Re: Yorkshire und Schottland

von: alexx

Re: Yorkshire und Schottland - 06.03.23 18:51

Dienstag, 10.3. good-bye Highlands :-/
Heute wollte ich um 18:25 in Achnasheen den Zug nach Inverness nehmen. Also hatte ich Zeit etwas durch Glen Torridon zu bummeln.











Es ist aber auch schön hier! Loch Clair, Bäume im Gegenlicht. Dann zieht ein Schauer durch. Weniger der Regen als der kräftige Wind dabei machten ihn – spannend. Schließlich möchte ich auch etwas erleben, wenn ich in Schottland bin. Richtung Kinlochewe.



Die Sonne steht schon tief, die kahlen, jungen Birklein leuchten rot, verwelkte Sumpfgräser in Brauntönen, einzelnene kleine grüne Kiefern klecksen Farbe hinein, die Berge in der Ferne weiß gezuckert und dazu ein bisschen blauer Himmel. Wunderschön. Aber aller Zauber hat irgendwann ein Ende, so langsam musste ich dann doch mal weiter. Die A832 rauf Richtung Achnasheen. Es zieht sich. Puh, mal Wasser holen. Ein alter Landrover hält an, „alles ok?“ fragt der Fahrer, und zuckelt dann sehr gemütlich weiter. Die SUVZE von damals sehen richtig niedlich aus im Vergleich zu den heutigen Monstern. Das waren ja auch gar keine Selbstdarstellungsmobile wie heute, sondern richtige Geländewagen für richtiges Gelände... Auf der anderen Seite geht es flott den Berg runter, 50 Km/h ohne Treten. Schöner Blick zurück, der See und schneebedeckte Berge im Hintergrund – schnüff, tschüß Highlands! 18:03 am Bahnhof, oder sagen wir an der Bahnhaltestelle. 18:25 fährt der Zug. Gutes Timing ;-) Da steht etwas von Schienenersatzverkehr...? Ne, nur ein allgemeiner Hinweis. Ein Fernsprechautomat! Funktioniert aber nicht... Die Bahn kommt pünktlich, die Zugfahrt im Dunkeln eher langweilig. In Beauly bin ich ausgestiegen. Dann fing es auch sogleich an ganz ordentlich zu regnen. Der Mond steht groß und gelb über dem Horizont - hrgh, muss das sein? Den ausgegoogelten nahegelegenen Platz gesucht, das Zelt steht fast, da hört es dann auch wieder auf zu regnen. Kaum zurück in der Zivilisation, da hört man sie wieder: brrrruuum bruuummmm bruuu-uummmm, Gänge rauf und runter schalten, oh was eine Wonne. Es waren noch Oliven da. Lecker, mit Zwiebel, Knoblauch...wie immer.

Mittwoch, 11.3. eng kann auch nicht gemütlich sein
Morgens sehr frisch. Im öffentlichen Klo mal in den Spiegel geguckt, dann im ersten Café am Platz einen Kaffee (keinen Tee?!) und ein Rhabarber-Ingwer-Scone. Sehr schön. Eigentlich wusste ich es ja schon, im traditionellen Bekleidungsgeschäft Campbell of Beauly www.campbellsofbeauly.com gibt’s keine radfahrtaugliche Tweedjacke. So weit sind die noch nicht. Schade, Tweed wäre doch vielleicht eine schöne alternative zu den ultramodernen Membran-Klamotten. Ein herrlich altmodischer Laden! Dann nach Inverness, großteils über Nebenstraßen. Ha, super Einfall, ich gebe die Handschuhe zurück. Sie taugen schließlich nichts. War kein Problem. Noch einmal im Café Nourish gegessen, aber heute machen sie früher zu, daher ein eher kurzer Aufenthalt. Das Café ist übrigens inzwischen geschlossen, die Inhaberin hatte wohl zu viele Jobs. Schade. Im Kiltshop gab es eine Tweedjacke, die aber zum Glück nicht so richtig das war, was man zum Radfahren braucht – aber beinahe! Zu teuer wäre sie nämlich gewesen. Absolut gesehen. über € 600,-. Es ist Mittag. Heute Abend werde ich mit dem Caledonian Sleeper (Nachtzug) nach London fahren. Die Zeit bis dahin musste irgendwie gestaltet werden. Eine ganz schön lange Zeit. Ein Problem ist immer so ein bisschen, daß ich beim Aufenthalt in einem Gebäude das Rad etwas im Auge halten muss, auch wenn es abgeschlossen ist. Die Taschen bleiben ja drauf. Im Bahnhof durfte ich es nicht unbeaufsichtigt stehen lassen. Ein kleiner Imbiss, bestehend aus Sauerteigbrot und Kürbisaufstrich, aus dem Bioladen-Großhändler, sehr lecker. Sauerteigbrot...mmmh. Es war immer noch reichlich Zeit, daher bin ich dann ins Black-Isle-Café. Die Black-Isle-Brewery stellt organic beer her. Schokostout auch... Ich habe aber ein „normales“ Stout und eine Pizza genommen. Lecker...gemütlich gesessen. Als es halb acht plötzlich voll wurde und die Tische knapp wurden, habe ich mich aufgemacht. Zum Bahnhof rübergebummelt. Das Fahrrad bekam einen Platz im Fahrradabteil. Und passte nur so halbwegs rein. Es ist zu lang. Hängen kann es nicht, es steht auf dem Hinterrad, eigentlich auf dem Schutzblech. Das ist ja flexibel... Und die Tür ließ sich nicht schließen, der Sattel guckt hervor. Abschließen? „Nein, brauchen Sie nicht. Hier kommt nichts weg.“ Ok. Mir ist klar, daß Fotos von z. B. Zugabteilen immer möglichst vorteilhaft gestaltet werden. Im Fall meines Abteils ist das besonders gut gelungen, offenbar mit einem besonders starken Weitwinkel. Ich habe gestaunt, als ich die Tür öffnete. Zwei schmale Etagenbetten, der Platz vor den Betten war äußerst knapp. Wenn hier noch eine zweite Person im Abteil unterkommen muss, wird es eng. Die Enge ist mir noch egal. Aber die Länge (bzw. Kürze) der Betten ist schon schwieriger. Daß ich mit 1,97 einfach nicht ins Raster passe, ist mir bekannt. Aber hier waren die Betten noch ein paar Zentimeter kürzer als in den Nachtzügen, die ich kenne. Und die besonders schmale Pritsche bot wenig Möglichkeit, sich irgendwie anders halbwegs gemütlich zu legen. Allerdings schien mir auch der Korridor schmaler zu sein, als in anderen Nachtzügen. Wo ist der Platz geblieben? Vielleicht übertreibe ich etwas. Aber es war insgesamt definitiv alles enger, kürzer als in anderen Nachtzügen. Die mittlere Pritsche bietet jedenfalls sonst immer die Möglichkeit, ein paar Zentimeter in der Fensteröffnung zu nutzen...hier ging das nicht. Richtig geschlafen habe ich nicht.



Donnerstag, 12.3.
Trotzdem gut gelaunt in London angekommen. Es war windig und sonnig, kühl. Ein bisschen Frühstück. Es gab Sauerteigbrot zu kaufen, direkt am Bahnhof! Ich habe noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt. Ein kurzer Ausflug an die Themse? Mal sehen...ich bin ein ganzes Stück gefahren. Begeisterung für London als Stadt ist nicht aufgekommen. Die Stadt wirkt teilweise wie ein großes Dorf. Kleine Dörfer haben oft Charme! Ne, ganz so schlimm war es nicht. Etwas aus Angst vor einer Panne, die überflüssigen Stress verursachen würde – Zug fährt! - wieder zurück, ohne die Themse gesehen zu haben. Die Rückfahrt verlief reibungslos, in den Bahnhöfen hatten ein paar Reisende Masken auf...einer bediente den Türöffner mit dem Ellenbogen. Ist das nicht etwas übertrieben?
Es war eine super Tour. Etwas viel Wind. Der Caledonian Sleeper – na ja, für Menschen bis 187cm bestimmt ok. Ich werde mir beim nächsten Mal etwas anderes überlegen. Hach, beim nächsten Mal! Wann wird das wohl sein...?