Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog

von: Keine Ahnung

Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog - 05.11.17 17:20

INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin

Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau)

Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien)

Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei)

Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul)


DER SECHSTE TAG (09.06. – 128 KM / 730 M)

Nach den vielen Höhenmetern der vergangenen Tage, war der Weg entlang des wirklich schönen Teils der Donau, der hier zwischen Serbien und Rumänien zu finden ist, eine richtige Erholung.


Bild: Hier ist die Donau recht weit – etwas später muss sie sich durch eine deutlich engere Schlucht zwängen …




Bild: Festung Golubac.


Bild: Einer der kleineren Zuflüsse …




Bild: Davon gibt es eine ganze Reihe entlang dieses Teils des Donauradwegs …


Bild: Sagte ich doch …



Es gab zwar immer wieder Zwischenanstiege, die aber alle nicht zu lange und daher auch nicht zu anstrengend waren. Unterwegs traf ich Daniela und Thomas aus Deutschland, die mit dem Tandem von Belgrad zum Schwarzen Meer radelten. Wir unterhielten uns ganz nett. Sie sind übrigens offensichtlich auch echte Fahrradfans und würden eigentlich auch gut ins Forum passen zwinker .



Ich sah an der Donau noch andere Radler mit Gepäck – die einzigen übrigens auf meiner ganzen Tour. Auf der anderen Flussseite konnte ich Rumänien schon die ganze Zeit sehen. Der Donaudurchbruch "Eisernes Tor" zählt sicher zu den schönsten Teilen der Donau.




Bild: Mraconia Kloster am rumänischen Donauufer.


Bild: Mittagspause in Tekija.

Bevor die Donau sich dann weniger spektakulär weiter Richtung Schwarzes Meer schlängelte, wechselte ich über das Stauwerk nach Rumänien, wo ich in Drobeta Turnu Severin eine Pension aufsuchte. Eine leckere und große Pizza Carbonara und ein halber Liter selbstgemachte Limonade für 5 Euro bewiesen mir (neben ein paar anderer Details), dass ich nicht in der Schweiz unterwegs war …


Bild: Grenzübergang nach Rumänien.


Bild: Ein zum Glück kurzes Stück musste etwas mehr Verkehr ertragen werden …


Bild: Kathedrale in Drobeta-Turnu Severin (Rumänien).


Bild: Vieles ist schön hergerichtet – aber nicht alles …


Bild: Castelul de Apa.


Pension Ambienta – von außen und von innen schön …



DER SIEBTE TAG (10.06. – 137 KM / 1.300 M)

Auf der folgenden Strecke waren keine anspruchsvollen Höhen zu überwinden. Land und Leute zu beobachten gelingt natürlich auf den kleineren Straßen und Wegen besser als entlang der Hauptverkehrsrouten, die ich ja generell auf meinen Touren zu vermeiden suche.





Bis zu einem gewissen Grad ist für mich durchaus auch nicht so perfekter Straßenbelag akzeptabel solange das Fahren nicht zu beschwerlich wird.


Bild: Sieht schlimmer aus als es tatsächlich war …




Die Dörfer waren sehr einfach, aber machten einen gepflegten Eindruck – „ländliche Idylle“.


Bild: Kirche in Ilovăt.

Bei meiner Planung des Wegs durch Rumänien hatte ich versucht, in OpenFietsMap "weiße Straßen" zu vermeiden, und mich auf die gelb eingezeichneten Wege zu beschränken, in der Hoffnung, dadurch allzu üble Wege auszulassen. Dass das aber keine Garantie für guten Wegbelag darstellt, erkannte ich recht schnell. Auf der Kreisstraße DJ671E sollte es durch das Naturschutzgebiet Cheesy Coşuştei gehen. Bis zum kleinen Ort Firizu war die Straße auch ganz in Ordnung. In dem Ort sprach mich eine alte Frau an und redete nachdrücklich auf mich ein, immer auf die vor mir liegende Straße deutend. Ich verstand nichts und erst ein paar Kilometer weiter erahnte ich, worauf sie mich hinweisen wollte.


Das Gespräch mit dieser älteren Dame war leider sehr einseitig …

Der Weg sah anfangs noch akzeptabel aus, wurde dann aber zusehend schlechter und wäre in Deutschland bestenfalls als miserabler Forstweg durchgegangen. Ich durchfuhr Pfützen, in denen ich bis zur Achse meines Innenlagers untertauchte. Wahrscheinlich habe ich dabei etliche Frösche überfahren, die es nicht schafften, mit großen Sprüngen dem Wasser zu entkommen.






Bild: Zum Glück haftete die Erde nicht am Reifen – sonst wäre ein Durchkommen nicht möglich gewesen. Das ging so einige Kilometer ...

Dennoch würde ich die Strecke wieder fahren. Der Wechsel zwischen Wald, Felsen und Flussbiegungen war wunderschön und ich erkannte wieder einmal den deutlichen Vorteil des Radfahrens abseits der Touristenstrecken.







Idyllische Dörfer, die einen in eine andere Zeit zurückversetzten, trugen zum "Wohlfühlen" bei, insbesondere da die Bevölkerung äußerst freundlich dem sicher äußerst seltenen Radreisenden zuwinkten und auch von ihren von Pferden gezogenen Pflügen aus grüßten. Ich empfand diesen Tag als sehr angenehm und sowohl die Landschaft als auch die Leute waren wohltuend.




Bild: Cerna Vârf (Walachei).

Der Weg führte auch an der Höhle Ponoarele und der "Gottesbrücke" vorbei, um die sich verschiedene Legenden ranken (LINK). Eine besagt, dass von dort der Teufel vertrieben wurde – ich bin ihm zum Glück auch dort nicht begegnet …





Die Klosterkirche Sfinţii Voievozi in Baia de Aramă ist einen Besuch wert. Immerhin sind Restaurierungsarbeiten offensichtlich im Gange – die Gemälde sind sicherlich erhaltenswert.







Die Walachei empfand ich als sehr sehenswert. Die Leute waren freundlich, die Dörfer beschaulich und man fühlte sich in eine andere Zeit zurückversetzt.



In Grui (Musetesti) fragte ich in der Pension "La Toscana Rustica" an, ob sie für mich ein Zimmer hätten. Zunächst hieß es, dass keine Zimmer mehr frei wären, dann wurde doch noch eine Kammer für mich gefunden. Der Besitzer gab an, Archäologie studiert zu haben, was man ihm bei der Betrachtung der Innenausstattung abnahm. Er führte mich dann auch zu einer Zeichnung und bot an, mir das Zimmer kostenlos zu überlassen, wenn ich den Maler erraten würde. Ich versuchte mein Glück, aber auf den Maler wäre ich wohl im Leben nicht gekommen – der Führer des tausendjährigen Reiches – wäre er doch beim Malen geblieben …



DER ACHTE TAG (11.06. – 100 KM / 2.700 M)

Die über 1000 Höhenmeter des Auf und Ab des Vortags waren mir irgendwie gar nicht wirklich aufgefallen und hatten mich auch nicht auf große Höhe gebracht. Nun aber stand die Passüberquerung entlang der Transalpina auf dem Programm und es war klar, dass das nur zu schaffen war, indem ich mein Fahrrad um einige Meter in die Höhe bewege.



Ich wurde aber schon bei 700 Metern ausgebremst. Von weitem hörte ich schon aufheulende Motoren und dann fuhr ich erst einmal an einer Reihe von aufgemotzten Rennautos vorbei, die von ihren Teams vorbereitet wurden. Mir schwante nichts Gutes und tatsächlich wurde ich von der Polizei am Weiterfahren gehindert. Ich müsste die erste Runde abwarten und könnte dann vor der zweiten Runde bis zum Ziel des Rennens hochfahren. Ich gesellte mich also zu den Rennbegeisterten am Wegesrand, um zunächst den Einsatz eines Rettungswagens zu beobachten, da bei der ersten Testrunde bereits ein Unglück geschehen war. Endlich war dann die erste Runde des Rennens vorbei und ich wollte losfahren. Mir wurde mitgeteilt, dass ich erst den nächsten Rettungswagen abwarten müsste, es hatten erneut ein Fahrzeug zerlegt und der Fahrer musste ins Krankenhaus.







Kaum war der Rettungswagen am Start vorbei, spurtete ich los. Und ich musste mich beeilen, da ich für die Strecke nur maximal eine Stunde hatte. So konnte ich sportlich etliche Höhenmeter zurücklegen, um dann oben im Ziel von einigen jubelnden Zuschauern empfangen zu werden.



Die Passhöhe bei über 2100 m musste ich wieder in Regenkleidung überqueren. „Gemein“ ist, dass nach der ersten Passhöhe nach einer kurzen Abfahrt gleich die zweite Passhöhe erklommen werden muss. Ein paar Impressionen der Strecke geben die folgenden Bilder.












Bild: Urdele Pass (2145 m) der Transalpina.




Bild: Und die zweite Passhöhe ist erreicht …


Bild: Das erinnerte mich an meine Tour in Norwegen …


Bild: Der See Oasa …

Es war recht kühl und als ich dann am See (Lacul Oasa) ein Zimmer nahm, spürte ich schon, dass das meiner Blase wohl nicht gut bekommen war. Das Leiden, welches ich in Berlin als überwunden gewähnt hatte, war wieder zurückgekehrt. So etwas Blödes! Besonders schlimm war es zwar nicht, aber …



DER NEUNTE TAG (12.06. – 167 KM / 1.360 M)

Der Tag begann mit einer langen Abfahrt. Sibiu (Herrmannstadt) musste aber „erobert“ werden. Der Abfahrt folgte ein erneuter Anstieg von 500 Metern und auch danach ging es immer wieder auf und ab. Die Strecke war aber gut gewählt und ich musste mir insbesondere die Straße nicht mit viel Verkehr teilen.






Bild: Transalpina Richtung Sebes, deutsch Mühlbach, beim Stausee Tău Bistra.

Ab und zu konnten nun schon Touristenbusse gesichtet werden – zum Teil besetzt mit Deutschen, die evtl. ihren siebenbürgisch-sächsischen Wurzeln nachspüren wollten. Die Orte haben zumindest in den meisten Fällen auch deutsche Namen.


Bild: Jina, deutsch Schinna.




Bild: Blick in Richtung Sebes, deutsch Mühlbach.


Bild: Poiana Sibiului, deutsch Flussau.




Bild: Das Städtchen Rod.




Bild: Die Gegend ist schön und die Wege meistens gut, wenn man nicht zu viele Abkürzungen wählt …




Bild: Sibiel, deutsch Budenbach.



Sibiu selber ist schön hergerichtet und spielt ganz offensichtlich für den Tourismus eine große Rolle. Ich besichtigte Sibiu und grübelte gleichzeitig, wie ich weiter vorgehen sollte. Eigentlich wollte ich noch ein wenig länger in Transsilvanien fahren, aber die Blase machte mir Sorgen und auch das Autorennen hatte mich etwas im Zeitplan nach hinten geworfen.


Bild: Sibiu (Hermannstadt) hat einiges zu bieten …









Kirchen gibt es in Sibiu viele ...


Bild: Katholische Kirche "Heilige Dreifaltigkeit" Sibiu.


Bild: Orthodoxe Kathedrale Sibiu.




Bild: Evangelische Kirche Sibiu.


Bild: Teutsch, Bischoff der evangelischen Gemeinde.





Ich fühlte mich trotz der Blasenprobleme fit und so fuhr ich nun ohne weitere Umwege direkt zum Startpunkt meiner Transfagarasan-Überquerung, dem Ort Cârsa. Die kleinen Städte und Dörfer mit ihren mittelalterlichen Bauwerken faszinierten mich.


Bild: Befinde ich mich noch in Rumänien?


Bild: Kirchenburg Hosman, deutsch Holzmengen.


Bild: Da soll es dann morgen wieder hinüber gehen (Blick auf die Karpaten) …


Bild: Evangelische Kirche Chirpăr, deutsch Kirchberg.

Das letzte Stück der Strecke war ziemlich schlecht und zweimal landete ich bereits in Sichtweite des Ziels vor Furten, die ich bestenfalls schwimmend hätte überqueren können. Ich folgte dann einem in der Karte als gestrichelte Linie eingezeichneten Weg und erreichte dann eine Brücke, die für Fußgänger und zum Glück auch für mich überquerbar war.


Bild: Ein bei OpenFietsMap nur noch gestrichelt eingezeichneter Weg – aber immerhin, er ist in der Karte vermerkt.


Bild: Brücke zwischen Nou Român, deutsch Wallachisch-Neudorf, nach Cârsa, deutsch Kerz.

Die Blasenprobleme hatten wieder zugenommen, was sicher auch an der langen Tagesstrecke lag. Jetzt war in dem Ort endlich ein Campingplatz, aber ich wollte vor der nächsten Passüberquerung nichts riskieren und wählte lieber eine Pension (Moara de Piatra). Zunächst fragte ich dort nach einer Möglichkeit, mein Fahrrad von den dicken Lehmschichten zu befreien, die ich unterwegs aufgesammelt hatte. Ein Wasserschlauch war die Rettung und nach einer halben Stunde konnte ich wieder die Grundfarbe des Fahrrads erkennen.


Bild: Pension Moara De Piatra (Mühlstein) in Cârsa, deutsch Kerz.

Teil 4 demnächst …