Re: Frankreich BeNeLux 2018

von: Gerhard O

Re: Frankreich BeNeLux 2018 - 19.12.18 10:56

Teil 4: An der Nordseeküste…


Tag 21: Samstag, 26. 5. 2018
Calais - De Panne , 69 km

Morgens hatte der Regen aufgehört. Auf der Zeltwiese stand ein weiteres Fahrrad. Im dazugehörigen Zelt herrschte noch Nachtruhe. Es war das erste mal seit Lauterbourg, daß ich einem Reiseradler begegnete. In diesem Fall war es eine Radlerin: eine schweizer Lehrerin hatte sich eine 4-monatige Auszeit gegönnt und war mit dem Rad von Portugal nach Norwegen unterwegs – immer entlang der Küste.

Als ich mich auf den Weg machte, packte die Dame noch zusammen. In Calais besuchte ich den ersten Supermarkt am Weg, um für das Frühstück einzukaufen. Eine offene Cafeteria oder ähnliches hatte ich nirgends gesehen.

Der erste Ort den ich nach Calais erreichte war Gravelines. Hier gibt es einen Hafen und hier ist auch das Seenotrettungsboot stationiert – wetterfest in einem Bootshaus!



Gravelines ist eine flämische Stadt mit Belfried, war aber auch eine französische Festung, natürlich von Vauban angelegt.




Von einem Nordseeküstenradweg ist auf der ganzen Strecke nichts zu sehen, ich fuhr auf Landstraßen. In Dünkirchen hatte ich ein Bistro entdeckt, wo ich auf der Terrasse sitzend meine Durst- und Hungergefühle befriedigen konnte. Dabei sah ich auch meine Zeltnachbarin unten auf der Straße vorbei radeln.

Ansonsten habe ich in Dünkirchen keine Sehenswürdigkeiten entdeckt. Daher gibt es auch nur ein Foto von dieser Kirche!



Der kleine schwarzgelbe Käfer fand seine Flugbahn wohl auch recht langweilig: er versuchte mein Rad als Taxi zu nutzen.



Hinter Dünkirchen beginnt ein Radweg auf einer Bahntrasse. Er ist aber noch im Bau und so wurde ich bald wieder runtergeleitet. Der weitere Weg sollte mich durch die Dünen führen. Da hatten die Stadtoberen aber etwas dagegen. Diese Absperrung war für mich unpassierbar!




Über eine geschwungene Füßgängerbrücke konnte ich die Eisenbahnlinie mit dem unfertigen Radweg überqueren und auf kleinen innerstädtischen Straßen weiter fahren.



Oben von der Brücke sah ich wieder mal meine Zeltnachbarin auf der Straße vorbei radeln. Ich habe sie dann eingeholt und so konnten wir plaudernd die Grenze nach Belgien erreichen. Sie fand es erstaunlich, wie locker der Grenzübertritt innerhalb der EU ist. Dieses war der erste Übergang, wo sie wenigsten ein Grenzschild entdecken konnte. Die anderen Grenzen hatte sie unbemerkt überquert!

In Belgien trat sie dann kräftig in die Pedale. Mein ‚Rentnertempo‘ war ihr auf Dauer zu langsam, denn sie wollte heute noch bis Ostende kommen. Ich radelte gemütlicher weiter, denn mein Ziel war der erste Campingplatz in Belgien.

In De Panne habe ich dann Quartier bezogen und den Abend im Campingplatzbistro verbracht.



Tag 22: Sonntag, 27. 5. 2018
De Panne - Knokke , 92 km

Heute wollte ich etwas früher wegkommen, damit mir genug Zeit für ein ausgedehntes Frühstück und Besichtigungen bleibt: Vor allem Brügge stand auf dem Programm. Es war dann aber doch fast 8 Uhr, bis ich abfuhr.

Das Frühstück in De Panne (Patisserie!) war gut und ausreichend und um 8.30 Uhr war ich an der Strandpromenade. Die Orientierung erwies sich ab jetzt als sehr einfach, denn in Belgien gibt es wie in den Niederlanden das Knotenpunktsystem mit den recht guten Übersichtskarten an jedem Knoten.

Weniger schön ist die Strandpromenade selbst: sie ist auf fast der gesamten belgischen Küstenstrecke so zugebaut wie hier in Sint-Idesbald zu sehen.



Was auf diesen Knotenpunktübersichtskarten leider nicht gekennzeichnet ist, sind die Orte, wo es bei meinem Erscheinen regnet! In Nieuwpoort-aan-Zee hatte es mich zum ersten mal erwischt.



Dank der dichten Bebauung konnte ich aber schnell ein Vordach finden, um mich unter zu stellen. Dabei hatte es am Morgen noch nach einen schönen sonnigen Tag ausgesehen.

Sobald es aufgehört hatte, fuhr ich weiter, wurde aber kurz darauf wieder ausgebremst: ich war in eine Oldtimerschau geraten. Nur mühsam konnte ich die Absperrungen umgehen und auf die andere Seite der Ausstellung gelangen.



Eine Stunde später in Middelkerke sah es aus, als ob es nie geregnet hätte! Dafür hatte man hier mit Sand zu kämpfen. Der Radweg war teilweise zugeweht, selbst die Küstentram fuhr durch Sand.



In Ostende herrschte schönstes Wetter und ein reger Touristenverkehr. Den eigentlich an der ganzen Küste gleich aussehenden Strand hat man mit einigen Kunstwerken verziert. Pferdekutschen und verschiedene Kinderbelustigungen sorgen dafür, daß die Touristen auch genügend Geld ausgeben.



Nicht weit von hier befindet sich der Hafen und endet die Bahnlinie. Der Fährverkehr hat aber gegenüber früher deutlich nachgelassen. An die große Zeit der Seefahrt erinnert nur noch der ausgestellte Dreimaster.



Über die Drehbrücke überquerte ich den Hafen und dann war ich aus Ostende auch schon wieder draußen!

Bredene heißt der sich direkt anschließende Ort. Hier habe ich eine kleine Gaststätte für meine Mittagspause gefunden. Und während ich mein Bier trank, konnte ich die ‚nackte Betsy‘ von Irénée Duriez bewundern.



Bei der Weiterfahrt kam ich in Blankenberge an einem ähnlichen Kunstwerk vorbei: Die Blankenbergerinnen. Louisette Lagast ist hier die Künstlerin.



Diese Frauen stehen mitten in einem Kreisverkehr. Ob das der Verkehrssicherheit gut tut?


Es war sonnig und es war noch früher Nachmittag. So verließ ich bei Blankenberge die Küste und steuerte wie geplant Brügge an. Die Stadt erreichte ich am Eselstor



und bewegte mich dann meist schiebend durch die Menschenmengen. Es gibt viel zu sehen in Brügge!



Als ich das Rathaus (man achte auf den flämischen Belfried!) erreicht hatte, fing es an zu regnen. Den Starkregen habe ich in einer Toreinfahrt unter dem Rathausturm abwettern können. Ich wartete und wartete, bis aus dem Wolkenbruch ein Nieselregen wurde. Da ich nicht unter dem Torbogen übernachten konnte, fuhr ich weiter. Am Kruispoort verließ ich Brügge, mußte mich aber hier nochmal kurz unterstellen.



Außerhalb der Stadt konnte ich nur wenig fotografieren, denn meine Kamera ist nun mal nicht wasserdicht und es regnete immer noch .



Im Regen erreichte ich den Campingplatz in Knokke, kurz bevor um 18 Uhr die Rezeption schloß!

Die Fahrt abends in das Stadtzentrum zum essen gelang mir wieder trocken!



Vorsichtshalber hatte ich mein Rad neben dem Restaurant unter einer Markise geparkt. Während des essens regnete es tatsächlich. Ich freute mich auf einen trockenen Sattel für die Rückfahrt. Als ich losfahren wollte, war die Markise eingezogen und mein Rad patschnaß!



Tag 23: Montag, 28. 5. 2018
Knokke - Burgh-Haamstede, 73 km

Zum Frühstück machte ich noch einen kurzen Abstecher in die nächste Patisserie und danach machte ich mich auf den Weg nach Zeeland. Bisher hatte ich in Belgien gute bis sehr gute Straßen und Radwege. Für die Verbindung zu den Niederlanden hielt man das aber für unnötig!



Kaum hatte ich die Grenze überquert, war ich auf dem LF1 angekommen, dem niederländischen Teil des Nordseeküstenradwegs.



Dieser Weg ist bestens ausgeschildert und überall gut zu fahren!

Immer entlang der Küste war ich kurze Zeit später in Breskens.



Von hier aus gibt es eine Fahrradfähre über die Westerschelde nach Vlissingen.

Als ich ankam, war die Fähre gerade abgefahren und ich hatte jetzt eine Stunde Zeit bis die nächste fuhr. Ich konnte am Ticketschalter in Ruhe eine Fahrkarte erstehen (4,25€ in bar ohne Karte!). Dann empfahl mir der Ticketverkäufer noch, schon jetzt durch die Einlaßkontrolle zu schieben, denn wenn die Fähre voll ist, macht die Sperre zu! Dann muß ich trotz Fahrkarte auf die nächste Fähre warten. Ich wartete also direkt am Anleger. Kurz bevor das Schiff einlief, wurde es hinter mir lebendig. Mindestens hundert Schüler auf Fahrrädern bevölkerten den Zugang. Als wir alle auf der Fähre waren, war das Boot voll!



In Vlissingen hielt ich mich nicht auf, sondern radelte sofort weiter nach Middelburg.



In Middelburg gibt es jede Menge zu sehen und so laß ich es hier bei vielen kleinen (durch klicken vergößerbaren) Bildchen.



In Middelburg war ich auch in einem Biergarten eingekehrt. Verblüffenerweise erhielt ich hier ein sehr schmackhaftes Bier, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot: Hertog Jan. (Das ist besonders bemerkenswert, weil diese Brauerei genauso wie Leffe zum Anheuser-Busch-Konzern gehört. Im Supermarkt habe ich das gleiche Bier nicht gefunden, sondern nur deren aromatisierten Sorten.)

Für das nächste Zwischenziel Veere habe ich sogar einen kleinen Abstecher gefahren. Auch hier wimmelt es von Sehenswürdigkeiten oder schönen Ansichten.



Über den Veerse Gatdam verlasse ich Walcheren und befinde mich jetzt Noord-Beveland.



Schon nach wenigen Kilometern biegt der Nordseeküstenradweg auf das Oosterschelde-Sperrwerk ab.



Selbstverständlich gibt es auch hier einen hervorragenden Radweg – natürlich voll im Wind!



In Burgh-Haamstede auf Schouwen-Duiveland wollte ich die Tagesetappe beenden. Das Warum ist schnell erklärt: im Ort gibt es mehrere Restaurants (was in den Niederlanden nicht selbstverständlich ist). Laut meiner Liste sollte es hier mehrere Minicampings (Kamperen bij de boer) geben. Ich hoffte, daß ich auf einem davon unterkommen würde.

Am ersten Platz war niemand zu Hause, also zum nächsten. Dieser war etwas größer. Hier befanden sich mehrere Dauercamper und ein Sanitärgebäude mit dem Schild ‚Rezeption‘. Die Tür war abgeschlossen, aber es gab eine Mobilfunknummer. Womit wiederum bewiesen ist: ein Handy ist in unserer modernen Zeit selbst zum Zelten unabdingbar. So ein Anruf sollte kein Problem sein, schließlich sind die Roaminggebühren abgeschafft. Leider gilt das nicht, wenn ein deutsches Handy ein niederländisches Handy anruft. Wenn jetzt wie bei mir die Dame am anderen Ende der Leitung nicht begreift, daß ich nicht reservieren will, sondern schon auf dem Platz stehe und eigentlich nur Duschmarken brauche, zieht sich das Gespräch in die Länge. Schlußendlich kam die zuständige Dame und ich konnte einchecken. Hinterher habe ich dann festgestellt, daß das Telefongespräch fast so teuer war wie der Platz!

Aber alles ist relativ, sagte schon Einstein: Das Essen im Balkanrestaurant war noch teurer.


Tag 24: Dienstag, 29. 5. 2018
Burgh-Haamstede - Delft, 71 km

Gefrühstückt habe ich im Zelt, denn etwas Besseres hätte ich im Ort auch nicht bekommen! Um 8 Uhr war ich auf dem Rad und gegen 8.45 Uhr erreichte ich das Grevelingenmeer.



Das Grevelingenmeer ist heute ein salzhaltiger Binnensee und durch einen Deich (mit Siel) von der Nordsee getrennt. Auf dem Deich gibt es einen Radweg. Leider verläuft er großteils zwischen Dammkrone und Dünen, so daß man eigentlich nur Sand, Asphalt und Beton sieht!



Dem Wind scheint das aber nichts auszumachen – er kam die ganze Zeit kräftig von vorne!

Der weitere Weg führt dann binnen am Ufer entlang. Einen Seehund habe ich hier gesehen, leider ließ er sich nicht fotografieren. Den Haubentaucher entdeckte etwas später an der Haringvliet.




Hier beginnt auch das nächste Sperrwerk: der Haringvlietdam. Ein gewaltiges Schleusenbauwerk sichert das Binnenland vor der Nordsee.



Gegen Mittag erreichte ich das Hafengebiet bei Rotterdam. Der Rhein, bzw. Waal und die Maas haben sich vereinigt und wieder in verschiedene Wasserläufe geteilt, die ich meist auf Brücken überquerte. Der Hauptarm Richtung Hoek van Holland muß mit einer Fähre überquert werden. Fähren fahren in kurzen Abständen im Pendelverkehr. Als ich ankam, war gerade eine abgefahren und der Warteparkplatz am Anleger war leer. Mitten auf dem Platz stand ein Ticketautomat. Hier konnte ich (mühsam) die niederländische Erklärung entziffern. Ich sollte hier – und nur hier – ein Ticket ziehen, welches 1,35€ kostet. Bezahlen konnte ich nur mit Karte – Bargeld war nicht vorgesehen.

Es war das erste mal auf dieser Reise, daß ich meine Kreditkarte benötigte.
1. Versuch: Karte abgewiesen – ungültig!
2. Versuch: Karte umgedreht – Automat arbeitete: rödel –rödel -rödel
-Geben Sie ihre PIN ein!
Jetzt hatte ich ein Problem. Die PIN hatte ich schon seit Jahren nicht mehr benötigt – schließlich war das eine Kredit- und keine EC-Karte. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge hinter mir versammelt, die alle Tickets kaufen wollten. Ich fing an, meine gut versteckte PIN zu suchen. Der Automat hatte derweil wegen Untätigkeit abgebrochen.

Während ich noch suchte, hat sich mein Nachbar in der Warteschlange (ebenfalls mit Fahrrad) am Automat zu schaffen gemacht. Er hielt eine Karte an ein Leseteil des Automats und schon kam ein Ticket raus – Blitzschnell! Dieses hielt er mir hin und sprach: „So, jetzt kannst du fahren!“

Ich dankte und suchte in meinem Geldbeutel nach 1,35€. Dabei warf ich auch einen kurzen Blick auf das Ticket: 0,95€! Ich fragte: „95 Cent – Ist das richtig?“ „Ja, ich fahre billiger als du!“

Eine Fähre hatte angelegt und die Leute stiegen ein. Ich konnte dem freundlichen Holländer schnell noch ein Eurostück in die Hand drücken, bevor er entschwand.

Nach dem Anlegen der Fähre befand ich mich in dem Örtchen Maassluis.



Das Wetter war so schön, daß sogar der Reiher zu Fuß einen kleinen Stadtspaziergang machte.



Ich nutzte die Gelegenheit für eine ausgiebige Mittagspause. Mein Frühstück im Zelt reichte mir nicht für eine ganze Tagesfahrt.

Nach der Pause mit einer Käseplatte und Bier (Heineken, gebraut mit Mais! Gerste wird scheinbar nur dort verwendet, wo deutsche Kunden überwiegen – oder wo es vorgeschrieben ist!) fuhr ich weiter Richtung Delft. Dabei kam ich durch typisch holländische Landschaft.



In dieser Umgebung habe ich auch das erste mal auf dieser Tour Kibbeling genießen dürfen. Diese Leckerei darf bei einer Niederlandtour auf gar keinen Fall fehlen!

Delft hatte ich mir als Tagesziel ausgesucht, weil ich hier einen Besichtigungstag einlegen wollte. Im Umkreis der Stadt gibt es mehrere Campingplätze. Ich hatte mir einen Platz nahe der Altstadt ausgesucht, weil ich von hier aus meine Besichtigungsrunde zu Fuß machen konnte. Außerdem hat dieser Platz ausreichend touristische Infrastruktur, d.h., eine Bar mit Restaurant.





Tag 25: Mittwoch, 30. 5. 2018
Besichtigungs- und Ruhetag in Delft – keine Fahrradkilometer, keine Akkuaufladung.

Nach all dem Regen der letzten Tage hatte ich hier wieder Gelegenheit, Wäsche zu waschen. Danach spazierte ich zum ‚Sightseeing‘ in die Stadt. Als erstes versuchte ich eine geöffnete Gaststätte oder sonstige Frühstückmöglichkeit zu finden. Da es schon 11 Uhr war und Delft ein touristisches Zentrum ist, fand ich auch was: eine Cafeteria mit Außenbereich. Hier gab’s Kaffee und belegde broodjes. Kann man essen – und mehr sage ich nicht dazu!

Und nun die Besichtigungen in kleinen Bildern (mit Vergrößerungsmöglichkeit):



Und jetzt noch die Weisheit des Tages:



Nachmittags kam ich gerade noch rechtzeitig vor einem Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen auf dem Campingplatz an. Meine Wäsche konnte ich trocken einsammeln!

Vor dem Besuch des Restaurants hatte ich noch Zeit, ein paar Freunde anzurufen und einen Statusbericht abzugeben (Meine Frau habe ich selbstverständlich täglich angerufen!). Zusätzlich hatte ich mit Hilfe des Handys meine kompletten Bilder von der Kamera und die Tracks vom Navi auf SD-Karte gesichert. Der Stromverbrauch für diese Aktion war größer als erwartet. Das Handy konnte ich anschließend mit meinem Pufferakku noch voll aufladen, für die Kamera hat es nicht mehr ganz gereicht. Es war das erste mal, daß ich mit leeren Pufferakku und halbvollem Kameraakku in den nächsten Tag starten mußte!


Tag 26: Donnerstag, 31. 5. 2018 (Fronleichnam)
Delft – IJmuiden, 72 km

Morgens hatte der Himmel sich wieder beruhigt, meinen Magen beruhigte ich mit einer halben Tüte Studentenfutter.

Der Weg zur Küste führte durchweg durch geschlossenes Siedlungsgebiet: Delft – Den Haag – Scheveningen. Es gibt mehr oder weniger gute Radwege, meist neben der Straße. Die größten Hindernisse sind diese kleinen Brückchen.



Die Rampen sind sehr steil. Da der Radweg rechtwinklig abbiegt, konnte ich keinen Anlauf nehmen. Zudem war morgentliche ‚Rushhour‘: Es wimmelte von Radfahrern (Schüler, Hausfrauen und Berufspendler) und Hausfrauen zu Fuß oder mit Kinderwagen. Für mich bedeutete das: ich mußte gelegentlich schieben!

Nebenbei bemerkt: Radfahren in holländischen Großstädten ist nichts für schwache Nerven. Ich wurde rechts und links überholt, als Sicherheitsabstand gilt eine ‚Zeitungsdicke‘ als ausreichend – Hauptsache keine Berührung!

Am Wasserturm von Scheveningen erreichte ich die Dünenlandschaft der Küste.



Alles war in dichten Nebel gehüllt.




Bei der Tourplanung zu Hause hatte ich mir schon einen Plan B ausgedacht für den Fall, daß an Frohleichnam und dem damit verbundenen langen Wochenende schönes Wetter ist. Die Holländer nennen das Moffendag. Ohne Reservierung ist dann kein Stellplatz für ein Zelt zu bekommen!

Wie man aber sieht, war der Ansturm bei diesem Wetter ausgeblieben!



Die Strandbuden wurden gerade geöffnet. Mangels eines ordentlichen Frühstücks versuchte ich hier, zumindest eine Frikandel speciaal zu bekommen. Man wies mich aber ab: „Essen erst nach 12 Uhr!“

Etwas weiter im Norden befindet sich die alte Rheinmündung. Das Wasser des Rheins fließt größtenteils nach Rotterdam, ein kleinerer Teil über die Ijssel ins Ijsselmeer. Der Fluß selbst aber mündet hier – zumindest war das im Mittelalter noch so. Hier befand sich die Nordgrenze des Römischen Reichs.



In Noordwijk war es dann 12 Uhr und es begann zu regnen. Ich flüchtete in einen Imbiss und konnte hier meine Frikandel essen. Alkohol gab es aber keinen: mein Bier trank ich anschließend in der Kneipe gegenüber! Die Bierpause dehnte ich aus bis der Regen aufhörte.

Bei Zandvoort erreichte ich das Kennemerland. Teile davon sind als Nationalpark eingerichtet.



Innerhalb dieses Gebiets liegt Zandvoort. Ein erneutes Gewitter zog auf und mit den ersten Regentropfen erreichte ich den Ortsrand. Das Vordach und das Treppenhaus des ersten Wohnblocks mußten als Unterstand herhalten. Hier konnte ich feststellen, daß ich nicht der einzige Reiseradler war. Immer mehr Radfahrer suchten hier Schutz.



Nach dem Regen war ich wieder allein. Mein Weg führte weiter durch die Dünen. Man versucht hier möglichst wenig in die Natur einzugreifen. Dann sieht der Radweg manchmal auch so aus: (Hinweis auf dem Schild: Achtung! Düne überquert den Weg.)



Um die Verwaldung zu verhindern, läßt man hier Pferde frei leben. Sie leben im Park wie Wildpferde.



Zusätzlich hat man Schottische Hochlandrinder angesiedelt. Auch sie leben frei! Da ich ein Stadtkind bin, fehlt mir jede Erfahrung mit Rindern. Wenn so ein Tier dann mit dem Kopf nach unten und den riesigen Hörnern nach vorne so vor mir steht ….. nehme ich mein Herz in die Hand und versuche, im großen Abstand dran vorbei zu kommen.



Die Rinder weichen nicht aus. Zum Glück blieben sie friedlich! (Sonst ließe man sie auch nicht frei rumlaufen oder uns nicht ins Gehege).

In IJmuiden kam ich an einem Supermarkt vorbei. Hier deckte ich mich mit neuen Vorräten ein.

Am Campingplatz in IJmuiden konnte ich zwar übernachten, aber nicht essen gehen. Das Restaurant ist nur am Wochenende geöffnet – deutsche Feiertage mit Besucheransturm ändern daran nichts!

Der Platzwart schickte mich zum Sportboothafen einen Kilometer entfernt. Dort fand ich dann geöffnete Gaststätten.

Fortsetzung folgt