Re: Tropische Tour durch Malaysia, Ende 2008

von: k_auf_reisen

Re: Tropische Tour durch Malaysia, Ende 2008 - 28.12.09 08:39


Es tut mir leid, daß Ihr aufgrund verschiedener Umstände sehr lange auf die Fortsetzung habt warten müssen, aber jetzt gibt es mal wieder ein Häppchen.


Teil 2: Malakka

10. November 2008
Melaka
13 km


Die Sache mit dem Schlafen wird immer mysteriöser. Diesmal schlafe ich erst nach vier Uhr morgens ein, wache aber doch vor dem Wecker auf. Warum ich seit Tagen mit vier bis fünf Stunden Schlaf auskomme, ist mir ein Rätsel.
Ich frühstücke chinesisch. Man kann aus verschiedenen kalten und warmen kleinen Speisen wählen, die in aufeinandergestapelten Holzkörben herangebracht werden. Die Sachen, die ich mir aussuche, schmecken ausgezeichnet.
In Malakka gibt es viel zu sehen, und dafür will ich mir auch Zeit lassen. Ich fahre also zunächst zum Stadtplatz.


Rikschafahrer warten auf Kundschaft

Um den Brunnen liegen die Kolonialbauten aus niederländischer und britischer Zeit, Stadhuys und Christ Church, in der Morgensonne. Letztere ist nicht sonderlich interessant und wird zudem gerade restauriert, und so werfe ich lieber einen Blick auf die Ausgrabungen des ehemaligen Forts auf der anderen Seite des Platzes. Ein paar Mauern hat man wiedererrichtet.


Der Stadtplatz von Malakka mit Christ Church


Brunnen am Stadtplatz; im Hintergrund eine kleine Windmühle, Geschenk der ehemaligen Kolonialmacht

Bevor ich meine Stadtrundfahrt fortsetze, muß ich aber einkaufen gehen und entdecke zu meiner Überraschung einen großen Carrefour. Auf zwei (klimatisierten) Stockwerken gibt es alles. Neben ein paar Nützlichkeiten gönne ich mir auch ein Eis und eine kleine Tafel Schokolade – beides Dinge, die draußen sofort geschmolzen wären.


Unerwarteter Gruß aus der Heimat

Ich kehre an den Fuß von St. Paul’s Hill zurück. Malerisch erhebt sich hier die Porta de Santiago, das Tor und einziger Rest der einstigen portugiesischen Festung A Famosa. Faszinierend finde ich die Bepflanzung des Parks rundum.


Porta de Santiago

Ich steige hinauf zu St. Paul’s. Man hat von hier eine gute Aussicht auf die Stadt. In der Kirchenruine sind eine Vielzahl alter Grabsteine aufgestellt, und ich entziffere geraume Zeit die Inschriften; geschrieben in den Sprachen der ehemaligen Kolonialmächte regen sie mich dazu an, mir die Lebensgeschichten der portugiesischen Kapitäne, holländischen Kaufleute, englischen Festungskommandanten, aber auch der im Kindbett verstorbenen Frauen, die ihre Männer um den halben Globus in ihnen völlig fremde Länder begleitet hatten, vorzustellen.


Kleines Weihnachtsgeschenk für Falk zwinker

Unten gehe ich jetzt ins Stadhuys, um mir das Museum anzuschauen. Ein Filmteam der BBC dreht gerade eine Einführung in die Stadtgeschichte – allerdings für eine Kochsendung. Das Museum enthält ein Sammelsurium an Exponaten, Keramik, malaiische und europäische Waffen, Dioramen zu den Bevölkerungsgruppen der Stadt und ihren Hochzeitsbräuchen. Im ersten Stock wird in zahlreichen kitschigen Bildern die Geschichte des Sultanats Malakka in allen Details geschildert.


Das Stadhuys, einst Rathaus der Niederländer, jetzt Museum

Ich fahre dann noch eine Runde durch Chinatown und stelle fest, daß es auch hier viel Interessantes gibt, das einen ausführlicheren Besuch verdient. Ich werde also am nächsten Tag noch einmal zurückkommen.


In der Chinatown von Malakka

Jetzt habe ich Hunger. Zur Abwechslung möchte ich die Nyonya-Küche ausprobieren, die besonders für die ehemaligen Straits Settlements typisch ist und eine Mischung aus chinesischen, malaiischen und anderen Einflüssen darstellt. Mein Reiseführer empfiehlt das Restaurant Bayonya, das ich mit einigen Schwierigkeiten dann doch finde. Der Tintenfisch in einer interessanten Sauce schmeckt wieder ganz ausgezeichnet, als Dessert nehme ich eine Art süße Suppe auf der Basis von Kokosmilch mit allen möglichen raffinierten Zutaten – ebenfalls hervorragend.
Ich komme mit einem chilenischen Pärchen am Nebentisch ins Plaudern, wir gehen dann noch in eine Bar mit Life-Musik, wo sie mit zwei anderen Backpackern verabredet sind, plaudern ausführlich und spazieren dann noch lange durch die nächtlich beleuchteten Straßen.


11. November 2008
Melaka
14 km


Ich gehe vormittags ins Dutch Harbour Café; das Frühstück europäische Stils überzeugt mich zwar nicht, aber es gibt hier WLAN.
Dann schaue ich mir den rekonstruierten Sultanspalast an. Ich mache einen langen, gemütlichen Spaziergang durch die bezaubernden Gärten, bevor ich in den großen Holzpalast gehe. Drinnen gibt es wieder ein paar Dioramen, darunter eine Art Kronrat des Sultans, und, zur Wiederholung, noch einmal die Geschichte des Sultanats.




In den Gärten des Sultanspalastes


Die Holzgiebel der Istana, des Palastes

Sehr schön ist dann das Baba Nyonya Heritage Museum in Chinatown, in einem prächtigen Wohnhaus eines reichen Chinesischen Unternehmers. Beeindruckende Empfangsräume mit feinen Seidenstickereien, ein Altar für die Ahnen, die Wohnräume im Obergeschoß, zwei Innenhöfe – sehr interessant.


Auch von außen schon prächtig: Baba Nyonya Heritage Museum

Weil ich schon so gut in Schwung bin, gebe ich mir gleich noch ein Museum, das Schiffahrtsmuseum in einem nachgebauten portugiesischen Schiff am Hafen. Hier geht es vor allem um die Entdeckungsreisen portugiesischer und spanischer Seefahrer.


Wohlverdiente Mittagspause

Zum „Abrunden“ noch das Independence Day Memorial Museum, das sich als weniger aufregend erweist; in langen Texten werden die Wegbereiter der malaysischen Unabhängigkeit und die Ereignisse des 31.8.1957 behandelt.


Independence Day Memorial Museum

Vor dem Abendessen besuche ich noch das enorme, moderne Einkaufszentrum „Mahkota Parade“, leider stark klimatisiert. Auch finde ich nicht recht, was ich suche, vor allem die Buchhandlungen sind schlecht sortiert.


12. November 2008
Melaka
5 km


Erstmals schlafe ich recht gut, fühle mich aber morgens beim Zusammenpacken eigenartig schlapp. Ich messe Fieber: über 39 Grad. Und schwupps bin ich wieder im Bett und schlafe noch eine Runde.
Am späteren Vormittag mache ich mich auf den Weg. Zu Hause hätte ich ja erst einmal abgewartet, was passiert, aber hier will ich doch sicher gehen, daß ich mir nicht eine unerfreuliche Tropenkrankheit zugezogen habe, die eine sofortige Behandlung erfordert, zumal das Fieber inzwischen auf über 40 Grad gestiegen ist, und Kopf und Gelenke schmerzen. Ich befürchte eine Infektion mit Denguefieber.
Das Radeln in der Hitze der Stadt fällt mir unter diesen Umständen unheimlich schwer. Allerdings ist mir schon tags zuvor eine große Klinik aufgefallen, ich muß also wenigstens nicht lange suchen. Die ist dann auch eine positive Überraschung: sie macht einen sehr modernen Eindruck, und alles läuft äußerst professionell ab. Personal und Ärztin sprechen ausgezeichnet Englisch, ich fühle mich hier in guten Händen. Das beruhigt schon mal. Aus dem Laborbefund läßt sich nichts sagen, es sei aber noch etwas früh für eine definitive Diagnose. Man verschreibt mir Paracetamol gegen das Fieber und die Schmerzen. Sollten die Symptome in zwei Tagen nicht abklingen, solle ich wiederkommen.
Ich quäle mich also ins Eastern Heritage zurück, verlängere ohne Probleme mein Zimmer und lege mich gleich wieder hin.


13. November 2008
Melaka
0 km


Mit Unterbrechungen schlafe ich die ganze Nacht und fast den ganzen Tag durch. Zum Glück sinkt das Fieber langsam.
Abends zwinge ich mich dazu, doch essen zu gehen – ich habe ja seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Ein Stück die Straße hinunter gibt es ein Satay-Restaurant. Das scheint sehr beliebt zu sein, ich bekomme den letzten freien Tisch. Man sucht sich selber kleine Spieße mit diversen Fleisch- oder Gemüsestückchen aus und gart diese dann am Tisch in einem großen Gefäß mit Sauce; es erinnert ein wenig an Fondue. Schmecken tut es mir dennoch nicht besonders – habe ich ungeschickt gewählt oder bin ich einfach fertig? – und ich bin froh, als ich wieder gehen kann.
Trotz des vielen Schlafes schlafe ich auch in der Nacht ganz gut.



14. November 2008
Melaka
0 km


Das Fieber ist weiter gesunken, und ich beschließe, daß ein weiterer Besuch in der Klinik nicht notwendig ist, auch wenn die Symptome noch nicht völlig abgeklungen sind, daß ich aber noch einen Tag im Bett bleiben werde. Immerhin bin ich jetzt wieder in der Lage zu lesen.
Abends gehe ich malaysisch-indisch essen, roti canai pisang, Fladenbrot mit Bananenstücken. Ein gutes Zeichen: es schmeckt mir wieder.


15. November 2008
Melaka
8 km


So, das Fieber ist weg, ich kann wieder etwas unternehmen, will mich aber noch nicht überfordern und mache daher noch einen Tag Sightseeing in Malakka. In Chinatown sind ja noch ein paar Bauwerke ausständig, und ich beginne mit dem Cheng Hoon Teng-Tempel, dem angeblich ältesten chinesischen Tempel in Malaysia.


Blick in den Cheng Hoon Teng-Tempel

Hier gibt es viel zu sehen, zumal mir buddhistische Architektur und Frömmigkeit bislang völlig fremd ist. Von daher ist die Vielfalt an bunten Figuren, feinsten Holzschnitzereien, Statuen der Bodhisattvas – an zentraler Stelle hier Kuan Yin – Altäre usw. für mich verwirrend.


Kuan Yin

Ich schaue den Gläubigen zu, wie sie vor den zahlreichen Statuen Räucherstäbchen entzünden; andere werfen offenbar am Boden vor dem Hauptaltar Losstäbchen. Im übrigen verrichtet jeder seine eigenen Rituale, ohne sich von den anderen stören zu lassen. Es herrscht also eine entspannte Atmosphäre. Zwischendurch kommt auch ein Brautpaar vorbei, viele Photos werden gemacht. Draußen geht ein Wolkenbruch nieder, ich lasse mir also viel Zeit, plaudere auch mit einem englischen Pärchen, die mit Leihrädern hergekommen sind, mich aber interessiert über das Tourenradeln ausfragen.


Bunte Drachen am Cheng Hoon Teng-Tempel

Hinter der Haupthalle gibt es Nebenräume, die offenbar dem Gedenken der Ahnen gewidmet sind, unzählige Tafeln, wohl mit den Namen der Verstorbenen, gibt es hier.


Ahnentafeln

In einer anderen Halle sitzen, versteckt unter einem Alter am Boden, ein paar „Tigergötter“; die sind ganz putzig. Offenbar gibt es sie in jedem chinesischen Tempel irgendwo.


Hier haben sich die Tigergötter versteckt

Wenig weiter steht die Kampung Kling-Moschee, errichtet in einer interessanten Mischung verschiedener Baustile: „römische“ Säulen, ein eigenartiges, pyramidenförmiges Dach, das Minarett erinnert an eine Pagode; entzückend das große Brunnenhaus und der Friedhof mit seinen knallgelb gestrichenen kleinen Grabsteinen.


In der Kampung Kling-Moschee


Goggelegelbe Grabsteine

Nachdem ich mir unterwegs eine Bananentorte gegönnt habe, schaue ich mir noch den Sam Poh Kong-Tempel. Die „peaceful and relaxed atmosphere“, von der mein Reiseführer schwärmt, wird aber von nicht endenwollenden Scharen chinesischer Reisegruppen, die sich aus Bussen über das Gelände ergießen, empfindlich gestört.


Obsthändler vor dem Sam Poh Kong-Tempel


Auch hier wieder „Tigergötter“ mit Opfergaben

Es wird dunkel, und ich mache Schluß für heute.


Fortsetzung folgt