Mittelgebirgstour durch Deutschland

von: Gerhard O

Mittelgebirgstour durch Deutschland - 12.10.20 12:42

Mittelgebirgstour durch Deutschland

Teil 1: Eifel Hunsrück Main


Den ganzen Winter über hatte ich mit viel Vorfreude an meiner Radtour 2020 geplant. Mitte Mai wollte ich eine Runde nach und durch Süddeutschland starten und Ende Juni wieder zu Hause sein.

Dann kam die Coronapandemie und alle Pläne waren nichtig. Hotels, Campingplätze und Gaststätten mußten schließen. An eine Radtour war unter diesen Bedingungen nicht zu denken.

Ab Mitte Mai schöpfte ich Hoffnung: Restaurants, Zeltplätze und Hotels durften wieder öffnen. Leider galt das nicht für alle Bundesländer. Wollte man den Politikern glauben, sollte zumindest in Nordrhein-Westfalen Camping möglich sein. Meine Internet- und Telefonrecherche ergab allerdings, daß das nur die halbe Wahrheit war. Viele Plätze nahmen nur Gäste, die ihre eigene Toilette oder Dusche mitbrachten oder nahmen gar keine Gäste.

Bayern und Baden-Württemberg hatte ich inzwischen aus meinen Tourplan gestrichen, denn hier war auch Anfang Juni noch alles geschlossen. In Hessen und Rheinland-Pfalz habe ich genügend offene Plätze gefunden. Ich wartete danach noch einige Schlechtwettertage ab und startete endgültig am 16 Juni.

Die Bildergalerie (hier klicken) zeigt alle meiner Bilder der Tour.

Tour Übersicht (hier klicken)


Tag 1: Dienstag, 16.6.2020
Oberhausen - Brühl, 110km

Trotz Nieselregen machte ich mich morgens auf den Weg. Ich wollte nicht noch länger warten. Auf feuchten Wegen durchquerte ich den Duisburger Wald.



Die Regattabahn war verwaist. Kein Jogger oder Hundebesitzer war zu sehen, nur die Regentropfen auf der Wasserfläche.



Dem Graureiher am Weg war das aber egal. Vielleicht erhöhen sich bei diesem Wetter sogar seine Fangerfolge?



Da ich heute nur bis zum ‚Kasselberger Gretchen‘, dem ersten Campingplatz bei Köln, kommen wollte, hatte ich recht viel Zeit und legte trotz leichtem Regen in Düsseldorf einige Fotostopps ein. (Anklicken der Bildchen vergrößert!)



Als ich die Fähre bei Zons erreicht hatte, hatte der Regen aufgehört. Das erleichterte das Fotografieren sehr und Zons ist wirklich sehenswert.



Den Campingplatz ‚Kasselberger Gretchen‘ hatte ich schon am frühen Nachmittag erreicht. Viel zu früh, den Tag zu beenden. Ich entschloß mich spontan, weiter zu fahren. Der schon von meiner letztjährigen Kölnfahrt bekannte Campingplatz ‚Heider Bergsee‘ bei Brühl sollte mein neues Tagesziel sein.

Im Gegensatz zu meiner damaligen Rese blieb es diesmal trocken. Ich kann hier also noch einige Kölnbilder beisteuern.



Köln ohne Regen hat dann aber doch nicht geklappt. Nach Durchquerung der Altstadt geriet ich in ein kräftiges Gewitter. Glücklicherweise konnte ich den Regen in einem Wartehäuschen einer Bushaltestelle abwettern. Eine halbe Stunde später war der Spuk vorüber und ich fuhr weiter. Den Campingplatz erreichte ich trocken.

Abends ging ich noch am See spazieren, lernte zwei Mädchen kennen, die ebenfalls mit den Rädern hier waren und wurde anschließend von Dauercampern zu einem Gläschen Kaiserstühler Blauburgunder eingeladen. Ein gelungener Abend.


Tag 2: Mittwoch, 17.6.2020
Brühl -Ahrdorf, 73 km

Den ersten Fahrtag hatte ich noch ohne Anstiege geplant, quasi zum Einrollen. Aber heute ging es in die Eifel und somit in die Berge!



Friedlich lag der Heider Bersee im Morgennebel. Es versprach ein schöner Tag zu werden. Frühstück gab’s beim selben Bäcker wie letztes Jahr. Gut gestärkt lenkte ich mein Rad Richtung Süden der Eifel entgegen.

Sanft stieg der Weg immer weiter an. In Euskirchen an einer Kreuzung kam ich mit einem Wanderer ins Gespräch, der auf dem Weg nach Santiago de Compostela war. Einige hundert Meter fuhr ich im Schritttempo neben ihn her, denn er hatte Interessantes zu erzählen.

Immer noch mit sanften Anstieg erreichte ich Bad Münstereifel.



Die Stadt ist sehenswert. Trotz Corona wimmelte es hier von Touristen. Es war Mittagszeit und alle Gaststätten waren gut besucht. Ich verzichtete darauf, vielleicht doch irgendwo einen freien Tisch zu finden und machte nur Bilder.



Durch das Heisterbacher Tor verließ ich die Stadt.



Schon seit Weilerswist fuhr ich meist auf Straßen parallel zum oder auch auf dem Erftradweg. Bisher empfand ich den Weg familienfreundlich und daher auch für Rentner auf Fahrrädern mit Bioantrieb durchaus geeignet! Direkt nach dem Stadttor stieg der Weg aber steil an: etwa 40 Höhenmeter mit ca. 10% Steigung – meine erste Bergprüfung. Den steigungsarmen Erftradweg hatte ich bei der Stadtbesichtigung unbemerkt verloren.

Nach dem Berg stieß ich wieder auf den Radweg und es ging mit moderater Steigung weiter, bis ich bei Holzmülheim die Erftquelle erreicht hatte.



Ab jetzt sollten die steileren Berge kommen und ich zog es vor, auf Asphalt und damit auf Kreis- und Landstraßen zu bleiben. Dadurch kam ich gut über die Höhen und war schon um 15.30 Uhr an der Ahr und damit auf dem Ahrtalradweg.

Auf dem Campingplatz Fringsmühle in Ahrdorf wollte ich übernachten. Die dazugehörige Gaststätte hatte allerdings Ruhetag. Kein Problem, dachte ich, denn ein paar Kilometer weiter bei Dorsel gibt es ebenfalls einen Campingplatz mit Restaurant. Also nichts wie hin – aber: Pech gehabt! Die Gaststätte hatte wegen Corona komplett geschlossen.

Da Fringsmühle für meine Weiterfahrt günstiger lag und es in Ahrdorf noch eine weitere Gaststätte geben sollte, fuhr ich zurück und habe in Fringsmühle mein Zelt aufgebaut. Anschließend machte ich mich auf zum Restaurant ‚Weißes Haus‘, um dort meinen Hunger zu stillen. Und was muß ich sehen: ‚Wegen Corana geschlossen‘.

Das Internet verriet mir, daß die Gaststätte in Uedelshofen (einige Kilometer bergauf) geöffnet hat, aber eine Reservierung möchte. Die Entscheidung wurde mir jedoch abgenommen. Urplötzlich zog ein kräftiges Gewitter mit Starkregen auf. Ich beschloß, trocken im Zelt zu sitzen und von meinen Notvorräten in der Packtasche zu leben.


Tag 3: Donnerstag, 18.6.2020
Ahrdorf - Bernkastel-Kues: 91 km

Die Fahrt in den Tag begann wie meist ohne Frühstück. Der nächste Ort an meiner Strecke war Nohn, wo ich einen Bäcker zu finden hoffte. Dummerweise lag das Dorf nicht im Tal an meinem Radweg, sondern oben auf der Höhe. Schwitzend erreichte ich Nohn, fand jedoch keinen Bäcker, aber dafür einen Metzger, bei dem ich belegte Brötchen erstehen konnte. Tische und Stühle gab es nicht und Kaffee auch nicht. Die Brötchen habe ich dann irgendwo am Wegesrand verzehrt. 120 Höhenmeter habe ich für die Brötchen erstrampelt und die Steigungen waren längst nicht zu Ende. Dafür hatte ich wunderbare Ausblicke über eine herrliche Berglandschaft.



Vor dem Höhenrücken bei Heyroth zweigte mein vorgeplanter Weg plötzlich von der wenig befahrenen Straße, auf der ich mich befand, ab. Die nächsten 200 Höhenmeter wollte mich der Routenplaner auf einen für Reiseräder kaum befahrbaren Schotterweg führen. Es stand sogar ein Radwegschild an der Stelle. Ich habe aber beschlossen, auf der asphaltierten Kreisstraße zu bleiben. Die Steigungen konnte ich hier gut fahren, einzig ein starker Wind auf der Höhe hat mich ausgebremst.

Um 12 Uhr hatte ich Daun erreicht. Von hier aus wollte ich auf dem Maare-Moselradweg gemütlich bis Bernkastel-Kues rollen.



Direkt am Einstieg in den Radweg gibt es einen kleinen Biergarten. Eine gute halbe Stunde Pause habe ich mir hier gegönnt.

Aus einem mir heute unbekannten Grund hatte ich geglaubt, daß die Bahnstrecke die 250m Höhenunterschied zur Mosel mit sanftem Gefälle überbrückt. Ich war daher überrascht, daß es erstmal 60m mit sanfter Steigung bergauf ging! Der Gipfel des Berges wird aber bequem untertunnelt.



Relikte der Vergangenheit weisen immer wieder darauf hin, daß es sich hier um einen Eisenbahnradweg handelt.



Manchmal sind diese Erinnerungen an alte Zeiten aber so baufällig, daß der Weg außenrum geführt wird.



Nach einigen Auf und Ab hatte ich mit Lieser relativ bald das Moseltal erreicht.



Auf dem Campingplatz ‚Kueser Werth‘ in Bernkastel-Kues habe ich die Tour beendet. Für meine kulinarischen Bedürfnisse machte ich abends noch einen Spaziergang durch das Städtchen.




Tag 4: Freitag, 19.6.2020

2 Tage hatte ich für die Fahrt über die Eifelberge gebraucht und als nächstes stand die Überquerung des Hunsrücks an. Ich wollte mich nicht überanstrengen und legte einen Pausentag ein. Die Sonne schien und das ermutigte mich, meine getragene Wäsche durchzuwaschen und zu trocknen. Die Platzgebühr war mit 17,30€ pro Nacht recht teuer, aber dafür hatte ich Strom, den ich nicht abwählen konnte. Durch einen unbemerkten Wackelkontakt im Ladekabel hatte das Nachladen mit dem Dynamo in den ersten 2 Tagen nicht richtig funktioniert und meine Akkus waren relativ leer. Einen Adapter für CEE-Dosen hatte ich nicht dabei, aber glücklicherweise hatte der Stromkasten neben meinem Zelt Schuko Steckdosen und so konnte ich alle Geräte laden.

Für eine Stadtrundfahrt blieb mir ebenfalls noch Zeit.



Da die Mosel ein beliebtes Touristenziel ist, hatte ich noch Gelegenheit, mit anderen Rad- und Fußwanderern zu plauschen.


Tag 5: Samstag, 20.6.2020
Bernkastel-Kues – Stromberg, 70km

Obwohl ich den Campingplatz schon um 7.20 Uhr verlassen hatte, war ich erst um 8.30 Uhr auf den Weg über den Hunsrück. Das Frühstück in Kues hatte sich wegen der Coronaauflagen etwas in die Länge gezogen.

Gleich hinter dem Ortsausgang fing die Steigung an. Glücklicherweise war die Straße wenig befahren und gleichmäßig steil.



Das Tal hat mir ausnehmend gut gefallen. Ich habe es mir gleich für einen zukünftigen Wanderurlaub vorgemerkt. Auch von den Höhen bieten sich herrliche Aussichten.



Ich fuhr auf kleinen Straßen und die führten hoch und runter. Ich überlegte, ob ich nicht auf der B50 fahren sollte, denn die bleibt fast eben auf der Kammhöhe. Es stellte sich aber die Frage: ‚Darf ich da mit dem Rad überhaupt fahren?‘. Ein Einheimischer klärte mich dann auf, daß die B50 fast durchgehend Schnellstraße und damit für mich verboten ist.

Kurz vor Kirchberg war ich dann doch auf der B50, denn hier gab es keine Alternative und die Schnellstraße wurde zur normalen Bundesstraße.



In Kirchberg hatte ich noch schönes Wetter und kehrte am Marktplatz in einer Eisdiele ein. Die Weiterfahrt verlief wieder auf kleinen Straßen mit ständigem Auf und Ab. Schon bei der Abfahrt in Kirchberg hatte ich gesehen, daß sich der Himmel eintrübt und kurz vor Simmern fing es an zu regnen. Es war aber nur ein Schauer, den ich unter einem dicken Baum trocken abwarten konnte.

In Simmern berührte ich kurz den Schinderhannesradweg. Natürlich warf ich auch einen Blick auf den Schinderhannesturm und den Schinderhannesbrunnen.




Nach Simmern erwartete mich noch eine Bergprüfung. Nach mehrmaligem Auf und Ab stieg die Straße steil an und erreichte mit über 600m NN fast den Gipfel des Schwarzerkopfs. Umso schöner war dann die durchgehende Abfahrt bis zum Campingplatz auf 200m NN in Schweppenhausen bei Stromberg. Der Platz war fest in holländischer Hand, auch das Bistro, wo ich den letzten freien Platz für das Abendessen bekam.


Tag 6: Sonntag, 21.6.2020
Stromberg - Mainz-Kostheim, 54km

Mein nächstes Ziel war der Rhein und der kürzeste Weg dorthin führte über Stromberg. Das ‚berg‘ im Namen hätte mich stutzig machen müssen. Stromberg liegt über 100m höher als mein Campingplatz und der Anstieg war recht steil! Aber immerhin fand ich dort eine gut sortierte Frühstücksbäckerei.

Die Fahrt durch das Guldenbachtal und Nahetal wäre wohl weiter gewesen, aber bestimmt deutlich bequemer. Immerhin blieb die Genugtuung, daß nach Stromberg ein paar Tage keine Berge mehr kommen.

Bingen war daher bald erreicht.



Diesmal fuhr ich auf der linken Rheinseite Richtung Mainz.



Das ergab schöne Blicke auf Burg Ehrenfels



und Rüdesheim.

Bevor ich Mainz erreichte, durchfuhr ich noch einige Rheinauen und Naturschutzgebiete. Bunte Wiesen erfreuten meinen Blick



und klappernde Störche mein Gehör.



Zur heißesten Mittagszeit hatte ich Mainz erreicht.



Ein Biergarten war daher mein erstes Ziel. Nach einer ausgiebigen Pause begab ich mich dann auf einen Stadtrundgang bzw. –Fahrt.



Der Campingplatz auf der anderen Rheinseite in Mainz-Kostheim war anschließend mein Übernachtungsziel – wieder ein Platz, den ich schon von früher kannte. Abends spazierte ich entlang des Rheins bis zur Mainmündung. Dort fand ich dann den gleichen Biergarten, wo ich auch früher schon gegessen hatte. Wieder hatte ich Glück und hatte den letzten freien Sitzplatz bekommen. Die wegen Corona eingeschränkte Sitzplatzkapazität macht sich leider überall bemerkbar.


Tag 7: Montag, 22.6.2020
Kostheim - Bürgel 53km

Bäcker haben was mit Friseuren gemeinsam: Montag haben viele geschlossen! Ich hatte etliche Runden durch Kostheim gedreht und keinen offenen Bäcker gefunden! Zum Ausgleich konnte ich einen Ort weiter in Hochheim fürstlich frühstücken, direkt neben dieser Madonna.



Der Abstecher nach Hochheim führte mich auch durch Weinberge. Dabei fiel mir etwas auf, was ich entweder früher nie bemerkt hatte oder was es vor Jahren hier noch nicht gab: Rosen im Weinberg. Sie erfreuen nicht nur das Auge, sondern dienen als Frühanzeiger für Krankheitsbefall.



Wieder auf dem Mainradweg näherte ich mich Frankfurt. In den Vororten gibt es noch keine Hochhäuser,



Aber dafür im Zentrum umso mehr.





Die ließ ich aber links liegen! Ein Biergarten rechts am Weg fand bei mir viel mehr Interesse. Hier gab es ein 3-Gang-Mittagsmenue im Angebot, für mich unwiderstehlich.

Schon am frühen Nachmittag erreichte in den Campingplatz in Bürgel. Die Rezeption hatte noch Mittagspause. Ich konnte noch nicht einchecken, durfte aber schon mal das Zelt aufbauen. Als ich zur Toilette wollte, stellte ich fest, daß ich einen Schlüssel brauchte, den man erst beim Anmelden bekommt. Glücklicherweise traf ich den Platzwart, der mir aufschloß und danach auch gleich die Anmeldeformalitäten erledigte.

Abends bekam ich sogar im Bistro ein Essen, obwohl ich bei der Internetrecherche im Vorfeld hierfür keine Anhaltspunkte gefunden hatte.

Und dann gab es hier noch ein ziemlich angstloses Eichhörnchen. Bisher kam ich an Eichhörnchen nie so nah ran wie hier!





Fortsetzung folgt