Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen

von: veloträumer

Re: EUSKAL HERRIA – Land des Baskischen - 29.03.19 21:25

EUS-9 Im Zeichen von Eiche und Fels – Schluchten, Tafelberge und Wasserfälle: Der Südwesten mit Blick über die Grenzen zwischen Balmaseda und Ebro mit Parque Natural de Gorbeia und Parque Natural Valderejo

Die Grenze zwischen den Provinzen Bizkaia und Araba verläuft mitten durch den Naturpark Gorbeia (Gorbea) über die gleichnamige höchste Erhebung mit 1481 m, zugleich einer der höchsten Berge des gesamten Euskadi. Als einer der Signalberge diente er einst zur Übermittlung von Entscheidungen der Volksräte durch Feuer- und Hornsignale. Weiterhin grenzt Bizkaia im Westen nicht nur an die Region Kantabrien an, sondern auch bereits an Kastilien-León. Während ich den „kantabrischen“ Zipfel samt einer kantabrischen Exklave komplett ausgelassen habe, reichen die Etappen in diesem Kapitel immer wieder mal in die Nachbarregion, genauer in die recht große Provinz Burgos, insbesondere mit der beeindruckenden Purón-Schlucht als Teil des grenzüberschreitenden Naturparks Valderejo. Sodann erreicht das Kapitel den Südrand von Euskadi in der Provinz Araba am Ebro, der dort auf einer längeren Strecke die Grenze des Baskenlandes bildet.

So 8.7. Balmaseda – Puerto de los Heros (372 m) – Artziniega – Alto de la Horquilla (~565 m) – Encima-Angulo – Cozuela – Martijana/Cascada de Peñaladros – Añes – ? (~660 m) – Salmantón – Embalse de Maroño – Izoria – Amurrio – Berganza Auzoa – Zubiaur/Orozko – Ibarra – Urigoiti (440 m) – Ibarra
82 km | 11,1 km/h | 1640 Hm
Ü: C frei
AE: SV

Mo 9.7. Ibarra – Alto de Bikotx Gane (565 m) – Elejabietia/Artea – Igorre – Ugarana – Alto de Lamindao (378/380m) – Areatza – Plaza – Undurraga – Ipiñaburu – Hvmedal Saldropo (~635 m) – Puerto de Barazar (604 m) – Ubide – N-240/A-3608 – Etxaguen – Gopegui – A-3608/N-622 – Zaitegui – Puerto de Ayurdín/Airdin (680m) – Murguia – Sarria – Centro del Parque Natural de Gorbeia
82 km | 11,1 km/h | 1615 Hm
Ü: C frei
AE (Murguia, H/R): Iberisches Schwein gebacken, Kart.mousse, Saucenvar., Kart. extra; bask. Toast; Rotwein, Café m. Eis 31 €

Di 10.7. Centro del Parque Natural de Gorbeia – exc. Pista Forestal Kalea – Centro del Parque Natural de Gorbeia – Sarria – Murguia – Cascada de Gujuli/Rio Altube – Alto de la Barrerilla (645 m) – Orduña – Puerto de Orduña (900 m) – Monte Santiago/Mirador Canon del Nervion
49 km | 10,8 km/h | 940 Hm
Ü: C frei
AE: SV

Die entsprechenden Landschaftsveränderungen wachsen mit der Küstenferne, markant bereits auf der Strecke von Artziniega nach Cozuela, wo ein eindrucksvoller, allerdings schwer zugänglicher Wasserfall zu finden ist. Zuvor steigt man in eine Felsorgellandschaft auf, die einen in Richtung Burgos noch länger begleiten würde, während der Weg zum Wasserfall in einer scharfen Schleife hinunter in den Gebirgskessel abtaucht und zurück nach Euskadi führt. Auf dem weiteren Weg zum Marono-Stausee und Amurrio kann man über eine Piste den Weg deutlich geradliniger und kürzer gestalten, muss dabei aber eine unsäglich steile Rampe überbrücken – der Pistenzustand sonst ordentlich.



Dass die Eiche als Symbol der baskischen Identität und Unabhängigkeit gilt, mag aufgrund der großen Buchenwälder im Osten, insbesondere in Navarra, zunächst nicht einleuchten. Die Eiche aber ist der beherrschende Baum der östlichen bzw. südöstlichen Gebirge – Arcena (Valderejo) und Gorbeia – wenngleich auch dort die Buche jeweils einen Platz hat. Die ausgedehntesten Eichenwälder mit den archaischsten Baumskulpturen finden sich aber in Gorbeia, gleichwohl die Eiche Symbol dieses Naturparks ist. Die Schönheit des Parks ist eher eine schlichte, eher eine, die per Wanderstiefel entdeckt werden sollte. Gewiss schiebt sich auch ein leicht dolomitenähnliches Gebirgsmassiv besonders im Norden bei Ibarra bzw. Urigoiti ins Auge, jedoch ist die Bergwelt seltener im Auge des Radlers, wenn man den Park auf den Straßen umrundet.



Auch die Versorgung will bei einem Besuch des Gorbeia-Parks gut durchdacht sein, etwa bieten Ibarra und der exponierte Bergweiler Urigoiti bis auf ein reservierungspflichtiges Ferienhaus weder Laden noch Gastbetriebe. Murguia hingegen – auch als Pilgerort durchlaufen – konnte zumindest mit einer kulinarischen Kreation des Restaurants überzeugen – im Ofen gegartes Iberisches Schwein mit Kartoffelmousse, zarte Gaumenverführung, gelungen zubereitet.

Die schönsten Impressionen ab Straße hat man dabei auf der Nordrandroute zwischen Orozko und dem Pass Bikotx Gane, während die Südtangente schon abseits durch eher trockene Feldhügel verläuft und die beiden Nord-Süd-Radrouten durch die dichte Bewaldung die Perspektiven recht stark einschränken. Die N-240 mit einer hässlichen Passhöhe sollte man aufwärts meiden, weil von Schwerlastverkehr geprägt. Dazu gibt es eine Alternative über Udurraga (Stausee) und dann teils recht steilem Aufstieg über einige Bergweiler und schließlich über eine Waldpiste mit Schotter- und Asphaltteilen zum Puerto de Barazar, wo man entweder über die N-240 sanft abgleitet oder zuvor bereits noch weiter auf Schotterradpiste ins hübsche Kleinod Ubide gelangen kann (ebenso an der N-240). Die einsame, weitgehend schwere Alternative ist allerdings nicht sehr aussichtsreich. Noch andere Alternative wäre zu finden über das Induse-Tal ab Igorre, wo ich den unteren Teil angefahren bin. Dieses Tal entwickelt sich als eindrucksvolles Gebirgstal, dessen alpine Berge allerdings bereits zum Urkiola-Massiv gehören.



Schließlich lässt sich der erfrischende Eichenwald Gorbeia mit mehreren auch als Badestellen nutzbaren Kaskadenbecken am besten aus Süden erleben, indem man die Stichstraße zum Naturparkzentrum ab Murguia bzw. Sarria einfährt. Dort ist zwar kein Campingplatz, aber Wohnmobilisten übernachten ebenso auf dem groß angelegten Parkplatz wie die umliegende Wiese nebst Kinderspielplatz gut zum Zelten geeignet ist. Öffentliche, sauber gehaltene Toiletten werden über Nacht zwar abgeriegelt, aber morgens bereits vor offizieller Öffnung des Infozentrums aufgeschlossen. Die für Autos gesperrte weiterführende Forstpiste darf beradelt werden, wobei ich es bei einer Weidewiese mit Badestelle am Fuße des steilen Anstiegs belassen habe, wo eine Fortsetzung mit gewöhnlichem Reiserad nicht zu empfehlen ist – weniger geübte junge MTBer ohne Gepäck gaben noch schneller auf als ich.

Nach dem berauschenden wie erholsamen Aufenthalt in Gumpe und Eichenwald und nach Querung der Verkehrskreuze wird der Blick noch einmal zurück auf den Gorbea-Park gelenkt. Der Wasserfall Gujuli/Goiuri an einem der beiden Quellflüsse des Altube, bildet seinen Schweif vor dem Hintergrund einer breiten Abbruchkante, die sich von einem gegenüberliegenden schön eingerichteten Aussichtspunkt einsehen lässt. Ähnlich wie später die Cascade del Nervión droht der Strahl schnell auszutrocknen, hier noch dünn rieselnd, am Nervión ganz ohne Wasser. Dort ist allerdings der Talschluss der Schlucht, in dem sich der Wasserfall befindet, nochmal dramatischer, die Aussichtsplattform schwindelerregend kühn über dem Abgrund. Zum Nervión-Aussichtspunkt gelangt man abseits der Straße über eine Stichpiste, das Schutzgebiet hier überwiegend von Weidetieren bevölkert. An der Strecke liegen bei einem Informationszentrum eine Karstquelle wie auch die Ruinen eines alten Klosters.



Zwischen den beiden Wasserfall-Canyons liegt die recht ansprechende Kleinstadt Orduña mit Arkadengängen, historischen Gemäuern und Störchen als urbane Dachbewohner. Mit dem Puerto Orduña hat man schließlich noch einen ziemlich anspruchsvollen Pass zu bewältigen, der immer wieder eindrucksvolle Panoramablicke auf die Felspalisaden in der Ferne erlaubt, darunter auch der Nervión-Canyon.

Mi 11.7. Mirador Canon del Nervión – Berberana – Villanañe – Villanueva de Villanañe – San Zadornil – Villafria de San Zadornil (~915 m) – Puerta de Valderejo – via Piste – Ribera – via Piste/Trail – Desfiladero del Rio Purón – Herrán – Barcina del Barco – Sobrón – A-2122/A-2625 – Espejo – Gesaltza Añana
83 km | 12,0 km/h | 880 Hm
Ü: C frei
AE: Kart.tortilla, Bier, Café 7,30 € + SV

Man durchschneidet jetzt eine Hochebene mit gleißend goldenen, schattenlosen Weizenfeldern, am Horizont aufziehend Tafelberge oder langgestreckte Felsflossen. Mal eine verfallene Burg, im sonst recht bescheidenen Villanaña besteht sogar die Möglichkeit, einen historisch bedeutsamen und gut erhaltenen Palast zu besichtigen, der indes von quakenden Fröschen im Burggraben bewacht wird.



Für den nächsten Naturpark Valderejo gibt es zwar einige ausgewiesene Montainbikerouten, doch ist der attraktivste Kern, die Schlucht Purón, nicht mit Fahrrad passierbar. Dass ich diese Schlucht mit Reiserad gequert habe, möchte ich ausdrücklich als waghalsig bezeichnen und sei nicht zur Nachahmung empfohlen! Nicht zuletzt habe ich mich einmal etwas verhoben und über eine Woche Rückenproblem verdaut. Bei weniger geübten Hebebewegungen kann man sich hier auch Wirbel ausrenken oder beim Balancieren über Felsen abrutschen. Selbst abmontierte Taschen sind nur eine bedingte Alternative. Grundsätzlich ist die Passage der Purón-Schlucht auch nicht für MTBer vorgesehen und nach Rückfrage der Touristinfo in Villanueva de Villanaña mit dem Infozentrum in Lalastra sind wohl auch Teile, etwa für die Strecke Lalastra zu dem verlassenen Ruinendorf Ribeira (gleichzeitig nördlicher Ausgangspunkt der Purón-Schlucht) nicht für Radgruppen erlaubt, Einzelradler werden geduldet. Grundsätzlich besteht allerdings Verwirrung nicht nur über die Nutzung der Wege, sondern über das Wegenetz selbst, weil es offenbar keine Karten gibt, auf denen alle Fahr- und Wanderwege eingetragen sind. Es macht also Sinn, mit kundigen Leuten vor Ort Rücksprache zu nehmen.

Die Dame vom „Grünen Zentrum“ in San Zadornil – eine sehr nette und gesprächige Mitarbeiterin im Naturinfozentrum des Parks zu kastilischer Seite (auch Leihräder inkl. E-Bike verfügbar) – hatte mich ermutigt, es zu versuchen, ist doch der Weg durch die Purón-Schlucht eine erhebliche Abkürzung und einzige Möglichkeit das Arcena-Massiv in Richtung Ebro zu queren, ohne große Umwege durch die Provinz Burgos einzubauen. Die Dame hatte allerdings nicht mein Reiserad gesehen. Letztendlich bin ich froh, die Passage genommen zu haben, ist die Purón-Schlucht doch ein eindrucksvolles Erlebnis. Andererseits würde ich den Trip nicht ein zweites Mal machen.



Wer in der Gegend MTB-Touren möglichst ohne Gepäck machen möchte, findet als Basis auch einen Camping bei Villanaña, gleichwohl über Bike-Kompetenz und -Verleih verfügend (habe ich allerdings nicht besucht). Wanderungen sind am besten von Lalastra aus zu führen, weil dort auch Unterkunft und Verpflegung zu finden sein sollen, von anderen Orten aus braucht man das Rad zumindest noch zur Anfahrt an die Basispunkte. Meiner Ansicht nach ist ggf. sogar eine Anfahrt von Süden (Herrán) für die Wanderoption die beste Lösung. Dass man nicht unbedingt eine umfassende, einheitliche Auskunft und Übersicht bekommt, hat auch damit zu tun, dass mitten durch die Purón-Schlucht die Grenze von Euskadi verläuft, nur Lalastra und Villanueva de Villanaña sind baskisch, San Zadornil und Herrán gehören hingegen zu Kastilien-León.

Hat man den Ebro erreicht, entwickelt sich an einem langestreckten Stausee eine immer dramatischer werdende Schlucht. Baskisch ist hier nur das Nordufer der Ebro-Schlucht, also auch die Straße ab Barcina del Barco. Einzig an der ersten großen Staumauer in Sobron gibt es Hotel und Gasthof, welchen ich sträflich ausgeschlagen hatte, deutete sich allerdings auch ein Moskitobiotop an, dem ich in der Nacht nicht ausgesetzt sein wollte.

Bildergalerie EUS-9 (145 Fotos, bitte Bild anklicken):



Fortsetzung folgt