ich mich darauf einstellen, auch das Essen mit Salz etwas nachwürzen, aber dann ging es. 50er Sonnencreme hat perfekt mit einmal morgens einschmieren gehalten. Kein Sonnenbrand.

Handy und Komoot: Ich bin ziemlich begeistert von der App. Mein Garmin(60er) hat mich genervt mit der Bedienung, wenn ich auch zugeben muss das ich keine Lust habe mich da richtig einzufitzen. Bei Komoot habe ich dies vorher grob auf dem Computer geplant und mir dann die Touren offline auf dem Handy verfügbar gemacht. Eine im Vergleich zum Garmin sehr kurze und schnelle Arbeit. Das Routing funktioniert wunderbar. Für Räder verbotene Straßen werden umfahren, gerne wird auch bei verkehrsreichen Routen eine alternative dazu nebenan gesucht. Wenn man mit Reiserad unterwegs ist muss man hier und da mal aufpassen das man bei einer Passstraße mit Spitzkehren nicht auf den Wanderweg der mit MTB fahrbar wäre geleitet wird. Aber das ist denke ich klar. Einziger Nachteil meines Erachtens: Um eine routingfähige Strecke zu erhalten, muss man eine Onlineverbindung haben. Das heißt umplanen ohne Onlineverbindung ist nicht möglich. Man kann sich dann an der Karte orientieren, was aber trotzdem wunderbar klappt.

Also auf nach Korsika......
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