Re: Ostalpen (Wien – Salzburg)

von: Moarg

Re: Ostalpen (Wien – Salzburg) - 26.10.17 20:55

VIERTER TEIL: Berchtesgadener Land / Salzkammergut

Tag 18 (Mi 05 Jul 17)
Wolfsee – Bayrischzell – Δ Sudelfeld (1.131 m) – Walchsee – Kirchdorf in Tirol – Δ Steinplatte (1.666 m) – Lofer – Δ Hirschbischl (1.183 m) – Taubensee (Track)
127 km | 5:57 h | 21,4 km/h | 2.550 Hm
Ü: Camping Simonhof | 19,80 €

Ganz schöne Fahrt durch die Bayrischen Alpen zu Beginn. Bei wunderbarem Wetter vorbei am Wendelstein, dann hoch zum Sudelfeld (unauffälliges Skigebiet) und weiter der Deutschen Alpenstraße folgend bis Oberaudorf. Hat mir gut gefallen, vor allem der letzte Abschnitt. Eine auffällige Holzbrücke brachte mich dann über den Inn zurück nach Österreich. Dann folgend auch ein klasse Abschnitt vor der Bergkulisse des Kaisergebirges Richtung Kössen. Mit dem Walchsee lag dort auch wieder ein weiterer malerischer See am Weg. Sehr schön zu fahren war dann auch kurz nach dem See ein Radwegabschnitt Richtung St. Johann in Tirol.

Ab Waidring dann die letzte richtig harte Bergprüfung der Tour – die Rampe zur Steinplatte. Um diese möglichst leicht anzugehen, versteckte ich mein Gepäck zu Beginn der Auffahrt am Straßenrand. Ich riskiere das nicht für jede Stichstraße, wenn sie so exorbitant steil sind wie die zur Steinplatte dann schon. Noch kurz zuvor in Kirchdorf fühlte ich mich ziemlich platt, doch kaum ging es rein in die Rampe waren die Energien zurück und es lief wirklich gut da hoch. Diesmal ließ ich mich auch von einem Verbotsschild vor der finalen Sektion nicht aufhalten. Das gilt tatsächlich wohl ohnehin nur für Autos. An meinem Fahrrad hat sich auf jeden Fall niemand gestört.

Die Steinplatte ist ja eher als Skigebiet bekannt. Man hat dort aber Einiges getan, um auch in der Sommersaison die Gäste nach oben zu locken. So wurden z.B. eine Art Dino-Erlebniswelt und eine über dem Abgrund schwebende teilweise durchsichtige Aussichtsplattform gebaut. Das Ganze scheint zu funktionieren, denn es war doch ziemlich viel los da oben. Für mich war es bei Traumwetter eines der Highlights der Reise. War allein schon ein Vergnügen, die vielen Kinder beim Spielen im Dino-Park zu beobachten. Landschaftlich auch toll. Wenn das Wetter passt ist die Steinplatte auf jeden Fall einen Besuch wert. Wer nicht so darauf steht, sich derart heftige Rampen mit dem Rad hoch zu quälen, der kann von Waidring aus natürlich auch bequem mit dem Lift da hochgondeln.

Nach der Steinplatte war schon noch ein Stückchen zu fahren bis ins Ziel im Berchtesgadener Land. Mit dem Hirschbischl lag auch noch eine weitere nette kleine Rampe auf dem Weg. Insgesamt zwar längst nicht so schwer wie die Steinplatte, in der Spitze aber nochmal deutlich steiler. Der Schlussteil ist ja mit den berühmten 30 % Steigung ausgeschildert. Nun, die werden es wohl nicht ganz sein, aber das kleine Kettenplatt habe ich dort definitiv gebraucht…


Camping Wolfsee im Morgenlicht




Steinplatte


Tag 19 (Do 06 Jul 17)
Taubensee – Königsee – Berchtesgaden – Δ Hinterbrand (1.130 m) – Δ Roßfeld (1.542 m) – Hallein – Golling – Δ Pass Gschütt (957 m) – Hallstatt (Track)
115 km | 5:21 h | 21,5 km/h | 2.140 Hm
Ü: Camping Klausner | 12,20 €

Nach rasanter Abfahrt schlug ich in Ramsau den Radweg Richtung Schönau/Königsee ein. Es folgte eine abartig ansteigende Pistensektion, bei der ich mich schon fragen musste: Ist das hier der Ernst? Für hartgesottene MTB‘ler sicher machbar, mit Reisegepäck aber absolut unfahrbar. Unter einem Radweg verstehe ich schon was anderes. Von oben kommend warnt immerhin ein Schild „Steilstrecke – Radfahrer absteigen“. Das sollte man ernst nehmen…Nach diesem zum Glück nur kurzen Pistenterror geht es auf Asphalt weiter – kurz nochmals fröhlich um die 20 % ansteigend, nun aber wenigstens fahrbar.

Nach diesem unerwartet heftigen Auftakt ging es dann abfallend weiter nach Schönau. Ich war noch nie im Berchtesgadener Land, und bin natürlich auch mal runtergelaufen zum Königsee. Wollte einfach mal die Stimmung auf mich wirken zu lassen. War schon ordentlich Touristenauftrieb…Irgendwann werde ich mich vielleicht auch mal auf eines der Schiffe begeben.

Nach dem Königsee ging es bergig weiter. Zunächst von Berchtesgaden nach Hinterbrand. Der Anstieg ist hammerschwer, hatte ich so nicht ganz auf der Rechnung. Hätte im Nachhinein betrachtet fast einen Platz in meiner HC-Kategorie-Aufstiegsliste der Reise verdient. zwinker Nach einer Pause in Obersalzberg (viele Touristen) bin ich dann die Roßfeld-Panoramastraße gefahren. Auf die war ich sehr gespannt. Ich wurde nicht enttäuscht. Sind schon grandiose Ausblicken dabei, vor allem oben im Bereich des Scheitelpunktes.

Ziemlich lange und sehr rasante Abfahrt dann bis Hallein. Dort unten gute Wärme (>30 °C), die mir für den Rest des Tages bis zum Hallstätter See dann auch erhalten blieb. War aber kein Problem, denn das Streckenprofil mit dem sehr einfachen Pass Gschütt war nicht mehr die große Herausforderung.

Der Campingplatz in Hallstatt war voll belegt, ich kam nur noch auf einer Nebenwiese unter. Das habe ich bei so einem Welterbe-Ort zwar fast erwartet. Aber nicht, dass die Campingäste fast ausschließlich aus Tschechien kommen. Holländercampings erlebt man z.B. ja schon mal öfters, vor allem in Frankreich. Einen Campingplatz nur mit Tschechen habe ich nie gesehen.


Ausblick von der Roßfeld-Panoramastraße auf das Göllmassiv


Die Kollegen dort waren Teil einer ganzen E-Bike Truppe. Typisches Outift grins


Tag 20 (Fr 07 Jul 17)
Hallstatt – Obertraun – Δ Koppen Pass (690 m) – Bad Aussee – Δ Loser Alm (1.600 m) – Δ Pötschenpass (963 m) – Bad Ischl – Traunkirchen – Δ Grossalm (830 m) – Steinbach am Attersee – Δ Scharflinger Höhe (600 m) – St. Gilgen – Wolfgangsee (Track)
147 km | 6:26 h | 22,9 km/h | 2.290 Hm
Ü: Camping Lindenstrand | 13,00 €

Schöner Auftakt entlang des Hallstätter Sees bis Obertraun. Das Örtchen ist sicher sehenswert, ich habe mir dort aber wieder mal nur den Supermarkt von innen angesehen. Die erste längere Pause habe ich dann erst im Kurort Bad Aussee eingelegt. Bin dort ein wenig durch den Kurpark gewandelt und dabei unter anderem auch an der bekannten Mercedes-Fußgängerbrücke vorbeigekommen. Sehenswerter Ort.

Nächstes und gleichzeitig herausragendes Ziel des Tages war die Loser-Panoramastraße. In bewährter Manier für solch steile Stichstraßen deponierte ich mein Gepäck noch vor der Mautstelle irgendwo im Gebüsch, so dass die schwere Auffahrt kein großes Problem war. Oben war es wieder mal großartig. Herrliches Wetter, große Ausblicke.

Nach der Loser Alm ging es über den Pötschenpass und dann im Trauntal weiter bei harten Gegenwind nach Bad Ischl. Zum Glück ließ der frustrierende Wind dann bald nach und ich kam dann ganz angenehm durch einen längeren Flachteil bis zum Traunsee. Schöne Fahrt dort. Heraus sticht besonders der Ort Traunkirchen mit einem in den See vorgerückten kleinen Berg, darauf thronend ein Kirchlein.

Der Rest des Tages war eine Parade der bekannten Seen des Salzkammergutes. Besonders auffällig der Attersee. Den habe ich in der Abfahrt erlebt, und von oben kam die tiefblaue Färbung des Sees besonders zur Geltung. Am Wolfgangsee endete dann der Tag. War etwas schwierig, dort ein Plätzchen auf einem der ausnahmslos (angeblich) voll belegten Campingplätze zu ergattern. Jedenfalls wurde ich auf zwei Plätzen erst mal glatt abgewiesen bevor es dann beim Camping Lindenstrand doch noch geklappt hat.


Pause grins am Hallstätter See


Ausblick von der Loser Alm


Teufelskralle an der Loser Alm


Tag 21 (Sa 08 Jul 17)
Wolfgangsee – Strobl –Δ Postalm (1.330 m) – Δ Lienbach Sattel (1.305 m) – Golling – Δ St. Koloman (909 m) – Hallein – Δ Gaisbergspitze (1.265 m) – Salzburg (Track)
116 km | 5:23 h | 21,5 km/h | 2.350 Hm

Letzter Tag der Reise. Der Auftakt einfach, denn bis zum östlichen Ende des Wolfgangsees war es nur ein flaches Radwege-Einrollen. Ab Strobl dann, so wie sich das gehört zwinker , aber wieder uphill. Ziel dieses ersten Aufstieges war die Postalm. Da hinauf waren sehr viele Radler unterwegs, hauptsächlich waren es Teilnehmer der Extrem-Triathlonveranstaltung SOCIALMAN. Am Straßenrand zudem viele Betreuer und Angehörige, die auch für mich mal ein paar Anfeuerungsrufe übrig hatten. Hat Spaß gemacht. Die Triathleten sind direkt über den Lienbach Sattel weiter zum Lammertal, ich habe vorher noch den kurzen Stich zur Postalm mitgenommen. War auch ganz schön, sehr ruhig. Ich bin von da auch noch ein Stück zur Postalmkapelle (1.304 m) gewandert.

Die Strecke das Lammertal hinab bis Golling war ich zwei Tage zuvor bereits in umgekehrter Richtung gefahren. Da war ich noch an der Lammerklamm vorbeigerauscht. Diesmal hielt ich an, um mir die Schlucht anzusehen. Normalerweise ist dafür eine Gebühr fällig. Ich habe der Dame am Einlass gesagt, dass ich mir nur mal kurz die „Dunkle Klamm“ (imposantester Teil der Schlucht unweit vom Einlass) ansehen will. Sie hat mich daraufhin so durchgelassen. Auch nicht schlecht. listig

In Golling steuerte ich wie zwei Tage zuvor den Supermarkt an. Erneut waren auffällig viele Reiseradler vor Ort, dürfte wohl an der Lage am Tauernradweg liegen. Von da aus wäre es ein Leichtes gewesen, im Salzachtal gemütlich über Hallein bis ins Ziel nach Salzburg zu rollen. So einfach wollte ich die Reise selbstverständlich nicht ausklingen lassen und hatte mit für einen würdigen Abschluss noch ein paar knackige Höhenmeter überlegt.

Zunächst mal bin ich über St. Koloman nach Hallein gefahren. Ein ziemlich steiler Anstieg, ansonsten aber wenig Spektakel. Der krönende Abschluss war dann die Gaisbergspitze. Dafür waren noch mal fast 900 Hm aufzusteigen, teilweise auch richtig steil, vor allem die letzten beiden Kilometer. Aber hat sich gelohnt. War genial da oben, Aussicht und Wetter ein Genuss. Über 2 h habe ich noch auf dem Gipfel des Salzburger Hausberges zugebracht, erst dann bin ich runtergerollt nach Salzburg zum Bahnhof.


Wolfgangsee




Blick von der Gaisbergspitze auf Salzburg


Rückreise
Zurück ging es wieder per Fernbus – und wieder mit Problemen.
Erstes Teilstück Salzburg - München. Der Bus war pünktlich und hatte, anders als bei der Hinfahrt, diesmal sogar einen Heckträger für Fahrradtransport dabei. Das Problem ergab sich dann in München. Nach längerer Passkontrolle an der Grenze AUT-D wohl bereits etwas unter Zeitdruck hat sich der Fahrer dort nämlich verfahren und sich daraufhin mitten in der Stadt an einem gewagten Wendemanöver versucht. Dabei hat er den Bus bei Rückwärtsstoßen mit dem Heck an eine Mauer gesetzt. Mein Rad war das letzte auf dem Heckträger und hat das meiste abbekommen…



Etwas Aufregung natürlich dann wenig später auf in München ZOB…
Letztlich kam ich noch ganz gut nach Hause. Glücklicher Umstand war, dass nach Dresden dann kein Doppelstockbus fuhr und so das Fahrrad direkt in den Kofferraum gelegt werden konnte. Mit dem verbogenen Hinterrad hätte es nicht so ohne weiteres auf einen Heckträger gepasst.

Und der Schaden? Das Hinterrad war hinüber und der Gepäckträger leicht verbogen. Sonst alles in Ordnung. Hätte schlimmer kommen können. Wenn der Rahmen einen Knacks abbekommen hätte, wäre ich dann doch ziemlich sauer gewesen. Hat auch so gereicht. böse
Von den Problemen mal abgesehen ging das insgesamt aber schon auch ganz gut mit dem Bus. Ich werde den Fernbusunternehmen deshalb sicher noch mal eine Chance für eine Fahrt mit Radtransport geben. So viel Pech kann man einfach nicht nochmal haben.