Re: Russland Baikalsee + Japan Honschu

von: estate

Re: Russland Baikalsee + Japan Honschu - 18.10.10 19:01

Es geht weiter, ich hoffe ihr verzeiht mir den Sprung ins Präsens, sowie einige gramatische Ausrutscher. Es ist schon einige Jahre her, dass ich auf Deutsch etwas längeres geschrieben habe.

In Irkutsk habe ich einmal Essen für 3 Tage eingekauft.
Auf der Karte und den Sat. Bildern sind einige Dörfer eingezeichnet, aber man weis ja nie.
3 Liter Wasser kommen auch mit, was sich später trotz natürlichen Wasser als sehr knapp kalkuliert herausstellen wird.

Dann musste ich einmal aus Irkutsk rausfinden, und auf die im GPS markierte Route gelangen, was dank einiger Sackgassen und einem Markt nicht so leicht war.

Schließlich lande ich auf der Straße nach Listvyanka:




Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht nur nach Listvyanka fahre, dem Standardziel der Transibreisenden. Diese Straße geht offenbar die ganze Zeit lang durch den Wald.

Nach 5km biege ich auf die erste Piste ab, und lande auf meiner richtigen Reiseroute.


Die Landschaft erinnert noch sehr an Mitteleuropa, wenngleich die Besiedelung immer dünner wird.
Die Straße ist bis 40 km nach Irkutsk asphaltiert, dannach fängt eine gute Piste an.
Es herrscht ein reger Ausflugsverkehr, immerhin ist es gerade Sonntag.




So sieht die Piste anfangs aus. Es begegnet mir eine Planierraupe, die alle Schlaglöcher entfernt hat.



Auf den Satellitenbildern gibt es keinen Hinweis auf Steigungen, da die Straßen einfach gerade über die Berge gebaut werden.





Fuhrten wie diese musste ich nie durchqueren, es gab immer Brücken...


... auch wenn die schon eingestürzt waren, und einfach auf den zusammengebrochenen Holzträgern Erde aufgeschüttet wurde. Die wenigen Autos bevorzugten trotzdem die Brücke.
In einem Dorf 70km ab Irkutsk konnte ich mich nocheinmal mit Lebensmitteln eindecken.

Als ich 3 kleine alte Nussschnecken kaufen will, packt mir die Verkäufering etwa ein Kilo ein. Da ich nicht russisch kann, und der Preis sehr niedrig ist, kaufe ich sie einfach.
Später sind sie das Rückgrad meiner Ernährung.
Allgemein muss ich sagen, dass man ohne Kocher eigentlich eh nur Brot und Kekse zu essen bekommt.
Das Obst ist zwar gut, aber viel zu schwer um es tagelang zu schleppen.

Der Weg den ich jetzt einschlage ist schlicht und einfach schlecht.
Mit schlecht meine ich so schlecht, dass die Russen nicht mehr mit ihren Ladas fahren können. Später erfinde ich für mich den Begriff "Ladagrenze".
Selbst Geländelastwägen kommen nur im Schritttempo vorran.



Der Grund ist einfach, dass die Straße nicht wichtig ist, die wenigen Einwohner auf der einen Seite haben ihren Zugang von Irkutsk aus, und die anderen von der Hauptstraße, die nach Olchon führt.

Dieser Zwischenweg mag mir im Nachhinein schon und technisch anspruchsvoll vorkommen, an Ort und Stelle war er aber frustrierend, endlos und anstrengend.

Die Pfützen sind einfach überall, kaum hat man wieder auf Reisegeschwindigkeit beschleunigt, muss man schon wieder absteigen.

Das seltsame dabei ist, dass die Pfützen garnicht schlammig sind. Die Straße besteht aus einer harten Lemschicht, die das Wasser nicht versichern lassen will.
Zuerst durchfahre ich die Pfützen, nachdem ich aber zum 3. mal mit den Füßen im Wasser war, unterlies ich dies, und schob.

Dumm ist nur, dass der Weg am Zenit seiner Einsamkeit auf beiden Seiten vollbewachsen ist, so dass seitlich des Wassers kein Platz zum schieben mehr vorhanden war.

Auf dem Satellitenbild hatte ich eine Stelle bemerkt, auf der ich den Weg für 1/2 km nicht sehen konnte. Das war eine besonders sumpfige Stelle, an der die Fahrzeuge einfach auf 7 paralelleln Alternativwegen gefahren sind, da der Sumpf offenbar besser als die Straße zu fahren war.


Am nächsten Tag, nach gefühlten 100, aber nur 50 realen Pfützenkilometern bessert sich die Lage.

Abschließend kann man über den schlechten Weg sagen, dass er schön ist, aber nie wieder befahren werden muss. Außerdem sollte etwas Profil auf den Reifen sein, da damit viel mehr Pfützen umfahren werden hätten können.
Ich hatte die normalen Schwalbe Marathons am Rad, da ich diese schlicht und einfach gerade lagernd hatte. Manchmal rutschte ich damit einfach seitlich in die Pfütze.
Übrigens war die Straße nicht grundsätzlich übel, sondern nur in einem schlechten Zustand, manchmal konnte man sehen, dass sie vor langer Zeit recht aufwendig angelegt worden ist.