Re: AlpenüberquerungVenedig-Garmisch April 2023

von: veloträumer

Re: AlpenüberquerungVenedig-Garmisch April 2023 - 13.05.23 19:53

In Antwort auf: Wolfgang M.
In Antwort auf: natash
wenn Du das Timmelsjoch oder auch den Glockner zu einer unüblichen Tageszeit fährst, ist das nicht so wild.
[...]

Wenn du mit unüblicher Tageszeit Abfahrt bei Sonnenaufgang meinst, funktioniert das - vielleicht. schockiert

Das Timmelsjoch bin ich schon dreimal hochgefahren. Zweimal aus Richtung Sölden, einmal aus Richtung Meran über Sankt Leonhard. Die erste Tour war 1996. Die Letzte 2016. Der Verkehr hat insbesondere bei den Motorradfahrern in diesen 20 Jahren so zugenommen, dass von einem entspannten Naturerlebnis leider nur wenig geblieben ist. Die üblichen Tipps (Wochenende meiden, früh losfahren) habe ich bei zahlreichen Alpentouren in den letzten ca. 30 Jahren beherzigt - allerdings hilft das nur wenig. Diese Entwicklung betrifft m.E. den gesamten Alpenraum.
Ich gebe dir in Teilen recht, dass ausgewählte Regelzeiten nicht mehr unbedingt funktionieren, eher sind Morgenzeiten kritisch, die Abendzeiten sind aber doch recht häufig deutlich reduzierter. So ganz anders war das früher aber auch nicht, denn bis 10 Uhr (das war allgemein eine gute Zeitgrenze) sind die wenigsten Reiseradler einen großen Pass oben - man kam also insofern immer einer Stoßzeit. Wenn man mehrere Pässe fährt, ist rs sowieso immer so, dass man Stoßzeiten wie auch Ruhezeiten erlebt, weil man dauernd auf und ab fährt.

Zu den Motorradfahrern: Die Ostalpen und insbesondere die Hotspot-Regionen (Tauern/Dolomiten u.ä.) waren schon immer die härteren Motorradreviere. Geht man in die Westalpen, speziell nach Frankreich, sinkt der Motorradanteil erheblich. Das ist auch noch heute so. Ich bin in den letzen Jahren bisweilen monatelang in den Alpen der Schweiz und Frankreichs unterwegs gewesen und fand keine erhebliche Motorradkonzentrationen. Ärgerlich ist allerdings manchmal, dass wenige Motorbiker reichen, einen Terror zu verbreiten. Die größten Motorradkonzentrationen in meiner Alpenhistorie sind immer noch die erweiterte Sellarunde mit 5 Pässen 2005 (Harleys, weit über 100 + Autorallye mit Oldtimern), Nockalmstraße 2003 (Harleys), Nufenenpass 2005 (Kawasakis), wobei nur die Kawasakis Raser waren, die Harleys aber mindestens so laut.

Ich gestehe, dass ich diese Ecke in den letzten über 10-15 Jahren kaum noch beackert habe, entweder war ich östlicher, meist aber eher westlicher (außer 2015 Glockner & Kärnten). Der allgemeine Verkehr, also Autos, scheint mir auch zugenommen zu haben, aber lässt sich nicht explizit in Zeiten verpacken und sehe ich auch eher an bestimmten Siedlungsentwicklungen. An einigen Pässe meine ich sogar eher weniger Verkehr gesehen zu haben, evtl. weil die Autobahnen mehr genutzt werden als früher (z.B. Gotthard). Ein lästiges Übel sind neben einigen weiterhin populären Rallyes, die z.B. an der Glocknerstraße auch als Einkommensquelle der beteiligten Bundesländer fungieren, zumindest weiterhin präsent sind, ggf. zugenommen haben, weil auch immer mehr Leute sich Ferrari & Co. leisten können. Dazu kommen spezifische Hotspotkonzentrationen, die zugenommen haben (z.B. Zell am See, Kitzbühel usw.), früher war es etwas verteilter.

Was mich in Frankreich im letzen Jahr irritiert hatte, war das extreme Aufkommen von Autos in den alpinen Ecken überall im Land, weil ich erstmals im Hauptferienmonat August unterwegs war. Nahezu jede Sackgasse verfügt über Ferienwohnungen etc., die stark besucht werden inkl. Werks- und Versorgungsverkehr - absolutes Saisongeschäft, das im Sommer zugenommen hat, auch weil die Winter weniger stabil geworden sind. Ein weiterer Grund sind immer höhere Preise am Meer und Luxus somit eher noch in den Bergen bezahlbar scheint. Für einige bekannte Domizile wie z.B. Meribel, Courchevel, La Plagne usw. hieß das tatsächlich regen Verkehr, aber auch dort gerne gegen Abend stärker abebbend. Zudem nur Autos, keine/kaum Motorbiker, und recht auffälig viele E-Autos bereits. An anderen Pässen oder in Bergtälern, wo man gar keine Autos erwarten sollte, gab es dann zwar unerwartete Autos, aber letztlich auch nicht so viele. Trotzdem beleiben viele Strecken immer noch Geheimtipp und recht wenig besucht. Oft werden bestimmte Urlaubsorte in den Bergen über bestimmte Talachsen angefahren, aber nicht die verbindenden Pässe benutzt - außer die Pässe selbst sind Destination.

Auch im Zentrum, in der Schweiz, könnte ich dir jetzt ein ganze Liste von dir mehr oder minder bekannten Pässen und Bergstraßen aufmachen, wo ich nahezu keinen Verkehr hatte - Abendzeiten, Morgenzeiten, zuweilen aber auch zu besten Tageszeiten. Manchmal kamen Wettereinflüsse hinzu, dass niemand wohl fahren wollte. Manchmal standen Parkplätze voll mit Motorrädern wie am Gotthard, hatte aber keine unangenehmen Auswirkungen auf Auf- und Abfahrt, eher bescheiden und teils trotz Stau auf der Autobahn. Am Susten ärgerten mich zwei oder drei Sportautomachos, die spät am Abend und morgens bereits vor 6 Uhr den Berge abrasten - hin und her. Es waren aber eben nur diese wenigen Deppen, sonst nahezu nichts an Verkehr. Auch den berüchtigte Grimsel erlebte ich mit fast ganztägiger Auffahrt nahezu ohne Verkehr. Anders hingegen stark besiedelte Destinationen wie z.B. Nendaz, quasi ein kompletter Siedlungsberg mit entsprechend Verkehr.