Re: Westliche Pyrenäen 2019

von: veloträumer

Re: Westliche Pyrenäen 2019 - 08.01.20 13:59

Die Jakobswege sind ja eher ein Wegesystem. Dass die Hauptwege so festgeklopft wurden, ist eher eine Folge jüngerer Zeit, u.a. weil der Jakobsweg als Weltkulturerbe verbrieft worden ist. Da brauchte man Fakten. Historisch ist sogar der Weg über den Somport-Pass eher noch bedeutender als der über Roncesvalles, weil Jaca zu den Königsstädten zählte, die der Weg einst verbinden sollte, bzw. der Pilger besuchen sollte. Das ist dann der Weg am Rio Aragón entlang und führt letztlich nach Puenta de la Reina, wo er sich mit dem Roncesvalles-Weg verbindet. Da Pamplona auch Königsstadt war, ist das auch wieder nicht authentisch, denn dieser Weg bleibt südlich außerhalb von Pamplona.

Während die Somport-Querung auch zu den offiziellen Hauptwegen zählt, gibt es aber auch weitere Nebenwege, die irgendein Mönch oder Geistlicher mal notiert hat. Letztlich also jeder Weg, den ein Geistlicher mal eingeschlagen hat. Das sind dann auch Wege, die heute weder offiziell gekennzeichnet noch überhaupt bekannt sind. Anders gesagt, es war früher den Pilgern weit mehr egal und für sie verpflichtend, wo sie herliefen als heute.

Logisch, entwickelt sich Infrastruktur nur dann, wenn sich die Wege vereinheitlichen. Soweit Heiligtümer besucht werden müssen, sinkt auch wiederum die Flexibilität, gleichwie für Stationen für den Pilgerstempel. Und schließlich trifft man Gleichgesinnte eher dann, wenn es einheitliche Wege gibt.

Anders herum erlauben sich heute Pilger aus touristischen Gründen (Natur, Kultur, Sport etc.), den Weg nach ihren Ideen zu modifizieren, zumal das Spirituelle nicht immer im Vordergrund steht. Aber auch, wer allein sein möchte, muss heute schon mal nach Alternativen schauen. Genauso haben sich ja auch die Möglichkeiten erweitert, nicht nur zu Fuß zu pilgern, sondern auch mit Rad, Pferd oder gar Wohnmobil (auch wenn das nicht ganz korrekt ist), neuerdings eben auch mit E-Bike. Und schließlich gibt es eine geringe Mindestwegstrecke, die deutlich unter dem liegt, was der gesamte Camino Francés abdeckt.

An alle "fremdgehenden" Pilger, die ich mal nebenbei gesehen habe, erinnere mich nicht mehr, aber eine Gruppe kam z.B.über den Alto Sorgain, das ist ein westlicher Nebenpass zum Ibaneta-Pass (Roncesvalles). So verkehrt ist also Ochagavia nicht gewesen. Ich hätte da auch gerne mal Station gemacht, war aber dann doch immer zur falschen Tageszeit dort.