Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn

von: wal

Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn - 08.10.17 15:13

Zum heiligen Berg Amnye Machen

Nach einem weiteren Versorgungsstop in Maduo radle ich nun in Richtung des Amnye Machen Gebirges, wo ich den heiligen höchten Berggipfel sehen möchte. Der noch sehr kleine „Gelbe Fluss“ mäandriert träge über das Hochplateau. Er umfließt das Amnye Machen Gebirge fast vollständig mit einer großen Haarnadelschleife im Osten, ich werde also im Verlauf der Tour noch einmal auf den Gelben Fluss stoßen, nachdem ich das Amnye Machen Gebirge durchquert habe.








Recht unspektakulär verläuft die Landstraße entlang der neu gebauten Autobahn nach Norden, bis ich dann nach 90 Kilometern in östlicher Richtung zum Anmye Machen abzweige. Unvermittelt hält ein Autofahrer und drückt mir wortlos eine Tüte mit gerösteten Bohnen in die Hand und ein nachgemachten Snickersriegel. Die gerösteten Bohnen schmeckten unerwartet lecker, während das Snickers-Imitat eher ungenießbar war.



Auf einer sehr angenehmen Piste fahre ich nun gerade auf das Gebirge zu, in der Ferne sehe ich schon die Schneeberge leuchten. Doch etwas stört: Es ist die nagelneue Autobahn, die hier, direkt neben der Piste gebaut wurde. Was ich jetzt noch nicht weiß: Diese Autobahn wird mich auf der gesamten Strecke durch das Amnye Machen Gebirge begleiten, bevor ich sie dann bei Dawu nach Norden verlasse. Es ist eine neue gebaute Autobahnstrecke bis nach Chengdu (Sichuan). Noch ist die Autobahn nicht in Betrieb genommen, aber die Leitplanken, die Zäunung aus Militärstacheldraht, die Verkehrsschilder und die Asphaltdecke sind bereits fertig.





Ich ignoriere die Autobahn zunächst und genieße die Fahrt auf die Schneeberge zu. Ich befinde mich immer noch auf einer Höhe von 4000 m. Immer wieder sehe ich Gazellen, und einmal schleicht ein Schakal über die Piste. Die Piste führt mich zunächst hinab zum Dorf Xiadawu auf ca 3700 m. Von dem dortigen Kloster geht es dann kontinuierlich hinauf zum großen Gletscher des Amnye Machen Gipfel.






am Kloster in Xiadawu



Irgendwann am frühen Nachmittag finde ich einen wunderschönen Zeltplatz und beschließe Schluss zu machen. Ich baue mein Zelt hier auf etwa 4200 m Höhe in eine bunte Wiese mit gelbem Scheinmohn (Meconopsis integrifolia), Edelweiß und anderen Blumen und mit Blick auf die zahlreichen Schneegipfel des Amnye Machen Gebirges. Den höchsten Gipfel kann man von hier aus jedoch nicht sehen. Den hier sehr häufig vorkommenden gelben Scheinmohn kenne ich ja schon von anderen Touren im chinesisch/tibetischen Hochgebirge (Kawakarpo), und ich bin gespannt, ob ich auch noch den nur im Juni/Juli blühenden blauen Scheinmohn finden werde…







Gut ausgeruht begebe ich mich am nächsten Morgen an den Anstieg zum Gletscher. Die Qualität der Piste und die Pistenführung hat sehr unter der Autobahnbaustelle gelitten, die Oberfläche ist voll Schlaglöcher und groben Steinen und es geht oft in steilen Rampen mal rechts, mal links der Autobahn. Irgendwann aber führt die Piste dann aber steil am Hang bergauf um danach fast hangparallel als Panoramapiste mit gemäßigter Steigung zum Gletscher zu verlaufen. Die Autobahn verschwindet hier in einem Tunnel und ich werde sie erst wieder hinter dem Pass zu Gesicht bekommen.







Gegen Mittag erreiche ich dann das kleine Kloster am Gletscher auf 4650 m.
Alles ist voll mit Gebetsfähnchen, die auf der Endmoräne platziert sind und im Wind heftig flattern.




Gebetsfähnchen auf der Endmoräne



Das Gletscherpanorama ist wunderschön, aber leider bleibt der Hauptgipfel unter einer Wolke versteckt. Der Gletscher ist ein typischer Gletscher, wie ich auch an anderen Schneebergen des tibetischen Hochlandes schon gesehen habe (wie zb am Toze Kangri).



Allerdings hat dieser Gletscher hier seltsame Muster aus geschmolzenem und sublimiertem Schnee, wie ich sie bis dahin noch nie so gesehen habe. Ich verbringe mehrere Stunden hier und staune über dieses einzigartige Panorama aus blauem Himmel, weißen Berggipfeln und dem Gletscher mit den so seltsamen Schneemustern.











(Fortsetzung folgt...)