Re: Sechs Jahre unterwegs - Sechs Jahre auf Reise

von: -Phew-

Re: Sechs Jahre unterwegs - Sechs Jahre auf Reise - 02.03.19 13:50

Cool, 6 jahre radeln. Das ist sicherlich ein einmaliges Erlebnis.

Mir wär's zu lang, und zu den Erkenntnissen, die du insgesamt und am Ende hattest komme ich in der Regel spätestens nach einem Jahr.

Dennoch ein paar Anmerkungen:

Unsere mittlerweile vergötterten Versicherungen sind kein Hinweis auf den Lebensstandard. Wenn du die Zahlen hinter den landläufigen Meinungen prüfst, wirst du feststellen, dass es viele Länder gibt, die deutlich besser sind als Deutschland. Manche haben diese Versicherungen ebenso, manche nicht. Der Wohlstandsindex in den USA ist um einiges höher als in Deutschland. Dort gibt's die aber nicht.

Der Glaube, dass man in Deutschland einfach Geld verdienen kann, zeugt von Naivität, die Erkenntnis, dass es anderen Gesellschaften schlechter geht, trivial. Ähnlich das Privileg in Deutschland zu leben. Ein gesunder Mensch ist auch privilegiert gegenüber jemandem, der mit 20 Jahren an Krebs stirbt. Es liegt in der Sache der Natur, dass jemand besser an Obst kommt das höher hängt, wenn er größer gewachsen ist. (Ich sag das nur, weil viele Leute meinen, da wurde etwas verteilt oder zu viel genommen. Das ist eben nicht so.)

Ängste und Sorgen sind nie lächerlich. Nur weil ich mich nicht um Essen und Wasser sorgen muß, heißt das nicht, dass ich auf anderem Niveau Ängste haben kann oder darf. Denn nach dieser Logik sollten wir alle maßlos glücklich sein, weil auf anderen Planeten gibt's nicht mal Luft zum atmen.

Gespartes Geld ist ein Resultat von harter Arbeit und großen und kleinen Schritten im Leben (außer von wiederrum ein paar Privilegierten, also einer kleinen Elite, die durch Sport, Gesang oder Erbschaft zu Reichtum kam). Es wird dir nicht geschenkt. Die Reisefreiheit ist ein Ergebnis von Verhandlungen der Regierungsobrigkeiten und kein naturgegebener Zustand.

>>kapitalistischen System und unser Reichtum basiert durchaus auf Unterdrückung und Ausbeutung anderer Länder und deren Bewohner.

Unser Reichtum basiert in erster Linie eben doch auf Fleiß, Betriebsamkeit, Kultur und den Hang zum Denken und Tüfteln. Wohlstand fällt nicht vom Himmel, er ist erarbeitet.

Daher wurden übrigens nach 1945 die klugen Köpfe aus Deutschland zunächst in die USA und in die Sowietunion gebracht. Die NASA wurde auf Deutschen Denkern geründet und die Russen haben deutsche Ingenieure in Gefangenschaft Flugzeuge konsturieren lassen (z.B. Tupolew). Beides waren einer der Grundbausteine des späteren Kalten Kriegs.

All das will heute natürlich keiner gern hören, weil das so rüber kommt, als seien die Deutschen eine Art besondere Rasse. Aber das ist sie nicht. Es sind eigentlich nur Mitteleuropäer, die ziemlich fleißig sind.

Wie jemand offensichtlich weiß, wie die deutsche Politik und Wirtschaft ausgerichtet ist, der 6 Jahre nicht im Land war, erschließt sich mir nicht. Insgesamt wirst du dich zurück in Deutschland aber ganz wohl fühlen. Alles was du schreibst ist aktueller Zeitgeist und mittlereile wissenschaftlich belegt inkl. Kilmawandel und böser Autoindustrie.

Die meisten Länder, die du durchfahren hast, kaufen ihre Waffen übrigens bei den Russen. Rüstung ist nicht zwangsläufig Mordgerät. Sonst dürften wir auch keine Küchenmesser und LKWs verkaufen, mit denen man in Menschenmassen fahren und 80 Menschen auf einen Schlag töten kann (siehe Frankreich). Das schaffst du mit keiner M36 in so kurzer Zeit. Letztlich sind Waffen ein Markt wie jeder andere auch. Wenn die Waffen nicht in Europa gekauft werden, dann kauft man eben bei den Amerikanern, Chinesen oder Russen. Uganda hat kürzlich Kampfflugzeuuge bei den Russen gekauft. Hätten sie nicht tun müssen. Haben ja andere Probleme. Aber schuld sind die Russen nun auch nicht...

Alter, komm wieder nach Hause und such dir nen Job. Dann tust du aktiv was Gutes, wenn du dich an den jährlichen 15 - 20 Milliarden beteiligst, die ins Ausland gehen für Flüchtlingsprävention bzw. innerländische Flüchtlingsaufnahme. Oder an den 52 Millarden, die an Griechenland gingen (und bald auch wieder and das "nächste" Griechenland gehen werden).

Willkommenm zu Hause.