Re: Tagebuch einer Schottlandreise

von: JaH

Re: Tagebuch einer Schottlandreise - 03.06.09 14:07

In Antwort auf: MartinSW
Vermutlich ist das der Punkt, an dem ein Kocher Gold wert ist. Ist das so? Selber war ich bei meinen kleineren Touren bisher immer ohne Kocher unterwegs. Nur 'Warmbibbern' funktioniert bei mir im Zustand der Erschöpfung definitiv nicht.
Grüße Martin

Das Problem kenne ich auch, hatte erst Montagabend kurzzeitig so einen Moment, wo ich nach einiger Ruhe, Dusche usw. nochmal in den Keller bin, Rad richtig reinstellen und dort nen kurzen Anfall von beinah-Schüttelfrost hatte, eine Folge der Erschöpfung.

Ich hab sowas bislang meist nach Ende einer langen und anstrengenden Paddelstrecke erlebt, wenn ich mich restlos in den Keller gefahren hatte und nur noch auf Reserve bzw. dem "Zahnfleisch" ankam. Kann ja passieren, plane ich so aber nicht.
Dann verfahre ich meist so, raus aus den nassen Klamotten und direkt rein in Fleece/Reservezeugs, Windjacke oder sowas drüber, dann entweder noch fix Zelt/Lager aufgestellt und reingesprungen, ODER direkt etwas gegen die Erschöpfung tun, die wenig mit Wärmezufuhr zu tun hat, sondern ein Mangel an direkt verfügbaren Kohlenhydraten im Blut.
Ich habe für solche Fälle eigentlich immer sowas wie eine eiserne Ration dabei, etwas das rasch ins Blut geht, also direkt vom Körper verwertet werden kann.

Die Sache ist die, unser Körper zieht seine "Energien" aus verschiedenen Quellen bzw. Speichern, die je nach Belastungsart recht unterschiedlich sein können, bzw. verschieden zusammen arbeiten. Es wird dabei immer ein Teil für die Aufrechterhaltung unserer normalen Körperfunktionen benötigt, also Herzschlag, Atmung, Verdauung (tlw. abhängig vom Inhalt des V-Traktes) UND der Wärmeregulation, die u.a. über ein unbewußt ablaufendes Muskel"zittern" erfolgt, dass besonders dann greift, wenn uns kalt ist. Ja, das ist jetzt alles mal wieder grob vereinfacht dargestellt, dies ist aber auch keine Facharbeit, sondern soll allg. verständlich sein.

Wenn wir nun, infolge unserer sportlichen Belastung, unsere sämtlichen Speicher sosehr leergefahren/leerverbraucht haben, wird es eng mit der Versorgung der normalen Körperfunktionen, wir sind dann erschöpft. Der Begriff verdeutlich sich hier eigentlich am besten. Unsere Speicher (-> unser Körper/Wir) sind erschöpft, aufgebraucht.

In dem Fall hilft Isolierung natürlich erstmal, den Wärmeverlust zu begrenzen, aber es hilft kaum den Wärmemangel wieder zu beheben. Mit einem Kocher kann man dann zwar etwas das Gefühl erzeugen, Wärme zu "tanken", aber in Summe kommt da nicht so wirklich viel zusammen, außer eben für die Psyche. Was wir dann wirklich dringend brauchen, ist neue "Kohle" für unseren Ofen->Körper => Kohlenhydrate, für den Moment tun es da z.B. einfache Zucker, wie Glucose (am besten), aber wirklich nur für den Moment. Das reicht aber um wieder soweit nen klareren Kopf zu bekommen (wieder Nachdenken und geradeaus Denken zu können) und körperlich nochmal wieder Kraft zu bekommen, um sich für die eigentliche Regeneration klar zu machen, also Warm einpacken, Essen bereiten und futtern und Wasser bzw. Mineralien (z.B. Brausetabletten oder Mineraltabletten, ich empfehhle seit 16 Jahren bedenkenlos die Multi-Mineraltabl. von Schultheiss, zu beziehen z.B. über Globi, Dose 4,75 der Preis ist konkurrenzlos gut, da die Qualität v.a. stimmt) aufnehmen und Schlafen.

Die Erschöpfung ist aber auch eine Frage des Trainings, d.h. v.a. auch eine Trainingsfrage, da der Körper ja daran gewöhnt wird, sich rechtzeitig und ausreichend die Kurzzeitspeicher von selber aus denn Langzeitspeichern ("Rettungsring") nachzufüllen, um so den Zeitpunkt der kompletten Erschöpfung eben nach später zu verschieben.
Insgesamt betrachtet, geht einiges mit hinein. Daher können meine Versuche zur Erklärung nur ein erster Einstieg in die Materie sein, bzw. sich mit wenigen Aspekten konkreter befassen.