Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019

von: Gerhard O

Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 - 16.11.19 11:30

Teil 2: Ostwärts ins Riesengebirge!

Sonntag, 2. Juni 2019
Räbke – Plötzky, 90 km

Das Radfahrertreffen war zu Ende und die Zeltgemeinschaft löste sich langsam auf. Da es Sonntag war, habe ich meinen Weg Richtung Magdeburg durch Dörfer mit Bäckereien gelegt, in der Hoffnung, daß eine davon geöffnet hat. Leider war überall geschlossen. Helmstedt war meine große Hoffnung, aber ich wurde enttäuscht. Auch hier waren alle Bäcker oder Cafeterien geschlossen. Schlußendlich habe ich mich am Markplatz auf eine Bank gesetzt und ‚Vorräte für Notfälle‘ aus meiner Packtasche verzehrt.



Die Weiterfahrt nach Magdeburg verlief nicht besonders spannend. Mein Blick wanderte über das Land und entdeckte:

Windkraftanlagen der alten Bauart:



Windkraftanlagen einer späteren Generation:



Windkraftanlagen der neuesten Bauart:



Erkenntnis: Reisen bildet – Technikgeschichte am Wegesrand mit Beispielen!

Magdeburg habe ich ohne Umwege oder Besichtigungen durchquert. Bei meiner Radtour 2014 hatte ich ausreichend Zeit für Besichtigungen und dort gibt es auch Bilder.

Ab Magdeburg befand ich mich auf dem Elberadweg. Obwohl es großenteils ein ‚Plattenweg‘ ist, war er gut verlegt und gut befahrbar!



Essen und Trinken hatte ich unterwegs erledigt. Frisches Wasser hatte ich vom Friedhof geholt. Der Tag war sehr heiß. So ein Schwan hat es da besser, denn er hat Futter und Kühlung gleichzeitig!



Auf dem Campingplatz in Plötzky war das kulinarische Angebot etwas eingeschränkt, aber ein Bier konnte ich genießen. Zwischen den Zelten graste übrigens Damwild. Ob es sich hierbei um Wild- oder Haustiere handelte, konnte ich nicht ergründen. Den Platz hätten sie jederzeit verlassen können.





Montag, 3. Juni 2019
Plötzky - Lutherstadt Wittenberg, 92 km

Der Campingplatzladen bot zwar kein komplettes Frühstück an, aber Kaffee und frische Brötchen (ohne Belag) konnte ich bekommen.

Wieder war ich auf einem Plattenweg unterwegs.



Die Gegend ist ausgesprochen ländlich. Störche suchten am Wegesrand nach Futter.



Bei der Wasserburg Walternienburg schaute ich kurz hinein.



Bis auf den Bergfried sind aber fast alle Gebäude entfernt. Nur noch die Ringmauer ist erhalten. Der dazugehörige Wassergraben lag trocken.

Der Tag war wieder sehr heiß und ich wieder mal auf Wassersuche. Bei dieser Feldsteinkirche in Steckby vermutete ich einen Friedhof mit einem Wasserhahn.



Ein Blick in die Kirche zeigte, daß die Moderne hier noch nicht Einzug gehalten hatte. Ein altertümlicher Ofen beheizte den Innenraum. Frisches Leitungswasser konnte ich aber zapfen!



Bei Aken überquerte ich mit einer Gierfähre die Elbe und setzte meine Fahrt auf der anderen Flußseite fort. In Großkühnau warf ich einen Blick auf die Kirche und hinter Dessau-Roßlau stoppte ich kurz an einer überdachten Holzbrücke über die Mulde, einem kleinen Nebenfluß der Elbe.

Einige Kilometer weiter hatte ich dann am Kapengraben eine größere Pause – ich ging auf Libellenjagd (natürlich nur fotografisch).



Um 14.30Uhr in Wörlitz übermannte mich der Hunger. Ich kehrte in einer Gaststätte ein zu Bratkartoffeln und Matjeshering. Der altertümliche Anblick des Ortes lud mich anschließend noch zu einer kleinen Stadtrundfahrt ein.

Kurz bevor ich den Campingplatz bei Wittenberg erreichte, gelang mir noch dieses Foto von einem Rotmilan im Flug!



Da ich gerade gegessen hatte, blieb ich abends auf dem Campingplatz und begnügte mich mit Keksen und Rotwein. Um 20 Uhr zog ein Gewitter auf und vertrieb mich ins Zelt!


Dienstag, 4.Juni 2019
Lutherstadt Wittenberg – Torgau, 81 km

Mein erster Weg am Morgen führte nach Wittenberg.



Bei einem Aldi am Stadtrand füllte ich meine Vorräte auf und am Marktplatz fand ich ein Frühstücksrestaurant. Martin Luther konnte mir von seinem Sockel aus beim Essen zusehen!



Nach dem Morgenessen begab ich mich wieder auf den Elberadweg – und siehe: Es muß nicht immer Platte sein!



Der Tag war wieder heiß und die Wasserflaschen leerten sich bedenklich. In Pretzsch an der Kirche hoffte ich Wasser zu finden.



Der Friedhof hatte aber nur eine Schwengelpumpe für Grundwasser. Vielleicht war das Wasser in Ordnung, aber ich traute mich nicht davon zu trinken. (Andererseits: meine Oma holte ihr Leben lang Wasser von solch einer Pumpe und ich habe als Kind auch davon getrunken.) Ich brauchte aber nicht darüber nachdenken, denn ich traf den Küster der Kirche. Er war so freundlich, meine Wasserflaschen aufzufüllen.

Durch Blumenwiesen fuhr ich weiter. So schön diese Wiesen auch waren, hier tobte das Leben – vor allem in Form kleinster stechender Insekten (oder vielleicht auch Milben?). Seit ich an der Elbe war, häuften sich die juckenden Bisse an beiden Beinen, aber nur von den Knien abwärts!

Am frühen Nachmittag fand ich einen schönen überdachten und damit schattigen Rastplatz für eine längere Pause.



Den Wegweiserbaum im Hintergrund hatte ich studiert. Er half mir auf dieser Radtour jedoch nicht weiter. Die Wegschilder waren für andere Reisende gemacht. Unwichtige Orte wie Berlin, New York oder Peking wurden angezeigt, nicht jedoch das Zentrum dieser Welt: Oberhausen. Das Ziel meiner Fahrt - Spindlermühle – war ebenfalls nicht existent! böse grins

Torgau war das heutige Tagesziel. Zufällig (???) führte der Radweg am Denkmal der Begegnung vorbei.



Hier an der Elbe trafen bei Kriegsende die russischen und amerikanischen Armeen aufeinander.

Da es sehr heiß war und noch zu früh, den Campingplatz aufzusuchen, kehrt ich am Marktplatz in Torgau noch in einem Biergarten ein.



Danach begab ich mich zum Campingplatz.

Der Platzwart war nicht anwesend, hatte aber eine Telefonnummer ausgehängt. Damit konnte ich ihn erreichen und erfuhr: Er kommt auch heute nicht mehr. Auf meinen besonderen Wunsch, weil ich früh weiter wollte, erklärte er sich bereit, am nächsten Tag um 8 Uhr da zu sein und das Platzgeld zu kassieren. Zum Duschen brauchte ich jedoch Duschmarken! Dafür gab es ein Kästchen, welches mit einem Zahlenschloß verschlossen war. Er nannte mir am Telefon den Zahlencode für dieses Schloß! Ich hätte alle Marken entnehmen können, habe mich aber mit einer begnügt!

Zum Abendessen mußte ich wieder in den Ort. Im Restaurant lernte ich einen Amerikaner kennen, der mit einem Leihwagen unterwegs war – Europa in 5 Tagen! Für den nächsten Tag hatte er Dresden und Prag auf seiner Besichtigungsliste!

Auf dem Campingplatz gab es noch zwei Radreisende und zusammen verbrachten wir den Abend. Einer davon kam aus Prag und fuhr elbeabwärts. Seine letzten Kronen in Form von Münzen tauschte er bei mir gegen Euro. Somit hatte ich schon etwas Kleingeld für ein Bier in Tschechien bevor ich den ersten Geldautomaten fand.


Mittwoch, 5. Juni 2019
Torgau – Coswig, 84 km

Um 8 Uhr war der Platzwart vor Ort und ich konnte bezahlen. Dabei erfuhr ich auch, daß es nur 500m entfernt ein Einkaufszentrum gibt, wo ich frühstücken kann.

Schon am Eingang sah ich die Schilder mit den Angeboten und ich stellte mich brav beim Bäcker an. Als ich an der Reihe war, erfuhr ich von der Verkäuferin, daß ich falsch bin! Frühstück gibt es nebenan beim Metzger! Also stellte ich mich nochmal an!

Da ich sowieso schon in einem Einkaufszentrum war, nutzte ich die Gelegenheit, meine ‚Notvorräte‘ zu ergänzen.

Weiter ging‘s auf dem Elberadweg. Außer Landschaft mit oder ohne Elbe gab es nichts zu sehen, oder doch: Schafe.



Zur Mittagszeit bin ich in Strehla in einem Biergarten eingekehrt. Das Radler und der Salat taten mir gut. Außerdem konnte ich meine leeren Wasserflaschen auffüllen.

Weiter ging die Fahrt durch Felder und Wiesen. Plötzlich auf der anderen Flußseite ein komplett neuer unerwarteter Anblick: Ein Chemiewerk!



Die Wackerchemie hatte sich hier nach der Wende eingekauft.

Danach sah ich wieder nur Landschaft, Landschaft, Landschaft – sehr spannend und abwechslungsreich. entsetzt Eine Änderung gab es aber doch: Ich sah das erste Schiff auf der Elbe (bei dieser Reise) und der Belag des Elberadweges hatte sich geändert. Ich war wieder mal auf dem allseits beliebten Kopfsteinpflaster.



Aber nicht sehr lange, denn es kam eine Baustelle und der Weg war zu Ende. Glücklicherweise war genau hier eine Fähre und ich konnte den Elberadweg auf der anderen Seite benutzen.



Beim Aussteigen kam mir eine Gruppe Radfahrer entgegen, die mich sofort erkannten.

„Hallo, Sie saßen doch gestern in Torgau im Biergarten am Nebentisch!“

Mehr Unterhaltung kam aber nicht zu Stande, denn die Fähre fuhr schon wieder ab.

In Meißen fuhr ich am Ufer weiter, ohne die Stadt zu besichtigen. (Es lohnt sich aber. Auch der Dom ist eine Führung wert. Das weiß ich aus eigener Anschauung, nur nicht bei dieser Tour.)



In Coswig am Campingplatz beendete ich den Tag. Wie erwartet gab es ein Restaurant, in das ich abends einkehren konnte. Tische und Bänke hatte der Platz auch, wo ich nach dem Essen bei einem Becher Rotwein und mit dem elektrischen Lesebuch sitzen konnte. Gelegentlich gab es auch einen Tratsch mit anderen Reiseradlern. Diese fuhren entweder elbeabwärts oder wollten nach Prag. Zur Elbequelle ins Riesengebirge wollte niemand!


Donnerstag, 6. Juni 2019
Coswig – Děčín, 86 km

Zuerst ein kleiner Umweg zum Bäcker und dann auf den Elberadweg – nächstes Ziel: Dresden!



Baustellen versperrten die Innenstadt, doch für Radfahrer war der Weg frei.



Ich schlenderte durch die Stadt. Eigentlich wollte ich nochmal in die Frauenkirche, aber es war noch keine Öffnungszeit! Dafür verweilte ich länger am Fürstenzug. Dabei fiel mir auf: Die Fürsten reiten alle in die Vergangenheit! Und außerdem von rechts nach links! Mich hat das irritiert. Irgendetwas muß sich der Künstler dabei gedacht haben – aber was?



Ohne weitere Besichtigungen strebte ich weiter meinem Ziel Tschechien entgegen. Von der südlichen Elbeseite aus hatte ich einen schönen Blick auf die Bastei.



Auch auf der weiteren Fahrt hat man immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Elbsandsteingebirge.



Es war inzwischen Mittagszeit und die Hitze des Tages lockte mich in einen Biergarten. Meine Wasserflaschen mußten ebenfalls aufgefüllt werden. Der erste Biergarten, den ich ansteuerte, hatte geschlossen, aber beim nächsten Gartenrestaurant kurz vor der Grenze konnte ich einkehren. Ich hatte nicht nur Durst, sondern auch Hunger. Auf der Speisekarte stand eine Lammhaxe und da konnte ich nicht widerstehen!

Obwohl die linke Elbeseite vermutlich den schöneren Radweg hat, wechselte ich bei Schmilka mit der Fähre die Flußseite. Das ergab die Möglichkeit, in Hrensko am Geldautomaten Kronen zu ziehen. Auf der anderen Seite hätte ich wahrscheinlich keinen Geldautomaten gefunden. Und um es vorweg zu nehmen - in Tschechien ist es ähnlich wie in Deutschland: Nur Bares ist Wahres! Kartenzahlung ist manchmal möglich, Bargeld geht immer!

Schon als ich mich dem Campingplatz näherte, türmten sich vor mir schwarze Gewitterwolken auf. Ich hoffte, den Zeltplatz noch trocken zu erreichen und hatte, um Zeit zu sparen, keine Regenjacke angezogen. Ich konnte die Rezeption schon sehen, als urplötzlich ein gewaltiger Sturzbach vom Himmel kam. Als ich das Gebäude erreichte, war ich naß bis auf die Haut.

Nach dem Einchecken eilte ich zum Imbiss. Zelt aufbauen mußte warten, denn der Imbiss sollte um 18 Uhr schließen. Ich gesellte mich zu einem weiteren Reiseradler. Wir tranken Bier und aßen sauer eingelegte Wurst mit Brot!

Mit kurzen Pausen regnete es den ganzen Abend und auch in der Nacht.

Vielleicht noch eine Info für die Kulturinteressierten: Es gibt von Meißen bis Tschechien und Umgebung sehr viel an Kultur und Natur zu sehen. Falls jetzt jemand meint, ich hätte da viel mehr Zeit verbringen müssen, so kann ich nur sagen: ‚Ja, das ist richtig!‘ Und darum war ich in den letzten Jahren schon zweimal für insgesamt mehrere Wochen in der Gegend zum Besichtigen und Wandern!


Freitag, 7. Juni 2019
Děčín - Roudnice nad Labem, 70 km

Morgens hatte der Regen aufgehört. Es gab eine Jugendgruppe auf dem Platz, für die am Imbiss ein Frühstück eingerichtet war. Für 99 Kronen durfte ich mich ebenfalls an deren Buffet bedienen.

Ab hier war ich wieder auf dem Elberadweg. Interessante moderne Brücken queren die Elbe. Plötzlich stehe ich vor einem Hindernis.



Sollte ich abpacken und alles über die Treppen tragen? Ein kurzes Kartenstudium zeigte die Lösung: ca. 200m zurückfahren und das Hindernis auf der Straße umfahren. Direkt hinter dem Stauwehr kam ich wieder auf den Elberadweg.

Der Radweg war recht gut ausgebaut, hatte aber immer wieder kurze knackige Steigungen.



Bei Litoměřice bog der Weg von der Elbe ab und führte dicht am Stadtzentrum vorbei. Eine kleine Stadtrundfahrt bot sich also an.



Schon um 15.30 Uhr hatte ich Roudnice nad Labem erreicht.



Hier gab es einen Campingplatz am Sporthotel, wo ich mein Zelt aufschlug. Auf dem Zeltplatz traf ich auch einen der Reiseradler aus Děčín wieder. Im Laufe des Tages waren wir uns schon öfter begegnet, meist bei den Pausen. Sein Tempo war höher als meins (schließlich war er auch deutlich jünger) und so fuhren wir nur kurze Strecken zusammen.

Trotzdem gingen wir am Abend zusammen in das Stadtzentrum und haben dort auch gegessen.

Bei der Auswahl des Campingplatzes hatte ich etwas Pech. Für die Toiletten brauchte ich einen Schlüssel, aber besonders sauber waren sie nicht. Zudem war das Sporthotel der abendliche Treffpunkt der Stadtjugend. Es herrschte Musik und Lärm bis 1 Uhr nachts.


Samstag, 8. Juni 2019
Roudnice nad Labem – Ostrá, 80 km

Mein Radkumpel hatte Kaffee gekocht und somit gab es Frühstück am Zelt. Danach noch ein Abschiedsbild von Roudnice und weiter ging die Fahrt.



Ich befand mich auf dem Elberadweg und kam gut voran. Ich war wieder allein, denn mein Mitzelter war mit seinem schnelleren Tempo längst auf und davon. Blumenwiesen säumten meinen Weg.



Plötzlich stand ich vor einem gesperrten Bahnübergang.



Ich hätte die Bahnlinie überqueren können, aber der weiterführende Weg sah auch nicht vertrauenerweckend aus. Ein Blick auf die Karte zeigte, daß ich auch auf der Straße weiterfahren könnte und das tat ich dann auch.

Ich war noch keine 10 Minuten auf der Straße unterwegs, als ich vor dem nächsten gesperrten Bahnübergang stand.



Diesmal entdeckte ich keine Umfahrungsmöglichkeit. Die Schienen mußten überquert werden. Glücklicherweise funktionierten die automatischen Schranken noch. Die Strecke war stark befahren, aber die Schranke senkte sich bei jedem Zug und ging danach wieder hoch!



Somit war es einfach, eine Lücke zwischen zwei Zügen auszunutzen.

Am späten Vormittag sah ich die Kirche von Mělník vor mir aufragen.



Bei der Weiterfahrt überlegte ich noch, ob ich einen Abstecher nach oben auf den Berg zur Besichtigung der Stadt machen sollte oder nicht. Die Antwort wurde mir abgenommen. Die Straße stieg ziemlich steil an und brachte mich zum Stadtrand. Hier hatte ich auch Aussicht auf die Mündung der Moldau in die Elbe.



Und da ich jetzt ohnehin schon oben auf der Höhe war, besichtigte ich auch die Stadt. Offensichtlich war gerade ein Stadtfest mit Trachtenumzügen in Gange.



In der Kathedrale wollte ich ebenfalls Bilder machen, aber dort gab es einen feuerspeienden Drachen eine Aufsicht, die das verhinderte.

Kaum hatte ich die Stadt verlassen, führte der Elberadweg wieder zurück an die Elbe. Die Ausführung des Weges war schön anzuschauen, aber schlecht zu fahren. Es waren die Reste des originalen Leinpfades!



Ungefähr 2 km wurde ich kräftig durchgerüttelt. Mein Rad hat das ohne Pannen überstanden. Ich freute mich, als der Weg von der Elbe abzweigte. Jetzt konnte es nur noch besser werden. Doch schon nach kurzer Zeit folgte die nächste Belastungsprobe!



Radweg Nr. 2 heißt der Elberadweg in Tschechien. Nicht daß jemand denkt, ich hätte mich verfahren! Bei der nächstbesten Gelegenheit verließ ich den Weg und folgte asphaltierten Straßen. Das bot mir auch die Möglichkeit, eine Gaststätte aufzusuchen. Inzwischen war ich so tief im Landesinneren, daß mir meine Englischkenntnisse nicht mehr weiterhalfen: Ich konnte die Speisekarte nicht lesen! Das war aber kein Problem – die Wirtin holte einen Gast vom Nebentisch, der deutsch sprach und mir die Speisekarte übersetzte und erklärte! Zudem erklärte er mir, was es mit den Gradangaben beim Bier auf sich hatte. (Je höher die Zahl, desto mehr Alkohol enthält das Bier. Pilsener Urquell hat 12Grad.)

Bald nach dem Essen erreichte ich den Elberadweg und befand mich vor diesem Schild:‘Bei Nässe nicht befahrbar‘



Durch meine bisherigen Erfahrungen war mir klar: Ich folge der Ausweichempfehlung, obwohl es seit Tagen trocken ist. Ohne Probleme erreichte ich Lysa und danach meinen angepeilten Campingplatz bei Ostrá.

Der Campingplatz hatte keine Gaststätte, jedoch Bier am Kiosk. Da ich am Nachmittag schon gegessen hatte, reichte mir abends im Zelt Brot und Käse.


Sonntag, 9. Juni 2019
Ostrá – Břehy, 71 km

Der Campingplatz war sehr einfach und es gab keinerlei kulinarische Infrastruktur. Es gibt aber mehrere kleine Orte auf meinem weiteren Weg und so sollte wohl auch ein Bäcker zu finden sein.

Die erste Stadt, die ich erreichte, war Nymburk. Es gab eine schön restaurierte Innenstadt, aber keine Bäckerei mit einer Frühstücksmöglichkeit.



Dafür habe ich gelernt, daß ich nach einer ‚pekařství‘ Ausschau halten müßte, die es hier im Ort aber nicht gibt. Trotz eines leeren Magens ist eine Stadtrundfahrt Pflicht! Entlang der Stadtmauer verließ ich die Stadt wieder.



Der Elberadweg war an dieser Stelle gut ausgebaut. Es machte Spaß, hier zu fahren!



Eine Blindschleiche kreuzte meinen Weg. Das war aber nicht das Frühstück, das ich suchte.



Kurz darauf in Poděbrady fand ich dann eine ‚pekařství‘. Die Verständigung war schwierig, aber nach einigem Hin und Her bekam ich 2 belegte Brote und einen Cappuccino.

Zur Mittagszeit erreichte ich Kolin. Auf dem Marktpkatz herrschte reges Treiben. Eine Musikkapelle musizierte. Ich hörte kurze Zeit zu, zog dann aber weiter.



Bei der Stadtrundfahrt durch Kolin hatte ich zweimal die Elbe gequert und den Elberadweg von der Brücke aus gesehen. Dieser Blick und ein Kartenstudium brachten mich dazu, meine Fahrt auf Landstraßen fortzusetzen.

Das Städtchen Přelouč erreichte ich Nachmittag. Von hier war es nicht mehr sehr weit zum Campingplatz bei Břehy. Meine Reisevorbereitungen ließen mich befürchten, am Camping keine Gaststätte zu finden. So suchte ich schon in Přelouč nach einer Einkehrmöglichkeit, aber vergebens.



Am Zeltplatz konnte ich mein Feierabendbier trinken und erfuhr, daß es einen Kilometer entfernt am See eine Ausflugsgaststätte gibt, die abends Essen anbietet – alles bestens!

Auf dem Zeltplatz war ein Puppentheater für die Kinder aufgebaut. Ein mir unbekanntes Stück im Stil des Kasperle-Theaters wurde gegeben und immer wieder hörte ich die Kinder laut in Chor rufen: Krakonoš, Krakonoš.



Ich war im Reich des Herrn der Berge angekommen. Bis ins Riesengebirge sollte es aber noch zwei Tage dauern.


Montag, 10. Juni 2019
Břehy - Dvůr Králové nad Labem, 71km

Die Suche nach einer pekařství erschien mir in dieser Gegend aussichtslos und so habe ich direkt im Zelt mein Minimalfrühstück eingenommen.

Entlang des Sees und am Restaurant vorbei, in dem ich am Abend zuvor gegessen hatte, führte mich mein Weg weiter ins Riesengebirge.



Der Elberadweg war auf den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen als Trampelpfad eingezeichnet und ich verzichtete darauf, das auszutesten. Ich blieb bis Hradec Králové auf Straßen und erreichte dort wieder die Elbe.



Unterwegs hörte ich plötzlich laute Lautsprecherdurchsagen. Ich habe das erste mal eine Ortsrufanlage in Aktion erlebt. Von den Durchsagen habe ich aber nichts verstanden. Ich hätte nicht gedacht, daß es sowas noch gibt. Für mich hat das einen negativen Beigeschmack, denn ich verknüpfe das gedanklich mit dem Roman 1984 (Gerorge Orwell).

In Hradec Králové auf dem Marktplatz habe ich dann pausiert und von meinen Vorräten genascht.



Danach wollte ich die barocke Kathedrale besichtigen. Leider war der Eingang vergittert, ich durfte aber einen Blick ins Innere werfen.



Die weitere Fahrt erfolgte dann wieder auf dem Elberadweg, der jetzt gut ausgebaut und gut befahrbar war.



Wen der Heilige Florian (Schutzpatron der Brandstifter Feuerwehrleute) am Weg beschützen sollte, habe ich nicht ergründet. Bei mir bestand keine Feuergefahr, denn ich hatte weder Feuerzeug noch Streichhölzer mit!



In Dvůr Králové gab es einen gut eingerichteten Campingplatz mit Blick auf den angrenzenden Tierpark. Hier habe ich die Nacht verbracht.



Vor dem Zeltplatz am Zooeingang befand sich ein Restaurant. Die Gegend war touristisch erschlossen und so gab es eine Speisekarte in englischer Sprache. Das bedeutete jedoch nicht, daß das Personal deutsch oder englisch konnte! Ich bin trotzdem satt geworden und das Bier in Tschechien ist überall lecker!

Den Abend genoß ich auf einer Bank neben dem Zelt bei einem Tässchen Rotwein (getarnt in der Orangensaftflasche).





Dienstag, 11. Juni 2019
Dvůr Králové nad Labem - Špindlerův Mlýn, 53 km

Frühstücken konnte ich am Imbiss auf dem Zeltplatz!

Anschließend habe ich mich von den Tieren verabschiedet. Besonders der Büffel machte einen sehr traurigen Eindruck, als ich ging!



In Dvůr Králové beim Penny frischte ich meine Vorräte inklusive Rotwein auf und dann machte ich mich auf den Weg nach Spindlermühle.

Dabei blieb ich auf der Landstraße, denn der Elberadweg machte gelegentlich Abstecher auf Trampelpfaden in die Berge. Die Landstraße war wenig befahren und führte stetig leicht bergauf. Am Ortseingang von Spindlermühle liegt der Elbestausee.



Damit hatte ich schon um 14.15 Uhr mein Ziel erreicht.

Die Rezeption des Campingplatzes hatte noch geschlossen. Das gab mir Gelegenheit, die Umgegend zu erkunden und nach Gaststätten Ausschau zu halten. Im Elbebistro nahe der Seilbahnstation genoß ich ein Bier und danach checkte ich am Zeltplatz ein. Wieder wie schon öfter konnte ich nur bar bezahlen. Damit war mein Bargeldvorrat zu Ende. Obwohl ich, wo immer es möglich war, mit Karte bezahlt hatte, brauchte ich mehr Bargeld als gedacht.

Im Restaurant am Aquapark war ich abends essen. Davor befand sich ein Geldautomat, bei dem ich meinen Bargeldvorrat wieder auffrischen konnte. Der Abend war gerettet!


Mittwoch, 12. Juni 2019
Ausflug zur Elbequelle ohne Fahrrad

Das Ziel meiner Reise war erreicht. Fehlte nur noch der Höhepunkt der Tour: der Besuch der Elbequelle!

Zu Fuß ist das eine Tageswanderung von etwa 20km. Wandern beansprucht andere Muskeln als radfahren, aber die Wandermuskeln hatte ich nicht trainiert. Außerdem geht es in der Elbeschlucht steil bergauf und man benötigt entsprechendes Schuhwerk, welches ich nicht dabei hatte. Für alternde Bergwanderer hat der Liebe Gott aber ein Einsehen und hat die Seilbahn erfinden lassen! lach - Ich habe den Sessellift benutzt!

Der Lift brachte mich ohne Mühe auf 1200m Höhe und ich war in der Bergwelt.



Obwohl es Juni war, gab es hier noch Schneefelder.



Der Wanderweg zur Quelle führte durch Hochmoore, die mit Hilfe von Bohlenwegen begehbar gemacht worden sind. Ich fühlte mich in das Hohe Venn (Belgien) versetzt.



Bäche wurden mittels Natursteinbrücken überquert. Ein wirklich wunderschöner Wanderweg.



Und die Aussicht ist einfach fantastisch!





Bald hatte ich die Elbequelle erreicht. Es herrschte ein gewaltiger Touristenrummel, doch für das Foto gelang es mir, einen Augenblick mit nur einem einzigen Wanderer zu erhaschen!



Zurück wanderte ich wieder über Bohlenwege durch das Moor.



Unterwegs kehrte ich noch in einer Gaststätte zu einem Gipfelbier ein. Wie zu erwarten war der Genuß etwas teurer als gewohnt. Im nachhinein konnte ich feststellen, daß ich hier das teuerste Bier in Tschechien getrunken hatte: 61 Kronen das Halbliterglas! Zum Vergleich: Das gleiche Bier kostete im Bistro an der Talstation 38 Kronen und im Restaurant Aquapark 45 Kronen. (Kurs: 1€ = 25Kronen + Gebühren)

Genauso wie ich hoch kam fuhr ich auch mit der Seilbahn wieder nach unten. (Seniorenticket 320 Kronen hoch und runter)



Im Bistro an der Talstation genehmigte ich mir der Hitze wegen noch ein Bier und abends ging ich in dem bereits erwähnten Aquapark essen.

Ein gelungener Tag! Vor allem, wenn man bedenkt, daß es abends pünktlich zur Schlafenszeit anfing zu regnen. Da war ich aber schon im Zelt!



Fortsetzung folgt