Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.

von: Hansflo

Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C. - 14.05.23 12:53

Etappe 5, Donnerstag, 20.04.2023: Cáceres – Plasencia

Nach einem raschen Frühstück brechen wir heute relativ früh auf und radeln auf einer gut ausgebauten Provinzstraße nach Norden.

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Eine (so glauben wir) Abkürzung führt an einem kleinen See entlang, die Straße ist ruppig und zwingt uns ein paar Mal aus den Pedalen.

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Da freuen wir uns auf den glatten und staubfreien Asphalt der Carretera Nacional; viel mehr Verkehr als auf der Schotterpiste ist hier auch nicht. Es geht wie gehabt immer auf und ab, der Wind ist auch heute wieder freundlicher als die Prognose und wir kommen flott voran.

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Zuerst durch weitläufige felsdurchsetzte Dehesas, später entlang dem Alcantara-Stausee, der den Tajo aufstaut.

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Der motorisierte Verkehr überholt auch heute in großzügigem Abstand.

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Nach dem Stausee folgt eine kilometerlange Steigung, in Cañaveral ist es dann höchste Zeit für das zweite Frühstück üblichen Inhalts.

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Danach geht es in angenehmem Auf und Ab fast ohne Verkehr weiter bis Plasencia. Auch der heutige Tag bleibt uns sehr angenehm in Erinnerung, es rollt richtig gut und die Nachmittagstemperatur ist mit 27 Grad noch erträglich.

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Einfahrt nach Plasencia:

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Das zentrale Hostal ist sehr jugendlich, Besetzung und Kundschaft kaum über 25 Jahre. Die Räder können/müssen wir ins Zimmer mitnehmen und wider Erwarten wird es eine sehr ruhige Nacht.

Abends stehen wir wieder vor der täglichen Herausforderung „Großer Hunger und Späte Restaurantzeiten“. Im Internet präsentieren sich zwei Lokale mit Öffnungszeit 19:00 Uhr.
Die Pizzeria liegt etwas außerhalb des Zentrums und wir machen uns auf den Weg. Um 19:10 sitzt der Besitzer noch mit der Zeitung vor der geschlossenen Tür. Er öffne um 19:30 Uhr. Wir sind skeptisch, dann rasch etwas zwischen die Zähne zu bekommen und gehen weiter. Beim zweiten Lokal zieht der Besitzer gerade den Rollladen nach oben. Jaja, er habe jetzt offen. Wir nehmen im Freien Platz, nach zehn Minuten bekommen wir die Getränke, kurz vor acht wage ich die Frage, wann wir denn Essen bestellen könnten. Halbe Stunde, sagt er, und serviert uns als Happen eine köstliche Tortilla Española.

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Nach einer halben Stunde kommt tatsächlich die Köchin über den Platz spaziert, eine Viertelstunde später auch die Küchenhilfe, langsam trudeln auch weitere Gäste ein und kurz nach 21 Uhr haben wir dann zwei volle Teller vor uns stehen, die guten Bewertungen im Internet können wir bestätigen.


Etappe 6, Freitag, 21.04.2023, Plasencia - Béjar

Im Hostal gibt es ein spanisches Frühstück und die Marmeladenauswahl überrascht uns nicht.

Der heutige Tag soll zur Gänze auf einer Via Verde, einer ehemaligen Bahntrasse, verlaufen. Hört sich einfach an, alleine der Einstieg in die Via Verde ist eine Herausforderung.

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Wir radeln und suchen eine volle Stunde, bis wir den Einstieg finden,

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dann geht es viele Kilometer auf feinem Schotter und gleichmäßig sanfter Steigung nach Norden.

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Vereinzelt überholen wir auch wieder Fußpilger; ein Pilger aus Katalonien stolpert vor uns über die Böschung und schlägt sich das Knie blutig. Wir helfen mit Wasser zur Wundreinigung und Verbandsmaterial. Er hat erstaunlicherweise den Desinfektionsspray am Rucksack außen im seitlichen Trinkflaschennetz, aber sonst nichts an Erste-Hilfe-Material mit. Pflaster bekommt er also von uns.

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Links und rechts der Bahntrasse bestimmen wieder wunderschöne Dehesas das Landschaftsbild.

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Heute sehen wir die erste und einzige lebende Schlange unserer Spanientour. Es ist eine juvenile Westliche Eidechsennatter und wir gehen einander freundlich aus dem Weg.

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Die Via Verde verläuft einige Zeit unweit der Nationalstraße und wir nutzen die Gelegenheit für unser zweites Frühstück an einer Raststelle. Ein US-Amerikaner ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs. Er war in den Siebzigerjahren in Berlin stationiert und spricht überraschend gut Deutsch – ebenso wie Spanisch.

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Der Schotter auf der Via Verde bleibt nicht immer vom feinsten und die ständige, wenn auch leichte, Steigung kostet doch etwas Kraft. Möglichkeiten für eine weitere Einkehr gibt es nicht mehr, aber an den alten Bahnhöfen funktioniert ab und an noch das Trinkwasser im Freien und muss unsere Müsliriegel- und Obstreserve herhalten.

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Mit zunehmender Höhe wird es auch deutlich grüner; erstaunlich sind auch die paar kleinen Bachläufe, die wir überqueren. Vermutlich einer davon bildet die Grenze zwischen der Extremadura und Kastilien-Leon.

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In Béjar warten noch einmal knapp 100 Höhenmeter bis zu unserer Unterkunft, ein Teil davon muss schiebend zurückgelegt werden. Die Frage meiner Frau, warum ich immer wieder die höchstgelegene Unterkunft buche, muss unbeantwortet bleiben. Unser Etappenort liegt auf 900 m, am Nachmittag hat es angenehme 20 Grad.

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Etappe 7, Samstag, 22.04.2023, Béjar – Salamanca

Auch heute können wir im Hostal – ohne Überraschungen – frühstücken. Danach kümmere ich mich um das eiernde Kettenblatt, das mir gestern gegen Ende der Tour bereits aufgefallen und Sorgen bereitet hatte. Die Kettenblattschrauben haben sich gelockert, zum Glück ist kein Teil verloren gegangen und habe ich einen passenden Torxschlüssel dabei. Zum Kontern reicht mein Taschenmesser.

Wir starten in einen kühlen Morgen und die Sonne verspricht einen schönen Tag.

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Die ersten acht Kilometer können wir noch auf der Via Verde zurücklegen, danach endet der Radweg-Ausbau. Sehr schön zu erkennen, die Iberische Breitspur, immerhin gut 23 cm breiter als unsere Regelspurweite.

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Nach der Via Verde folgen viele wunderschöne Kilometer auf einer fein asphaltierten Nebenstraße durch grüne Dehesas.

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Wir sind endgültig in der Kastilischen Hochebene angekommen, heute pendeln wir meist zwischen Seehöhe 800 und knapp 1.100. In den höheren Lagen ist es noch sehr kahl, die landschaftsbestimmenden Stieleichen treiben auch hier sehr spät aus.

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In Los Santos machen wir an einer Bar Pause. Hier bekommen wir keine Schinkentostada (das Brot ist aus), dafür gibt es ein paar feine Häppchen von der Tapastheke.

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Heute sehen wir wieder mehrere Pilger, viele davon in Grüppchen und mit kleinem Gepäck, also organisierte Pilgertour mit Gepäckstransport. Die grüne Landschaft ist hier ausgesprochen schön.

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Es müssen noch ein paar Steigungen genommen werden, hier sind die Steileichen noch völlig kahl,

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nach der Abfahrt ist wieder alles grün.

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Gegen halb drei kommen wir in Salamanca an, die Zufahrt ist sehr beeindruckend, fast schon respekteinflößend. Wir schieben die Räder in die Stadt hinauf und an der Kathedrale vorbei durch die Fußgängerzone zur Plaza Mayor zu unserer Unterkunft.

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Der Stadtbummel ist interessant und schön, uns plagt aber wie üblich früher Hunger und wir haben Glück. In einem touristisch angehauchten Restaurant werden gegen halb acht gerade die Tische gedeckt. Ich frage nach und ja, eine Minute später sitzen wir an einem schönen Platz. Eine Viertelstunde später sind übrigens sämtliche Tische besetzt, wir sind also nicht die einzigen mit frühem Hunger, der Großteil der Besucher ist spanisch. Die Karte ist touristisch angehaucht, das bedeutet auch, es gibt Salat, der in etwa unseren mitteleuropäischen Vorstellungen entspricht. Meine Paella ist keine Sensation, aber durchaus passabel.

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Bald geht es weiter!