Re: Italien Griechenland Sommer 2008

von: iassu

Re: Italien Griechenland Sommer 2008 - 22.09.08 19:02

Weiter mit Teil 7, Pireás - Venezia

augenfreundlich, Bilder unten verlinkt.

Wenn man früh um halb sechs irgendwo mit dem Schiff landet, weiß man es zu schätzen, daß dieses, obwohl möglich, nicht schneller gefahren ist..... In Pireás haben wir es nicht weit diesmal. Man kann dort auch lange unterwegs sein, das Köfferchen hinter sich her ziehend. Sie haben dort gebrauchte Flughafenbusse rumstehen, die könnten sich bald nützlich machen. Ich dränge trotzdem und setze meine Freundin gerade noch rechtzeitig in einen wartenden Zug. Wir wollen uns heute abend in Loutráki treffen.
Wieder zurück am Hafen packe ich meinen neuen Tacho aus. Das tolle Cyclomaster-Teil hatte ich demontiert, nachdem es auch mit weiteren neuen Batterien schamlos Raubbau getrieben hattte. Kaum will ich anfangen zu montieren, kommt mein Boot. Die Verbindung Pireás - Salamína mit den kleinen Booten ist genial. Sie erspart einem gräßliche km durch die Stadt und deren Vorstadt bis zur Autofähre und man kann in Ruhe zurückschauend die Überfahrt genießen und den riesigen Frachthafen und die Docks bestaunen, ebenso die auf See wartenden Schiffe und die Schiffsleichen, diesmal eine kieloben treibend. In meinem Fall ist es auch ein Abschiednehmen, denn spätestens jetzt beginnt die Rückreise. Immerhin wieder mit passendem Helm, den mir meine Freundin mitgebracht hat.
Die Insel ist schnell überquert, es herrscht totale Nachsaison, tote Hose. Ein Hund rennt mir kläffend hinterher. Wenn mich das nicht immer so bis ins Tiefste erschreckte! Ich halte sofort an und er zieht Leine. Die Strecke an der Küste ist schön, aber mir geht es heute kreislaufmäßig nicht so toll und alles ist zäh. Der neue Tacho ist ein Wunderwerk der Technik: er hat 5 Funktionen und kann davon genau eine gleichzeitig anzeigen und kostete 18 € bei einem netten Radhändler in Iráklio. Aber besser als nichts.

Am nächsten Tag steht das letzte mal Baden an. Das Meer ist spiegelglatt, wie Öl. Das Wetter ist sonnig, aber nicht mehr heiß, dafür diesig und gewittrig, auch wenn nichts runterkommt. Am Nachmittag fahre ich wieder los Richtung Pátra, ich habe in Xylókastro eine Zwischenübernachtung eingeplant, die 150 km an einem Tag wären mir zuviel. Dieselbe Strecke wie bei der Hinfahrt beschert mir zuerst leichten Gegen-, dann sich steigernden Rückenwind - sag ich´s doch. Es ist irgendwie spürbar frühherbstlich. Nicht über 30°, alles anders als vor Wochen, kann es nicht in Worten ausdrücken.
Vorbeifahrend fällt mir auf, wie unterschiedlich sie die Vorbereitungen für die neue Bahntrasse ausführen, als z.B. für die schon lange bestehende Schnellstraßentrasse. Die Stützmauern sind z.B. gerade statt zum Berg geneigt, dünner und wirken irgendwie hemdsärmelig hingeklotzt. Tunnel bauen die Griechen einfach ungern, ganz im Gegensatz zu den Italienern. Die untertunneln ja auch nur wenige Meter hohe Kuppen, während hier nur Berge unterfahren werden, die direkt ins Wasser reichen. Ebenso auffällig die Brandschäden. Zwar wie gesagt nicht so allumfassend, aber lokal schon heftig. Da muß der Asphalt gebrannt haben. Nichts für Reiseradler....

Ich rolle windgeschoben nach Pátras rein, stelle die Ortliebs in ein Schließfach und habe genug Zeit zum Erholen mit Zeitung und Orangensaft und Eis. Gerade als ich meine Freundin vom Zug abholen will, treffe ich am Bahnhof einen Polen. Er ist als Kollege von weitem leicht erkennbar. Er erzählt, daß sein Zweimonatsprojekt Nordkapp - Südkap (Südspitze Pelopónnisos) in vier Tagen zu Ende geht und er am 1.9. wieder zuhause zum Arbeiten sein muß. Er scheint in dieser Zeit tatsächlich soweit gefahren zu sein, ob ohne jegliche Zugeinlage etc, weiß ich nicht. Sein Gepäckanhänger zeugt mittels Aufkleber von allen möglichen Ländern. Die Hitze hier mache ihn fertig meint er (mir wird es bald zu frisch....). Er habe von 115 kg auf 78 kg abgenommen in dieser Zeit. Jetzt nimmt er für die letzte Etappe den Zug, morgen will er die (heftige!) Etappe von Kalamáta die ganze Máni hinunter bis zum Kap Ténaro machen. Dann kommt schon der Zug und er verlädt zusammen mit den Bahnlern seinen Anhänger und sein Rad, ein leichtes Rad mit Rennlenker, Federgabel und sehr sehr dünnen Reifchen. War eine sehr herzliche Begegnung - genau 5 Minuten lang. Am Hafen treffe ich später noch zwei Radler aus Slowenien, sie waren in der ganzen westlichen Türkei unterwegs gewesen. So viele Reiseradler wie dieses Jahr habe ich noch nie getroffen. Im Schiff stehen schließlich 5 Räder - kleine Sensation.
Wir gehen auf der Dachterrasse eines Hafenhotels essen, beobachten den Sonnenuntergang und sind um 10 im Schiff, das pünktlich um Mitternacht ablegt und nach 32 Stunden bedächtig in den Kanal von Venedig einbiegt.

Bilder Teil 7