Via Dinarica 2021

von: qrt

Via Dinarica 2021 - 23.09.21 10:38

Via Dinarica
Ohrid (Nordmazedonien) - Tetovo - Prizren (Kosovo) - Peja - Čakor-Pass - Plav (Montenegro) - Durmitor N.P. - Konjic (Bosnien-Herzegowina) - Blidinje N.P. - Sinj (Kroatien) - Knin - Šibenik - Zadar - Pag - Rab - Cres - Roč - Trieste (Italien)
1466km
Auf unserer Fahrt durch Bosnien-Herzegowina im Herbst 2019 bekamen wir ein halbes Kilo Touristeninformationen über die Via Dinarica, einen Wanderweg, der sich von Slowenien bis nach Albanien (und teilweise sogar bis nach Nordmazedonien) erstreckt. Das hat uns natürlich inspiriert, aber wir wollten dieses Projekt flexibel angehen. Resultiert ist eine "a la carte" Version für Fahrräder.
Da es sich um ein ziemlich dichtes Programm über 7 Länder handelt, werden wir es in echter "a la carte"-Manier in Vorspeise (Ohrid bis Plav), Hauptgericht (Plav bis Knin) und Nachspeise (Šibenik bis Triest) unterteilen.


Ohrid

Vorspeise

Wir starteten in Ohrid. Auf unserer Albanienreise waren wir schon einmal dort vorbeigekommen und es hat uns sehr gut gefallen. Dazu kommt, dass es von Zürich aus auch gut mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Dies erlaubte uns auch eine ausgedehnte Durchquerung des Kosovo und eine spektakuläre Ausfahrt über die Wanderer/Biker-Grenze am Čakor-Pass.
Ohrid enttäuschte uns nicht, wir hatten einen wunderbaren Aufenthalt in einem Appartement. Wir hatten im Voraus gebucht, ohne zu wissen, dass wir unsere Fahrräder 10 Minuten lang über Treppen schleppen mussten.

Auf dem gleichen Weg wie beim letzten Mal radelten wir entlang des Schwarzen Drin bis Debar und bogen dann aber in Richtung Mavrovo N.P. ab, anstatt nach Albanien zu fahren. Wir hatten 2 schöne und landschaftlich reizvolle Fahrten über einen ersten Pass nach Gostivar.



Von dort bis Tetovo kamen wir durch viele Städte und Dörfer, in denen wir uns auf Deutsch verständigten. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit suchen viele Menschen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz nach Arbeit. Ein typisches Dorf hat 400 Häuser, aber nur 200 ganzjährige Einwohner. Im Sommer wird es lebendig, wenn die Auswanderer mit ihren Familien anreisen. Es werden Partys und örtliche Feste veranstaltet, und alle haben eine tolle Zeit. Wir wohnten in einem Dorf, das eine kleine Ausnahme darstellte, denn in Vranica gingen alle, die wegfuhren, nach Detroit zur Arbeit, und wir unterhielten uns den ganzen Abend auf Englisch.

Am nächsten Tag gab es einen weiteren Pass für uns, gleich nach der ruhigen Grenze zum Kosovo. Und weil es so schön war, begannen wir den Aufstieg nach Prevalla in Richtung Prizren. Ein sehr angenehmer Aufstieg durch alpine Wälder und Felder, eine Skistation und ein paar Wasserfälle und Picknickplätze. Leider waren sie durch die Menge an Müll, die dort herumlag, leicht zu erkennen. Wir beschlossen, die Nacht im kleinen Dorf auf dem Pass zu verbringen, aßen noch einmal gut, diesmal mit einer passenden Aussicht, und fuhren am nächsten Tag 20 km hinunter nach Prizren. Die letzten paar Kilometer führten durch eine Schlucht mit einem Kloster unten und ein paar Wehrtürmen oben.


Prizren

Prizren war lange Zeit die Hauptstadt der Provinz, jetzt ist es noch die kulturelle Hauptstadt. Eine reizvolle Altstadt entlang des Flusses mit Moscheen und Kirchen aus den letzten Jahrhunderten, die Straßen gesäumt von Cafés, Bars und Restaurants - hier wird es nie langweilig.
Für Kurt war es an der Zeit, zum Friseur zu gehen: Rasur, Haarschnitt und Kopfmassage in einem Schritt. Er kann sehr empfehlen, in einen Laden zu gehen, in dem die Kommunikation mehr manuell als verbal erfolgt 😉 .



Wir machten einen Tagesausflug mit dem Bus nach Pristina, um die Stadt zu erkunden, nahmen an einem informativen Stadtrundgang teil (einfach, weil alles zu Fuß zu erreichen ist) und schlenderten dann zu einer verlassenen Bahnlinie, wo Graffiti-Künstler alle Wände mit ihren Werken beschmiert hatten. Coole Sache, auf Youtube findet ihr einen Eindruck davon (und mehr).



Die Temperaturen waren mehr als angenehm, so dass wir sehr früh aus Prizren nach Peja aufbrachen. Meistens auf Nebenstraßen, die Komoot für uns gefunden hat, aber manchmal auch auf verkehrsreichen Straßen. Als wir in Gjakovë ankamen, kam ein Junge aus einem Laden auf der anderen Seite der sechsspurigen Straße mit kaltem Wasser und dem Angebot von Kaffee usw. zu uns herüber, und er war keine Ausnahme. Die Menschen in dieser Gegend sind äußerst gastfreundlich.
Peja ist berühmt für sein altes orthodoxes Kloster am Eingang zur Rugova-Schlucht.



Es ist wie eine serbische Exklave, für deren Besuch man einen Pass vorzeigen muss, und entlang der Straße sind Wachtürme an der Außenmauer angebracht. Die Kirchen (4 in 1) sind über und über mit heiligen Männern und Geschichten bemalt. Sehr beeindruckend, auch wenn Kurt den ausladenden Maulbeerbaum bezaubernder fand 😉 .
Über den Čakor-Pass nach Montenegro zu radeln ist möglich, aber es ist ratsam, sich vorher die Genehmigungen aus dem Kosovo und Montenegro zu besorgen. Auf der deutschen Radsport-Website "quäldich" haben wir einen Link zu Zbulo Zbulo gefunden, einer Organisation, die diese Genehmigungen besorgen kann, da sie sie auch für ihre Wandertouren. Man muss sie 2 Wochen im Voraus beantragen, und das Datum, das man angibt, ist +/- 2 Tage (Wetter und Erschöpfung sind akzeptable Ausreden).
Mit diesen Genehmigungen machten wir uns auf den Weg in die Rugova-Schlucht.





Die Straße hat es in sich: steile Klippen, Haarnadelkurven (eine davon in einem Tunnel), bis sie sich weiter oben gemütlich in eine alpine Landschaft einfügt. An der Abzweigung zur Grenze haben wir ein zweites Frühstück eingenommen und sind dann auf die einigermaßen gute Schotterstraße gefahren. Die Grenze selbst ist mit 3 Panzersperren und einem Wanderwegweiser markiert.


Grenze

Weitere 700 Höhenmeter auf einer asphaltierten Straße brachten uns hinauf zum eigentlichen Pass, eine herrliche Fahrt und kein Auto in Sicht. Unten in Plav liessen wir uns dann bei der Grenzpolizei registrieren. Alles absolut stressfrei. Danach schlossen wie die Vorspeise mit einem Bad im See ab.



Der Hauptgang folgt...