Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen

von: veloträumer

Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen - 25.03.19 19:45

EUS-5 Flussrouten auf Vias Verdes und einsamen Straßen an rauschenden Wassern: Die atlantischen Regenwälder mit Bidasoa, Urumea, Leitzaran und den Naturparks Pagoeta und Aiako Harria

Nach dem zweiten Küstenkapitel geht es nochmal in die Pyrenäen, hier der westlichst definierbare Teil, ausgeklammert davon der Naturpark Pagoeta, der selbst diese Westgrenze überschreitet, hier aber in die Schleife eingebunden ist.

Di 26.6. Oiartzun (+) – Pikoketa – Col d'Elurretxe/Erlaitz (490/501 m) – Irún – Bera – Vía Verde del Bidasoa – Donestebe – Urrotz – Saldias (~600 m)
78 km | 11,5 km/h | 1085 Hm
Ü: C frei
AE: Ostatua Saldias: Kalbschnitzel, Pommes, Spiegelei; Crème Caramel; Rotwein, Café 12,50 €

Mi 27.6. Saldias – Ezkurru – Puerto de Usateguieta (695 m) – Valle de Rio Urumea – Goizueta – Pagoaga – Hernani – San Sebastián/Donostia – Igeldo (230 m)
82 km | 12,4 km/h | 985 Hm
Ü: C Igeldo 11,80 €
AE (Donostia): Mesón Portaletas: 3 warme Taps; Lammkotelett, Lauchgem., Kart.pürée; Joghurtmousse m. Beeren; Rotwein, Café 26,15 €

Do 28.6. Igeldo – Orio – Puerto de Zudugarai (90 m) – Aia – Puerto de Andazarrate/Arteasu (435 m) – Villabona – Andoain – Via del Trentxiki de Plazaola/Rio Leitzaran – Erreka – Puerto de Urto/(San Antón)/Artaleko (494 m) – Berastegi – Tolosa (+)
94 km | 11,0 km/h | 1330 Hm
Ü: C frei
AE: R Botarri: Schwarze Bonensuppe Tolosa-Art m. Wurst; Ragout, Zwiebelgem.; Rotwein, Café 17,80 €

Wir springen gedanklich zurück ans Meer nach Pasai Donibane am Ende der Jaizkibel-Route und schlagen uns durch ein verkehrsintensives Wirtschaftszentrum wie Errenteria. Radwege sind vorhanden, aber eine schlechte Orientierung. Die Einheimischen kennen Elizalde nicht, auch wenn die Karte einen großen Siedlungsfleck so nennt. Es muss Oiartzun heißen. Oiartzun ist mehr Pendlerort, hat kaum ein Eigenleben, Notration mit ein paar Pintxos in einer der beiden geöffneten Bars (das einzige Restaurant hatte geschlossen). Zur Nacht hin entwickelt sich die Route ungünstig. Ziemlich steile Hanglagen, dichte Waldabschnitte, Weidezäune. Sogar nachts arbeitet ein Straßendienst.

Die Faszination des Naturparks Aiako Harria erschließt sich erst weiter oben, freie Hochweiden geben alpin anmutende Gipfel frei, nach Norden auch mal einen Meerblick. Bekannt sind die Hochwiesen auch für Menhire. Wenige Gehöfte verteilen sich auf das Gebiet, morgens entleeren sich diese, wenn die Kinder zur Schule gefahren werden und Einkäufe erledigt werden. Für den Müßiggänger warten Picknickplätze. Am Parkplatz des höchsten Punktes scheint sogar reger Betrieb, Wanderer packen aus und machen sich auf in die einsamen Wälder und Bergwelten. Eine Hütte mit Informationszentrum liegt zur östlichen Seite, wo die Grenze zwischen abgleitenden dichten Buchenwald und den Hochweiden verläuft – ist aber nicht besetzt.



Die untersten Bereiche des Bahntrassenradwegs Bidasoa sind noch im Bau befindlich – ein europäisch finanziertes Interreg-Projekt (transnationale Projekte zur Förderung ländlicher Räume, habe ich bereits einmal in meinem Karantanien-Bericht erläutert). So sieht man entsprechende Banderolen, wenn man das hässliche Gebiet der Grenzgeschäfte mit ihrem Ramsch-Sortiment hinter sich lässt. Einen Teil des unteren Bidasoa-Tals bis Bera bin ich auf der Straße gefahren, weil mir der Schotter teils zu rumpelig war. Da muss man sich dran gewöhnen, fahrbar ist er aber schon ganz gut. Die ersten Kilometer sind auch wenig besonders, bald aber kommen Felseinschläge und Tunnels, die sich besser vom Radweg erleben lassen. Oberhalb Beras wird die Trasse deutlich schattiger, zur Seite bricht überall Wasser durch, auch kleinere Wasserfälle liefern schöne Motive. Picknickplätze sind eher selten. Für einige Orte sollte man die Spur des Radweges verlassen – allen voran das schon erwähnte Bera, aber auch Sunbilla, dass man zwar scheinbar durchfährt, aber nicht mit Ortskern und dem schönen Ortsbild am Fluss. Wer es noch nicht kennt, möge auch etwas bergig einen Abstecher nach Lesaka einbauen. Auch wenn die Strecke rumpelig ist, ist diese Via Verde relativ alternativlos, weil nur in Teilen eine Straßenalternative zur extrem stark befahrenen N-121A vorhanden ist. Dort macht das Fahren auf längerer Strecke wenig Spaß.



Mit Doneztebe/Santesteban endet hier meine Bidasoa-Strecke, wenngleich der Radweg noch nahe an den Bertiz-Park heranführt und bis Elizondo erweitert werden soll. Bereits mit der Bidasoa-Route zeigt sich eine extreme wasserreiche, teils urwaldartige Waldlandschaft, die hier nahe an den Weg heranrückt. Mit den beiden nächsten Nord-Süd-Flussachsen von Urumea und Leitzaran wird die wilde Vegetation nochmal übertroffen, steigt auch die Einsamkeit an der Strecke. Während das Urumea-Tal sich auf einer normalen Asphaltstraße abgleiten lässt, bildet die Leitzaran eine weitere, weitgehend schottrige Via Verde. Im Gegensatz zur Bidasoa-Route ist die Leitzaran-Route allerdings wesentlich anspruchsvoller, fährt sich deutlich zäher und bildet bei starken Regenfällen weit mehr matschige und klitschige Stellen, auch in Tunnels. Die gesamte Via Verde ab/bis Lekunberri ist besser bekannt als „El Plazaola“, wobei sich meine Route aber auf die Leitzaran-Passage beschränkte, die grob gesehen von Norden gesehen bis Leitza reicht. Im Gegensatz zum Urumea-Tal verläuft die Bahntrasse häufig quer zum Fluss über Brücken, verschwindet in Tunnels. Letztlich scheint mir nicht nur deswegen das Urumea-Tal das wildeste und schönste dieser drei Flussrouten und lässt sich auch noch am leichtesten fahren.



Als Unterkunft und Verpflegung konnte ich den Camping etwa in der Mitte des Urumea-Tals nicht nutzen, blieb zuvor auf der Verbindungsstrecke in dem Bergdorf Saldias stecken. Es sei auch erwähnt, dass unweit von Saldias, die bessere Verpflegung (und Unterkunft) in Ezkurru zu erwarten ist, allerdings liegt dazwischen eine tiefe Talmulde, bevor man wieder neu auf der NA-170 aufsteigt. Diese Verbindung zwischen Doneztebe und Leitza (einst auf der Vuelta Verde gefahren) ist leichter zu nehmen als die Bergdorfroute über Saldias, die sich mehrfach auf und ab bewegt, daher auch abwechslungsreicher zwischen wilden Bergbächen, Wäldern und offenen Weiden pendelt.

Die Flussromantik Urumea mit Mühlen, Stauwehren und Wildgärten im unteren Teil endet recht schlagartig mit Hernani als industrieller Vorposten der Agglomeration San Sebastián. Hingegen ist der Übergang zur Plazaola in Andoain weniger abrupt, zeigt sich die Stadt zwar als größeres Siedlungszentrum, aber weit weniger laut und industriell. Ebenso wie ich unter dunklen Atlantikwolken nach Donostia einfuhr, so läuterte auch der Himmel, als ich die Küste erneut in Orio verließ. Umso mehr wirkte der wenig bekannte Parque Natural de Pagoeta als Regenwald, nach einem Abzweig von einem kleinen Küstenpass kaum befahren, wenngleich sich einige Rennradler auch in die Wetterküche trauten. Die Waldlandschaft ist hier unscheinbarer, weniger spektakulär die Wasserläufe, weniger Urwald. Umso mehr strahlt sie eine oasenhafte Ruhe aus. Mit dem Bergdorf Aia verlässt man bereits den Naturpark wieder und tritt in eine offene Hügellandschaft, die nicht weniger Ruhe verströmt, gebrochen nur von einem großen Schulfest im Talort Arteasu, dessen fröhliches Treiben den tristen Wolken heftig trotzte.

Bildergalerie EUS-5 (112 Fotos, bitte Bild anklicken):



Fortsetzung folgt