Re: Via Dinarica 2021

von: qrt

Re: Via Dinarica 2021 - 24.09.21 07:42

Hauptgang

Dieser Gang beinhaltet den Höhepunkt des bergigen Teils in Form des Durmitor Nationalparks, mehr als ein paar eindrückliche Schluchten und dann den Blidinje Naturpark in Bosnien Herzegowina. Er enthält auch den Großteil unserer Höhenmeter dieser Reise.

In Montenegro sind wir auch fast immer auf asphaltierten offiziellen Panoramastraßen unterwegs.
Von Plav aus hatten wir eine kurze Abfahrt nach Andrijevica, aber dann ging der Spaß los. Ein Tal hinauf, vorbei an kleinen Bauerndörfern und dann in Serpentinen durch schattigen Wald hinauf zu einem Pass auf 1570 m ü.d.M. Auf der folgenden Abfahrt hatten wir beeindruckende Ausblicke auf Berge, die fast 2500 m ü.d.M. erreichen.



In Kolašin angekommen, beschlossen wir angesichts der herannahenden Regenfront, dass es an der Zeit war, einen Ruhetag einzulegen. Dieser wurde mit einer Erkundung der Stadt und einer kurzen Wanderung zu einem traditionellen Restaurant gefüllt. Diese alte Schenke ist bekannt für das Kacamak das sie da servieren, eine Mischung aus gekochtem Maismehl, Kartoffeln, Frischkäse und Sauermilch. Man könnte es als Soulfood bezeichnen, wenn die Seele mehr auf Quantität steht. Es heißt, wenn du deinen Teller nicht aufisst, verlässt dich dein Partner. So kamen wir auf die Idee, gemeinsam zu gehen😉.


Kacamak

Ein überwiegend bewölkter Tag brachte uns die Tara-Schlucht hinunter zur berühmten Ɖurđevića-Brücke. Gerade noch rechtzeitig, um ein Zimmer und einen Unterschlupf zu finden, bevor ein heftiger Regenschauer einsetzte.


Tara Schlucht


Ɖurđevića-Brücke

Ein kurzer Tag in Žabljak, dem Hauptort des Durmitor Nationalparks, ließ uns Zeit für eine Wanderung um den wunderschönen Schwarzen See.



Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg über die landschaftlich äußerst reizvolle Straße, die den Durmitor Nationalpark durchquert.




Hoch über den Tälern erreichten wir die Abfahrt zum türkisfarbenen Piva-See. Die Straße war mit vielen Tunneln und Haarnadelkurven in die Felswand gehackt, wir brauchten eine Ewigkeit, um mit all den Fotomotiven und Schlaglöchern klarzukommen.



In dieser Nacht zelteten wir an einem Raftingplatz mit Blick auf die bosnische Grenze. Was für ein Tag!

Nach dem Grenzübertritt am nächsten Morgen gings zur Bistrica-Schlucht und dann auf steilen Schotterstraßen die Berge hinauf nach Kalinovik. Von da folgten wir theoretisch dem Nebenfluss der Neretva, aber in der Praxis ging es Seitentäler hoch und runter, alles so hart wie schön, steil und schottrig.





Aber wir fanden immer wieder Wasser aus einem für die Reisenden angelegten Brunnen. Als wir endlich zur Neretva hinunterfahren konnten, waren uns alle Mühen vergessen.



Am Boračko-See genossen wir den tollen Zeltplatz. Um diesen zu verlassen, mussten wir noch einmal anderthalb Stunden klettern, bevor wir wieder hinunter zum Fluss Neretva runterrollen konnten. Zu diesem Zeitpunkt kreischten Kurts Hinterradbremsen. Im Vertrauen darauf, dass Bremsbacken in Europa üblich sind, hat er sich nicht die Mühe gemacht, Ersatzteile mitzunehmen.



Nun, Konjic ist eine schöne Stadt, aber Scheibenbremsen an Fahrrädern sind unbekannt, und so verbrachten wir den Nachmittag mit dem Besuch von Titos Bunker. Ein Kontrollraum und Schutzraum zum Überleben von Atomangriffen. Die tatsächliche Größe ist immer noch unbekannt, da die bosnische Armee diese 5-Milliarden-Investition jetzt verwaltet, und der Zugang nur zum Erdgeschoss und zu Titos Zimmer im Obergeschoss möglich ist. Auf jeden Fall war es eine gewaltige Summe, die für eine Mischung aus Macht und Angst ausgegeben wurde.


Titos Bunker

Der aufgestauten Neretva und dann dem Fluss bis Jablanica zu folgen, war einfach. Hier kreuzten wir unsere Bosnien-Herzegowina-Reise vom Herbst 2019, kauften ein Picknick und fuhren ein Seitental hinauf zum Blidinje Naturpark. Dies sollte unser letzter großer Anstieg von über 1200 Höhenmetern werden. Als wir den Pass und das "Altiplano" erreichten, waren wir kaputt. Die Ebene ist berühmt für ihre Stećci (Plural von Stećak), große mittelalterliche Grabsteine, die oft mit Schnitzereien versehen sind. Wir fanden eine große Gruppe direkt an der Straße und dachten ein wenig darüber nach, dass sie für uns noch nicht eine Sackgasse ist.


Stećak



Vorbei am Blidinje-See radelten wir hinunter nach Tomislavgrad und weiter zum Buško-See, wo wir am Sandstrand zelteten. Es gibt keine Infrastruktur, also besorgten wir uns etwas zu essen, bevor wir das Lager aufschlugen.



Schöne Straßen brachten uns in die Stadt Sinj, wo wir die Gelegenheit hatten, eine Trainingseinheit des großen Alka-Turniers zu sehen. In vollem Galopp versuchen die Reiter, mit ihrer Lanze einen an einem Draht hängenden kleinen Ring aufzuspießen. Punkte gibts, je nachdem, ob und wo sie ihn treffen. Faszinierend anzuschauen, selbst für eine Trainingseinheit.



Auf dem Weg nach Knin passierten wir den Dinara, dem Namensgeber von Bergkette und Wanderroute.


Dinara

Eine weitere kleine und sehr trockene Schlucht brachte uns nach Knin, dem heißesten Ort Kroatiens mit einer gewalttätigen jüngeren Geschichte, da die Stadt bei Ausbruch des Krieges mehrheitlich serbisch war und erst 1995 von kroatischen Truppen eingenommen wurde.
Nachdem wir den Berg Dinara gesehen hatten, war es für uns der perfekte Zeitpunkt, zum Dessert überzugehen. Da es 3 Varianten der Via Dinarica gibt, beschlossen wir, unsere Tour von hier aus auf die blaue, küstennahe Variante auszurichten. Genauso "a la carte" wie die letzte.

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