Re: Westliche Pyrenäen 2019

von: Tom72

Re: Westliche Pyrenäen 2019 - 19.01.20 23:19

12. Tag (11.07.2019), Laruns – Col du Pourtalet
Strecke: ca. 30 km
Höhenmeter: ca. 1300


Die heute auf dem Plan stehende Überquerung des mit 1794 m höchsten Passes der Reise, des Col du Pourtalet, um wieder auf die spanische Seite zu wechseln, kenne ich bereits von einer sechs Jahre zurückliegenden Radtour. Damals bin ich am Mittelmeer bei Perpignan gestartet und bin nach der Pyrenäenquerung über den Pourtalet westwärts Richtung Kantabrien und Picos de Europa weitergefahren. Die im Schnitt nicht besonders steile, aber mit knapp 30 km recht lange Auffahrt, auf der 1300 Höhenmeter zu bewältigen sind, hatte mir dabei landschaftlich sehr gut gefallen. Diese wirklich schöne Passquerung steht mir nun also ein zweites Mal bevor.

Von der Passhöhe aus habe ich für morgen die erste größere Wanderung geplant. Besonders hatte es mir nämlich bei der Vorbereitung der Reise und der Suche nach geeigneten Wanderrouten die Tour 34 in meinem Wanderführer „Pyrenäen 4“ aus dem Rother-Verlag angetan, eine Besteigung des 2487 m hohen Pic Peyreget, des direkten Nachbarn des bekannten und für die Region als Wahrzeichen fungierenden Pic du Midi d’Ossau (2884 m). Da ich hierfür einen ganzen Tag vorgesehen hatte, hatte ich überlegt, wo ich strategisch günstig übernachten konnte. Erst hatte ich mit Gabas, dem letzten Ort vor dem Pass auf etwa halber Höhe, geliebäugelt, habe dann aber gestern online ein Zimmer im (einzigen) Hotel direkt auf der Passhöhe gebucht, nicht ganz billig zwar, aber ideal als Ausgangspunkt für die Wanderung.

Ich fahre vom Campingplatz ins Zentrum von Laruns zum Frühstücken. Ein paar Wolken an den Berghängen machen mir etwas Sorge, ob ich bei der Auffahrt die erhoffte ungetrübte Sicht auf die Berge haben würde, was sich aber als unbegründet herausstellen wird.



Auf dem Dorfbrunnen von Laruns eine Rennrad-Skulptur



Etwas oberhalb des Ortes beginnt „offiziell“ die Aufahrt zum Pourtalet mit der obligatorischen Informationstafel für Radfahrer. Sie gibt eine Strecke von 28 km bis zur Passhöhe an.



Direkt daneben steht auch die Info-Tafel für die hier ebenfalls beginnende, diesmal nicht auf meinem Programm stehende, Westauffahrt des Col d’Aubisque. Sie ist nur gut halb so lang wie die Pourtalet-Auffahrt, aber aufgrund ihrer Steigung ungleich härter. Das Schild ist mir ein Foto wert, weil ich das letzte Mal, als ich in Laruns war, den Ort vom Col d‘Aubisque her erreicht habe und damals froh war, diese anspruchsvolle Auffahrt nur hinunterrollen zu müssen (die Überquerung des Col d’Aubisque in die umgekehrte Richtung, von Ost nach West, wie ich sie damals absolviert habe, ist hingegen deutlich einfacher).



Die unteren Kilometer der Straße zum Col du Pourtalet verlaufen durch eine enge Schlucht.



Ich komme durch Eaux-Chaudes,



dann geht es bei mäßiger Steigung weiter aufwärts. Erster landschaftlicher Höhepunkt ist der erste Blick auf den Pic du Midi d’Ossau mit seiner markanten Doppelspitze, der das Vallée d‘Ossau und die Landschaft um den Col du Pourtalet dominiert und in dessen unmittelbare Nähe mich meine morgige Wanderung führen wird.



In Gabas kehre ich zum Mittagessen ein; währenddessen wird laut bimmelnd eine Kuhherde die Passstraße aufwärts durchs Dorf getrieben – VIDEO, HIER KLICKEN.

Oberhalb von Gabas erhebt sich die Staumauer des Lac de Fabrèges.



Hier kommt mir auch der französische Radreisende entgegen, mit dem ich mich gestern auf dem Col de Marie-Blanque unterhalten habe und der heute den Pourtalet hinaufgefahren ist, aber nun auch auf der gleichen Seite wieder herunterfährt. Oberhalb des Stausees bietet sich noch einmal eine Einkehrmöglichkeit; während ich mein kühles Bier genieße, genießt nebenan eine Schafherde das saftige Gras der Bergwiese.



Nachdem ich die Baumgrenze weitgehend hinter mir gelassen habe, bietet sich mir bei perfektem Wetter und blauem, fast wolkenlosem Himmel das fantastische Hochgebirgspanorama im oberen Teil des Vallée d’Ossau. Die Angaben der Restkilometer bis zum Pass auf den auch auf dieser Auffahrt im Abstand von je einem Kilometer aufgestellten Hinweisschildern für Radler sind jetzt immerhin nur noch einstellig. Ich lasse einfach mal die Bilder sprechen…













Le dernier kilomètre wird von diesem letzten Kilometer-Schild verkündet – letzter Kilometer zum Pass,



der kurz darauf in Sicht kommt, nach 1300 Höhenmetern seit meinem heutigen Start in Laruns. Das Gebäude ist das Hotel, in dem ich für heute Nacht ein Zimmer gebucht habe.



Mein Hotel auf der Passhöhe des Col du Pourtalet, Blick zurück auf die Straße, auf der ich hochgekommen bin, und auf den charakteristischen Doppelgipfel des Pic du Midi d’Ossau. Davor (bzw. aus dieser Perspektive links davon, in der Bildmitte) der Pic Peyreget, dessen Gipfel das Ziel meiner morgigen Wanderung ist.



Blick in die andere Richtung (meine Fahrtrichtung) mit dem Schild, das den Pass markiert, über die Grenze auf die spanische Seite. Während sich auf der französischen Seite nur mein Hotel befindet, gibt es auf der spanischen Seite mehrere Supermärkte (das hier zu sehende Gebäude ist nur einer von ihnen), deren Geschäftsmodell auf den im Vergleich zu Frankreich niedrigeren Preisen beruht, was einen Einkauf selbst hier auf dem Pass für Franzosen offenbar attraktiv macht. Auch die den Geschäften angegliederten Restaurants auf der spanischen Seite orientieren sich an deren Öffnungszeiten, so dass der Touristenrummel abends irgendwann vorbei ist und es auf der Passhöhe dann angenehm ruhig ist, da außer den wenigen Gästen meines schwach ausgelasteten Hotels, das hier oben die einzige Übernachtungsmöglichkeit darstellt, offenbar sonst niemand mehr hier oben ist. Das Restaurant meines Hotels freilich ist noch lange offen und bietet den Übernachtungsgästen und somit auch mir ein ordentliches Abendessen, für das ich mich gleich beim Einchecken anmelde.



Von meinem Zimmer im Hôtel du Pourtalet habe ich einen herrlichen Blick auf den Pic du Midi, genauso wie von meinem Tisch im direkt unter meinem Zimmer gelegenen Speiseraum (das Hotel hat auch eine schöne Terrasse, aber hier oben auf knapp 1800 m ist es spätabends selbst jetzt im Sommer zu kalt um draußen zu sitzen).



Später am Abend kann ich von meinem Platz aus ein, wie die Kellnerin meint, fast täglich um diese Tageszeit zu beobachtendes Schauspiel bewundern: Von der französischen Seite kriechen (wie ich das bereits am Port de Larrau und davor am Ibañeta-Pass erlebt habe) Wolken das Tal herauf und türmen sich immer höher empor, bis sie schließlich auch die Gipfel der umliegenden Berge und auch des Pic du Midi einhüllen.



13. Tag (12.07.2019), Wanderung auf den Pic Peyreget

Der heutige Tag ist nun also komplett für die erste größere Wanderung eingeplant. Meinem Wanderführer („Pyrenäen 4“, Rother-Verlag) habe ich die Anregung zur Tour auf den Nachbargipfel des Pic du Midi d’Ossau, den ca. 400 m niedrigeren Pic Peyreget (2487 m), entnommen, die knapp unterhalb der Passhöhe des Pourtalet beginnt. Eine geeignete Wanderkarte für die Region habe ich mir vorgestern Abend in Laruns besorgt. Bereits nach dem Aufstehen kann ich von meinem Hotelzimmer, wie schon gestern Abend, den Blick sowohl auf den Pic du Midi als auch den Pic Peyreget (links davon) genießen.



Rad und Gepäck bleiben im Hotel. Am Ausgangspunkt der Wanderung, einem Parkplatz etwa einen Kilometer unterhalb der Passhöhe, bin ich gestern bei der Auffahrt bereits vorbeigekommen. Von hier führt der Pfad erst etwas abwärts, und dann aufwärts Richtung Pic du Midi.



Der Pic Peyreget



Blick zurück auf die Passstraße und, ganz klein in der Bildmitte, die Gebäude auf der Passhöhe des Pourtalet



Der Pic du Midi vom Col de Soum de Pombie gesehen; von hier aus umwandere ich den Pic Peyreget einmal komplett im Uhrzeigersinn, um ihn etwa nach etwa der halben Umrundung von der „Rückseite“ aus zu besteigen.



Sanft ansteigend zieht sich der Weg entlang des Hangs des Pic Peyreget; die hier allgegenwärtigen Schafe dürfen natürlich auch nicht fehlen.





Es geht etwas abwärts ans Ufer eines malerisch am Fuß des Pic du Midi gelegenen kleinen Bergsees.



Hier mache ich Rast und kühle meine Füße im Wasser. Außer mir sind nur wenige andere Wanderer hier in dieser herrlich einsamen Bergwelt.



Unter lautem Gebimmel eilt eine umfangreiche Schafherde zum Trinken ans Ufer. Für VIDEOS davon HIER und HIER klicken.





Jetzt geht es steil aufwärts auf einen zwischen dem Pic du Midi und dem Pic Peyreget gelegenen Sattel, den Col de Peyreget, von dem der Weg weiter steil hinauf zum Pic Peyreget führt, mit fantastischem Blick auf den hier zum Greifen nahen Pic du Midi.



Blick vom Gipfel des Pic Peyreget hinunter zum Col du Pourtalet



Hier, auf 2487 m, genieße ich eine Weile die traumhafte Aussicht.



Beim Abstieg komme ich am Refuge de Pombie vorbei, eine einfache Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer und für mich eine willkommene Einkehr.





Es ist schon gegen 18.00 Uhr, als ich mich wieder der Passhöhe des Pourtalet und meinem Hotel nähere.



Entgegen meinem ursprünglichen Plan, heute Abend noch ein kurzes Stück weiterzufahren, genauer gesagt die nur etwa 15 km bis Escarilla hinunterzurollen, wo es den nächsten Campingplatz gibt, entscheide ich mich spontan, mir doch noch eine zweite Nacht in dem landschaftlich so traumhaft auf der Passhöhe gelegenen Hotel zu gönnen (was auch im Hinblick darauf, dass ich morgen ganz in der Nähe eine weitere ganztägige Wanderung plane, Sinn macht). Ich bekomme wieder dasselbe Zimmer mit der fantastischen Aussicht, schleppe mein an der Rezeption deponiertes Gepäck wieder nach oben und genieße anschließend im Wellnessbereich ein Bad im Whirlpool mit herrlichem Blick durch große Fensterscheiben auf die Bergwelt. Ein würdiger Ausklang der langen, aber wunderschönen Wanderung.

Wie auch gestern Abend, kommen gegen 21.00 Uhr von der französischen Seite wieder Wolken aus dem Tal heraufgekrochen, um schließlich die umliegenden Gipfel zu verhüllen.



Fortsetzung folgt…