Mitteleuropa (kreuz und) quer

von: natash

Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 09:16

Mitteleuropa (kreuz und) quer: Von Baden über Oberschlesien nach Sachsen – mit vielen Schlenkern.
3 Wochen 2400 km, Höhenmeter unbekannt (viele).
Ruhetage: 1 ganzer und 3 halbe.
Reisende: ich (natash) und Micha (mgabri)
Räder: klassische Randonneure mit 25er Bereifung ohne Profil, ca 20-30 kg Gebäck pro Person
Übernachtung: Zelt oft auf Zeltplätzen, im Bett:2x privat
Pannen: insgesamt 8 Plattfüße davon 1x in Deutschland und 7 x in Polen (beide) böse
ein gebrochenes Pedal (ich), gelöster Zahnkranz (ich), undichte Unterlegplane fürs Zelt
Insektenstiche: Mücken :unzählige(beide),Wespe 2x (ich), Hummel 1x (ich) Zecke 3x (ich)
getrunkene Biere: mindestens 1 aus jeder durchquerten Region was xxxx - viele macht
Karten: Garmin Topo Deutschland und City Navigator (nur bis Haidmühle und in größeren Städten), je 1 tschechischer, slowakischer und polnischer Autoatlas im Maßstab 1:200 000 und Motorrad-General-Karte für Dresden-Chemnitz-Erzgebirge.

Eigentlich müsste unsere Tour: einmal rund um Tschechien heißen. Abgesehen von der Grenzregion zur Oberpfalz sind wir insgesamt nämlich alle Grenzgebiete dieses Landes abgeradelt. Was übrigens eine ziemlich hügelige Angelegenheit war und ein so häufiges Wechseln der Landesgrenzen erforderlich machte, dass ich getrost behaupten kann, dass diese Tour vor etlichen Jahren in dieser Form noch gar nicht möglich gewesen wäre. Dank offener Grenzen ist aber ein unbeschwertes Reisen innerhalb Mitteleuropas kein Problem mehr.
Die Idee zu dieser Tour entstand folgendermaßen: In diesem Jahr schwebte uns einmal wieder ein möglichst unkomplizierter Urlaub vor, der mit einem Minimum an Planungsaufwand zu realisieren sein sollte. Deshalb sollte die Tour direkt vor der Haustür starten und die Rückfahrt sollte ohne Umsteigeorgie mit diversen Nahverkehrszügen umzusetzen sein.
Das Ziel wurde dann das in Südwestpolen gelegene Oberschlesien, wo wir Verwandte heimsuchen wollten. Der Weg dorthin sollte von daheim aus einfach schnurgrade Richtung Osten und dann nach Norden führen und dazwischen ein paar Schlenker in sehenswerte Gegenden beinhalten.
Da wir die hohe Tatra bislang nur von der slowakischen Seite her kannten, beschlossen wir genau dort nach Polen überzuwechseln, der Rest der Strecke blieb variabel.
Von Dresden buchte ich Rückfahrkarten für den Nachtzug nach Zürich, weil der freundlicherweise Fahrräder mitnimmt und auch im Badischen Station macht. Wie wir von Oberschlesien nach Dresden kommen wollten, blieb noch offen, genauso wie ein Großteil der Route. Die plante Micha auf Nebenstrecken und Forstwegen nämlich dann nur bis Haidmühle, einem Grenzübergang nach Tschechien im Bayrischen Wald.
Die Wetterkapriolen führten uns kurz vor Tourstart fast doch nach Frankreich, wir hofften aber auf Wetterbesserung und wurden im großen Ganzen nicht enttäuscht – es wurde die regenärmste Tour der letzten 3 Jahre. Dennoch waren viele Wiesen zu sumpfigen Feuchtgebieten mutiert, was uns häufiger als gewöhnlich auf Zelt- und Campingplätze führte.

Ansonsten waren folgende Utensilien unerläßlich:



Mitteleuropa ist natürlich ein gänzlich unspektakuläres Reiseziel, Exotik ist hier nicht zu erwarten. Die von uns besuchten Länder und Regionen unterscheiden sich, wenn man mal von den Sprachen absieht, weder landschaftlich noch kulturell allzu stark von dem, was wir von daheim kennen. Aber auch kleine Unterschiede können einen Reiz ausüben, langweilig wurde die Tour nie. Für mich lebt eine Radreise ohnehin weniger von den touristischen Höhepunkten, die ich, wenn überhaupt, nur zufälligerweise ansteuere, sondern von den vielen kleinen Begebenheiten und Zwischenfällen am Straßenrand.

Die klassische(Mittelgebirgs-) Landschaft im Süden Mitteleuropas sieht übrigens so aus:





Weil wir dann doch schon nach 12 Tagen in Oberschlesien einliefen, beschlossen wir mit mehreren großzügigen Schlenkern über das polnische, böhmische und sächsische Bergland sowie Niederschlesien Dresden anzusteuern.
Bereut haben wir das nicht, wir hatten dann noch ein paar sehr schöne Tage, nur die Oberlausitz vermochte uns in ihrer berglosen Weite nicht ernsthaft zu begeistern, wir drehten baldmöglichst in hügligere Gefilde ab.

Auf geht´s in Häppchen, da ich das ganze mal wieder in epischer Breite berichte, querlesen soll helfen zwinker Teil I



18.7.WG b. Karslruhe-Gondelsheim-Zaberfeld-Bönnigheim-Murrhardt-Sulzfeld a.Kocher -Hütten bei Ellwangen 143 km



Bei wechselhaften und kalten Wetter durchradeln wir gut Bekanntes wie den Kraichgau, queren das Neckartal, den schwäbisch-fränkischen Wald und die Hohenlohe. Bereits im Kraichgau fragt ein MTBiker wo wir denn mit dem ganzen Gepäck hinwollten. “Na, dann liegt das hier ja direkt auf dem Weg” ist die lakonische Antwort auf unsere Grobangabe ”Polen”.
Gelegentliche Regengüsse verbringen wir unter diversen Scheunendächern. Wer übrigens glaubt die”hohenloher Ebene” sei in irgend einer Weise flach, der irrt. Tiefe Kerben in der Landschaft erfordern ebenso wie die vorangegangenen Regionen einige Höhenunterschiede in der Wegführung, die sich nach einer Weile zu einer ansehnlichen Anzahl summieren können. Hübsch ist es aber auf jeden Fall und sehr verlassen. Einige der Nebenstraßen sind noch nicht einmal asphaltiert . Mehr als nur ein Reh kreuzt unseren Weg. Der angepeilte Nachmittgskaffe muss mangels Alternativen durch ein Bier in Gesellschaft einiger Dorfsäufer substituiert werden.
Wir schaffen es nicht ganz ins angepeilte Grobziel: Ostalb/Ries, weil kurz vor Ellwangen ein schön gelegener, kleiner Zeltplatz lockt. Die Betreiberin macht uns einen Sonderpreis, weil vor uns noch keine Radler dort Station gemacht haben, wir sind die ersten.


19.7. Ellwangen-Oettingen-Treuchlingen-übers Gehügel nach- Kipfenberg 137 km



Auf dem Weg nach Ellwangen erwischt uns ein Wolkenbruch, der uns durchweicht in eine Bäckerei spült. Während wir dort unser Frühstück einnehmen und beobachten, wie sich die Einheimischen bei der Parkplatzsuche zum Brötchenholen gegenseitig über den Haufen fahren, zieht das Unwetter von dannen.
Kaum haben wir Ellwangen bergwärts verlassen, ereilt mich der erste Platten. Weil der stark abgefahrene Reifen nicht mehr so sehr vertrauenserweckend wirkt, wird auch der gewechselt. Ein kräftiger Wind erhöht die Freude bei der Pannenhilfe ganz ernorm.
Wir fahren durch eine dünnbesiedelte, hügelige Gegend, in der Ladengeschäfte, Kaffees und Kneipen so selten sind, dass man sie rot auf der Landkarte markieren müsste. Die Einwohner verbringen offenbar gerne viel Zeit im Auto. Meine Schaltung hat schon am Vortag beträchtlichen Ärger gemacht, die Kette wechselt vorzugsweise bei Berganfahrten munter von einem Ritzel zum anderen, was angesichts der Häufigkeit steiler Anstiege sehr unerfreulich ist. Der Zahnkranz hat sich gelockert und wir müssen dann wohl bei nächster Gelegenheit einen Radladen aufsuchen.
Nach Überquerung der ersten Grenze (Bayern) befinden wir uns im Fränkischen, wo sich erfreulicherweise nicht nur ein Kaffee sondern auch ein Sonntags geöffneter Obst- und Gemüsestand findet. Der Ort Oettingen verband sich für mich bislang vor allem mit billigem Bier, hat aber eine sehr ansehnliche Innenstadt. Dann kommt sogar die Sonne raus, was Laune und Temperatur beachtlich ansteigen läßt.
Etwas später in Treuchtlingen ist gerade ein Umzug und die Stadt gestopft voll. Es findet sich aber ein geöffneter Fahrradladen, in dem sich mein Zahnkranz am Hinterrad wieder ordentlich befestigen läßt. Die folgenden Steigungen sind fast ein Genuss. Wir fahren das Altmühltal sozusagen quer und verlassen den Trubel im Flußtal zugunsten idyllischer, einsamer Sträßchen, die sich hügelig durch den Wald winden. Abends gelangen wir dann nach Kipfenberg, wo wir auf dem unglaublich teuren (20€ für uns beide) Campingplatz Quartier beziehen.


20.8.Kipfenberg-Denkendorf-Weltenburg-Landquaich-Schierling-Plattling 155 km



Der Wetterbericht hat Spitzenwetter prognistiziert, leider scheint das nicht für die Gegenden, in denen wir uns aufhalten, zu gelten, häufiges Geniesel macht die Fahrt feucht und kühl.
Wir verlassen Kipfenberg Richtung Burg. Unsere Route deckt sich zufälligerweise weitgehend mit dem Limes Rad-Weg und führt sehr abwechslungsreich durch stille, idyllische Orte und einsame Waldstrecken. Bei Weltenburg fahren wir hinunter zur Donau, dort soll es eine Fähre geben, die aber nach Auskunft einer Tafel wegen Hochwasser nicht verkehrt. Bevor wir aber wieder bergan zurück fahren können, fragt uns ein älterer Herr ob wir über die Donau wollten. Es handelt sich um den Fährmann, dessen Fähre aber nur Fußgänger und Radfahrer über den Fluß befördert, Autos hingegen müssen die nächste Brücke aufsuchen.
In Weltenburg herscht am Donaudurchbruch und dem angrenzenden Kloster ein ziemlicher Touristenrummel, auch Reiseradler sind mehrere zu sehen. Wir verlassen die Donau schnellstmöglich, wobei uns am nächsten Hügel ein Regenschauer und beim Unterstellen ein Schwarm Stechmücken einholt.
Wir navigieren uns durchs ländliche Niederbayern, unter Vermeidung größerer Städte, wie etwa Regensburg oder Passau. Bei unserer Mittagsrast parkt ein neugieriger Bauer seinen Traktor vor unserer Nase und will alle Einzelheiten über unsere Tour erfahren. Kopfschüttelnd darüber, “dass man sich SO ETWAS mit dem Fahrrad antut, wo es doch Autos gibt”, zieht er wieder davon. Kurz hinter Kipfenberg ist der Einrastmechanismus meines rechten Pedals gebrochen. Die andere Pedalseite ist zwar noch nutzbar, aber ich besorge im nächsten Fahrradladen Ersatz, bei meinem “Pannenglück” gehe ich da lieber auf Nummer sicher.
Niederbayern ist zur Abwechslung einmal lediglich sanft hügelig bis flach, weshalb sich die Zeit, die wir bei den anrückenden Regenschauern bei einem Bier in der nächstbesten Wirtschaft verbringen, problemlos wieder herauszuradeln ist.
An der Laaber fehlt wegen Hochwassers eine Brücke, ein Dorfjunge verfolgt entzückt, weil wir die Schuhe ausziehen und durchwaten, ist aber dann enttäuscht, dass alles glatt geht.
Des Abends erreichen wir Plattling und zelten in den Isarauen. Dort ist es nicht nur sehr idyllisch, sondern auch sehr stechmückenreich. Die heranstürmenden Fluggeschwader zwingen uns dazu, das Abendessen im Zelt einzunehmen und lauern bösartig summend vor dem Zelteingang. Trotz intensiv eingesetzen Mückenschutzes sehen wir am nächsten Tag aus, als seien wir an den Pocken erkrankt.



21.7. Plattling-Hengersberg-Freyung-Haidmühle-Stozek 113km




Wir überqueren nach kurzer Zeit die Donau und begeben uns dann in den bayrischen Wald. Dank Michas Routenplanung über kleinste Straßen und Sträßchen, gestaltet sich unsere Fahrt sehr verkehrsarm, ich bin ganz begeistert von den vielen schönen Ausblicken. An einer Stelle haben ergiebige Regenfälle die Brücke weggespült – die behelfsmäßige Fussgängerbrücke ist aber just an diesem Tag fertiggestellt worden: Glück muss man haben!
Der Tag ist schwül-warm, es liegt ein Gewitter in der Luft. Die zahlreichen steilen Anstiege machen mir mit dem üppigen Campinggepäck heute doch zu schaffen. Abhilfe verschafft ein ganzer Liter Sauermilch, die nächsten Anstiege gehen gleich viel besser vom Pedal, anstrengend ist es aber dennoch.
Während einer Biergartenpause, ich popele gerade eine anhängliche Zecke aus meinem Bein, fragt ein älterer Herr nach unserer Route und winkt uns dann in Begleitung einer leicht pikierten Gattin begeistert hinterher. So etwas motiviert ungemein und wir erreichen in den späten Nachmittagsstunden Haidmühle, wo die Mittelgebirgslandschaft des bayrischen Waldes einer lieblichlicheren, heideähnlichen Landschaft Platz macht.
Der Grenzübergang nach Tschechien ist nur für Fußgänger und Fahrradfahrer passierbar. Der davor liegende Pakplatz ist gut gefüllt.
Die Grenze besteht ganz umspektakulär aus einem Fahnenmast und mehreren ausrangierten Eisenbahnwaggons in denen mehrere junge Leute Quartier bezogen haben und in denen einer zum Kiosk umfunktioniert wurde. Wir kaufen dort ein tschechisches Bier und genießen es auf den bereitgestellten Holzbänken. Dabei können wir gut beobachten, dass der kleine Grenzverkehr, vor allem aus Leuten besteht, die sich in der benachbarten Holzhütte mit billigen Zigaretten und Alkoholika versorgen. Etliche Radfahrer gibt es aber auch.
Wir folgen dem wunderbar ausbebauten Radweg Richtung Moldaustausee, der parallell zur noch befahrenen Bahnlinie idyllisch durch den Wald führt. An einer einladenden Stelle, direkt am Ufer der Moldau gelegen, errichten wir unser Nachtlager. Unter dem sanften Geplätscher der Flusses schläft es sich besonders gut.


Fortsetzung folgt

alle Bilder finden sich übrigens HIER
von: veloträumer

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 12:15

Ist ja mal wieder wunderbar, wie du deine Tourleiden mit viel Humor vorträgst. Klingt immer so ein bisschen, als würden alle Mücken und Pannen an dir hängen bleiben? grins
von: Job

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 14:56

In Antwort auf: natash
...nur die Oberlausitz vermochte uns in ihrer berglosen Weite nicht ernsthaft zu begeistern, wir drehten baldmöglichst in hügligere Gefilde ab...

Au das tut weh!

job traurig
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 14:57

In Antwort auf: Job
In Antwort auf: natash
...nur die Oberlausitz vermochte uns in ihrer berglosen Weite nicht ernsthaft zu begeistern, wir drehten baldmöglichst in hügligere Gefilde ab...

Au das tut weh!

job traurig

wieso? hab ich nen Berg übersehen?
LG Nat
von: Job

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 15:00

wer liest denn schon gern sowas über die eigene Heimat.

job
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 15:12

In Antwort auf: Job
wer liest denn schon gern sowas über die eigene Heimat.

job

na ja, die Rheinebene ist auch nicht gerade der landschaftliche Oberknaller zwinker
Kann trotzdem ganz nett sein. So ähnlich war´s mit der Oberlausitz auch. Deshalb langte uns ein 3/4 Tag Aufenthalt da. Erst recht mit den "Schweizen" in der nächsten Nachbarschaft, die ziehen mich dann halt magisch an.
LG Nat
von: trike-biker

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 17.08.09 15:20

hallo ihr beiden,
da habt ihr ja einen Klasse Radelausflug gemacht grins zwinker.
Werde wegen den tollen Bildern, heute Abend meine Claudia vor den PC setzen. Da mit man sieht wie man im den Urlaub Reisen kann zwinker. Hab Sie gestern den Heuchelberg mit ihrem roten Rennerle hoch gepuscht grins.


klaus
von: Jim Knopf

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 18.08.09 23:15

Zitat:
Auf geht´s in Häppchen, da ich das ganze mal wieder in epischer Breite berichte, querlesen soll helfen


Bin schon auf das nächste Häppchen gespannt und mit Querlesen ist da auch nix drin. Klasse Reisebericht bravo bravo bravo.
von: amarillo

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 10:18


Hallo Nat,

Superbericht, schöne Bilder, freue mich auf die Fortsetzung ....

Gruß Hildegard
von: h.g.hofmann

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 10:43

Klasse!!!
von: JoMo

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 12:50

Schon schön im wilden Osten, wenn man nicht dieses komische rote wasserdichte Teil bräuchte.
Aber die Bilder machen schon Lust drauf.

jomo
von: mgabri

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 14:16

In Antwort auf: JoMo
Schon schön im wilden Osten, wenn man nicht dieses komische rote wasserdichte Teil bräuchte.

Was meinst du denn? Das Schlauchboot hatten wir nicht dabei verwirrt
von: JoMo

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 14:53

Das wäre auch noch schlimmer.
Aber nach meinem Regenurlaub in Frankreich (Juni)kann ich einfach keine Regenjacken mehr sehen traurig

jomo
von: mgabri

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 15:19

In Antwort auf: JoMo
Das wäre auch noch schlimmer.
Aber nach meinem Regenurlaub in Frankreich (Juni)kann ich einfach keine Regenjacken mehr sehen traurig

So in allem waren das 4 Tage an denen es Naß von oben runterkam. Bei 21 Tagen fahrerrei keine schlechte Quote. Außerdem hats nur in Deutschland richtig geschifft, in Österreich nachts und in Tschechien war es nur Nieselregen. Ich würde sagen daß es ein trockener Urlaub war, zumal es nicht am Stück geregnet hat.
von: JoMo

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 20.08.09 15:45

Zitat:
4 Tage an denen es Naß von oben runterkam. Bei 21 Tagen


Traumquote.
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 21.08.09 09:25

In Antwort auf: natash


Fortsetzung folgt

jetzt

22.7.Stozec-Horny Plana-Vyssi Brod 69km




Nachdem sich der Morgennebel gelichtet hat, verspricht es ein schöner, sonniger Tag zu werden. Wir beschließen mindestens einen halben Pausentag einzulegen und auf dem nächsten, angenehmen Zeltplatz unser Zelt aufzuschlagen, die Klamotten durchzuwaschen und in den See zu hüpfen.
Wir fahren spasseshalber mal den tschechichen Radwegschildern nach, was nicht immer die schnellste Verbindung zur nächsten Ortschaft ergibt, aber fast immer sehr schön ist. Die Ausschilderung ist (nicht nur hier, wie wir später sehen sollen) tadellos, so dürfte es in Deutschland auch gerne sein. Die Radwege sind hingegen nicht unbedingt für jedes Rad geeignet, hier scheint man das MTB zu bevorzugen. Letztere werden in größerer Anzahl um den See herum bewegt, in Tschechien fährt man offensichtlich gerne Rad, aber auch etliche Inline-Skater und Wanderer sind unterwegs.
Wir bummeln gemütlich um den See herum, der hübsch in grünen Hügeln und Nadelwäldern eingebettet ist. Eine gute Badestelle ist auch schnell gefunden und gegen frühen Nachmittag schlagen wir unser Zelt beim Kanu- und Zeltplatz in Vyssy Brod auf, der zum Zeitpunkt unseres Eintreffens wie ausgestorben scheint. Wir besuchen das örtliche Kloster und gabeln dort eine nette Östereicherin auf, die auf Schusters Rappen unterwegs ist.
Als wir vom gemeinsamen Essen auf den Zeltplatz zurückkommen, kann man unser kleines, grünes Domizil inmitten der zahlreichen ähnlich aussehenden Zelte kaum wiederfinden. Bald herscht Platzmangel auf der Wiese und die ersten unserer Nachbarn fangen an mitgebrachte Bierfässer zu öffnen. Auch der Bierausschank auf dem Zeltplatz ist rege besucht. Mir schwant Übles. Als eine Gruppe anfängt direkt neben unserem Zelt eine Feuerstelle einzurichten und einen hohen Turm Brennholz aufschichtet, verschieben wir unser Zelt in Windeseile um einige Meter. Wer will schon Löcher im Zelt. Wir gehen noch schnell ein Bierchen trinken und versuchen uns zur Nachtruhe zu begeben. Aber das mit der Ruhe ist so eine Sache. Am Lagerfeuer (es ist nicht das einzige) wird die Gitarre ausgepackt und lauthals gesungen. Obwohl kurz nach Mitternacht die Stimmen rapide rauher werden, kann ich kurz darauf bereits sämtliche Refrains mitsingen. Um 3 in der früh kann ich sogar den gesamten Liedtext und als ich aufs stille Örtchen muss, bin ich nur vom Durchlaufen der Wiese bekifft. Um 4 fangen die ersten an das Bier geräuschvoll wieder von sich zu geben. Um kurz vor sechs stehen wir auf, in der Absicht, das mit viel Gelärme zu verbinden. Die Lagerfeuergruppe schnarcht aber ungerührt rund um ihre Feuerstelle ausgestreckt weiter und ganz Hartgesottene sitzen bereits in ihren Kanus und sind bereit zur Abfahrt. Ich komme mir vor wie eine 80igjährige Volksmusikfreundin auf einem Rockmusikfestival - alt, müde und fehl am Platze. “Ruhe”tage sind, glaub ich, nicht so mein Fall. In den nächsten zwei Tagen mag ich übrigens kein Bier mehr trinken, schon vom Geruch wird mir übel.



23.8.Vyssi Brod-Malonty-Nove Hrady-Gmünd-Schrems-Waidhofen a.d. Thaya 130km



Der nächste Tag beginnt erwartungsgemäß recht zäh, aber die Strasse führt uns ersteinmal relativ eben und schonend von den Seen fort, so dass wir langsam wieder zu uns kommen können. Die Suche nach einem Kaffee gestaltet sich um diese frühe Uhrzeit ziemlich schwierig. So nahe an der östereichischen Grenze scheint es vor allem Puffs und Zahnartzpraxen zu geben. In Nove Hrady, einem hübschen Ort auf einem Hügel gelegen, findet sich dann doch ein Kaffee und weil wir kurz darauf falsch abbigen, sind wir plötzlich in Östereich.
Das macht aber nichts, das Waldviertel gefällt uns sehr gut und ausser einem gelegentlichen Traktor und einer den Hügel hinaufschnaufende Rennradgruppe, begegnet uns kein Mensch. Mittlerweile ist es so heiß geworden, dass mein Kopf im Helm gar gekocht wird, weshalb der Helm auf dem Gepäckträger und der Kopf im nächsten Brunnen landet. In Waidhofen gelangen wir auf den Campingplatz, wo wir neben einem Wohnmobil-Paar, die einzigen Gäste sind. Die Betreiberin schlägt uns vor, unser Zelt unter einem mit einem Holzdach und Wänden versehenen Veranstaltungsraum aufzuschlagen, weil Unwetter erwartet würden. Als wenig später nicht nur kräftiger Regen, sondern auch umherfliegende Baumteile den lauen Sommerabend zu einem jähen Ende bringen, sind wir sehr froh über unseren Standort.



24.7.Waihofen-Gross-Siegharts,Pulkau-Laa a.d.Thaya-Poysdorf-Herrnbaumgarten130km



Über kleine Nebenstraßen wurschteln wir uns nach weiter durch nach Osten. In einer Drogerie versorge ich mich mit Ohrstöpseln, wer weiß ob nicht doch noch einmal ein tschechischer Zeltplatz aufgesucht wird.
Mittags kommen wir dann vom Wald- ins Weinviertel und kreuzen im weiteren Wegverlauf mehrmals den Veltiner-Radweg. Den werbenden Schildern nach zu urteilen, scheint man hier ein wenig auf Radtourismus zu setzen. Diese verkehrsarme und liebliche Gegend eignet sich auch wirklich sehr gut zum Rad fahren und von manchen Hügeln hat man eine schöne Sicht über die Weinberge bis hin zu den Karpaten. In Herrnbaumgarten fahren wir einem Heurigenschild nach, schließlich wollen wir in einer Weingegend auch einmal einen solchen trinken.
Wir gelangen in einen von Weinkellern gesäumten Hohlweg. Dort befindet sich auch der Heurige. Bei uns daheim nennt sich die gleiche Einrichtung übrigens Besenwirtschaft, woanders Straußenwirtschaft. Dort dürfen die Winzer einige Wochen im Jahr konzessionsfrei eigenen Wein ausschenken und einfache Gerichte anbieten, was oft in eher rustikaler Umgebung geschieht. Dieser hier ist urgemütlich, hat aber ausschließlich Freiluftplätze zu bieten, was den Betrieb auf schöne Tage einschränkt. Bald sitzen wir fröhlich mit den Anwesenden plaudernd beim dritten Glas Wein und beginnen uns Gedanken um einen Zeltplatz zu machen. Die Wirtin schlägt vor, die Wiese vorm Weinberg zu belegen, die sanitären Anlagen würde sie dann für uns offen lassen. Dieses nette Angebot nehmen wir dann auch an und zelten mit bester Aussicht direkt unter einem Fahnenmast.



25.7. Herrnbaumgarten-Valtice-Lednice-Velke Bilovice-Hodonin-Straznice-Uhersky Brod-Luhacovice 126km



In der Nacht hat es kräftig geregnet und der Tag beginnt wechselhaft und kühl. Wir wechseln wieder die Grenze nach Tschechien und radeln durch das dortige Wein- und Obstanbaugebiet. Verlockende Düfte hängen in der Luft. Am liebsten würde ich in der nächsten Aprikosen- und Pfirsichplantage verschwinden und solange Obst naschen, bis mir schlecht ist. Verkaufstände für diese Köstlichkeiten kann ich leider erst am nächsten Tag in den Beskiden entdecken. Dafür treffen wir aber einen tschechischen Reiseradler, der ganz begeistert von unseren Lowridern ist. Leider besteht unsere Unterhaltung im wesentlichen aus wildem Gefuchtel und durcheinanderpurzelnden slawischen Sprachbrocken, was ziemlich schnell zu ihrem Ende führt. Schade.
Wir fahren durch eine hügelige Gegend, die bei Sonnenschein vermutlich lieblich, bei dem trüben Wetter aber ein wenig trist wirkt, was sich erst ändert als am frühen nachmittag erneut die Karpaten ins Blickfeld kommen. Des abends findet sich ein schöner Zeltplatz am Rande eines Kurorts im Bergland. Obwohl wir dort nicht die einzigen Gäste sind, können die Ohrenstöpsel in ihrer Packung bleiben. Die singenden Barden ums Lagerfeuer befinden sich am anderen Ende des Platzes und ich muss meine Vorbehalte gegenüber tschechische Zeltplätze wieder revidieren, dieser hier ist sehr angenehm, sogar eine Küche gibt es.



26.7.Luhacovice-Vizovice-Valsska Polanka-Velke Karlovice-Makov-Turzovka-Stara Bystica-Vychylovka 140km



Der nächste Tag führt uns zunächst in die tschechischen Beskiden, wo es nach einem einfach zu fahrenden Anstieg in einem aussichtsreichen Flusstal langgeht. Die Strecke ist auch bei anderen Radlern sehr beliebt, wir sehen zahlreiche Fahradgruppen, die meisten sind mit MTBs unterwegs. Am häufigsten sehen wir allerdings Fahrräder auf Autodächern und zwar so zahlreich, dass, wenn mich jemand fragt, was ich als sehr tschechienspezifisch in Erinnerung habe, mir unweigerlich dieses Bild vor Augen kommt:



Es ist Sonntag und der Ausflugsverkehr ist in vollem Gang. Weil die meisten Tschechen aber eher entspannte Autofahrer zu sein scheinen, ist das angenehmer als befürchtet.
Der heutige Tag ist windig und kalt und wir gönnen uns zur Stärkung Kaffee und Kuchen, was in Tschechien eine sehr leckere und geldbeutelschonende Angelegenheit ist.
Die Slowakei empfängt uns mit einem Partisanendenkmal am Grenzpass und unzähligen Werbetafeln in der nächsten Stadt. Würde ich vom Herstellen dieser Scheusslichkeiten leben, ich würde auf jeden Fall eine Dependance in der Slowakei errichten.
In der nächsten Stadt landen wir fast auf der Autobahn, weil es die auf unserer mittlerweile doch älteren Karte nicht gibt. Vor dem ersten Tunnel drehen wird dann doch lieber um, werden aber noch nicht einmal angehupt, was in Deutschland undenkbar wäre.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz folgen wir dem Schild zu einer “Ranch”, das uns einige Kilometer bergauf schickt, bevor die Straße in einem Wanderweg mündet. Der läßt sich aber gerade so eben auch mit Rennreifen noch fahren und wir kommen vor einem sehr schön gelegenem Berggasthof mit Pferdebetrieb raus. Dort können wir auf der Wiese unser Zelt aufstellen und gegen einen geringen Obulus die Dusche benutzen. Da haben wir einmal wieder einen Zeltplatz mit Spitzenaussicht über die umliegenden Täler und Bergkuppen erwischt! Nur wo die Beskiden anfangen und wo die Karpaten aufhören, habe ich bis heute nicht begriffen.



27.7. Vychylovka-Zakamene-Breza-Namestovo-Trstena-Sucha Hora-Zakopane 122 km



Am nächsten Morgen besuchen wir das nahegelegene Eisenbahn- und Bauernmuseum. Die Dampfwolken der Lock konnten wir am gestrigen Abend aus dem Tal aufsteigen sehen. Leider hat das Museum aber geschlossen und die Lock ist nicht in Betrieb. Weil die Museumsanlage aber trotzdem geöffnet ist, spazieren wir dann ganz alleine im Freichlichtmuseum umher und schauen uns die aufgebauten Überreste eines vom Stausee verschluckten Beskidendorfes an. Auch eine prächtige Dampflock und Sitzwagen der Holzklasse lassen sich am Museumseingang bewundern.
Danach führt unser Weg über eine neugebaute Strasse über die nächsten Berge an einem Stausse vorbei, den man aber kein einziges Mal sehen kann. Von der Existenz dieser Strasse hatten wir am gestrigen Abend erfahren und bereuen unsere Wegstrecke kein einziges Mal. Wie oft hat man eine nagelneue Prachtstrasse mit prima Aussicht schon einmal fast für sich alleine ?
Mittags machen wir am Stausee in Namestovo Station und genießen unser Mittagsmahl am dortigen Ufer. Danach geht es durch verschlafene Orte Richung Polen. Kurz vor der Grenze treffen wir ein spanisches Reiseradlerpärchen, die vor den überfüllten polnischen Straßen in die ruhigere Slowakei geflüchtet sind. Sie warnen uns, dass Zakopane, unser angepeiltes Etappenziel, so voll sei, dass sie sich die Frage stellten ob andere polnische Städte nun komplett entvökert seien.
Zakopane ist nach der Ruhe der letzten Tag dann wirklich ein Schock. Im “Chamonix des Ostens” reiht sich Andenkenbude an Restaurant und auf der Straße kann man den letzten Schrei der polnischen Outdoormode bewundern. Auch an Kirchen zum Erhalt des Seelenheils mangelt es nicht. Aber immerhin sind sämtliche Häuser, selbst die Neubauten, im traditionellen Holzhausstil gehalten, was ich deutlich ansprechender finde als die zahlreichen Betonbunker in vielen Alpenorten.
Unser Zeltplatz liegt zum Glück etwas außerhalb des Trubels und wir genießen unser erstes polnisches Bier der Tour mit Tatrablick.

von: szaffi

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 21.08.09 09:39

Sehr schoene Bilder und Bericht, danke !
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 21.08.09 09:45

Danke für die lobenden Worte. Übrigens habe ich grad festgestellt, dass ich gelegentlich August und Juli durcheinandergewürfelt habe und bitte um Nachsicht.
Fortsetzung folgt

LG nat
von: snowrider

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 22.08.09 18:41

Dein Bericht liest sich wirklich sehr schön, danke dafür,
Gruß Ursel
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 24.08.09 10:48

28.8. :Zakopane-Jablonka-Wilczna-Zawoja-Sucha Beskizka-Zywiec-Czernichow 131km



Bereits morgens kurz vor acht Uhr ist die Ausfallstraße aus Zakopane gestopft voll. Wir stehen tatsächlich schon im Stau, der vermutlich fast bis Krakau geht, da geht diese Bundesstraße nämlich hin. Ein Busfahrer läßt mir freundlich den Vortritt, als ich an einer Abzweigung den Anschluss an Micha verpasst habe. Wir biegen auf eine kleine Straße ab, die wieder bergwärts in mehrere kleine Ferienorte führt. Eigentlich hat man dort während des ganzen Anstiegs eine wunderbare Panoramasicht auf die Tatra, aber im Minutentakt vorbeischnellende Auto verstellen oftmals die Sicht und machen das ganze zu einem zweifelhaften Vergnügen. Der Verkehr nimmt erst ab, als wir den letzten Fereinort hinter uns gelassen haben.
Wir fahren nun in die polnischen Beskiden und die Straßen führen uns abermals durch eine bewaldete Hügellandschaft. Hier ist deutlich mehr Betrieb als auf der slowakischen Seite, was allerdings nicht verwundert, wenn man bedenkt, wie wenig Bergland Polen im Vergleich zur Slowakei im Verhältnis zur Gesamtfläche des Landes aufzuweisen hat. Berge sind hier eine touristische Attraktion, was in den Nachbarländern nur in bestimmten Gebieten der Fall ist.
Mitten im Gehügel treffen wir einen polnischen Radfahrer der mit folgendem Gefährt unterwegs ist:



Hinten im Wagen ist eine ganze Hundemeute untergebracht, die relativ kraftaufwändig den Berg hochgeschoben werden müssen. Das ist wahre Tierliebe, während sich das Herrchen abrackert, haben die Herrschaften im Anhänger ein beques, wenn auch enges Leben. Ich behaupte wirklich nie wieder ich hätte viel Gepäck dabei! Da sind wir vergleichsweise doch sehr leichtgewichtig unterwegs und mitgeführtes getier beschränkt sich auf leichtgewichtige Exemplare, wie Käfer oder Zecken.
Etwa 30 km vor Zywiec und dem angrenzenden See führt einen die Straße wellenförmig bergauf und bergab. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch psychologisch nicht sehr aufhellend, weil man glaubt es ginge zum See eher bergab und man deshalb nicht mehr auf steile Anstiege eingestellt ist. Dafür saust uns bergauf eine ganze Reiseradlergruppe entgegen. Hinter Zywiec



zelten wir dann in Czernichow direkt am See und genehmigen uns eine Kostprobe des einheimischen Gerstensaftes.



29.8.Czernichow-Porabka-Kety-Brzezczce-Gora-Wola-Bierun-Tychcy 72 km



Heute steht nur ein halber Tag Fahrtzeit an, weil wir nach Tychy nicht sehr weit und obendrein auch noch überwiegend bergfrei zu fahren haben. Wir verlassen den See und die Berge in Nebel gehüllt zurück und begeben uns ins oberschlesische Flach- und Hügelland. Weil der Verkehr auf den größeren Straßen sehr dicht ist, weichen wir gelegentlich auch auf Waldwege aus.
Das Konzentrationslager Auschwitz besuchen wir nicht, auch wenn wir nicht weit davon entfernt sind. Ich habe bereits eine solche Anlage besucht und mir reicht es vollkommen mir vorzustellen, dass die hiesigen Wälder mit der Asche unzähliger Leichen gedüngt wurden.
Besagte Wälder sind aber nicht nur sehr dicht, sie sind auch sehr mückenreich, weshalb häufiges Stehenbleiben nicht zu empfehlen ist. Wir finden aber einen kleinen See, an dem ein angenehmer Wind alle Stechmücken wegbläst und lassen uns dort für eine Weile nieder. Zahlreiche Haubentaucher, Fischreiher und andere Wasservögel treiben sich hier herum und sorgen für ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm. Zwei ältere Herren, schieben Fahrrad und Angelzubehör an uns vorbei und sind ganz erstaunt hier Touristen anzutreffen.
In Tychy angekommen bummeln wir noch über den Markt und würgen uns dann durch die Stadt. Den Versuch die offiziellen Radwege zu fahren geben wir bald auf, die Bordsteinkanten sind einfach zu hoch für Rennreifen und das Fortkommen dauert zu lange.
Dank unseres elektronischen Helferleins finden wir dann relativ problemlos unsere Zieladresse, was großes Erstaunen bei unseren Gastgebern hervorruft.



30.8. Pausentag in Tychy in netter Gesellschaft





31.8.Tychy-Rybnik-Rudultowy-Wodicslav Slansky- zur Oder und wieder züruck-dann statt nach Ratibor wieder nach Tschechien-Hlucin 129 km



Wir schlenkern ein wenig durch Oberschlesien, das “Ruhrgebiet Polens”. Dabei versuchen wir auf kleine Straßen, Feld- und Waldwege auszuweichen, weil der Verkehr sehr stark und die Straßen teilweise sehr eng und in schlechtem Zustand sind. Heute ist mein Pannentag: Ich habe vier Platten zu beklagen, die allesamt von Durchschlägen herrühren. Ich traue mich kaum noch ein akzeptabeles Tempo zu fahren um nicht mit voller Geschwindigkeit ins nächste Schlagloch zu semmeln. Ausweichen geht nicht immer, weil man alternativ unter einem LKW zu liegen kommt. Unsere Schläuche gehen langsam aus, denn die Flicken wollen nicht halten und wir haben nun einmal keine Ortliebtasche voller Ersatzschläuche dabei. In Rybnik stocken wir deshalb unsere Schlauchvorräte auf, was sich als sehr gute Idee erweist, weil noch weitere Plattfüsse folgen.
Vor Ratibor endet unsere Straße am Steilufer der Oder. Leider fehlt die Brücke, weshalb wir wieder retour fahren müssen und unseren Weg nach Tschechien leiten, wo die Straßen besser und der Verkehr geringer ist. In Tschechien angekommen, ist gerade ein Dorffest und wir genehmigen uns dort eine frisch gegrillte Makrele in netter Atmosphäre. Danach steuern wir den Zeltplatz von Hlucin an, der sehr schön an einem See gelegen ist. Dort findet ein Rockkonzert statt, das aber bereits begonnen hat. Angenehme Musikklänge zum Sonnenuntergang am See : was will man mehr am Ende eines Reisetages!



1.9. Hlucin-Opowa-Brunthal-Hanousovice-Stronie Slanskie 167 km



Die aalglatte tschechische Bundesstraße führt uns schnell und verkehrsarm über eine hügelige Landschaft und ins nächste Bergland. Eine tschechische Fahrradgruppe rauscht freundlich grüßend an uns vorbei, als wir später wieder aufschließen, biegen sie allerdings ab.
Auf den letzten 40-50 km wartet unsere Route dann noch mit zwei Pässen auf, die deutlich höher sind als erwartet, was kein Wunder ist, denn wir fahren durch ein Skigebiet. Die Orte sehen im Sommer allerdings eher verlassen aus. Schön zu fahren ist die Strecke aber auf jeden Fall, der Grenzpass nach Polen zieht sich in Serpentinen den Berg und hoch und wir haben die bestens asphaltierte Strasse ganz für uns alleine. In Polen angekommen, wird der Straßenbelag abrubt holpriger. Autos sind aber auch dort keine unterwegs. Wir zelten dann im nächsten Ferienort auf der Wiese hinter einem Hotel.



Fortsetzung folgt in Kürze
von: gatzek

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 25.08.09 07:51

Hallo Natash,
ein schöner Reisebericht. Einige Orte kenne ich von früheren Wanderungen. Speziell den Beskiden- Grenzweg zwischen Polen und der Slowakei, bis nach Zakopane hinein. Damals gab es noch den "Wanderweg der Freundschaft", beginnend in Eisenach bis nach Budapest. Auch Deine Fotos finde ich sehenswert.
Gruß, Gatzek.
von: cyclemax

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 25.08.09 08:07

Kompliment!
Diese Tour ist schon beeindruckend - und auch beeindruckend bebildert.

Wenn ich so sehe, welche Tagesleistungen Ihr mit komplettem Gepäck realisiert, wächst mein Respekt noch. Entweder fahrt Ihr sensationelle Schnitte, oder Ihr seid schon recht früh unterwegs (oder fahrt bis zum letzten Sonnenstrahl).
Ich muss gestehen, dass ich vor 9 Uhr morgens kein Bein aufs Pedal hebe, ausgiebige Pausen an schönen Stellen einlege, und schon nachmittags gerne Quartier beziehe. Da komme ich natürlich nie und nimmer auf 100km plus x Tagesleistung.

Deshalb ist mein Respekt vor dem, was Ihr alles erradelt habt, umso größer. Vielleicht sollte ich auch mal früher aufstehen! schmunzel

Gruß
Christoph
von: mgabri

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 25.08.09 10:13

In Antwort auf: cyclemax
Vielleicht sollte ich auch mal früher aufstehen! schmunzel
Hallo Christoph,
das ist der Schlüssel. Wir sind an den Zeltplätzen so um 7:30...8:00 los, bei den Wiesen früher. Natürlich kommen danach die Stopps in diversen Bäckereien und Cafes.
von: Uwe Radholz

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 29.08.09 20:05

Hallo, schöner Bericht mit für mich einigem Wiedererkennungswert. Wir, meine Frau und ich, sind allerdings nur bis ins tschechische gekommen. Und meine Lust, mal wieder länger im Osten zu touren, ist eher gewachsen. Durch Euren Bericht dann grad noch mehr.
Aber auch wenn wir nicht so weit gekommen sind, wie Ihr, so hatten wir aber nur einen halben Regentag und eine Nacht, was nach den gefühlten drei Wochen Schneeregen im Juli des vergangenen Jahres schon gut zu leiden war.
Was die 20 Euronen für einen CP betrifft, von denen Ihr berichtet - in Regensburg mussten wir 24 ablegen. Ich glaube, langsam werde ich so auch noch zum Wildcamper

LG Uwe
von: malte 68

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 30.08.09 10:17

moin natalie

sehr erfreulich zulesen dein bericht. auch das revier (grenzgebiet polen/tschechien/deutschland) ist gut gewählt, von berlin aus schön an nem verlängerten wochenende zu erradeln (nicht grade zakopane), weshalb es mir recht vertraut ist.
was die kilometerleistungen pro tag angeht, so finde ich sie auch solide: ich liege meist so bei 100-130km pro tag, was tatsächlich meiner begeisterung für nen ruhigen aufbruch geschuldet ist. komme selten vor 10uhr los, habe dann aber auch ordentlich müsli und tee gefrühstückt, so dass der erste körper-erzwungene längere aufenthalt gen späterem mittag erfolgt. wer längere etappen fahren will muß entweder früh los oder lange fahren (beides geht natürlich auch). letzteres ist eher meins, da ich die abendsonne sprich die 3 stunden vor sonnenuntergang als die schönste radzeit des tages empfinde: warmes licht, weniger wind, verkehr läßt nach und der "tagessoll" ist erfüllt. morgens ist auch schön, erlebe ich nur leider zu selten schmunzel .

gruß malte
von: Krakonos

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 31.08.09 11:47

In Antwort auf: cyclemax
Kompliment!
Diese Tour ist schon beeindruckend - und auch beeindruckend bebildert.

Wenn ich so sehe, welche Tagesleistungen Ihr mit komplettem Gepäck realisiert, wächst mein Respekt noch. Entweder fahrt Ihr sensationelle Schnitte, oder Ihr seid schon recht früh unterwegs (oder fahrt bis zum letzten Sonnenstrahl).


Naja, so um die 130km ist auch so mein Tagespensum, zumindest wenn ich ohne Kinder unterwegs bin. Halbwegs zügig fahren sollte man schon, aber rasen muss man nicht. Eine ausgedehnte Mittagspause ist auch noch drin. So 70km vor dem Mittag und den Rest danach erachte ich als perfekt. Da kann man es nachmittags ruhig angehen lassen.
Ach so zum Thema: Ein sehr schöner Bericht. Tschechien ist einfach ein tolles Land zum Radreisen. In Polen bin ich noch nicht so oft geradelt.

Georg
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 12:07

Hai allerseits,
das mit den Tagesleistungen ist bei uns sehr verschieden und oft auch eine Frage von Wetter, Strassenzustand, Höhenmetern und Lust. Deshalb sind Kilometerangaben eigentlich nur begrenzt aussagekräftig. Micha und ich fahren eher gemütlich (so um 19,x km /h in hügeligem Terrain), wobei "gemütlich" natürlich eine Frage der Definition ist. Ein anderer in Baden ansässiger Reiseradler hat in 3 Tagen weniger in der gleichen Region 1000 km und viele 1000 hm mehr abgeradelt als wir. Wieder andere fahren 50km am Tag flach und besichtigen dabei lieber 20 Kirchen und haben auch ihren Spass. Vergleiche sind also immer schwierig.
Ich brauche mindestens 1-2 Kaffees am Tag und wir sind überwiegend Selbstversorger weshalb wir ziemlich viel Lebensmittel und Kochuntensilien mitschleifen. Das drückt nicht nur das Tempo, sondern begrenzt auch die Zeit, weil die abendliche Kocherei Zeit in Anspruch nimmt. Dafür sitzen wir gerne so ab halb 8 , 8 auf dem Rad. Alles in allem bezeichne ich unsere Art zu Reisen als "Komforturlaub", wobei dieser Begriff bestimmt für andere anders belegt ist.
Dass Du gerne in Tschechien unterwegs bist, legt ja schon Dein Forumsname nahe, zumal Dein Wohnort ja nicht weit entfernt ist.

Soweit so gut : weiter gehts

2.8.Stronie Slanskie-Ladek Zdroij-Zelasno-Klodzko-Szczytna Dolina-Kubin-Klodzki-Kudowa Zdroj-Nachod-Ceska Skalice 102 km



Am nächsten Morgen ist es recht frisch, allerdings haben wir auch in beachtlicher Höhe genächtigt. Eine schöne Abfahrt führt uns in den nächsten Ort, wo wir allerdings wegen der Frühe der Zeit noch keine Frühstückszutaten auftreiben können. Die von uns angepeilte Route können wir wegen einer Straßensperrung nicht fahren. Und weil wir uns im Bergland befinden und zu befürchten steht, dass hier mal wieder eine Brücke repariert werden muss, sehen wir auch von dem Versuch ab, es trotzdem zu probieren. Wir nehmen also doch die Bundesstraße, die aber an einem Sonntagmorgen nicht sehr stark befahren ist. Ich hoffe, dass alle potentiellen Automobillenker den Tag betend in der heiligen Messe verbringen mögen, je länger und ausgiebiger desto besser. Welcher Heilige wohl gegen Plattfüsse am Fahrrad hilft? Während mir derlei Gedanken durch den Kopf gehen und der leere Magen vornehmlich knurrt, passieren wir mehrere Ski- und Kurorte. In einem Dorfladen, der vor allem Alkoholika verkauft, die Kunden feiern ihre eigene Messe auf den Holzbänken dahinter, erstehen wir etwas altbackenes Gebäck . Mit dessen Hilfe lassen sich die Mägen bis Klodzko in Schach halten, wo eine Bäckerei geöffnet hat. Nach kurzer Stadtbesichtigung, es gibt eine Festung, natürlich eine prächtige Kirche und außerdem eine sehr hübsche Innenstadt, fahren wir auf kleinen Strassen Richtung Westen. Zufällig führt hier auch eine Radroute entlang und wir treffen viele Rennradler und Moutainbiker, die uns fröhlich zu winken.
Später gibt es einen längeren Anstieg in ein beliebtes Klettergebiet, das leider auch gerne mit dem Auto angefahren wird und eine rauschende Abfahrt in den Kurort Kudowa Zdroij, hinter dem wir wieder die Grenze nach Tschechien überqueren.
Bis wir am See von Ceska Skalice unser Zelt aufschlagen können, müssen wir ein Stück auf der Europa-Straße fahren. Die hat aber einen breiten Seitenstreifen und wird auch von etlichen anderen Radlern genutzt, so dass die Fahrt dort angenehmer wird, als befürchtet.



3.8.Ceska Skalice-Dvurkralove-Mostek-Jilemnice-Jablonek nad Jizerou 80 km



Die Nacht über hat es ausgiebig geregnet und weil unsere Unterlegplane mittlerweile undicht geworden ist, liegen morgens meine Füsse im Wasser. Während ich fluchend die Campingutensilien zusammenräume, sticht mich eine Wespe, die unter dem Zeltbloden Zuflucht gesucht hat in den Knöchel. Und weil es dann auch noch immer noch regnet, ist bei unserem Aufbruch meine Laune nicht gerade prächtig. Am Tag zuvor hatten wir geplant ins Gebirge zu fahren. Krkonoss steht da in unserem tschechischen Autoatlas und die Schummerung sieht sehr verlockend aus. Dass es sich um das Riesengebirge handelt, begreifen wir erst im Laufe des Tages peinlich und weil sich dort die Wolken hartnäckig halten, sehen wir von einem kleinen Gipfelabstecher ab. Nass sind wir zwar ohnehin, aber Nässe gepaart mit Kälte und einer nicht vorhandenen Aussicht sowie einer glitschigen Abfahrt gehört zu den Vergnügungen auf die wir getrost verzichten können. Wir halten uns weiter unten und begegnen in den Schluchten der Iser langfahrend sogar mehreren anderen Reiseradlern.
Am Nachmittag schlagen wir auf einem hübschen Campingplatz direkt am Fluss unser Zelt auf und weil die Sonne herauskommt, bekommen wir sogar noch unsere Sachen getrocknet und können noch einen netten Ausflug in den nächsten Ort einlegen. Auf der nagelneuen, in einem Gartengeschäft erstandenen Plane steht unser Zelt jetzt natürlich besonders gut und trocken.




4.8.Jablonek nad Jizerou-Bily Potok-Frydlant-Zgorzelec-Görlitz-Thräna 118 km



Der nächste Morgen hüllt sich in Nebel, was den Schluchten entlang der Iser eine geheimnisvolle Stimmung verleiht. Ich frage mich wie viele Sagengestalten an milchigen Nebeltagen und in düsteren Winternächten enstanden sind. Bald schlängelt sich unsere Route an hübschen Holzhäuschen vorbei bergan zu einem Bergsee, der in einer nördländisch anmutenden Nadelwald- und Heidelandschaft liegt. Ein kalter Wind bläst uns von vorne ins Gesicht, während immer dichtere Nebelschwaden heranziehen. Dafür haben wir diese idyllisch gelegene Straße ganz für uns alleine, erst bei der Abfahrt hechelt uns eine Gruppe auf rollenden Langlaufskiern entgegen.
In Frydlant angekommen, legen wir eine längere Pause mit Abstecher zu dessen geschichtsträchtigem Schloss ein und wenden uns dann auf kleinen Strassen wieder Richtung Polen. Dort fahren wir über die Brücke nach Görlitz und dann Richtung Norden in die Oberlausitz. Nach den ersten 3 Kilometern auf deutschem Boden werden wir mehrfach von wild hupenden Kraftdroschkenlenkern des Radwegs verwiesen. Wir fühlen uns herzlich willkommen und beschließen den nächsten Abend wieder im fahrradfreundlicheren Tschechien zu verbringen.
Unser Campingplatz bei Thräna hat eine radwegbegeisterte Besitzerin, die gar nicht verstehen kann, dass man lieber auf der Straße fährt und die uns einen zentnerschweren Stapel mit Broschüren über die Schönheiten der Region zukommen lässt. Ich bin allerdings vor allem von dem Werbeetat des sächsischen Fremdenverkehrsamtes beeindruckt. Druckreibesitzerin in Sachsen zu sein, scheint mir eine wirklich lohnenswerte Angelegenheit.



4.8.Thräna – Mücka- Uhyst-Neschwitz-Göda-Wilthen-Steinigtwolmsdorf-Sluknov-Brtniki-Kyjov-Doubice 127 km



Die Broschüren zeigen Wirkung. Wir wollen nun doch ein paar von den Seen anschauen und hoffen ausserdem vielleicht einen Blick auf einen Seeadler erhaschen zu können, die es, laut Broschüre, hier in größerer Anzahl geben soll. Einige Kilometer hinter Thräna weicht das Hüggelland einer komplett flachen, bewaldeten Ebene, die meisten Seen liegen im Wald verborgen. Auch wenn man jetzt einmal ordentlich Tempo machen könnte, so bleibt uns ein solches Vergnügen auf den holprigen Radwegen nicht vergönnt, weshalb wir beschließen bald wieder auf die Straße zu fahren. Verkehr ist ohnhehin so gut wie keiner und warum die einheimischen Autofahrer dermaßen penetrant auf eine Radwegbenutzung pochen, ist mir vollkommen rätselhaft. Vielleicht haben wir aber auch einfach nur Pech und begegnen heute nur engstirnigen Leuten.
Am Stausee von Uhyst führt eien nagelneue babypopoglatte Radautobahn um den See, wo man einen wunderbaren Blick auf das Kraftwerk Boxberg hat. Angesichts dieser Idylle müssen wir glatt eine wohlmundende Kuchenpause auf einem frisch gezimmerten Picknickbänkchen einlegen.
Wir haben nun doch genug vom Flachland und wenden uns wieder Richtung Süden, wo wir kurz vor Bautzen nicht nur ein paar ansehnliche Hügel, sondern auch einen Seeadler zu Gesicht bekommen.
Die Landschaft gefällt mir nun eindeutig besser, hübsche Orte schmiegen sich in die Hügel, die Straße führt kurvenreich auf und ab und interessante Veranstaltungen gibt es auch.



Bei Wilthen biegen wir zwecks Umgehung der stark befahrenen Bundesstraße auf einen geschotterten Waldweg ab, der immer steiler bergauf führt und bald mit beladenen Rädern auf Rennreifen nicht mehr zu fahren ist. “Pumphutsteig” lese ich auf einem Schild und wuchte mein Gerümpel wild fluchend hinter Micha den Berg hoch. Das nächste mal nehme ich weniger Gepäck mit, ganz bestimmt! Wir kommen aber wieder auf eine halbwegs fahrende Straße, wohingegen der Grenzübergang nach Taschechien wieder ein holpriges Wegchen ist, was abermals ein Reifenopfer fordert.
Danach geht es auf kleinen Straßen mit steiler Straßenführung und unsäglich schlechtem Belag viel auf und ein wenig abwärts in den Naturpark Böhmische Schweiz. Die engen finsteren Schluchten, der dichte Wald, die vielen Felsen und die urigen Holzhäuschen sind diesen Abstecher aber auch wirklich wert. Nur ein Laden ist nirgendwo zu finden, weshalb wir zum Abendessen ein Restaurant aufsuchen, in dem sogar vegetarische Gerichte angeboten werden, die sehr schmackhaft zubereitet sind.
Danach finden wir einen guten Zeltplatz auf einem abgeernteten Feld am Rande des Naturparks mit Berggblick. Ein hyperaktiver Rehbock röhrt uns in den Schlaf.



Fortsetzung folgt in Kürze
von: Falk

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 13:27

Huch, das Riesengebirge zu übersehen, das ist mal was neues. Klar, dass der Chef der Berge gnatzig reagiert und es mit Sonne Essig ist. Vielleicht solltet Ihr einen Schlesier mitnehmen, die kennen sich in der Gegend aus?

Ach ja, die Glasperlenmacher wohnen besser in Jablonec mit c. Mit k bekommt man beim Lesen einen Hustenanfall.

Falk, SchwLAbt
von: Krakonos

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 13:43

Ha, da kommen ja richtig heimatliche Gefühle auf. Habt ihr die Adersbacher Felsen besichtigt? Schade, dass ihr das Riesengebirge ganz rechts liegen gelassen habt. Auch wenn das Isertal sehr schön ist, kann der Verkehr dort nervig werden. Ein Umweg über Benecko, Vitkovice, den Rezek und Rokytnice hätte vielleicht gelohnt. Oder vorher schon über Pec und dann auf Fahrwegen über die Bodenwiese nach Spindlermühle. Das habe ich allerdings mit dem Rad auch noch nicht probiert, sollte aber möglich sein... Ach ich sehe schon, muss da einfach mal wieder hin schmunzel.
Ja die Strecke vom Schluckenauer Zipfel durch die Böhmische Schweiz ist toll. Aber auch die Lausitzer Teich- und Heidelandschaft nördlich von Bautzen, die ihr so schnell wieder verlassen habt, ist sehenswert, wenn auch ganz anders. Es handelt sich dabei zum Teil um ein Biosphärenreservat und Wölfe in Form des "Milkeler Rudels" gibt es dort auch, wenngleich man die natürlich nicht zu sehen bekommt, dafür sind sie zu scheu. Die Gegend ist übrigens auch wunderbar für eine Radtour mit Kindern geeignet. Wahrscheinlich muss man sich dort aber tatsächlich etwas gemächlicher bewegen, kleine, häufig schlammige Wirtschaftswege fahren und häufiger Pause machen und auch mal zu Fuß gehen. Übrigens ist das auch eine Gegend, in der z.T. noch sorbisch gesprochen wird.

Georg
von: Krakonos

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 13:52

In Antwort auf: falk
Huch, das Riesengebirge zu übersehen, das ist mal was neues. Klar, dass der Chef der Berge gnatzig reagiert und es mit Sonne Essig ist.

Och, so böse habe ich doch gar nicht reagiert, zumindest hier im Forum, oder?

In Antwort auf: falk

Ach ja, die Glasperlenmacher wohnen besser in Jablonec mit c. Mit k bekommt man beim Lesen einen Hustenanfall.


Tja Falk, so ganz richtig liegst Du jetzt aber auch nicht. Mit der Glasperlenstadt meinst Jablonec nad Nisou/Gablonz an der Neisse, welches ja für seinen Glasschmuck berühmt war (u.a. ursprüngliche Heimat von Swarovski). Natash schrieb aber von Jablonec (mit dem "k" hast Du natürlich trotzdem recht) nad Jizerou/Jablonetz an der Iser. Das ist nur ein kleines Dorf im Isertal. Nicht besonders hübsch, aber hübsch gelegen. Keine Ahnung, ob es dort auch Glasbläser gab. Ein gutes Stück oberhalb Richtung Vysoke liegt Sklenarice (Hacek bitte in Gedanken dazufügen) zu deutsch Glasersdorf. Da gab es sicher auch Glasbläser, aber Du hast ganz sicher die Stadt Gablonz gemeint. Auf tschechisch schreiben sich übrigens beide gleich bis auf den Fluss-Zusatz.

Georg
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 15:26

Hey Falk,
wir haben das Riesengebirge nicht übersehen, obwohl es an diesem Tag tatsächlich nicht zu sehen war (wegen des Nebels). Eben deswegen sind wir nicht mehr dort rein gefahren, was bei schönem Wetter anders gewesen wäre. Und wie dieses Gebirge auf tschechisch bzw. polnisch heißt, wußte ich tatsächlich nicht. Umgekehrt weiß ich von einem Großteil der von uns durchquerten Gebirge nicht, wie sie eigentlich auf deutsch heißen, was aber den örtlichen Bergchefs ziemlich egal sein dürfte. Ein (Ober-)Schlesier war bei der Tour zufälligeweise dabei zwinker
Es gibt übrigends 2 Orte namens Jablonec in dieser Gegend, wir waren im südöstlicheren davon (wie bereits festgesteltt der an der Iser). Den Verkehr fand ich übrigens in der ganzen Ecke äußerst spärlich und nach dem in Polen eine echte Erholung.
Zur Oberlausitz: Ich bin kein Fan von Flachland, Biospährenreservat hin oder her. Ich mag auch das Rheintal nicht besonders,da kann der Tabak noch so hübsch blühen. Wenn ich die Wahl habe, dann ziehe ich Hügel und Berge vor, ich fühle mich da einfach wohler. Begründen kann ich das nicht. Die Oberlausitzer, Sorben oder nicht, haben übrigens überhaupt nicht mit uns gesprochen, auch nicht wenn man nach dem Weg gefragt hat, was uns noch in keiner anderen Gegend passiert ist.
Tippfehler sind tatsächlich trotz 3 fachen Lesens noch jede Menge im Text, das bitte ich zu entschuldigen, Absicht ist es nicht. Dass man im Forum keine fremden Schriftzeichen verwenden kann, entsellt ohnehin einen Großteil aller Ortsnamen, aber damit muss man halt leben.
Gruß Natalie
von: Falk

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 17:05

Das mit dem Oberschlesier weiß ich, sonst hätte ich gar nichts gesagt...

Ein paar Zeichen gehen doch, š und ž, Krkonoše ist also darstellbar. Polnisch müsste das Riesengebirge Karkonosze heißen.

Falk, SchwLAbt
von: h.g.hofmann

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 04.09.09 17:58

In Antwort auf: falk


Ein paar Zeichen gehen doch, š und ž, Krkonoše ist also darstellbar. Polnisch müsste das Riesengebirge Karkonosze heißen.

Mann, bist Du heute wieder streng.
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 18.09.09 11:24

Hallo allerseits,

alles hat einmal ein Ende, so nun auch dieser Bericht, wenn auch bestimmt wieder mit Tippfehlern zwinker

6.8.Doubice-Chribska-Jetrichovice-Ruzova-Hrensko-Decin-Usti n/L-Chuderov-Chlumec-Chabarovice-Modlany-Teplice-Oldrichov 97 km



Wir beschließen die letzten Tage der Tour gemütlich ausklingen zu lassen . Zunächst einmal geht es weiter durch die fantastische Landschaft der böhmischen Schweiz. Die engen Strassen sind morgends menschen- und autoleer, die Schluchten so eng und tief, dass bisweilen kein Lichtstrahl auf den Boden kommt. Rechts und links der Strasse türmen sich im Wald bizarre Felsformationen empor, während sich unsere Route beständig auf und ab windet. Mehrfach habe ich bei abfahren das Gefühl in ein finsteres Loch zu fallen und bin jedesmal erstaunt, dass es dann immer noch tiefer geht und noch tiefer. Bergauf kann man sich dann wieder aufwärmen, über Schlaglöcher fluchen und in aller Seelenruhe die Landschaft betrachten – zumindest wenn man so langsam fährt, wie ich das tue.
Nach einigen Kilometern tut sich endlich ein Dorfladen auf, der uns nicht nur frische Brötchen verkauft, sondern bei dem wir auch den Frühstückkaffee einnehmen können. Danach kommen wir von der beschaulichen Stille des Waldes in rummelige Touristenorte, wir nähern uns der Elbe. Die schöne Schlucht ist zugestellt mit Geschmacklosigkeiten aller Art, auch chinesische Haute Couture kann man hier erstehen. Einen Kaffe später sitzen wir dann wieder auf dem Rad und fahren parallel zur Elbe nach Decin, wo man ausnahmsweise einmal richtig schön Tempo machen kann kann. Dort folgt dann eine kleine Stadtrundfahrt, Lebensmittel füllen wir ebenfalls auf. Dann begeben wir uns für ein kurzes Stück auf die Bundesstrasse Richtung Teplice, das geht zwar ganz gut, ist aber trotzdem mehr etwas für den schnellen Transit. Zeit haben wir aber genug, weshalb wir auf kleine Nebenrouten ausweichen. Das ist zwar mit vielen zusätzlichen, steilen Höhenmetern verbunden, entschädigt dafür aber mit schönen Ausblicken und himmlischer Ruhe.
Wir fahren nun durch ein ehemaliges Bergbaugebiet, womit wir sämtliche Tourismusanlagen hinter uns gelassen haben.
Die Zeltplatzsuche für den Abend gestaltet sich schwieriger als gedacht. Am Badesee von Oldrichov findet sich dann doch ein Campingplatz. Nach einem erfrischendem Bad im See trifft noch ein weitere deutscher Radfahrer ein, der aus Tübingen stammt. Mit ihm verbringen wir fröhlich plaudernd den Rest des Abends bei allerlei Getränken. Später kann dank der in Östereich erstanden Ohrstöpsel, selbst die ausschweifend feiernde Motoradgruppe aus den Niederlanden unserem Schlaf nichts anhaben



7.8.Oldrichov-Hrob-Mikulov-Zinnwald-Geising-Bad Gottleuba-Berg-Giesshübel-Rathen-Hohnstein 89 km



Der nächste Morgen bringt das direkt einen Schock. Kaum haben wir unsere Habseligkeiten verpackt, kommt der tübinger Fahrradkollege vom gestrigen Abend angelaufen und beklagt den Verlust seines Fahrrads. Wir suchen dann die komplette Umgebung des Campingplatzes ab, können aber leider nichts finden, das Fahrrad ist wohl schon auf dem Weg zu seinem neuen Besitzer. Was für eine unerfreuliche Art eine Radreise abzuschließen, ich bin heilfroh, dass unsere Räder noch da sind, obwohl wir sie vollbepackt und unabgeschlossen nur an einen Baum neben das Zelt gelehnt haben. Vielleicht sind wir ja doch zu leichtsinnig.
Bedrückt lassen wir nach einigem hin und her den nun fahradlosen Kollegen zurück. Ich hoffe, dass das Rad vielleicht doch noch aufgetaucht ist, viel Hoffnung mache ich mir diesbezüglich aber nicht.

Wir fahren nun bergan in die Deciner Berger und Richtung deutsche Grenze. Die Auffahrt gefällt mir ausgesprochen gut, der Verkehr ist auch kaum der Rede wert. Auch hat man hier schon etwas von der Erfindung der Serpentine gehört, weshalb es nicht nur halbwegs gemäßigt steil bergan geht, sondern man auch schöne Ausblicke in den Kurven genießen kann. Den Frühstückskaffee nehmen wir in einer Pension ein, die augenscheinlich ein beliebter MTBer Treffpunkt ist. Der Wirt schenkt uns zum Abschied sogar noch eine Fahrradkarte, unbeeindruckt von der Tatsache dass man den Haupteil der vorgeschlagenen Routen nur ungerne mit einem vollbepackten Reiserad auf 25mm breiten Reifen antreten möchte.
Oben angekommen, gelangt man auf eine hügelige Hochebene, die mit viel Nadelbäumen und einer heideähnlichen Vegetation bestückt ist. Hinter der Grenze folgt dann eine berauschene Abfahrt, die nur durch einen löchrigen Reifen kurz gestoppt wird. Eigentlich habe ich erwartet nun wieder in eine Touristenecke zu kommen, aber die Orte sind allesamt relativ ruhig und leer, was man leider nicht von den Strassen behaupten kann.
Wier drehen eine kleine Extrarunde, weil wir hoffen, an den auf der Karte verzeichneten Stausee zu kommen, aber das scheint ohne längeren Fußmarsch nicht möglich zu sein. Dafür besichtigen wir einen sehr hübschen Wasserfall, in dem lediglich ein paar jugendliche Wasserratten herumplanschen. Im Schwarzwald hätte man hier mindestens 3 Andenkenbuden, einen Parplatz und 2 Gasthäuser errichtet, hier weist hingegen lediglich ein kleines Schildchen auf die Sehenswürdigkeit hin.
Als wir uns wenig später der Elbe nähern, holt uns auch wieder der Touristenrummel ein. Vorher haben wir aber einen sehr schönen Blick auf die diversen Felsformationen der Umgebung. Das läßt mich fast verzeihen, dass ich mich über die ein und andere Kopfsteinpflasterstraße quälen darf. Wenn ich in Sachsen wohnte, würde ich vermutlich auch vorwiegend ein breitreifiges Rad fahren.
Nach einer Kaffeepause queren wir die Elbe und fahren auf der anderen Seite wieder bergauf, was mit weiteren schönen Ausblicken belohnt wird. Leider finden wir den Zeltplatz von Hohnstein erst nach mehrfachen Extrarunden, was uns ein paar zusätzlich gefahrene Höhenmeter einbringt.



8.8.Hohnstein-Dresden - nicht ganz der direkte Weg: 64 km



Heute abend geht unser Nachtzug aus Dresden, wir haben also unendlich viel Zeit, weil Dresden nur einen Fliegenschiss entfernt ist. Wir begeben uns also ersteinmal in den Wald, um wenigstens einige der schönen Felsformationen bewundern zu können. Hier fahren wir dann kreuz und quer den ein oder anderen Waldweg, entgegenkommende Wanderer grüßen freundlich. Dann ist die ein oder andere Schiebepassage angesagt, was aber nichts macht, wir haben ja Zeit. Froh bin ich über diesen Abstecher allemal, nur auf der Strasse hätten wir nicht halb soviel gesehen.
Später fahren wir dann auf den Elberadweg, drehen eine unfreiwillige Sonderrunde durch Pirna und laufen dann am späten Mittag in Dresden ein.
Nach kurzer Stadtbesichtigung steuern wir den Globetrotter an, weil mir der Verschluss meiner Schlafsackhülle gebrochen ist, um für Ersatz zu sorgen. Dort begegnet uns, die Welt ist ja bekannlich ein Dorf, ein uns bekanntes Forumsmitglied, mit dem wir den Rest des Tages in einem Biergarten verbringen, bevor wir ein weiteres heimsuchen.
Viel zu schnell vergeht die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, in dem zwei penetrant zeternde Amerikanerinnen sämtlichen Mitreisenden die Nacht vergällen. Der Schaffner bewahrt bewundernswerte Ruhe – ich hätte die Damen unsanft vor die Tür gesetzt.



Insgesamt hat mir unsere Tour sehr gut gefallen, auch wenn unzureichende Vorplanungen die ein oder andere Überraschung bereithalten. Wir werden dennoch nach wie vor nicht zu den Leuten gehören, die jede Etappe ihrer Tour vorplanen, mir ginge dabei ein wesentlicher Reiz des Radreisens verloren. Und der besteht für mich auch in den unerwarteten Gegenden, Orten und Begegnungen.
Weshalb ich auch ein vorherigen Buchen der Rückfahrt das nächste Mal eher vermeiden möchte. In diesem Urlaub wären wir dann nämlich wieder heim geradelt, was der Urlaubstour dann freilich wieder eine andere Wendung gegeben hätte. Leider erschweren einem die Tarifpolitik und die Fahrradmitnahmemöglichkeiten der Bahn derartige Spontanitäten, so dass man alternativ stundenlang mit etlichen Umsteigeinlagen in diversen Nahverkehrszügen unterwegs ist oder eben zum radelnden Kilometerfresser wird. Letzteres erscheint mir eine immer interessantere Option, solange Zeit, Distanz und Muskelkraft mitspielen.
Ansonsten würde ich für die Fahrradfreundlichkeit der einzelnen Länder und Regionen Tschechien und Östereich 4 Sternchen, der Slowakei 2,5 Sternchen, Deutschland 2 Sternchen und dem südwestlichen Polen 1,5 Sternchen verteilen. Gerade in seinem südöstlichem Teil fand ich Tschechien und die angrenzenden Regionen Niederöstereichs sehr angenehm zu beradeln. Die Straßen waren in einem überwiegend sehr gutem Zustand, die Verkehrssituation entspannt und die Gegend abwechslungsreich. Allerdings baut man in etlichen Teilen Tschechiens gerade in großem Umfang seperate Radwege, was, wie ich fürchte, möglicherweise wie in Deutschland dazu führt, dass Radfahrer auf der Straße nicht mehr geduldet werden. Für Freunde des Radwegetourismus mögen da die Prioritäen anders aussehen. Ausgeschilderte Radrouten ziehen sich in Tschechien bereits durchs ganze Land. Die beziehen aber momentan die Straßen noch oft mit ein und sind sonst auf eher MTB-freundliche Holperstrecken durch Wald und Flur ausgerichtet. Gelegentlich werden wir mal mit einem MTB wiederkommen und diese antesten. Auch in der Tatra und in der sächsischen und böhmischen Schweiz würden sich mit einem geländegängigen Rad durchgeführte Rad und Wander-Kombinationstouren anbieten.
Dank der wirklich guten Infrastruktur wäre auch nur ein Bruchteil des von uns mitgeführten Gepäcks notwendig. Den gut zwei Kilo schweren Benzinkocher und die zahlreichen Töpfe und Nahrungsmittelreserven könnte man getrost zu Gunsten einer leichteren Version zu Hause lassen. Vielleicht gelingt uns das ja dann das nächste Mal. Vielleicht kommt ja auch noch der Tag, an dem ich es außerdem schaffe ein polnisches Wort auzusprechen, ohne dass mein Gegenüber in unkontrollierte Lachkrämpfe ausbricht, aber das darf mit Zweifel betrachtet werden.
Allen die die Geduld aufgebracht haben diesen Bericht bis zum Ende durchzuhalten einen Dank und:
Mitteleuropa ist wenig exotisch, überall kulturell ähnlich, landschaftlich vertraut und wunderschön.



Bis zum nächsten Mal
Nat
von: jonathan

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 01.12.09 21:38

Guten Abend,
ich habe erst vor ca. 1 Stunde Deinen tollen Bericht entdeckt.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser wunderschönen Reise und der gewaltigen Leistung.
Da ich vermutlich einer ganz anderen Altersklasse angehöre, fahre ich nicht mehr so ganz "ins Blaue" sondern versuche zuhause die Tour etwas vorzubereiten. D.h. nicht, dass ich jede Übernachtung plane, aber da ich kleine Hotels oder Pensionen inzwischen dem Zelt vorziehe, ist auch die eine oder andere Übernachtung schon vorbestellt.
Im ersten Teil Deines Bereichtes hatte ich die Vermutung, dass Dein Rad nicht auf eine so anspruchsvolle Reise vorbereitet war. ("abgefahrene Reifen") Umso grösser meine Hochachtung, wie Ihr das geschafft habt. Danke auch für die wunderschönen Bilder.
Gruß Heinz
Morgen werde ich Deine anderen Reiseberichte lesen.
von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 02.12.09 11:53

In Antwort auf: jonathan

Im ersten Teil Deines Bereichtes hatte ich die Vermutung, dass Dein Rad nicht auf eine so anspruchsvolle Reise vorbereitet war. ("abgefahrene Reifen")

na ja, erstens war das ganze für uns jetzt nicht so besonders anspruchsvoll (ist aber vielleicht auch eine Frage der Sichtweise) und zweitens habe ich großteils schwäbische Wurzeln zwinker. Da wird dann nichts ausgetauscht, was nicht wirklich hinüber ist (es sei denn ´s koscht nix) grins, allerdings hätte ich den Reifen eine gute Woche mehr gegeben. Aber Ersatz wurde ja mitgeführt.
Ansonsten waren eigentlich die meisten Etappen relativ entspannt zu fahren, zumindest dann, wenn man insgesamt regelmäßig auf dem Rad hockt. Das ist pure Gewohnheit und ein wenig Training, andere fahren doppelt so lange oder schwere Strecken und kippen anschließend auch nicht aus den Pedalen, die fahren dann aber in einer "anderen Liga".
Letzendlich ist aber der Spass an der Sache entscheidend. Es freut mich aber, wenn der Bericht gefällt, dazu ist er ja da schmunzel
LG Nat