Re: Disentis – Domodossola: ungeteert & ungefedert

von: Biotom

Re: Disentis – Domodossola: ungeteert & ungefedert - 10.07.20 19:45


Sorry, die Nacht hat ein bisschen länger gedauert... Danke für all die netten Rückmeldungen, ich gehe dann später gerne drauf ein - aber zuerst schliesse ich mal den Tourbericht ab schmunzel


Tag 3: Capanna Corno-Gries – Passo San Giacomo – Riale/Chärbäch - Domodossola (Karte; in Italien Route ungenau)

Der Tag beginnt…





…mit wunderschönem Licht…





…und der in der Schweiz sehr seltenen Alpen-Grasnelke. Wegen ihrer nahen Verwandten, der Strand-Grasnelke, kommt bei mir fast ein bisschen das Gefühl von Ferien am Meer auf zwinker





Mir ist inzwischen klar, dass ich den Übergang zum Passo Sang Giacomo probieren will. Eine Alternative wäre der Abstieg zur Nufenen-Passstrasse und eine Rückkehr über den Nufenen und das Goms, aber ich habe nicht so Lust auf einen Strassenpass. Noch eine wichtige Info: Die Route über den Passo del Corno und die auf der Landeskarte eingezeichnete Strasse vom Griessee zur Nordseite der Nufenen-Passstrasse ist keine Option, denn diese Stichstrasse ist seit einer Weile wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Der als Alternative eingerichtete Wanderweg ist glaub mit dem Velo nicht sehr attraktiv (Artikel im Walliser Boten).
Vor dem Zmorge hole ich das Cutthroat bei der Alp Corno – wer sieht es?





Ein paar hübsche Blumen…





…und ein Bad im magischen Teich schmecken besser als jeder Kaffee oder Tee schmunzel





Nach dem Zmorge mache ich mit Maurus auf den Weg. Ein letzter Blick zur Capanna Corno-Gries:





Der Weg ist…





…grösstenteils fahrbar. Rechts der Bildmitte sieht man den Nufenen:





Das Val Bedretto, das Velo…





…und der Velofahrer (bzw. an dieser exponiertesten Stelle der Veloschieber – danke an Maurus fürs Foto!):





Baustellen allüberall grins :





Maurus im letzten Schneefeld. Insgesamt fanden wir den Übergang gut machbar, auch wenn es an 1-2 Stellen beim Veloschieben ein klein bisschen eng ist (fahren finde ich persönlich aufgrund der Exposition nicht so eine gute Idee). Meine Lehre aus der ganzen Sache: eine Hangtraverse lässt sich vom einen Kilometer entfernten Gegenhang nicht zuverlässig beurteilen…:





Traverse geschafft lach Maurus wandert weiter nach Osten, während ich mich dem Süden zuwende. Danke Maurus, für die Begleitung und für die Fotos!





Der Schlussaufstieg zum Passo San Giacomo besteht aus Schieben und Fahren:





Zuerst weisen die Strommasten auf die Grenze zu Italien hin…





…und dann auch noch die Wanderwegweiser am Pass:





Auf der italienischen Seite findet sich eine tipptopp ausgebaute Strasse. Diese wurde offensichtlich aus militärischen Gründen angelegt, denn der Passo San Giacomo befindet sich nur 14 km von einem der wichtigsten strategischen Punkte der Schweiz entfernt, dem Südportal des Gotthardtunnels. Die Italiener haben sogar einen Schlaf- und einen Speisewagen hochgeschleppt, angeblich um zu zeigen, dass sie hier oben auch gröberes Geschütz auffahren könnten. Infos zu dieser Story finden sich hier und hier:





Eine fast noch unglaublichere Story passiert mir an der Stelle ganz links im Bild: ich chille gemütlich mit 20 Sachen den Pass runter, da sehe ich plötzlich rechts der Strasse heftige Bewegungen. Es ist ein Murmeltier, welchem ich offensichtlich den Weg zu seinem sicheren Bau auf der linken Strassenseite abschneide. In Panik rennt es trotzdem über die Strasse, mir zwischen den Rädern durch! Mein lieber Tscholli, haben wir beide Glück gehabt, dass es die Lücke unter meine Pedalen getroffen hat omm grins Ich sehe noch, wie es über den Hang ins Leere springt, eine Margerite o.ä. im Maul – geiles Bild! Ich hoffe es ihm nichts passiert bei seinem Flug; jedenfalls war es beim Kontrollblick den Hang runter nicht mehr zu sehen, nur diese kleine Brücke entdecke ich:





Bella Bandiera beim Rifugio Maria Luisa:





Die Abfahrt vom Lago Toggia nach Riale/Chärbäch braucht den Vergleich…





…mit den berühmten Strassenpässen nicht zu scheuen – einzig der Belag lässt ein bisschen zu wünschen übrig, so dass…





…ich in der Mitte der Abfahrt länger Pause mache. Und wer kommt da plötzlich von unten her gefahren? Martin von der Corno-Gries-Hütte lach Er hat inzwischen den Corno- und den Griespass gemacht und peilt jetzt noch den San Giacomo an. Geile Siech!





Aussicht auf Riale/Chärbäch und den Lago di Morasco. Egal ob Schweiz oder Italien: die Alpen sind einfach schön verliebt





Der Passo San Giacomo hat eine für die Alpen recht einmalige Eigenschaft: auf der Nordseite spricht man Italienisch, auf der Südseite Deutsch, wie hier im von Walsern gegründeten Riale/Chärbäch:





Ausblick ins Pomatt bzw. Val Formazza. Nebst den Ortsnamen (Chärbäch, Früduwald, In dä Brendu) weisen auch Hausbeschriftungen auf die deutschen Wurzeln hin; so komme ich z.B. an einem «Kmeinde-Hüs» vorbei:





Wenig Wasser beim Wasserfall, dafür offensichtlich viel Schweisssalz auf meinen Handschuhen schmunzel





Ein letztes Bad im Toce beim Felsgesicht:





Und ein letztes Bild der Tour: Baceno und das Valle Dèvero:





Geteert, heiss und recht schnell geht es Richtung Domodossola, wo ich wegen Corona sogleich das Perron mit dem Zug nach Brig ansteuere. Und so findet mein zweites Mehrtages Abenteuerchen nach dem Corona-Lockdown ein gutes Ende schmunzel


Fazit: Die Alpen sind unglaublich schön, aber auch unglaublich anstrengend grins Ob das Cutthroat das richtige Velo war für die Tour? Nein. Aber die Tour wegen dem Fehlen eines Fullys oder Hardtails nicht zu machen wäre auch nicht richtig gewesen. Was ich gemerkt habe: langes Hochschieben und Hochtragen stört mich nicht gross, aber unglaublich penibel finde ich Schieben und Tragen in eigentlich ziemlich ebenem Gelände… Daher: Passo dell’Uomo und Bochetta di Föisc gerne wieder (aber nur in der hier vorgestellten Richtung), Westufer Lai da Songta Maria und Piansecco-Hütte – Nufenenstrasse nie mehr lach

Ich bin natürlich schon wieder am Karten Vollsabbern für eine nächste Tour, vielleicht wieder mit Zelt, wie beim letzten kleinen Abenteuer. Ich werde wohl versuchen weniger rumzumurksen und dafür mich mehr mit meiner auf dieser Tour wiederentdeckten Liebe befassen: die Blumenwelt der Alpen verliebt verliebt verliebt Und in das eine oder andere Gewässer werde ich sicher auch reinhüpfen schmunzel

Ciao a tutti, bis zum nächsten Mal schmunzel