Re: Jubiläum - 20 Jahre Radreise nach GR Teil 1

von: veloträumer

Re: Jubiläum - 20 Jahre Radreise nach GR Teil 1 - 05.10.21 11:33

Hallo Andreas,
vielen Dank für diesen erneuten breiten und eindrucksvollen Bilderbogen und der persönlichen Kommentierung bis hin zu dem Leiden eines erschlaffenden Körpers. Zu wenig kommt bei vielen Berichten heraus, dass es nicht selbstverständlich ist, (schwere) Berge zu bewältigen. Es braucht dafür auch nicht erfundene Superlative - letztlich kann jeder Berg zu einerwahrhaftig unbezwingbaren Hürde werden. Ohne einen größeren Fleiß des ständigen Antriebs und Trainings kann es jeden treffen, wesentliche Substanz zu verlieren - egal welche heroischen Anstiege man in der Vergangenheit bewältigt hat. Das mag in jungen Jahren noch spontan zu überwinden sein, im Alter rächen sich die fehlende Fitness und Phasen des Müßiggangs umso mehr.

In Antwort auf: iassu
Im Sommer 2000 fuhr ich das erstemal mit dem Rad nach Griechenland. Es war der Versuch, mindestens drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Fahrrad, Foto, Griechenland.

In der Größenordnung gemessen blicke ich auf eine ähnliche Radreisezeit zurück, habe aber mein Jubiläum verpasst zu feiern. Und obwohl ich an ein Schlüsselerlebnis auf meiner ersten "richtigen" Radreise immer wieder denken muss, war es doch wohl keine fixe Zäsur, machte ich die eine oder andere Reise auch mit Velo schon zuvor - nur nicht als Gepäcknomade. Die große Radreiseleidenschaft kam aber erst mit dem Taschen-durch-die-Landschaft-fahren. Die Frage an dich, da du vor 20 Jahren auch nicht ganz der junge Durchstarter gewesen sein kannst: Hattest du bereits Vorerfahrung mit Radreisen gesammelt - sind es 20 Jahre Radreisen oder "nur" 20 Jahre Radreisen nach Griechenland? Welche Tour- & Radelerfahrung hattest du grundsätzlich zuvor (Tagestouren etc.)?

In Antwort auf: iassu
Bezüglich der Anreise gibt es ja nun nicht allzu viele Alternativen, wenn man nicht die ganze Balkanroute runter fahren will, sondern mit der Fähre über die Adria möchte. Ich habe immer versucht, kleinere Neuerungen einzubauen, so kann ich behaupten, von der Poebene wohl mehr gesehen zu haben als die allermeisten Italiener.

Dasselbe gilt noch mehr für Griechenland selber, eine Griechin sagte mir dieses Jahr, sie hätte im Vergleich zu mir keine Ahnung, wie es in ihrem eigenen Land aussieht.

Ich glaube, das liegt nicht nur an dem häufigen Befahren der Gegenden, sondern eben auch an der Art des Reisens. Ferner gewinnt man als Reisender andere Blicke auf ein Land als ein Einheimischer. Ein guter Teil deiner Kenntnis dürftest du auch deinem Auge verdanken, das sich mit der Kamera für viele Dingen am Wegesrand schärft, die im Alltag eines heimischen Bewohners keine Rolle spielen.

Je nach Kultur und wirtschaftlicher Stärke sind auch Bewohner in anderen Länder weit mehr an ihren Heimatort gebunden als bei uns. In Montenegro traf ich viele Menschen, die ihr Heimatdorf nur selten oder gar noch nie verlassen hatten. Sie waren oft nich mal kundig über den Zustand der Straßen, die nicht weit von ihren Orten lagen. So wurde ich selber einmal sogar zum Überbringer von "News" für einen lokalen Vermieter. In der Schweiz oder im Schwarzwald wäre das sicherlich weit seltener der Fall, weil viele Einheimische sich auch ähnlich durch ihre Region bewegen (als Wanderer oder Radler). Vielleicht wird dieser Faktor heute in allen Regionen aber immer kleiner wegen der digitalen Allverfügbarkeit von Informationen. Wenn ich heute auf einer Tour persönlich nach Wegeinfos frage, wird bereits mindestens in der Hälfte der Fälle das Smartphone gezückt - selbst bei bodenständig Einheimischen.

In Antwort auf: iassu
Deswegen wieder die rhätische Bahn und hier der Ausblick auf den Morteratschgletscher. Mir ist dabei bewußt geworden, daß sich das Eis, seit ich 1978 das erstemal dort war, dermaßen weit zurückgezogen hat, daß man sich heute kaum vorstellen kann, daß alles, was man hier auf dem Bild oberhalb des Waldes sieht, damals Gletscher war:



Dieser Blick gehört zu meinen Favoriten in den Alpen. Auch ich habe schon ein große Spanne von 15 Jahren erlebt. Die Bilder geben aber nicht soviel Aufschluss, da die Perspektive von der Straße oder Bahn doch meist verschiedene sind. Eindrücklicher und nachweislich kann man den Rückgang direkt vor Ort studieren, wenn man den Gletscherweg befährt oder erwandert. Dort sind die Rückgänge der Gletscherzunge samt Jahreszahlen dokumentiert. Ich habe damit auch immer die Hoffnung verbunden, dass der Hochalpenradlern mehr Verständnis für den Klimawandel haben müsste und zum Zeitzeugenbotschafter wird. Diese Hoffnung sehe ich allerdings nicht wirklich erfüllt, zwischen Sehen und Wissen-wollen scheint doch noch immer ein große Lücke zu klaffen.