Westliche Pyrenäen 2019

von: Tom72

Westliche Pyrenäen 2019 - 19.12.19 23:19



Prolog

Dieses Jahr (2019) zog es mich wieder in die Pyrenäen, obwohl oder gerade weil ich sie mit dem Rad bereits etliche Male bereist hatte und jedes Mal aufs Neue fasziniert war. Von einigen dieser Touren habe ich hier im Forum ja auch berichtet. Auf zahlreichen meiner Frankreich mit Spanien verbindenden Radreisen hatte ich sie überquert, mal im östlichen, katalanischen Bereich, mal im mittleren, mal im westlichen, baskischen. Meist war die Pyrenäenüberquerung „nur“ Teil einer auch andere französische und spanische Regionen umfassenden Tour, z. B. im Rahmen meiner Radreise Paris-Barcelona 2011 und Alpen, Haute-Provence, Okzitanien, Katalonien 2018 und mehrerer weiterer Reisen. 2016 habe ich die Pyrenäen erstmals zum „Hauptthema“ einer Reise gemacht und habe sie von Ost nach West, vom Mittelmeer zum Atlantik, durchradelt.

Den Schwerpunkt habe ich diesmal auf die westlichen Pyrenäen gelegt, weil ich bisher vor Allem den katalanischen Teil und den zentralen Bereich des Gebirges bereist hatte, während ich westlich des Somport-Passes die hochgelegenen und somit interessanten Pässe noch nicht kannte. Auf der Reise vom Mittelmeer zum Atlantik 2016 musste ich mich am Ende der Tour, zwischen Oloron-Sainte-Marie und der Atlantikküste, aus Zeitgründen nämlich auf eine niedrigere Route in den nördlichen Pyrenäenausläufern beschränken, so dass ich diesbezüglich noch Nachholbedarf hatte.

Ich wählte also als Startpunkt Bordeaux, um zunächst entlang der Atlantikküste (Côte d’Argent) südwärts zu fahren, damit ich auch noch den einen oder anderen Strandaufenthalt in die Tour einbauen konnte. Den Radweg entlang der Côte d’Argent („Vélodyssée“) kannte ich zwar bereits von meiner Tour Lyon-Kantabrien 2012, aber das ist schon wieder ein paar Jahre her, und die endlosen Sandstrände hatten mir gut gefallen. Die Küste wollte ich in Bayonne verlassen und habe mir ab dort eine Route zurechtgelegt, die mehrfach von der französischen auf die spanische Seite der Pyrenäen und umgekehrt wechselt. Grob geplant habe ich die Tour bis Aínsa auf der spanischen Seite etwa auf halber Strecke zwischen Atlantik und Mittelmeer. Wie ich ab Aínsa den weiteren Verlauf gestalten würde und ob mir die dann verbleibende Zeit reichen würde, um vielleicht sogar bis ans Mittelmeer zu gelangen, habe ich bewusst offengelassen. Ich habe daher zunächst auch keine Fahrkarten für die Bahn-Rückreise gebucht, um hinsichtlich des Endpunktes der Reise flexibel zu bleiben. Da ich in Frankreich im TGV, in dem es ja kaum (noch) Fahrradmitnahme gibt, seit jeher die Methode „teildemontiert und verpackt“ praktiziere, spielte das Thema „Fahrradreservierung“ ohnehin keine Rolle.

Die Tour umfasste zahlreiche Streckenabschnitte, die ich bereits kannte, bot aber auch die Gelegenheit, viel Neues zu entdecken,

Ich hatte auch, wie schon mehrfach auf meinen Radreisen, einige Tage für Wanderungen vorgesehen, um Landschaftseindrücke zu erleben, die sich von der Straße aus nicht bieten. Deshalb habe ich wieder das zusätzliche Gewicht in Kauf genommen und meine Wanderschuhe eingepackt.

Wie üblich, habe ich für die Übernachtungen überwiegend Campingplätze vorgesehen.

Und wie für mich ebenfalls üblich, habe ich ganz altmodisch für die Planung und die Navigation unterwegs Papierkarten (Michelin 1:200 000 und 1:150 000) verwendet, kann also leider keinen GPS-Track oder eine sonstige elektronische Darstellung der Route anbieten. Die Route dürfte jedoch anhand der Angaben im Text bei Interesse nachvollziehbar sein.

Meinen Reiseführer „Pyrenäen“ aus dem „Reise Know-How“-Verlag, den ich auf meiner Pyrenäen-Tour vor drei Jahren dabei hatte, habe ich aus Gewichtsgründen diesmal schweren Herzens zu Hause gelassen, obwohl er sich als sehr informativ und für meine Zwecke optimal herausgestellt hat und vor allem der einzige Reiseführer zu sein scheint, der die Pyrenäen länderübergreifend (Frankreich und Spanien) behandelt. Ich habe ihn aber bei der Vorbereitung der Tour ausgiebig konsultiert. Da ich ja auch den einen oder anderen Tag wandern wollte und die Wanderschuhe eingepackt hatte, habe ich auch die Wanderführer „Pyrenäen 1“ und „Pyrenäen 4“ aus dem Rother-Verlag dabeigehabt. Entsprechende Wanderkarten habe ich mir dann jeweils vor Ort besorgt.

Anreise war mit dem TGV über Paris nach Bordeaux, Rückreise von Pau über Paris.

Die Verständigung unterwegs und die eine oder andere interessante Unterhaltung war sowohl in Frankreich als auch in Spanien durch entsprechende Sprachkenntnisse sichergestellt. Ein Grund mehr, warum ich seit Jahren bevorzugt diese beiden Länder für meine Radreisen auswähle.

Meine Aufzeichnungen bezüglich Strecke und Höhenmetern anhand meines Radcomputers sind mir leider unterwegs verlorengegangen, so dass ich diese Werte teilweise mit Hilfe von Google Maps rekonstruieren musste. Die entsprechenden Werte sind daher wohl mit Vorsicht zu genießen.

Auftakt: Freiburg

Weil es auf dem Weg von Erfurt nach Frankreich liegt, beginne ich die Reise mit einem Wochenende in meinem alten Studienort Freiburg, um alte Bekannte zu besuchen.

Erstmals nutze ich die erst recht neue Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ICE. Bisher hatte ich mein Rad allerdings bereits zigmal problemlos teildemontiert und verpackt im ICE transportiert. Die neue „echte“ Fahrradmitnahme ist natürlich angenehmer.



Umstieg in Karlsruhe



Der Turm des Freiburger Münsters ist nach langer Zeit wieder frei von Gerüsten.



Blick vom Biergarten an den Hängen des Schlossbergs oberhalb des Schwabentors



1. Tag (30.06.2019), Bahn-Anreise Freiburg – Bordeaux

In einer guten halben Stunde bin ich mit dem ICE in Basel SBB. Da ich für die anschließenden TGV-Fahrten das Rad ohnehin verpacken muss, habe ich im Vorfeld erst gar nicht versucht, für die kurze ICE-Fahrt einen Fahrradplatz zu reservieren und das Rad gleich, wie es für mich seit Jahren im Hochgeschwindigkeits-Bahnverkehr in Deutschland und Frankreich Routine ist, teildemontiert und in meine Fahrradtransport-Hülle verpackt. Im Bahnhof Basel SBB fährt der TGV nach Paris praktischerweise am selben Bahnsteig gegenüber, so dass ich Gepäck und verpacktes Rad nicht weit bzw. gar nicht schleppen muss.

Im TGV Lyria findet mein Fahrradpaket senkrecht Platz. Die Fahrt nach Paris über Mulhouse, Straßburg und Dijon dauert gut drei Stunden.



Nach der Ankunft in Paris, Gare de Lyon, mache ich mein Rad direkt nach dem Aussteigen auf dem Bahnsteig wieder fahrbereit, denn ein Umstieg in Paris geht ja immer mit einem Wechsel des Bahnhofs einher. Fahrten mit dem Rad zwischen den verschiedenen Pariser Bahnhöfen habe ich daher auf meinen Radreisen schon mehrfach absolviert. Ich muss für die Weiterfahrt zur Gare Montparnasse; bis zur Abfahrt des TGV nach Bordeaux habe ich gut zwei Stunden.



Ich fahre zur nahegelegenen Seine und folge ein Stück deren Südufer nach Westen.

Île de la Cité und Île Saint-Louis, auf den ersten Blick wie seit eh und je; erst bei näherem Hinsehen fällt der schwere Schaden an Notre Dame de Paris auf. Der verheerende Brand, der den Dachstuhl der Kathedrale vernichtet hat und dessen weitere Auswirkungen wohl noch nicht in allen Konsequenzen absehbar sind, ist hier erst wenige Wochen her.



Trauriger Anblick…



Ein Foto von gleicher Stelle mit Blick von der Fußgängerbrücke Pont des Arts auf die Westspitze der Île de la Cité mit der Pont Neuf findet sich auch in meinem Reisebericht Paris-Barcelona. Damals war das Geländer noch voller Liebesschlösser. Da aber irgendwann unter deren Last ein Teil des Geländers zusammengebrochen ist, wurde mittlerweile, um die Unsitte zu unterbinden, das Geländer mit Plexiglasscheiben versehen. Die Liebenden scheinen nunmehr erfindungsreich mit den Schlössern auf die Laternenmasten auszuweichen und die Scheiben mit Herzen vollzukritzeln.



Die kurze Sightseeing-Tour entlang der Seine ist zwar interessant, ich bin aber doch froh, den nervigen Touristenrummel schließlich Richtung Montparnasse zu verlassen.

Ich habe noch ausreichend Zeit, als ich am Bahnhof Montparnasse eintreffe. Nun heißt es warten, da in Frankreich aus irgendwelchen Gründen das Abfahrtgleis der Züge erst kurz vorher bekanntgegeben wird. Einigermaßen zeitig wird das Geheimnis hinsichtlich des Bahnsteigs für den TGV nach Bordeaux gelüftet, so dass ausreichend Zeit bleibt, das Rad bis zu dem Wagen zu schieben, in dem mein reservierter Sitzplatz ist, und das Rad erst dort zu demontieren und zu verpacken.

Die Fahrt nach Bordeaux dauert nur gut zwei Stunden.

Im Bahnhof Bordeaux-Saint-Jean mache ich noch auf dem Bahnsteig mein Rad zum zweiten Mal an diesem Tag fahrbereit.



Vor dem Bahnhof Bordeaux Saint-Jean. In Bordeaux bin ich zuvor schon zweimal im Rahmen meiner Fahrradreisen gewesen, zuletzt 2012. Damals habe ich die Stadt aus der Auvergne kommend entlang der Dordogne erreicht, um anschließend entlang der Küste Richtung Spanien zu fahren. Letzteres steht auch ab morgen wieder auf dem Programm.



Ich habe übers Internet ein zentral gelegenes Hotel gebucht. Nachdem ich mich einquartiert habe, fahre ich mit dem Rad in die Altstadt; aus der Erinnerung weiß ich, wo es sich lohnt, nach einem geeigneten Restaurant zu suchen. Obwohl es schon recht spät ist, sind die Tische vor den Restaurants noch dicht bevölkert. Auf der Place St.-Pierre genieße ich ein leckeres Entrecôte und sehe mich anschließend noch am Ufer der Garonne um.





2. Tag (01.07.2019), Bordeaux – Le Porge-Océan
Strecke: ca. 90 km


Heute geht es Richtung Küste. Die heutige Strecke nach Lacanau-Océan auf einem Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse bin ich bereits im Rahmen meiner Tour von Lyon nach Nordspanien vor sieben Jahren gefahren, genauso wie die für die kommenden Tage auf dem Programm stehende Route entlang der Côte d’Argent südwärts nach Bayonne. Ich kann daher für diesen und die nächsten vier Tage ergänzend auch auf die Bilder und Ausführungen in meinem entsprechenden Reisebericht verweisen (dort Tag 12 bis 16).

Da der Bahntrassenradweg nördlich der Innenstadt beginnt, kann ich zum Auftakt erst einmal eine Sightseeing-Tour entlang des Garonne-Ufers nordwärts genießen und auf diesem Wege zahlreiche, mir ja bereits bekannte, Eindrücke von Bordeaux sammeln (dabei erinnere ich mich daran, dass ich auch schon einmal, auf meiner Pyrenäen-Tour 2016, an der Quelle der Garonne unterhalb des Passes Port de la Bonaigua vorbeigekommen bin).

Die Pont de pierre, die älteste Garonne-Brücke in Bordeaux





Weiter entlang des Garonne-Ufers:







Aus ästhetischen Gründen wird die Straßenbahn im Bereich der Altstadt nicht über eine Oberleitung, sondern über eine zwischen den Schienen verlegte Stromschiene mit Elektrizität versorgt. Sie ist in einzelne Abschnitte unterteilt; eine spezielle Technik stellt sicher, dass immer nur der vollständig unter dem Fahrzeug befindliche Abschnitt Strom führt.









Diese Hubbrücke über die Garonne war noch im Bau, als ich sieben Jahre vorher hier vorbeigekommen bin.



Wie schon vor sieben Jahren, fällt es mir aufgrund der eher bescheidenen Ausschilderung schwer, den Beginn des Radwegs nach Lacanau-Océan zu finden, zumal sich auch meine Erinnerung diesbezüglich als weniger verlässlich erweist, als ich gehofft hatte. Nach einigen Irrungen stoße ich endlich an einer anderen Stelle auf den Bahntrassenradweg als „damals“.



Dass es sich um eine stillgelegte Bahnlinie handelt, sieht man auch an den ehemaligen Bahnhofsgebäuden entlang der Strecke. In diesem gibt es eine Snackbar, in der ich, wie bereits „damals“, auf ein Bier einkehre.



Der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse Richtung Lacanau vermittelt einen ersten Eindruck der für die kommenden Tage bevorstehenden Fahrt durch die endlosen Kiefernwälder, die sich bis hinunter nach Spanien erstrecken.





Ich erreiche die Küste in Lacanau-Océan, wo ich auf besagter Tour vor sieben Jahren übernachtet habe. Diesmal aber fahre ich noch ein Stück weiter entlang der Küste. Der durchgehende Radweg entlang der Atlantikküste von der Bretagne bis zur spanischen Grenze trägt die Bezeichnung „Vélodyssée“.



Der Radweg verläuft durch die Kiefernwälder, nur durch die Dünen vom Strand getrennt.





Im winzigen Strandort Le Porge-Océan beende ich die heutige Etappe. Der direkt hinter den Dünen gelegene Ort besteht im Wesentlichen aus einigen Buden mit Restaurants; als ich das letzte Mal in der Spätsaison Ende September hier vorbeigekommen bin, hatten alle bereits geschlossen. Das ist jetzt, Anfang Juli, natürlich anders; trotzdem geht es hier angenehm ruhig und beschaulich zu. Es gibt hier einen schönen Campingplatz, auf dem ich mein Zelt aufschlage.



Ich esse in einem der Restaurants in Le Porge-Océan zu Abend und genieße anschließend den Sonnenuntergang über dem Meer. Bedingt durch die deutlich westlichere Lage innerhalb der Mitteleuropäischen Zeitzone geht die Sonne hier deutlich später unter als in Deutschland; das Bild habe ich um 21.52 Uhr aufgenommen.



3. Tag (02.07.2019), Le Porge-Océan – Arcachon
Strecke: ca. 30 km


Zur Beschreibung des Radwegs entlang der Côte d’Argent kann ich zunächst im Wesentlichen auf den leicht überarbeiteten Text meines Reiseberichts zu meiner Tour von 2012 zurückgreifen:

Heute und die nächsten Tage geht es nun entlang der Côte d’Argent Richtung Spanien. Bis dorthin besteht die Küste aus einem durchgehenden, über 100 km langen, breiten Sandstrand. Dahinter erstreckt sich eine herrliche Dünenlandschaft, und dahinter ausgedehnte Kiefernwälder. Der Radweg („Vélodyssée“) verläuft ganz überwiegend durch diese Wälder. Man hat daher während der Fahrt keinen Meerblick, kann aber dafür die Strecke überwiegend, wenn auch nicht ganz durchgehend, unabhängig von Straßen fahren. In regelmäßigen Abständen gibt es durch die Dünen Zugänge zum Strand; dazu muss man aber jeweils mehrere hundert Meter über sandige Pfade schieben, oder man lässt das Rad stehen und geht zu Fuß an den Strand. Der endlose, breite und abseits der Ortschaften herrlich einsame Sandstrand entschädigt dafür allemal. Besonders reizvoll sind die Strandabschnitte, die nicht per Straße zugänglich sind (küstenparallele Straßen gibt es kaum, stattdessen in größeren Abständen Stichstraßen, die jeweils in einem Parkplatz hinter den Dünen mit Strandzugang enden, so dass es zwischen diesen Straßenzugängen jeweils kilometerlange Abschnitte gibt, wo man vom Radweg aus auch dort an den Strand kommt, wo er für Touristen mit Kfz nicht anfahrbar ist).

Mir gefällt die Atlantikküste Frankreichs auch wegen der auch bei schwachem Wind stets aufgewühlten See. Den besonderen Reiz gerade der Côte d’Argent macht die Tatsache aus, dass es, wie gesagt, direkt an der Küste keine Straßen gibt, so dass eine küstennahe Route nur mit dem Rad möglich ist, und die Strandorte überwiegend von überschaubarer Größe sind, weitgehend ohne Hochhäuser und große Hotelanlagen, und jeweils mit einer bescheidenen Strandpromenade die endlose Dünenlandschaft nur für ein paar hundert Meter unterbrechen.

Soweit der im Wesentlichen von meinem alten Reisebericht übernommene Text. Zurück zur in diesem Bericht beschriebenen Tour: Leider schaffe ich heute nur eine sehr bescheidene Etappe, da ich aufgrund des regnerischen Wetters erst nachmittags aufbreche. Ich schlafe also lange aus und esse zu Mittag in einem der Restaurants in Le Porge-Océan Miesmuscheln mit Pommes (Moules-Frites), ein Gericht, das ich auf meinen Reisen in den französischen Küstenregionen seit Jahren lieben gelernt habe.



Der Strand ist hier in Le Porge-Océan herrlich einsam. Wetterbedingt ist mir aber nicht nach einem Bad im Meer zumute.





Ich warte, bis der Nieselregen aufhört; als ich schließlich aufbreche, ist es bereits so spät am Nachmittag, dass ich mir für heute nur noch die Strecke bis Arcachon vornehme, wo es, wie ich aufgrund meiner mehrfach angesprochenen Reise vor sieben Jahren weiß, einen Campingplatz gibt.

Ich folge also der „Vélodyssée“ durch die Kiefernwälder hinter den Dünen nur ca. 30 Kilometer bis Cap Ferret.





Arcachon liegt in einer Bucht, dem Bassin d’Arcachon, und ist, das weiß ich noch von meinem letzten Besuch, von Cap Ferret mit einer kleinen Fähre erreichbar. Sie fährt auch kurz nachdem ich dort eintreffe; Glück gehabt – die nächste Fahrt wäre erst gegen 20 Uhr gewesen.

Blick von der Fähre auf die Uferpromenade von Arcachon kurz vorm Anlegen



Abladen der Fahrräder nach Ankunft in Arcachon



Ich steuere den mir bereits bekannten Campingplatz an, auf dem ich schon einmal übernachtet habe. Obwohl die Landschaft der Côte d’Argent überwiegend flach ist, liegt das Stadtgebiet von Arcachon teilweise am Hang; zum Campingplatz geht es über zum Teil recht steile Straßen recht weit aufwärts.

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, fahre ich zurück zur Uferpromenade, wo ich vorhin mit der Fähre angekommen bin, und genieße den Sonnenuntergang.





In einem der zahlreichen Restaurants an der Uferpromenade esse zu Abend. Zu dem Fischmenü, das ich bestelle, bekomme ich als Vorspeise für ein paar Euro Aufpreis sechs Austern.



4. Tag (03.07.2019), Arcachon – Gastes
Strecke: ca. 60 km


Bei der Fahrt hinunter vom Campingplatz, der in einem erhöht gelegenen Stadtteil Arcachons gelegen ist, zurück zur Uferpromenade sehe ich mich noch im schönen historischen Villenviertel Ville d`hiver um, an das ich mich noch vom letzten Mal erinnere.





Südlich von Arcachon erhebt sich die Dune du Pilat, die größte Wanderdüne Europas. Weil ich sie auf meiner Tour 2012 unverzeihlicherweise nur aus der Ferne betrachtet habe, muss die Besteigung diesmal natürlich dringend nachgeholt werden.



Der Aufstieg im Sand ist anstrengend, aber ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der sich der Mühe unterzieht...



Von der Spitze der Düne in ca. 100 m Höhe bietet sich ein weiter Ausblick auf die Küstenwälder und das Meer.







Etwas weiter südlich mache ich eine längere Pause am herrlichen Sandstrand und gönne mir auch ein Bad im Meer.







Nach etlichen weiteren Kilometern durch die Kiefernwälder verlässt die „Vélodyssée“ schließlich in Biscarosse-Plage die Küste und umfährt landeinwärts ein Militärgelände. Überwiegend straßenbegleitend verläuft der Radweg über Biscarosse und Parentis-en-Born und schließlich entlang des Ostufers des Étang de Biscarosse et de Parentis, eines nahe der Küste gelegenen Sees. Am Seeufer gibt es mehrere Campingplätze; auf dem Camping „Les Prés Verts“ in Gastes schlage ich mein Zelt auf. Ich bin in den bisher drei Tagen wesentlich weniger weit gekommen, als ich eigentlich vorhatte; ich wollte nach meiner ursprünglichen Planung fast schon in Bayonne sein… Egal, Hauptsache unterwegs. Der Campingplatz hat ein Restaurant, in dem ich zum Abendessen ein ganz hervorragendes Entrecôte serviert bekomme.

Während des Abendessens auf der Terrasse des Campingplatzrestaurants kann ich den Sonnenuntergang über dem Étang de Biscarosse et de Parentis genießen.



5. Tag (04.07.2019), Gastes – Messanges-Plage
Strecke: ca. 80 km


Zunächst geht der Radweg weiter am Seeufer entlang, dann führt er mich durch die Kiefernwälder zurück an die Küste bei Mimizan-Plage.



Das Hôtel de France in Mimizan-Plage ist mir deshalb ein Foto wert, weil ich dort auf meiner mehrfach erwähnten Tour sieben Jahre zuvor übernachtet habe.



Weiter geht es durch die Kiefernwälder Richtung Süden.





Ich lasse das Rad stehen und gehe zu Fuß ein paar Hundert Meter durch die Dünenlandschaft an die Küste, bade in den Atlantikwellen und genieße den endlosen Sandstrand, den ich fast für mich allein habe, da hier weit und breit kein Küstenort ist und keine Möglichkeit, den Strand mit dem Kfz anzufahren.



Ab St.-Girons-Plage verläuft die „Vélodyssée“ laut meiner Michelin-Karte erst einmal nicht mehr ganz so unkompliziert und strikt parallel der Küste weiter, so dass ich beschließe, um des zügigen Vorankommens willen für den restlichen Tag ein wenig weiter im Landesinnern die Straße zu nehmen. Teilweise entspricht dies auch dem Verlauf des Radwanderwegs. Ich komme durch die Orte St.-Girons, Léon, Moliets-et-Maa und Messanges.

Mein heutiges Etappenziel ist Messanges-Plage, das im Wesentlichen nur aus einem Parkplatz hinter den Dünen und einem wunderschön am Strand gelegenen Restaurant besteht und wo ich vor sieben Jahren auch übernachtet habe. Ich habe den Ort auch diesmal wieder für eine Übernachtung eingeplant, weil ich das Restaurant, von dessen Terrasse man einen herrlichen Blick über den Strand und das Meer hat, noch in guter Erinnerung habe und dort gerne nochmal zu Abend essen will. Von Mesanges aus erreicht man Messanges-Plage über eine Stichstraße zur Küste. Diese führt kurz vorher an einem Campingplatz vorbei; ich schlage dort, wie bereits das letzte Mal, mein Zelt auf. Es ist schon relativ spät; ich beeile mich, mein Zelt aufzubauen und anschließend die paar Hundert Meter vom Camping zum Strand zu radeln.



Doch leider zu spät, das Restaurant hat zwar noch geöffnet und die Terrasse ist gut besucht, aber die Küche nimmt keine Bestellungen mehr entgegen. Schade. Ich muss meine erhoffte Einkehr in dieser nach meinem Geschmack wunderschön gelegenen Location also auf ein Bier beschränken und zunächst hungrig bleiben. Mit dem Schicksal versöhne ich mich aber recht schnell, als ich später im sehr netten, einfach und familiär geführten Restaurant meines Campingplatzes ein ganz ausgezeichnetes Lammkotelette genießen kann.

6. Tag (05.07.2019), Messanges-Plage – Bayonne
Strecke: ca. 50 km


Nach dem Zeltabbau fahre ich nochmal an den Strand, um in dem Restaurant zu frühstücken, in dem ich ja gestern kein Abendessen mehr bekommen habe. Vorher genieße ich aber noch ein Bad im Meer; der Strand ist am frühen Vormittag noch herrlich einsam.



Nach einigen weiteren Kilometern durch die Kiefernwälder verläuft die „Vélodyssée“ erstmals seit ich ihr folge (abgesehen von Arcachon) über eine längere Strecke durch fast urban wirkende größere Ortschaften; ich komme durch die ineinander übergehenden Küstenorte Seignosse, Hossegor und Capbreton. Hier gönne ich mir nochmal einen letzten Strandaufenthalt und genieße in einer Strandbar ein regionales Craft Beer.



Weiter geht der Radweg teils wieder durch Wälder, teils durch Ortschaften, die Wegführung wird trotz einigermaßen nachvollziehbarer Beschilderung komplizierter und die Besiedlung sowie die Verkehrsinfrastruktur dichter, je mehr ich mich dem Ballungsgebiet Bayonne/Biarritz nähere.



Die Küste habe ich endgültig verlassen, Bayonne liegt etwas landeinwärts am Südufer des hier, kurz vor seiner Mündung, recht breiten Adour; von dessen Nordufer ergibt sich bereits aus der Ferne ein Blick auf die Stadt mit den beiden Türmen der Kathedrale.



Ich bin nun im Baskenland. Mir fallen zahlreiche mehrsprachige Schilder auf. Neben Französisch ist nicht nur Baskisch, sondern auch das Okzitanische berücksichtigt.



Die sehr schöne Altstadt von Bayonne, die mir schon bei meinem letzten Besuch gut gefallen hat, ist reizvoll an den Ufern der hier zusammentreffenden Flässe Nive und Adour gelegen; markantestes Wahrzeichen ist die Kathedrale Sainte-Marie.



Eigentlich wollte ich nicht in Bayonne übernachten, sondern noch ein Stück weiterfahren und somit bereits heute endlich schonmal ein Stück in die Berge vorstoßen (ganz ursprünglich hatte ich ohnehin vorgehabt, ein bis zwei Tage vorher in Bayonne zu sein). Obwohl es erst gegen 15 Uhr ist, beschließe ich aber dann doch, hier nach einer Unterkunft zu suchen und morgen dafür eine entsprechend längere Etappe ins Auge zu fassen und bis nach St.-Jean-Pied-de-Port zu kommen.

Anhand einer in der Tourismusinformation erhaltenen Broschüre mache ich mich auf die Suche nach einem möglichst preiswerten Hotel; nach Überquerung der Nive und des Adour werde ich im nördlich der Altstadt gelegenen Viertel um den Bahnhof fündig.

Dann begebe ich mich wieder in die Altstadt. Hier der Blick über den Adour mit der Kathedrale:



Ich sehe mich ein wenig in den Altstadtgassen um, vor allem um die Kathedrale Sainte-Marie.



Die Altstadt von Bayonne ist sehr sehenswert. Interessanterweise soll hier auch das nach der Stadt benannte, auf den Lauf von Gewehren aufpflanzbare Bajonett erfunden worden sein. Eine der Sehenswürdigkeiten sind die umfangreichen von Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwigs des XIV, entworfenen Befestigungsanlagen. Die zahlreichen auf Vauban zurückzuführenden Festungsbauwerke kann man fast überall in Frankreich besichtigen; ich bin wohl auf jeder meiner Radreisen in Frankreich an mindestens einem davon vorbeigekommen.





Morgen geht es, nachdem ich länger für die Fahrt entlang der Küste bis hierher gebraucht habe als geplant, endlich in die Pyrenäen.

Fortsetzung folgt…