Re: Ostalpen (Wien – Salzburg)

von: Moarg

Re: Ostalpen (Wien – Salzburg) - 24.10.17 19:44

DRITTER TEIL: Salzburg / Osttirol

Tag 14 (Sa 01 Jul 17)
St. Michael im Lungau – Mauterndorf – Δ Tauernpass (1.738 m) – Radstadt – Δ Mooshöhe (1.106 m) – Schladming – Ramsau am Dachstein – Δ Dachsteinstraße (1.680 m) – Eben im Pongau (Track)
114 km | 5:19 h | 21,5 km/h | 2.260 Hm
Ü: Seecamping Eben | 20,00 €

Am Morgen wieder mal Regen, eine richtige Schönwetterphase ließ also weiter auf sich warten. Dann aber doch ganz brauchbar zunächst, und abgesehen vom starken Gegenwind konnte ich mich bis Obertauern über das Wetter eigentlich nicht beschweren. Obertauern war so ein wenig eine Ausnahme auf dieser Reise, denn es war der einzige Ort den ich schon ein wenig kannte. Ein paarmal war ich im Skiurlaub da. Ist zwar schon einige Jährchen her, aber ein paar Erinnerungen kamen schon auf.

Die Abfahrt war bei starkem Wind richtig kalt. Sie ist schön zu fahren, kurz vor Untertauern teilweise richtig schluchtenartig. Unten in Radstadt war es wieder angenehm temperiert und in Schladming konnte ich bei einer längeren Pause dann unter blauem Himmel sogar richtig Sonne genießen.

Dann wieder satt nach oben. Erst bis Ramsau, dann flaches Zwischenstück und zum Schluss die sehr steile Dachsteinstraße bis zur Talstation der Dachstein-Gletscherbahn. Die Bedingungen dort waren in Anbetracht der miesen Großwetterlage eigentlich ganz passabel. Der Dachstein allerdings komplett in Wolken, so dass eine Fahrt mit der Gletscherbahn nicht infrage kam. Hatte ich ohnehin nicht geplant. Außerdem: 45,50 Euro für die Berg- & Talfahrt inkl. aller Zusatzattraktion (Eispalast; Skywalk)…

Eine längere Regenpause in Filzmoos hat dann meine Ankunft in Eben ziemlich nach hinten gerückt. Nicht gut, denn sonnabends waren dort nach 18:00 Uhr keine Geschäfte mehr geöffnet und ich stand ohne Proviant da. Außerdem liegt der überteuerte Campingplatz etwas außerhalb vom Ort und im Regen hatte ich keinen Bedarf mehr auf Restaurantsuche. So mussten dann meine letzten Riegel-Notvorräte als kärgliches Abendmahl herhalten.






Tag 15 (So 02 Jul 17)
Eben im Pongau – Bischofshofen – Δ Dientner Sattel (1.372 m) – Δ Filzensattel (1.290 m) – Saalfelden – Δ Griessenpass (978 m) – Fieberbrunn – St. Johann in Tirol – Kitzbühel (Track)
115 km | 5:11 h | 22,2 km/h | 1.500 Hm
Ü: Camping Schwarzsee | 24,00 €

Kalt, nieselig und alles grau in grau bereits am Morgen. Da war mir bereits klar – dass würde nichts Angenehmes werden. Mit so einem fiesen Regentag, wie er sich im weiteren Verlauf dann entwickelte, hatte ich morgens aber dann doch nicht gerechnet. War ziemlich schlimm.

Der Auftakt talwärts Richtung Bischofshofen blieb noch trocken. In Hüttau musste ich meine flotte Fahrt für längere Zeit unterbrechen, denn für eine größere Prozession war dort die Straße gesperrt. Diese religiösen Dinge sind nun überhaupt nicht meine Welt. Anlass für den Auftrieb war wohl der sogenannte Herz-Jesu-Sonntag. Hat auf jeden Fall eine ganze Weile gedauert, bis sich der Tross endlich mal in Bewegung setzte und ich weiterkonnte.

Ab Bischofshofen dann ansteigend Richtung Dientner Sattel, bis Mühlbach am Hochkönig weiterhin noch trocken. Dann aber ging es los mit dem Regen. Und sonderlich warm war es auch nicht…Für die kurze Abfahrt vom Dientner Sattel hatte ich dann noch auf die Schuhgamaschen verzichtet. War nicht angenehm. Wenig später hatte ich am Filzensattel dann tatsächlich die volle Montur angelegt. Das hat besser funktioniert. Die Gamaschen habe ich auch erst kurz vorm Ziel in St. Johann in Tirol dann wieder abgelegt. Die Regenjacke habe ich ohnehin den ganzen Tag nicht ausgezogen.

Der Rest des Tages: Nur Gegenwind. Und Regen. Besonders hässlich in Hochfilzen, wo ich mal auf einen Abstecher zur Biathlonanlage gefahren bin. Eigentlich unfahrbare Bedingungen, war auch niemand am trainieren da.

Auch wegen des zum Glück einfachen Streckenprofils konnte ich mich dann doch ganz gut bis Kitzbühel durchkämpfen. Mit dem Abend war ich dann sehr zufrieden. Kein Regen mehr und nach so einem Tag besonders positiv: In der allerdings stolzen Campinggebühr ist die Nutzung der Sauna des angeschlossenen Hotels mit drin. Den Saunagang habe ich natürlich gerne mitgenommen, war klasse.


Prozession in Hüttau


Es gibt angenehmere Tage zum Radfahren…


Tag 16 (Mo 03 Jul 17)
Kitzbühel – Δ Pass Thurn (1.247 m) – Mittersill – Δ Hochkriml (1.692 m) – Δ Gerlosspass (1.531 m) – Zell am Ziller – Mayrhofen (Track)
112 km | 4:47 h | 23,3 km/h | 1.680 Hm
Ü: Camping Mayrhofen | 13,10 €

Ohne Gepäck mal eben zum Kitzbühler Horn (1.970 m) hochstiefeln, dann zurück zum Campingplatz, zusammenpacken und los in die eigentliche Etappe. So sah meine hochfliegende Planung für diesen Morgen aus. Leider spielte das Wetter überhaupt nicht mit, so dass ich das Kitzbühler Horn schweren Herzens canceln musste. Das durchzuziehen hätte wirklich keinen Sinn gemacht.

Nach später Abfahrt vom Campingplatz kurvte ich in der Hoffnung auf wenigstens etwas Wetterbesserung dann noch eine ganze Weile in Kitzbühel herum. Gegen Mittag immer noch Regen, wie könnte es auch anders sein…Ich bin dann los. Alsbald dann kein Nass mehr von oben, sogar etwas Sonne. Ich traute dem Frieden noch nicht, behielt meine Regenklamotten an und langte deshalb ziemlich durchgeschwitzt am Pass Thurn an. Die Abfahrt nach Mittersill war dann mit nassen Sachen und bei sehr herbstlichen Temperaturen kein Vergnügen.

In Mittersill bin ich dann erst mal in einen Supermarkt rein, um halbwegs wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Hat nur bedingt funktioniert, obwohl ich über eine Stunde dort ausharrte. Es wollte einfach nichts trocknen. Da muss man eben durch, wenn man sich bei der Klamottenausrüstung so ziemlich aufs Minimum beschränkt und eigentlich nichts zum Wechseln dabei hat. Eine zweite Radhose hätte ich in der Situation auf jeden Fall gut gebrauchen können.

Irgendwann setzte sich die für Nachmittag angekündigte Wetterbesserung durch und bei angenehmen Bedingungen ging es für mich weiter das Salzachtal hinauf. Zunächst auf der Hauptstraße, wegen dem Verkehr dort dann aber doch bald auf dem Tauernradweg. Der läuft radwegtypisch zwar etwas verwinkelt, ist hier aber auf jeden Fall die bessere Wahl.

Mit den Krimmler Wasserfällen lag dann eine echte Touristenattraktion der Alpen auf meinem Weg. Es sind ja die immerhin größten Wasserfälle Europas. Habe aus Zeitgründen aber auf eine genauere Exkursion verzichtet und mich mit dem Blick aus der Ferne begnügt. Auch von da sehen die Fälle schon mehr als gigantisch aus.

Schöner Schlussteil dann bei gutem Wetter. Erst über die Gerlos-Alpenstraße zum Gerlosspass, dann rüber ins Zillertal mit einer wunderbaren Abfahrt zum Schluss. Sehr guter Campingplatz kurz vor Mayrhofen. Vor allem angenehm preiswert im Vergleich zu den beiden Vortagen.


Kitzbühel bei miesem Wetter (Blick Richtung Hahnenkamm)


Am Nachmittag wesentlich besser. Hier in der Auffahrt zum Gerlosspass mit Blick zu den Krimmler Wasserfällen


Tag 17 (Di 04 Jul 17)
Mayrhofen – Hippach – Δ Zillertaler Höhenstraße – Δ Achensee (971 m) – Achenkirch – Δ Achenpass (941 m) – Tegernsee – Wolfsee (Track)
147 km | 7:04 h | 20,8 km/h | 2.790 Hm
Ü: Camping Wolfsee | 8,00 €

Ein Auftakt mit einem kleinen Malheur, denn nach wenigen Kilometern wurde ich zwischen Mayrhofen und Hippach von einer Wespe in die Unterlippe gestochen. Meiner guten Laune tat das keinen Abbruch, denn das Wetter war einfach herrlich. Endlich nach etlichen durchwachsenen Tagen und wie gemalt für die Zillertaler Höhenstraße.

Die Zillertaler Höhenstraße ist schon ein Erlebnis und war für mich einer der Höhepunkte dieser Reise. Mit Reiserad aber auch eine echte Herausforderung. Es geht los mit einem Anstieg über gut 1.400 Höhenmeter bei schlappen 11 % (!) im Schnitt bis zum Melchboden (2.020 m). Einer der richtig harten Brocken der Tour. Und der Einzige, den ich mit vollem Gepäck gefahren bin. Hat mich nicht davon abgehalten, zur Feier des Tages mal ordentlich reinzuhauen und die Angelegenheit in nur knapp über 1,5 h zu erledigen.

Oben an der Melchbodenhütte war es einfach grandios. Ich bin von da aus auch noch das kurze Stück hoch zum Arbiskopf (2.133 m) gewandert. Das lohnt sich. Von der Straße aus sind die Panoramablicke zwar auch schon toll. Von da oben aus aber nochmal vielfältiger und beeindruckender.

Die Melchbodenhütte ist zwar der höchste Punkt der Zillertaler Höhenstraße. Das bedeutet aber noch lange nicht das Ende der Schwierigkeiten, denn im weiteren Verlauf folgen nach steilen Zwischenabfahrten noch zwei Hochpunkte. Der Erste nach einer nur kurzen Gegensteigung an der Hirschbischlalm. Harmlos. Der Zweite liegt am Abzweig zur Mizunalm. Dieser muss über mehrere sehr steile Kilometer dann wieder hart erkämpft werden. Oben habe ich nochmal eine längere Pause an der Kaltenbacher Skihütte (Murmelland, Gehege mit Murmeltieren) gemacht. Dann die Abfahrt zurück ins Zillertal, das Gefälle extrem, ein Sturzflug sondersgleichen.

Zurück im Zillertal war es dann schon nach 14:00 Uhr. Zeit endlich mal ein wenig Strecke zu machen, es waren immerhin noch über 100 km zu fahren. So richtig voran kam ich aber nicht. Viel Gegenwind den ganzen Tag. Und ständig nachlassender Luftdruck hinten. In Deutschland musste ich am Achenpass dann endgültig den Schlauch wechseln. Nicht die erste Panne dieser Tour. Das nächste Mal werde ich wohl wieder etwas besser vorbereitet in die Tour starten, jedenfalls nicht noch mal mit total runtergefahrenen Reifen und Bremsen…

Zum Schluss habe ich noch ungeplant meine Seensammlung dieser Tour um den Tegernsee und den Schliersee erweitert. Eigentlich wollte ich über den Spitzingsee fahren. Die Strecke war aber wegen Bauarbeiten gesperrt.


Panoramablick vom Arbiskopf ins Zillertal. Vorn die Melchbodenhütte (2.020 m).