Re: Frankreich im Herbst - Von Auxerre nach Orange

von: fabianovic

Re: Frankreich im Herbst - Von Auxerre nach Orange - 01.11.18 11:21

Hier kommt der dritte und letzte Teil

02.10.2018: Blesle – Brioude, Brioude – Langogne (mit dem Zug)

Ich hatte nun entschieden nicht hoch in die Vulkan-Auvergne zu fahren.
Bei kühlem, windigen Wetter fuhr ich die gut zwanzig Kilometer hinüber nach Brioude.

Die Basilique Saint-Julien war das Highlight meiner vielen Kirchenbesichtigungen. Es ist eine außergewöhnliche Kirche, in der alle Phasen der Romanik vereint sind.











Brioude selber ist ein hübsches kleines Städtchen. Aber heute pfiff der kalte Wind so unangenehm durch die Gassen der Altstadt, dass ich nur kurz eine Runde drehte und mich dann schnell in ein kleines Imbiss-Restaurant verzog. Ich war am frühen Mittag der erste Gast. Später füllte sich das kleine Lokal aber schnell und ich hatte mal wieder die richtige Wahl getroffen. Ohne Fotos kann ich mich leider gar nicht genau erinnern, was ich gegessen habe. Aber lecker war es!

Danach macht ich mich direkt auf zum Bahnhof. Hier hatte ich noch etwa eine Stunde Zeit, die ich in der Bahnhofhalle direkt neben dem warmen Heizkörper verbrachte.

Die Zugfahrt war dann wirklich toll. Durch das Tal der Allier hinauf führt zum Teil nur diese Bahnstrecke. Mit dem Fahrrad hätte ich dieses tolle Tal nie gesehen. Im ganzen Waggon saßen nur eine ältere Frau und ich. Immer wenn der Zug die Flussseite wechselte, wechselten wir auch unsere Sitzplätze, um die spektakulären Aussichten genießen zu können. Leider habe ich hier nur ein paar etwas verwackelte Handy-Fotos.







Und eine Menge Höhenmeter hatte ich mir auch erspart. Auf etwa 900 m stieg ich in Langogne aus.

Langogne ist auch wieder so ein hübscher aber etwas runtergekommener Ort, durch den sich leider der LKW-Verkehr quält. Ich kehrte nach einer schnellen Runde nur auf einen Kaffee ein.







Etwa drei Kilometer außerhalb hatte ich mir ein Zimmer im Chambres d´Hotes „Les Cremades“ gebucht. Dies ist eine Herberge in der hauptsächlich Wanderer übernachten, die auf dem Stevenson-Weg unterwegs sind. Diesen Weg hatte ich auch schon auf meiner Tour durch die Cevennen im Frühjahr gekreuzt.







Am Abend gab es hier ein deftige Abendessen. Salat mit einem Rilette. Grobe Bratwurst mit Gemüse. Käse natürlich. Ans Dessert erinnere ich mich nicht.
Ich saß mit einer französischen Wandergruppe zusammen, die aber alle etwas steif waren. Es wurde sich auch kaum bemüht mich ins Gespräch miteinzubeziehen. Es standen zwei große Karaffen Rotwein auf dem Tisch, die beiden Männer trauten sich unter dem gestrengen Blick ihrer Frauen kaum davon zu trinken. So kam es mir jedenfalls vor. Es war eine etwas unlockere Atmosphäre bei Tisch.

03.10.2018; Langogne – Les Vans

Am Morgen waren die Franzosen zum Glück schon fast fertig mit Frühstück als ich hinunterkam.
Heute ging es für mich erst einmal noch auf den ersten zwanzig Kilometern leicht bergauf nach La Bastide-Puylaurent, was auf etwa 1000 m liegt. Bis dahin war das Wetter noch grau und windig.









In La Bastide kehrte ich auf einen Kaffee ein während der letzte Regenschauer hinunterprasselte.
Hinter La Bastide geht es dann noch ein kurzes Stück bergauf, bevor eine grandiose vierzig Kilometer lange Abfahrt nach Les Vans beginnt.
Nun kam dann auch die Sonne raus und ich rauschte das Tal des Borne und des Chassezac hinab.











An einer schönen alten Kapelle (Chapelle de la Madeleine) machte ich Mittagsrast...



...und weiter ging es hinab. Die Straße lag zum Teil voll mit Maronen und der Autoverkehr tendierte gegen null.











In Les Vans hatte ich mir ein Zimmer in einem kleinen Chambres d´Hotes, dem „Coté Jardin“ reserviert. Dieses bietet auch ein Tables d´Hotes, also ein Abendessen an. Meistens lohnt sich das dieses Angebot anzunehmen, so auch hier. Es gab geschmorte Schweinebäckchen und eine Tarte mit Orangen-Crème-Brulée. Der Chef des Hauses ist ein ambitionierter Hobbykoch.

Vorher schaute ich mir aber noch das Städtchen an. Auf meiner Tour war das der bisher touristischste Ort. Es nicht mehr viel los, aber die durchaus hübsche Innenstadt besteht vor allem aus Retaurants, Cafés, Outdoor- und Souvernirläden.







Am späten Nachmittag kam im Coté Jardin auch noch ein holländisches Paar mit Ihren Rädern an. Beide hatten auch nagelneue Räder mit Pinion-Schaltung und waren von Utrecht nach Barcelona unterwegs. So hatten wir uns viel zu erzählen und verbrachten den ganzen Abend zusammen, um über das Reisen, Literatur, Kunst, Politik und vieles mehr zu reden. Schon wieder waren es Holländer mit denen ich mich so gut verstand. Das war mal wieder ein inspirierender Abend.

04.10.2018; Les Vans – Saint-Martin-d´Ardèche

Am Morgen saßen wir dann noch einmal beim Frühstück zusammen. Auch die Wirtsleute frühstückten mit uns. Sie leben im Sommer in Les Vans und im Winter in den Savoyer Alpen, wo Sie auch im Tourismus tätig sind. Insgesamt war das ein sehr schöner Aufenthalt.

Von Les Vans ging es dann erst einmal wieder etwas hoch und ich kam im sehr schönen Ort Banne vorbei.







Mein heutiges Ziel war das „Les Volets Bleu“ ein Chambres d´Hotes in der Nähe von Saint-Martin-d´Ardèche, wo ich im Mai schon ein paar sehr schöne Tage mit meiner Freundin verbracht hatte.

Jetzt fuhr ich durch mir schon bekanntes Gebiet und es war ein bisschen wie nach Hause kommen.
In Barjac, wo wir im Mai noch lauter tolle Sachen auf dem Markt gekauft hatten, kehrte ich im „Le Diablotin Gourmand“ zum Mittagessen ein. Es gab ein vorzügliches Cous-Cous, daztu trank ich aber eine Cola. Das Weintrinken schon am Mittag hatte ich mir seit ein paar Tagen abgewöhnt.







Trotzdem tat ich mich etwas schwer nach dem guten Essen wieder in die Pedale zu treten. Es war jetzt sommerlich warm und es war jetzt ein stetes Auf und Ab.
Ich fuhr noch einen kleinen Schlenker durch das, wunderschön oberhalb der Ardèche gelegene Örtchen Aiguèze....










...bevor es über die Brücke hinüber nach Saint-Martin-d´Ardèche ging.





Julotte, die Betreiberin des „Les Volets Bleus“ war nicht zu Hause, aber ihr Hund Mocca begrüßte mich wie einen alten Bekannten. Julotte hatte mir einen Zettel geschrieben und der Zimmerschlüssel steckte. Ich war richtig froh da zu sein.





Julotte kochte am Abend für mich. Es gab unter anderem eine sehr leckere Tomaten-Tarte. Als ich dazu Pizza sagte, wollte Sie schon den Hund auf mich hetzen.
Es war noch eine Freundin zu Besuch und es wurde ein lustiger Abend. Julotte war ganz aufgeregt, da in den nächsten tagen ein Arte-Team vorbeikommen sollte um sie zu interviewen. Sie hat vor einigen Jahren ein Buch über Max Ernst geschrieben, der zeitweise auch in Saint-Martin-d´Ardèche gelebt hat.

05.10.2018; Saint-Martin-d´Ardèche – Orange

Am Morgen fuhr ich noch einmal nach Saint-Martin-d´Ardèche hinein und kaufte dort eine Flasche Bio-Olivenöl.
Es war eine tolle spätsommerliche Stimmung am Fluss.







Nun stand die Abschlussetappe nach Orange an. Ich nahm aber nicht den direkten Weg, das wären nur etwa 25 km gewesen, sondern fuhr erst einmal hoch zur Chartreuse de Valbonne, einer alten Klosteranlage. Wie so oft in Frankreich war die Anlage, entgegen den Angaben im Internet, für den Besucherverkehr geschlossen. So warf ich nur einen kurzen Blick durchs Tor.



Weiter ging es durchs Bergland und dann hinunter an die Cèze. Über La-Roque-sur-Cèze fuhr ich nach Bagnols. Dort kehrte ich zum Mittagessen ein. Es gab ein leider etwas trockenes Thunfischsteak.







Kurt später erreichte ich bei Codolet die Rhone.



Die Gegend war jetzt nicht mehr sehr interessant, aber es war nicht mehr weit nach Orange, was ich am Nachmittag erreichte. In Orange hatte ich mir für zwei Tage ein relativ nobles Appartement am Rande des historischen Zentrum gemietet.







Hier konnte ich endlich mal wieder selber kochen. Und so zog ich erst einmal los zum Einkaufen. In der Innenstadt von Orange ist es gar nicht so einfach einen vernünftigen Lebensmittelladen zu finden, da der Ort komplett touristisch ist. Supermärkte gibt es nur außerhalb.
Na ja für etwas Wein und Käse, Nudeln und Gemüse hat es dann noch gereicht.





06.10.2018; Orange

Erst einmal schlief ich lange aus und frühstückte in aller Ruhe. Ich genoss es hier mein eigenes, ganz komfortables, Reich zu haben. Am späten Vormittag ging ich dann hinüber zum römischen Amphitheater, um dieses zu besichtigen. Mein Französisch war nach fünf Wochen in Frankreich inzwischen so gut, dass die Frau am Ticketschalter, obwohl Sie nach meiner Nationalität gefragt hatte, weiter französisch sprach. Mit den anderen deutschen Besuchern sprach sie Deutsch.
Auf meiner ganzen Reise hatte ich kaum Deutsche getroffen, sondern hauptsächlich Holländer, Engländer und auch Kanadier. Orange scheint aber vor allem bei Deutschen beliebt zu sein. Auch in den Bars und Cafès war überall Deutsch zu hören. Aber erst einmal schaute ich mir nun das wirklich sehr beeindruckende Amphitheater an.













Die Bühnenwand ist 38 Meter hoch und wurde gerade eingerüstet, da sie in den nächsten Jahren saniert wird. Sonst werden hier Opern aufgeführt. In den Siebzigern und Achtzigern des letzten Jahrhunderts fanden hier allerdings auch Rockfestivals mit Frank Zappa den Rolling Stones und vielen anderen bekannten Künstlern statt.

Ansonsten fand ich Orange nicht so interessant, wie ich eigentlich erwartet hatte.
In der Kathedrale platzte ich in eine Hochzeit rein...





...schlenderte zum antiken Triumphbogen...





...und ließ mich am Amphitheater zum Aperitif nieder.



Den Abend verbrachte ich „daheim“ und kochte mir wieder ein paar Nudeln.

07.10.2018; Orange – Besancon (hauptsächlich Zug)

Die Heimreise mit dem Zug hatte ich mir in mehrere Etappen aufgeteilt. Heute ging es mit dem TER über Lyon und Dijon nach Besancon. Um noch etwas Bewegung zu bekommen stieg ich zwei Stationen vor Besancon in Saint-Vit aus und radelte die letzten dreißig Kilometer nach Besancon am Doubs entlang.



In Besancon kam ich im Hotel de Paris unter und ging direkt nebenan in der Brasserie du Commerce essen. Ich meine mich erinnern zu können, dass beide Lokalitäten im Oase-Reiseführer empfohlen werden.





In der Brasserie gönnte ich mir ein ordentliches Entrecote und zum Nachtisch gab es eine ziemlich gehaltvolle Schoko-Nuss-Torte mit Karamelleis. Uff, danach war ich bedient.
Zur besseren Verdauung machte ich einen kleinen Spaziergang durch das nächtliche Besancon und landete in einem Irish Pub wo es dann als Digestif einen Whisky und ein IPA gab.



Mit ordentlicher Bettschwere ging es zurück ins Hotel.

08.10.2018; Besancon – L´isle-sur-le-Doubs (Fahrrad) – Karlsruhe (Zug)

Das Hotel de Paris hat auch einen schicken Frühstücksraum mit einem ziemlich guten Petit Dejeuner, was alles andere als petit war.



Anschließend ging ich noch ein wenig durch die Stadt und kaufte den Cave Aux Fromages fast leer.
Ich glaube die Franzosen behalten den besten Käse für sich.







Es war ein herrlicher Herbstmorgen und die Stadt gefiel mir richtig gut.

Ich nutzte diesen sonnigen Herbsttag, um noch etwas am Doubs entlang zu fahren, bevor ich wieder in den Zug steigen würde. Es wurde einer der schönsten Etappen auf der Tour.













Ja, ins Jura müsste man auch mal wieder!

Nach etwa 75 Kilometern stieg ich dann in L´isle-sur-le-Doubs in den Zug und fuhr mit Umsteigen in Belfort, Mulhouse, Müllheim,Offenburg und Karlsruhe nach Karlsruhe-Durlach, wo ich noch für zwei Tage meine Eltern besuchte, bevor es endlich wieder heim nach Wuppertal ging.

Eine insgesamt fast sechswöchige Reise ging für mich zu Ende.

Leider fühlte ich mich während der gesamten Radreise nicht richtig fit. Auch ein anschließender Arztbesuch ergab nicht wirklich Aufschluss über die Ursache. So kam dann auch nur selten dieses euphorische Gefühl auf, dass sich sonst auf Radreisen bei mir einstellt.

Insgesamt habe ich natürlich eine Menge erlebt und gesehen. Ich denke, dass es im Frühling insgesamt schöner ist in Frankreich unterwegs zu sein, da dann alles blüht. Nach dem sehr heißen und trockenen Sommer war die Landschaft oft braungebrannt.
Ab und zu nervte der Mistral der kalt von Norden blies.
Das viele Fahren entlang der Kanäle fand ich etwas langweilig. Die Auvergne und die Cevennen sind dagegen wirklich tolle Gegenden zum Fahrradfahren. Hier war ich nicht zum letzten mal.

Meine kulinarischen Ausschweifungen und das reduzierte Radelpensum ließen mich mit ein paar Kilo mehr zurückkehren. Die habe ich aber auch schon wieder runter.

Bin gespannt was das nächste Fahrradjahr bringen wird.