Re: Südostfrankreich

von: snowrider

Re: Südostfrankreich - 02.08.10 17:13

Von Toulon nach Marseille, 25.6.2010, 75 km, 877 Hm


Die Möwen haben mich schon um 4H30 aufgeweckt, mit ihrem Gelächter. Sie haben Junge, noch mit ganz grauem Gefieder und leben auf dem Haus gegenüber in Augenhöhe.
Mußte gestern mein Gepäck noch bis in den 3. Stock raufschleppen. Verlasse diesen Ort gerne schon um 6H30.

Es zieht sich 10 km lang, bis es etwas ruhiger wird. An einer Bäckerei erstehe ich die wichtigsten Sachen, Brot und Wasser.
Das Brot wird einem wie selbstverständlich geschnitten. Finde ich für unterwegs sehr praktisch. Es handelt sich um ein Mischbrot, nicht um ein Baguette.

Wieder ein strassenbegleitender Radweg, in manchen Ortschaften nur für kurze Strecken.
Solange ich noch am Wasser entlang fahre, halte ich so oft wie möglich.

Eine Fähre läuft hier ein, ein Cruiseship liegt dort in der Bucht, es gibt immer was zu entdecken.
In Bandol halte ich zum Obsteinkaufen, ein weiteres Grundnahrungsmittel unterwegs für mich.

Dann geht es bergauf, nicht das erstemal an diesem Tag. Mal 155m, dann 170m, 225m, und irgendwann , zum Schluß noch von 0 auf 315m.

Cassis will ich mir unbedingt anschauen, komme so kurz vor 12 Uhr unten im schönen Hafen an.
Tauchen wäre hier möglich, oder Bootsausflüge zu "les Calanques", ein anderes Mal.

Hier wimmelt es regelrecht. Stau , Markt und jede Menge Touris.

Meine Mittagspause wird daher sehr kurz, um 12 Uhr bin ich auf der wirklich steile Strasse raus aus dem Ort unterwegs.

Weiter auf der D 559 auf fast schattenloser Strasse, ich hangel mich von Baum zu Baum, der verspricht wenigstens etwas Schatten. Mittags zu fahren hat aber den nicht zu verachtenden Vorteil, daß wenig los ist.

Hinter mir die Weinberge von Cassis und der schöne, schräge Felsen von Ciotat. Die Gegend wird karger, graue Steinwüste, viel Rosmarin, kaum Bäume, Pinien.
Panzer auf einem Ortsschild, wohl ein Truppenübungsplatz.

Ein Rennradler überholt mich, meint "C'est chaud!", na klar, antworte ich, es ist Sommer.

Bei Hm 315 die Abfahrt nach Marseille, ein Moloch, viele Hochhäuser von der Ferne und das Meer.

Geradeaus hinein nach Prada, finde mein ausgesuchtes Hotel sofort und habe noch genug Zeit für Sightseeing und Baden.

Am Strand von Prado gibt exta eine Seilsichrung zum Absperren des Rades und bei den Bademeistern eine kostenlose Möglichkeit, seine Sachen zu deponieren, hab ich noch nie gesehen. Das Meer hier wunderbar ruhig und angenehm warm.

Danach gehts per Rad am Meer entlang bis zum alten Hafen, vollgestopft mit Segelschiffen, wirkt es vom Gelände her wie in Hamburg, die Alster. Marseille ist auch mit Hamburg jumelé.

Nach einem Eis und Café im Hafen gehts noch weiter zur "Cathédrale de la nouvelle major", schön ruhig drinnen und tolles Licht.

Fast keine Touris, kein Vergleich mit Nizza, gefällt mir um so vieles besser hier. Eben eine richtige Hafenstadt.

Abendessen am Place de Castellane, Nudeln mit Roquefortsauce und Rosé-Wein, draussen in der Sonne.

Am Abend dann der Grund für diesen Hotelaufenthalt, in France3 kommt "Thalassa.tv" mit
einer Edition über die Aranui und die "Îles des Marquises", wo ich schon war.


Von Marseille nach Innsbruck, 26.6.2010


Der letzte Tag hier in Frankreich.

Geniesse das Frühstück im Hotel und besuche noch den Markt vor der Tür, um mir noch Kirschen vom Mt. Ventoux mitzunehmen.

Der TGV mediterrané geht gegen 12 Uhr, hat aber kein richtiges Gepäckabteil. Im 2. Stock des Wagens finde ich ein ausreichend großes Gepäckfach, in das ich das Rad ohne Vorderrad reinlegen kann.

Umsteigen in Lyon in einen Regionalzug, der schnell ziemlich voll wird, selbst neben meinem aufgehängten Rad sitzen noch Leute auf dem Klappsitz. Hier wird jeder Platz perfekt genutzt. Trotzdem stehe draussen noch schimpfende Fahrgäste, die nicht mehr mitkommen. Ist wohl der letzte vernünftige Zug heute nach Genf.


Hier muß ich mir noch eine Tagesradkarte kaufen und eine Reservierung für den Zug von Zürich nach Innsbruck brauche ich auch noch, das wird richtig teuer, alles zusammen nochmal fast 30 Euro.

Hier bei der SBB wieder ein ebnerdig zu beladender Radgepäckwagen.
Dann in Zürich nur 12 Min. Zeit zum Umsteigen inklusiv Aufzugbenützung, es geht sich aus, dank Dauerlauf neben dem Rad her.

Die Schaffnerin des Zuges weiß sich zunächst keinen Rat, wohin mit meinem Rad. Der Zug sei eigentlich ein Schlafwagen. Hat aber einige Großraumabteile dabei. Sie nimmt mich doch nach heftigem Bitten mit. Sucht mir einen vorläufigen Platz, auch fürs Rad und ist sichtlich bemüht.

Kommt später zurück und sagt, sie habe meinen reservierten Platz, auch fürs Rad gefunden. Es gäbe wohl neue Waggons, wo man die Räder am Anfang und Ende aufhängen könne, seien österreichische Garnituren, die sie noch nicht kannte. Also ziehe ich nochmal um und habe nun Rad und Sitzplatz nebeneinander.

Die Zugstrecke kenne ich noch garnicht, entlang des Zürichsees bei Sonnenuntergang.
Ein wenig zweifle ich schon, ob ich nicht Richtung Belgrad unterwegs bin, in Sargans werden die Waggons getrennt. aber ich sitze richtig und fahre bald über Bludenz und Feldkirch nach Innsbruck. Heimfahrt bei Vollmond um 1 Uhr nachts.


Fazit:


Frankreich ist ein Klasse Land für Radtouristen.

Kam gut mit den Karten des IGN zurecht, hab ein paar Touren vom Cyklos Radreiseführer ausprobiert.
Ob sich das mitnehmen all der Campingsachen gelohnt hat?
Das nächste Mal werde ich mit wenig Gepäck fahren, denn in den Bergen war es so schön ruhig.

Meine warmen Sachen habe ich nicht gebraucht, schon lange nicht mehr soviel in kurzen Sachen gefahren.

Für die Strecke von Nizza nach Marseille nehme ich mir mal richtig viel Zeit.

Viel Spaß an alle, die noch dorthin fahren.
LG Ursel