Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer

von: natash

Re: Mitteleuropa (kreuz und) quer - 24.08.09 10:48

28.8. :Zakopane-Jablonka-Wilczna-Zawoja-Sucha Beskizka-Zywiec-Czernichow 131km



Bereits morgens kurz vor acht Uhr ist die Ausfallstraße aus Zakopane gestopft voll. Wir stehen tatsächlich schon im Stau, der vermutlich fast bis Krakau geht, da geht diese Bundesstraße nämlich hin. Ein Busfahrer läßt mir freundlich den Vortritt, als ich an einer Abzweigung den Anschluss an Micha verpasst habe. Wir biegen auf eine kleine Straße ab, die wieder bergwärts in mehrere kleine Ferienorte führt. Eigentlich hat man dort während des ganzen Anstiegs eine wunderbare Panoramasicht auf die Tatra, aber im Minutentakt vorbeischnellende Auto verstellen oftmals die Sicht und machen das ganze zu einem zweifelhaften Vergnügen. Der Verkehr nimmt erst ab, als wir den letzten Fereinort hinter uns gelassen haben.
Wir fahren nun in die polnischen Beskiden und die Straßen führen uns abermals durch eine bewaldete Hügellandschaft. Hier ist deutlich mehr Betrieb als auf der slowakischen Seite, was allerdings nicht verwundert, wenn man bedenkt, wie wenig Bergland Polen im Vergleich zur Slowakei im Verhältnis zur Gesamtfläche des Landes aufzuweisen hat. Berge sind hier eine touristische Attraktion, was in den Nachbarländern nur in bestimmten Gebieten der Fall ist.
Mitten im Gehügel treffen wir einen polnischen Radfahrer der mit folgendem Gefährt unterwegs ist:



Hinten im Wagen ist eine ganze Hundemeute untergebracht, die relativ kraftaufwändig den Berg hochgeschoben werden müssen. Das ist wahre Tierliebe, während sich das Herrchen abrackert, haben die Herrschaften im Anhänger ein beques, wenn auch enges Leben. Ich behaupte wirklich nie wieder ich hätte viel Gepäck dabei! Da sind wir vergleichsweise doch sehr leichtgewichtig unterwegs und mitgeführtes getier beschränkt sich auf leichtgewichtige Exemplare, wie Käfer oder Zecken.
Etwa 30 km vor Zywiec und dem angrenzenden See führt einen die Straße wellenförmig bergauf und bergab. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch psychologisch nicht sehr aufhellend, weil man glaubt es ginge zum See eher bergab und man deshalb nicht mehr auf steile Anstiege eingestellt ist. Dafür saust uns bergauf eine ganze Reiseradlergruppe entgegen. Hinter Zywiec



zelten wir dann in Czernichow direkt am See und genehmigen uns eine Kostprobe des einheimischen Gerstensaftes.



29.8.Czernichow-Porabka-Kety-Brzezczce-Gora-Wola-Bierun-Tychcy 72 km



Heute steht nur ein halber Tag Fahrtzeit an, weil wir nach Tychy nicht sehr weit und obendrein auch noch überwiegend bergfrei zu fahren haben. Wir verlassen den See und die Berge in Nebel gehüllt zurück und begeben uns ins oberschlesische Flach- und Hügelland. Weil der Verkehr auf den größeren Straßen sehr dicht ist, weichen wir gelegentlich auch auf Waldwege aus.
Das Konzentrationslager Auschwitz besuchen wir nicht, auch wenn wir nicht weit davon entfernt sind. Ich habe bereits eine solche Anlage besucht und mir reicht es vollkommen mir vorzustellen, dass die hiesigen Wälder mit der Asche unzähliger Leichen gedüngt wurden.
Besagte Wälder sind aber nicht nur sehr dicht, sie sind auch sehr mückenreich, weshalb häufiges Stehenbleiben nicht zu empfehlen ist. Wir finden aber einen kleinen See, an dem ein angenehmer Wind alle Stechmücken wegbläst und lassen uns dort für eine Weile nieder. Zahlreiche Haubentaucher, Fischreiher und andere Wasservögel treiben sich hier herum und sorgen für ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm. Zwei ältere Herren, schieben Fahrrad und Angelzubehör an uns vorbei und sind ganz erstaunt hier Touristen anzutreffen.
In Tychy angekommen bummeln wir noch über den Markt und würgen uns dann durch die Stadt. Den Versuch die offiziellen Radwege zu fahren geben wir bald auf, die Bordsteinkanten sind einfach zu hoch für Rennreifen und das Fortkommen dauert zu lange.
Dank unseres elektronischen Helferleins finden wir dann relativ problemlos unsere Zieladresse, was großes Erstaunen bei unseren Gastgebern hervorruft.



30.8. Pausentag in Tychy in netter Gesellschaft





31.8.Tychy-Rybnik-Rudultowy-Wodicslav Slansky- zur Oder und wieder züruck-dann statt nach Ratibor wieder nach Tschechien-Hlucin 129 km



Wir schlenkern ein wenig durch Oberschlesien, das “Ruhrgebiet Polens”. Dabei versuchen wir auf kleine Straßen, Feld- und Waldwege auszuweichen, weil der Verkehr sehr stark und die Straßen teilweise sehr eng und in schlechtem Zustand sind. Heute ist mein Pannentag: Ich habe vier Platten zu beklagen, die allesamt von Durchschlägen herrühren. Ich traue mich kaum noch ein akzeptabeles Tempo zu fahren um nicht mit voller Geschwindigkeit ins nächste Schlagloch zu semmeln. Ausweichen geht nicht immer, weil man alternativ unter einem LKW zu liegen kommt. Unsere Schläuche gehen langsam aus, denn die Flicken wollen nicht halten und wir haben nun einmal keine Ortliebtasche voller Ersatzschläuche dabei. In Rybnik stocken wir deshalb unsere Schlauchvorräte auf, was sich als sehr gute Idee erweist, weil noch weitere Plattfüsse folgen.
Vor Ratibor endet unsere Straße am Steilufer der Oder. Leider fehlt die Brücke, weshalb wir wieder retour fahren müssen und unseren Weg nach Tschechien leiten, wo die Straßen besser und der Verkehr geringer ist. In Tschechien angekommen, ist gerade ein Dorffest und wir genehmigen uns dort eine frisch gegrillte Makrele in netter Atmosphäre. Danach steuern wir den Zeltplatz von Hlucin an, der sehr schön an einem See gelegen ist. Dort findet ein Rockkonzert statt, das aber bereits begonnen hat. Angenehme Musikklänge zum Sonnenuntergang am See : was will man mehr am Ende eines Reisetages!



1.9. Hlucin-Opowa-Brunthal-Hanousovice-Stronie Slanskie 167 km



Die aalglatte tschechische Bundesstraße führt uns schnell und verkehrsarm über eine hügelige Landschaft und ins nächste Bergland. Eine tschechische Fahrradgruppe rauscht freundlich grüßend an uns vorbei, als wir später wieder aufschließen, biegen sie allerdings ab.
Auf den letzten 40-50 km wartet unsere Route dann noch mit zwei Pässen auf, die deutlich höher sind als erwartet, was kein Wunder ist, denn wir fahren durch ein Skigebiet. Die Orte sehen im Sommer allerdings eher verlassen aus. Schön zu fahren ist die Strecke aber auf jeden Fall, der Grenzpass nach Polen zieht sich in Serpentinen den Berg und hoch und wir haben die bestens asphaltierte Strasse ganz für uns alleine. In Polen angekommen, wird der Straßenbelag abrubt holpriger. Autos sind aber auch dort keine unterwegs. Wir zelten dann im nächsten Ferienort auf der Wiese hinter einem Hotel.



Fortsetzung folgt in Kürze