Tour de France 2011

von: 2blattfahrer

Tour de France 2011 - 15.08.11 08:13

Tour de France 2011

Teil 1 von 4

Link zu einer Karte

meine kleine Frankreichreise begann mit einer Zugfahrt von München nach Kehl an einem Mittwochnachmittag. In München und auf der Zugfahrt gab es immer wieder Regen, doch das Rheintal und der Campingplatz in Kehl erwarteten mich mit einer kleinen trockenen Lücke in der Wolkendecke.
Am nächsten Morgen gings dann los über die Rheinbrücke nach Strasbourg und am Canal de la Marne au Rhin entlang über Saverne am
Schiffshebewerk Saint-Louis-Arzviller vorbei nach Nancy.

.
.

Bei kühlem Wetter, viel Gegenwind und Schauern über Toul, Bar-le-Duc nach Reims, die Champagnerstadt

.
.

Laon und Noyon fielen leider ins Wasser, gerade einmal im Schutz einer Bushaltestelle ein Bildchen nach draussen gewagt, beeindruckend war Laon schon wenn man von Süden kommend auf diese Stadt am Berg zufährt. Am Nachmittag wurde es kurze Zeit etwas freundlicher.

.

Über Beauvais, Gisors und les Andelys/Chateau Gaillard an die Seine nach Rouen durch die Picardie, einsame Dörfer und sehr wenig Autoverkehr auf den kleinen Landstrassen. Nicht zu vergessen, kurz vor Rouen bin ich den Col Anquetil raufgeradelt.

.
.
.
.
.

Durchs Industriegelände Rouens wieder auf eine Hochebene und ein bergauf und -ab bis zur Kanalküste bei Deauville und an der Küste entlang weiter bis zu einem Zeltplatz "la mer" in Merville zum Baden.

.
.
.

Caen am nächsten Morgen und durch die Suisse Normande über Vire zum Mont Saint-Michel um den Touristenauflauf zu bewundern, sowie weiter an der Küste entlang über Saint-Malo zum Cap Frehel.

.
.
.
.
.
von: 2blattfahrer

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 08:13

Teil 2 von 4

Das Wetter war mal wieder entäuschend und daher in recht direkter Linie gen Süden über Josselin nach Guerande und die Salzlaken dort ansehen. Weiter an der touristisch gut erschlossenen Küste und über die Loire-Brücke bei Saint-Nazaire.

.
.
.
.

An der Küste verbleibend nach La_Rochelle und zur Fähre nach Royan und

.
.
.
.

ins Gebiet der Bordeaux-Weine. Ein Zentrum des Weinanbaus ist Pauillac.

.
.
.
.

Bordeaux, eine Partnerstadt von München...

.
.
.

deren Bewohner an diesem Sonntagnachmittag alle auf einer schier endlosen Strasse zur großen Düne bei Pyla fuhren.

.
.



.



Am nächsten Tag durch die Küstenwälder auf kleinen, sehr schmalen meist geteerten Radwegen gen Süden nach Bayonne und in die Vorberge der Pyrenäen nach Hasparren.

.

Schon die Anfahrt zu den ersten Pässen in den Pyrenäen war nun eine Umstellung für mich, der ich nun ans flache Land gewohnt hatte, die ersten Pässe waren der Col de Burdincurutcheta und Col Bagargui.

.
.

von: 2blattfahrer

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 08:16

Teil 3 von 4

Der darauffolgende Tag war ein Blindlug im Nebel, alle 6 Pässe Col de Sustousse, Col de Soudet, Col d'Ichère, Col de Marie-Blanque, Col d'Aubisque, Col du Soulor waren von dichtem Nebel verhangen

.
.
.
.

Doch der nächste Tag schenkte mir Sonnenschein am Col du Tourmalet, Col d'Aspin und Col de Peyresourde. Eine Vielzahl von Rennradlern war auf diesen Klassikern der Tour de France heute unterwegs.

.
.
.

Col du Portillon am Tag darauf war noch wunderbar, doch am Port de la Bonaigua brach ein Unwetter los und der Hagel bei der Abfahrt war nicht lustig. Im Tal erreichte ich dann in Llavorsi in letzter Sekunde einen Unterstand bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft bevor 1h lang das Wasser kübelweise vom Himmel fiel und wir gemeinsam das eindringende Wasser mit Besen und anderen Hilfsmitteln zur Strasse versuchten zu schieben. Am Collado del Canto besserte sich dann das Wetter.

.
.

Da auch der nächste Tag mit Nebel begann machte ich mich auf der N260 auf direktem Weg nach Frankreich und verliess die Pyrenäen. Die Strasse stieg nochmal am Col de Calvaire auf 1836m um dann in einer langen Abfahrt durch breite Täler zunächst und dann durch eine schmale Schlucht nach Axat und Richtung Carcassonne abzufallen.

.
.

Leider war auch am nächsten Tag das Wetter nicht besonders, Carcassonne zeigte sich wolkenverhangen und auf dem Abstecher in die Ausläufer des Zentralmassivs war auch öfter mal etwas Regen.

.
.

Weiter gings auf kleinen Strassen durch ein Hügelland Richtung Montpellier und Camargue, zu den Toten Wassern der Piratenstadt Aigues-Mortes und zu den drei Marien von Saintes-Maries-de-la-Mer.
Bei starkem Wind aus nördlicher Richtung auf schottrigen Wegen durch den Etang deVaccares vorbei an den Flamingos (nachdem ich vorher schon die weissen Pferde und schwarzen Rinder bewundert hatte) und weiter bis Arles.

.
.
.
.
.
.
.

von: 2blattfahrer

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 08:16

Teil 4 von 4

Ebenfalls bei frischem Mistral machte ich mich auf den Weg zur Pont du Gard und nach Avignon und besuchte die neue Burg des Papstes, Chateauneuf-du-Pape, um mir das Weinanbaugebiet anzusehen. Dies alles auf dem Weg zum Mont Ventoux, dem Kilimandscharo der Provence.

.
.
.
.

Am Fuß diese Berges schlug ich mein Basislager auf und frühmorgens machte ich mich an den ca. 2h dauernden Anstieg zu diesem grandiosen Aussichtsberg. Eine Abfahrt nach Sault und durch die Lavendelfelder Richtung Gorge du Verdon.

.
.
.
.

Am nächsten Morgen noch ein letzter Blick auf Mont Ventoux in der Ferne und dann in die phantastische Verdonschlucht. Nachdem mein Innenlager sich langsam aber sicher verabschiedete und sich nur noch eiernd bewegen liess, sowie zeitgleich auch der Freilauf meiner Hinterradnabe krächzte (die Zahn-klinken hatten Karies wie ich daheim feststellte), machte ich mich auf direktem Weg auf nach Ventimiglia (über Nizza, Monaco und Menton), um dort per Regionalzügen mit Umsteigen in Mailand, Verona, Brenner, Kufstein, Rosenheim nach München zurückzufahren. Es war dennoch ein wunderbarer Urlaub.

.
.
.
.
.
.
.


von: joeyyy

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 08:40


Respekt!

DIE Tour mit DEM Wetter in 23 Tagen - das ist schon sehr bemerkenswert.

bravo

Was ziehst Du an, wenn Du durch den Regen fährst?

Ich bin mittlerweile soweit, dass ich bei Temperaturen von über 15 Grad im Regen nur noch eine Windweste und Gamaschen für die Schuhe anziehe und Gesicht, Kopf, Sitzfläche, Beine sowie Arme mit Vaseline eincreme (rasiere vor solchen Touren meine Haare überall immer ganz ab cool).

Gruß

Jörg.
von: Jojo64

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 10:46

Eine ganz tolle echte "Tour de France" und sehr schöne Bilder. Macht echt Appetit auf eine Frankreichrunde!
von: lytze

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 17:10

Glück-Wunsch -
zur Tour und zum Bericht!

lytze
von: JoMo

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 19:18

Affengeil. Nächstes Jahr ist auch wieder Frankreich dran.
Man kann verstehen, wenn so mancher Franzose daheim Urlaub macht.
Die haben einfach alles.

jomo
von: 2blattfahrer

Re: Tour de France 2011 - 15.08.11 19:43

Also ein Bild belegt ja, daß ich an den Armen unrasiert bin schmunzel (gilt auch für die Beine), bei Regen bin ich bei diesen warmen Temperaturen (für mich ist das 10 Grad und mehr) einfach weiterhin mit kurzer Hose und T-shirt unterwegs, wenn es dann einen Berg runtergeht und ein frischer Wind dazukommt (oder wie diesmal sogar mal Hagel), dann ziehe ich so eine halbwegs noch dichte Jacke an, die ich seit 1991 auf allen Reisen dabei hatte. Ich bin relativ unempfindlich gegen Kälte und laufe bisweilen auch den ganzen Winter hier in Deutschland mit kurzen Hosen rum.

Gruß Andi
von: Yahya

Re: Tour de France 2011 - 17.08.11 15:29

Wow. wunderschöne Bilder, da packt mich irgendwie das Fernweh und ich sag mit "das will ich auch mal machen!" Klar ich fange gerade erst an, mein Rad Tourentauglich zu machen und möchte mich im nächsten Jahr an die erste größere Tour seit lange langer Zeit wagen, aber solche Reiseberichte empfinde ich als tolle Motivation sich aufs Rad zu schwingen und wieder ein paar Kilometer zu fahren und sich fit zu machen, denn wie schon gesagt "ich will auch!"
Wirklich schöner Reisebericht!

Yahya
von: José María

Re: Tour de France 2011 - 18.08.11 05:00

Servus Andi,
eine grandiose Tour mit Tolle Fotos bravo

Viele Grüße
von: B-Probe

Re: Tour de France 2011 - 18.08.11 21:28

In Antwort auf: JoMo
Affengeil. Nächstes Jahr ist auch wieder Frankreich dran.
Man kann verstehen, wenn so mancher Franzose daheim Urlaub macht.
Die haben einfach alles.

jomo


da ist nichts - ausser bewunderung für die leistung und die schönen Bilder - hinzuzufügen

eventuell nur eine frage: wie viel gewicht hattest du mitzuschleppen 2blattfahrer?

LG
Kevin
von: StefanS

Re: Tour de France 2011 - 19.08.11 12:33

Schöner Bericht, endlich mal eine reelle Tour de France, nicht dieses Geschummel mit Bus und Flugzeug, was die Profis veranstalten grins

Mit dem Wetter hattest Du wirklich Pech, der Wettermann hat sich hier auch jeden Tag für die schlechten Nachrichten entschuldigt. Seit etwa einer Woche herrscht wieder Sommer...

Komme selber gerade von meiner Urlaubs-Radtour zurück, weniger ambitioniert, aber nicht minder schön. Mit dem Bericht bin ich diesmal hoffentlich etwas schneller als letztes Mal. In Reims haben wir uns wohl gerade verpasst, ich war am Abend des 22. Juli dort.

Viele Grüße,
Stefan
von: veloträumer

Re: Tour de France 2011 - 24.08.11 11:13

Hallo Andi,
wenngleich du zur "Rasertruppe" des Forums zählst, ist dir eine beeindruckende Rundumschau französischer Landschaften gelungen. Reiseidee und dein Fahrvermögen finden zu einem gesunden, nachvollziehbaren Gesamtkonzept. bravo Das empfinde ich nicht unbedingt immer so bei den Berichten der Weitenjäger hier im Forum.

Zum Iraty-Pass könnte ich dir korrespondierende Bilder liefern - nicht nur dort scheinen die Atlantik-Wolken quasi zum Stammwetter zu gehören. Interessant ist auch, dass selbst in schlechten Pyrenäen-Sommern und zahlloser Wolkenpässen der Tourmalet immer davon ausgenommen scheint (bei mir wars schon zweimal so, bei der Tour de France scheint das auch oft zuzutreffen). Würde mich mal interessieren, ob der Berg bzw. die Täler dort ein günstiges Mikroklima haben oder ob das die immerzu glücklichen Zufälle sind.
von: 2blattfahrer

Re: Tour de France 2011 - 25.08.11 22:09

Danke Jose, ich hab sogar etwas Spanien geschnuppert dieses Jahr, und es war kalt und nass, ganz anders als erwartet schmunzel

@b-probe
viel zu viel hatte ich dabei: reine Schätzung zwischen 25 und 30kg je nach Futter-/Wasserstand. Ein Zelt für 2 Personen, eine zweite Kamera, zuviel Kleidung und Werkzeug... ein Leichtgewicht war ich nicht, aber mit Kettenblättern 48-36-22 und 11-34 hinten kann man bergauf schön langsam alles treten. Lenkerendschalthebel verzeihen viel...

@StefanS
Dir habe ich bei der Planung viele kleine wichtige Tips zu verdanken. Frankreich ist gerade im Norden ein wunderbar mit dem Rad zu bereisendes Land. Am Ärmelkanal draussen wusste ich allerdings bisweilen nicht, ob ich in Frankreich oder (Süd-)England bin teuflisch aber das scheint gerade im Westen eine in der Vergangenheit umstrittene Angelegenheit gewesen zu sein teuflisch

@veloträumer
"rasen" ist mir fremd, aber Ausdauer hab ich schmunzel. ja, etwas hab ich mich auch um ein Gesamtkonzept bemüht, denn vieles in der näheren Umgebung gilt es nachwievor zu entdecken, durch das viele Lesen im Vorfeld war die Vorfreude auch gross und wurde meist nicht enttäuscht.

der Tourmalet war schon sehr dicht befahren von Tagesausflüglern, die auf Rennrädern unterwegs waren. Als Reiseradler mit vollem Marschgepäck ist man auch in Frankreich eher eine Ausnahme, an der Atlantikküste traf ich aber einige Weggefährten (m/w).

Beste Grüße
Andi