Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg

von: veloträumer

Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg - 07.12.10 18:25

Ich bedanke mich schon mal für die zwischenzeitlichen Belobigungen und fruchtbaren Ergänzungen. Sodann hier ein weiterer Happen, diesmal mit etwas bildungsträchtigem Ballast. Das müsste dann ca. eine Woche vorhalten. schmunzel

TEIL 6: Von einsamen Wäldern durch Bergbaugebiete in tiefe Schluchten:
Pohorje-Mystik, Drau-Selikeit, Karawanken-Wände und ein Lindwurm


Mo, 12.7. Limbus - Ruse - Smolnik - Sumik - (Wanderung Wasserfall) - Osankarica (1202m) - Pesek (1385m) - Lovrenc - Recenjak (543m) - Ribnica - Radlje
86 km | 1715 Hm | 7:38 h | 10,9 km/h

C: wild 0,- €
AE: Thunfischsalat, Pizza, Rotwein 10,70 €

Das Pohorje (Bacher-Gebirge) ist eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft, aber teils urwüchsig mit verträumten Hochmooren, verschlungenen Urwäldern und beeindruckenden Wasserfällen und in den meisten Teilen noch recht einsam zu beradeln. Es unterscheidet sich geologisch durch sein wasserundurchlässiges Basaltgestein von dem Kalkgestein der Südalpen. Obwohl nach Westen durch die Mislinja von den Karawanken getrennt, entwickeln sich die Landschaftsübergange weniger deutlich.

Maribor kann sich dank des Pohorje-Gipfels (1050m) in die Reihe der Ski-Weltcup-Orte einreihen. Mit einer Seilbahn kann man bequem auf den Berg kommen und von dort Wanderungen starten – auch eine kostenpflichtige Fahrradmitnahme (4 €) ist möglich. Das ist aber nicht wirklich nötig, denn es gibt mehrere Auffahrt-Möglichkeiten ins Gebirge. Die Straße bei Ruse, über die man die Sumik-Wasserfälle erreichen kann, ist eine der einsameren Routen und nur im unteren Teil asphaltiert. Die folgenden Schotterpisten sind aber alle festgewalzt und weitgehend mit Reiserad gut fahrbar, für dünnbereifte Rennräder aber doch eher problematisch. Insgesamt hatte ich die Länge der Schotterpisten unterschätzt und entsprechend viel Zeit an diesem Tag eingebüßt. Nach urwaldähnlichen Teilen unten folgt schwarzwaldähnliche Flora weiter oben, auch mal von Weiden und Gehöften unterbrochen. An einer Stelle ergibt sich ein Panoramablick auf die unten fließende Drau.

Der Parkplatz mit Wanderweg zu den Wasserfällen ist nur eine Zwischenhöhe und auch nach dem Osankarica kann man sich nicht ausruhen, weil der Pesek-Pass erst nach einer Zwischenabfahrt erklommen werden kann und sich entsprechend Höhenmeter summieren. Es gibt mäßige aber auch heftig steile Abschnitte. Einige andere Naturschönheiten lassen sich nur durch Abweichungen von der Route erkunden. So habe ich ich die Moorseen etwa Richtung Svet Areh oder auch den Schwarzen See westlich der Rogla-Straße nicht angesteuert (zusätzliche Wanderungen nötig). Wer das Pohorje umfassend erkunden will, sollte sich mehrere Tage Zeit nehmen und von der Kombination Rad und Wanderschuh Gebrauch machen. Auch ein fester Standort in oder bei Maribor macht Sinn, im Westen an der Bergstation gibt es auch luxuriöse Unterkünfte.

Leider hatte ich es in Ruse ausgeschlagen, auf die Öffnung des Supermarktes zu warten. Es gibt auf der ganzen Strecke bis zum Pesek jedoch keine Verpflegungsmöglichkeit. Zwar befindet sich unweit Osankarica noch eine Lokalität, die aber geschlossen hatte. So war ich dann doch etwas ausgehungert bis zur ersten nahrhaften Mahlzeit am bereits späteren Nachmittag. Erstaunlicherweise ist auch die Straße vom Pesek hinab im oberen Teil nicht asphaltiert, während vom Pesek Richtung Rogla die Straße gut ausgebaut ist. Wahrscheinlich fahren die meisten auf den Ski- und Ausflugsberg Rogla von Süden an. Während der obere Teil der nördlichen Abfahrt vom Pesek an eine bewaldetes Alpintal erinnert, wird die Landschaft weiter unten sanfter. Man durchfährt hügeliges Wald-, Wiesen- und Weideland mit Weilern und kleinen Dörfern, viele Bewohner betreiben kleine Gärten zur Eigenversorgung mit Gemüse und Obst.

Zurück an der Drau liegt diese in verträumter Abendstimmung. In Radlje findet sich kein geöffnetes, geeignetes Restaurant und ich muss schon mit einem gewissen Widerwillen mal wieder zu einem „Getarnten“ – ein Türke mit italienischer Pizza in Slowenien, kann ja nicht gut gehen. traurig Auch am Radlpass findet sich nur schwer ein Plätzchen für mein Zelt, weil fast alles bewachsen oder steile Weiden. Zum Glück ist es möglich straßennah auf einer kleinen Wiese zu campen, der Verkehr ebbt in der Nacht nahezu völlig ab.

Di, 13.7. Radlje - Radlpass (679m) - Stammer - St. Oswald - Stausee Soboth - Soboth/Koglereck (1347m) - Lavamünd - Dravograd - Ravne na Koroskem - ? (478m) - ? (511m) - Vrhe Gmajna
84 km | 1495 Hm | 6:35 h | 12,7 km/h

C: wild 0,- €
AE: Selbstversorgung

Der Radlpass bietet wenig Panorama zurück zur Drau, nach Norden führt er in typisches Almweideland. Mit dem österreichischen Teil dieser Etappe streife ich die Laantaler Alpen, die einen größeren rechteckigen Block nördlich der Drau bilden. Mehr offene Weiden mit gelbblumigen Almwiesen finden sich dann, wenn man die Soboth-Straße zu einem Teil erklommen hat, was allerdings harte Arbeit ist. Es folgen dann noch mehre größere Aufs und kleinere Abs. Ein farbenfrohes Erholungs- und Naturschutzareal ist der Soboth-Stausee. Vom blumenreichen Uferbiotop aus kann man die Bergwelt wunderbar entspannt genießen. Der See ist komplett umfahrbar und bietet neben dem offiziellen Strandbad am Anfang noch zahlreiche weitere, „wilde“ Badezugänge. Es ist ein beliebtes Ferien- und Wandergebiet, ohne allerdings völlig überlaufen zu sein. Doch scheint es so, als wolle mir jemand die Pause wieder nicht nicht ohne Hiebe gönnen. Kaum hatte ich meine Sachen zusammengepackt, zogen dunkle Wolken auf und alsbald prasselte ein Gewitter nieder, der See verwandelte sich in ein wildes Wasser. Am Seeanfang gibt es zum Glück ein Bistro-Restaurant, wo man z.B. mit selbstgemachtem Eis oder Kuchen die Regenpause überbrücken kann.

Nach dem heftigen Gewitter dampft der Wald in mystischen Nebelschwaden, der faszinierende Ausblick von der Passhöhe ist stark getrübt, dafür entwickeln sich aufregende Wolken- und Lichtstrahlbilder. Ich treffe ein echtes Kärnter Original hier, hagere Figur, dunkelbraune, gegerbte Haut, großer Tramphut, zerfranste Kurzjeans, ausgetretene Jesuslatschen und mit einem kläpprigen Caravan unterwegs. Er schwärmt vom herrlichen Kärnten und malt sich so eine Radtour mit eigener Hütte als seinen großen Wunschtraum aus. Aber er hat es noch nicht geschafft, glaubt dass er nicht genügend Mut dazu hat. Mit festem Handschlag und dem schmitzig-strahlenden Lebenskunstlächeln nehmen wir schon fast kumpelhaften Abschied. Der echte Kärntner wird schnell Freund, ist ein grundoffener Mensch.

Nicht weniger steil als die Auffahrt ist die Abfahrt, ein Holzlaster quietscht sich riskant den Berg runter. Unten liegt die Drau in einem durch den Regen leicht aufgewühlten, trotzdem so selig verträumt-leichten Blaugrün zwischen alten, schräg gewachsenen Apfelbäumen. Die phasenweise Aufheiterung nimmt sich wieder Richtung Berge und Slowenien zurück. So verläuft die Fahrt naturbedingt in einer gewissen Tristesse unter grauem Himmel, wenngleich weder Dravograd noch Ravne besonders auffällig schöne Orte sind. Hingegen scheint viel Gewerbe und einige Industrie ansässig, die eigentllich romantische Flussstrecke nach Ravne ist stark von Autos frequentiert.

Da die Zeit wieder weiter fortgeschritten als geplant – weit diesseits vom ursprünglichen Etappenzeil Velenje – rechne ich mit einem Ende der Tour in unbewohntem Gebiet. Ich kaufe mir ein kaltes Abendessen im Supermarkt in Ravne zusammen. Doch dann regnet es erneut und eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich dann das Erworbene geschützt essen kann, zumal es mittlerweile doch recht kühl geworden ist. Nicht nur in Ravne gibt es viele Restaurants, sondern auch auf der folgenden Hügelstrecke ist die Besiedlung dichter als erwartet. Auf beiden kleinen Passhügeln befindet sich jeweils eine einladende Gostilna, wenngleich die erste geschlossen ist.

Als ich im Dunkeln an dem Bushaltehäuschen von Vrhe Gmajna eintreffe, esse ich unsinnigerweise recht ungemütlich mein kaltes Abendbrot (Nudelsalat, Käse usw.), während eine wärmende Speisesitzung in der direkt gegenüber liegenden Gostilna besonders heute die bessere Wahl gewesen wäre. Auch sind sämtliche Wiesen als Weiden abgetrennt, ein Zeltplatz nur schwer zu finden. Erst am Ende der ländlichen Siedlungsstraße des Dorfes führt der Weg zu einer Kirche mit Kupferdächern, die in die Mauern einer alten Burganlage integriert wurde. Dort finde ich eine geschützte Lage – quasi im doppelten Sinne, wenn man die herabschauen Heiligen des Kirchenportals hinzuzählt. schmunzel

Mi, 14.7. Vrhe Gmjana - Kladnik - Graska Gora - Velenje - Sostanj - Sleme (1084m) - Crna - Mezica - Pusnik - Bleiburg - Eberndorf
102 km | 1165 Hm | 7:00 h | 14,5 km/h

C: Rutar Lido 19,-
AE: Gemüsesuppe, Schweinmedaillons, Farfalle m. Gorgonzolasauce, Salat, Eis, Rotwein, Espresso 16,30 €

Zweifellos kam ich auf der Tour bereits durch viele alpine (ehemalige) Bergbaugebiete, DIE Bergbau-Etappe schlechthin ist aber diese hier. Eigentlich hatte ich schon einen Besuch in einem der Bergbaumuseen geplant, habe aber einen solchen wieder mal meinem Gesamttourverlauf geopfert, weil ich erheblich im Rückstand war. Eines der bedeutendsten europäischen Museen in dieser Hinsicht ist das Besucherbergwerk und Bergbaumuseum Slowenien in Velenje. Hier ist der Bergbau auch noch nicht Vergangenheit, sondern wird in einem der modernsten Kohlebergwerke mit spezifisch entwickelter Abbaumethode und offensichtlich erfolgreich weiter gepflegt.

Eine weiteres ausgezeichnetes Bergmuseum ist das umgestaltete Blei- und Zinkbergwerk Podzemlje Pece zwischen Crna na Koroskem und Mezica. Hier gibt es sogar die Möglichkeit, ab Mezica ca. 5 km in einer geführten MTB-Tour durch einen Bergstollen im Pezengebirge zu fahren. Ob man mit dem eigenen Reiserad erlaubterweise da durchkommt, ist nicht klar aus der Homepage ersichtlich, offenbar ist die Bodenbeschaffenheit schwierig und am Ausgang muss man wohl hinabsteigen. Da ohnehin die Fahrtrichtung entgegen meiniger liegt, habe ich auch keinen Versuch zu einer solchen Exkursion angestrebt, zumal ich schon jenseits der Öffnungszeiten Mezica erreichte.

Die Landschaft entwickelt sich ab Stari trg aus einem idyllischen Tal heraus mit kleinem Landbau (u.a. Hopfen) durch Waldpassagen hin zu einer teiloffenen Hügellandschaft mit dünner Besiedlung. Oberhalb von Velenje sieht man bereits die großen Kühltürme des Kohlekraftwerks unten im Tal in Sostanj. Auch am See von Velenje weiter unten bleibt das Kraftwerk im Blick, es handelt sich aber keineswegs um eine abschreckende Industrielandschaft. Der See ist Teil eines großen Erholungsgebietes, in dem alle erdenklichen Freizeitaktivitäten möglich sind. Auf der Ostseite finden sich zwischen Schilfgürteln etwas wildere Ufer, dahinter ein kleinerer gepflegter See mit Infrastruktur. Am Südufer des großen Sees sind dann die größeren Sport- und Freizeiteinrichtungen wie z.B. ein Campingplatz, auf dem ich ursprünglich eigentlich übernachten wollte.

Der hohe Freizeitwert in und um Velenje hat seinen Grund. Velenje und Sostanj bilden zusammen eine wohlhabende Industrie- und Gewerberegion. Der Hauptarbeitgeber ist nicht das Bergwerk, sondern der Hausgerätehersteller Gorenje, der sogar ein kleiner Weltkonzern ist. Gorenje hat neuartige Entwicklungen angestoßen, so hat die Firma zusammen mit Apple multimediale Hausgeräte entwickelt – Backofen mit Internetanbindung oder so ähnlich. Ob man sowas braucht, sei mal dahingestellt, aber Gorenje agiert offenbar erfolgreich und hat auch internationale Designpreise für seine Produkte eingeheimst. Ein Blick in gängige Hausgeräteprospekte zeigt, das Gorenje-Produkte preiswerter sind als vergleichbare Produkte von Konkurrenten (AEG, Siemens etc.). Eine nachhaltige Firmenphilosophie rundet den positiven Eindruck ab. In Sostanj bestimmte früher eine Lederfabrik das Arbeits- und Wirtschaftsleben. Auch zur Lederherstellung gibt es das gewichtige Muzej Usnjarstva.

Da Velenje keine hübschen Altbauten aufweisen kann (im Gegensatz zum nahen Sostanj), ist die Stadt übersichtlich und funktional gebaut. Dennoch hat man darauf geachtet, die Funktionalität mit einer hohen Lebensqualität zu verbinden. Ein historischeres Schmankerl hat die Stadt dann doch noch, nämlich eine schöne Burg, die man über einen kurzen steilen Anstieg erreicht. Von dort blickt man auf eine Sprungschanze – also auch Wintersport ist in Velenje präsent.

Während auf der Südostseite zum Sleme-Pass noch waldreiche von Weiden unterbrochene Landschaft dominiert, führt die Nordwestseite allmählich in eine schluchtartige Bergwelt, die mehr dem Charakter der Karawanken entspricht. Hier finden sich dann auch die o.g. Bergbauorte. Von Crna gibt es eine westliche Verbindung (nach meiner Erkenntnis nicht durchgehend asphaltiert, aber gut fahrbar) ins Savinja-Tal und die Bilderbuchwelt von Logarska Dolina mit den Steiner Alpen.

Kaum in Kärnten, öffnet sich bei Bleiburg eine weite Ebene mit Obstbaumwiesen, Mais-, Sonnenblumen- und Gerstenfeldern. Nach Süden erheben sich die mächtigen Felswände der Karawanken wie eine unüberwindbare Grenze. Diese Landschaft, um kleine Hügel bereichert, umschließt auch das Kleinseengebiet bei Eberndorf/Klopstein, das sich nur unweit der Drau befindet.

Rutar Lido ist eine schöne FKK-Ferienanlage mit umfassender Infrastruktur, der Camping-Preis aber doch ein bisschen überteuert. Neben einer Poolanlage (für kühlere Tag auch Hallenbad) gibt es einen kleinen Badetümpel, der aber kein Ersatz für einen richtigen See darstellen kann. Insofern würde ich für Gleichgesinnte die Campingplätze am Keutschacher See, Tigrnger See oder insbesondere am Millstätter See (Pesenthein) mehr empfehlen – auch wegen der landschaftlich attraktiveren Lage. Eberndorf eignet sich aber gut als Ausgangsort für einige Karawankenexkursionen wie etwa zu den Obirhöhlen, der Kupitz-Klamm oder der Rosaliengrotte, ggf. auch erweitere Möglichkeiten mit dem MTB.

Do, 15.7. Eberndorf - Sittersdorf - Wildensteiner Wasserfall - Schaidasattel (1069m) - Trögerner Klamm ("Zum Franzl") - Bad Eisenkappel - Seebergsattel (1215m) - Preddvor*
98 km | 1350 Hm | 7:10 h | 13,4 km/h

C: wild 0,- €
AE: Gegrillte Wurst, Pfifferlinge, Brot, Bier, Eis 15,- €

Am Gösselsdorfer See befindet sich ein uriges Sumpfgelände mit einer speziellen Flora und Fauna. Diese Etappe ist jedoch geprägt von grandiosen Bergmassiven dies- und jenseits des Karawankenhauptkamms mit Schluchten und Wasserreichtum. Den herrlichen Wildensteiner Wasserfall sollte man sich nicht entgehen lassen. Mit 54 m Fallhöhe gilt er als höchster freifallender Wasserfall in Europa. Er ist aber nur mit ergänzendem Fußmarsch erreichbar. Am Ausgangspunkt des Wanderweges entstand ein neues Handwerksmuseum aus einer privaten Initiative. Zu den Fahrgeräten im Museumsbestand gehört natürlich auch das Fahrrad in musealer Form. schmunzel

Der Weg zum Schaidasattel ist ein ziemlich harter, die heftigste Rampe wohl die Abkürzung zwischen dem Wildensteiner Wasserfall und dem Freibach-Stausee. Eine lohnenswerte Exkursion ist die Fahrt durch die Trögerner Klamm. Es reicht, wenn man die schmale Straße knapp 3 km bis zur Gaststätte „Franzl“ fährt. Dazu muss man sich nicht mal anstrengen, weil ohne nennenswerte Steigung. Die zahlreiche Gumpen eignen sich auch für eine Badeerfrischung im glasklaren Gebirgswasser, sind aber nicht immer ganz einfach zu erreichen. Die Klamm besteht überwiegend aus weißem Schlerndolomit, der aus dem über 200 Millionen Jahre alten Muschelkalk einer ehemaligen Lagune im Bereich des Schlern (Dolomitenberg nahe Brennerroute im Eisacktal) stammt. Durch die 600 tiefe Eingrabung des Trögernbach treten aber in den so sichtbar werdenden Schichtungen auch der rote Grödener Sandstein und der schwarz-graue Flaserkalk hervor. Im Bach verteilt sich der rundgeschliffene, gesprenkelte fossile Schotter der Tarviser Brekzie aus den Karnitischen Alpen, der nochmal 50 Mio. Jahre älter als der Schlerndolomit ist.

Nach dem schmal-feuchten Tal zwischen dem kleine Kurort Bad Eisenkappel und dem seit dem zweiten Weltkrieg verwaisten, ehemaligen ortsteiligen Kurbad Vellach wirken die hellen Felsmassive der Steiner im Süden wie eine leuchtende Offenbarung der Berggötter. Im Abendlicht angestrahlt, ist der Eindruck nochmal stärker. Vom Seebergsattel hat man auf der Nord- wie auf der Südseite mehr Panoramablick als am Paulitschsattel. Mit den sensationellen Ausblicken auf der Südseite werte ich den Seebergsattel sogar zu einem der schönsten Alpenpässe auf, wenngleich die Passhöhe selbst wenig dazu beitragen kann. Im unteren Tal verläuft die Route wieder eng eingefasst neben dem rauschenden Gebirgsfluss bei vereinzelter Besiedlung. Preddvor ist ein belebter Ort, wie denn auch die gesamte Gegend dichter besiedelt ist als erwartet, der Einfluss der drittgrößten slowenischen Stadt Kranj ist trotz der ländlichen Umgebung spürbar.

Fr, 16.7. Preddvor - Gorice - Trzic - Dovžanova Soteska - Trzic - Loibl-Pass Tunnel (1068m) - Kleiner Loiblpass (759m) - Klagenfurt - St. Veit
93 km | 1090 Hm | 6:38 h | 14,0 km/h

C: wild 0,- €
AE: Knobisuppe, Chicken Wings, Ofenkartoffel, Eispalatschinken, Rotwein, Espresso 24,50 €

Die Hügelstrecke mit dem abgedämpften Bergpanorama nach Norden und weiten Panoramablick über die Sava-Ebene hinweg nach Süden erfüllt sich mit einer besinnlichen Morgenstimmung. Erstaunlich viele Frühradler begegnen mir. Während Trstenik nach als Landort durchgeht, wirkt Gorice schon wie ein wohlhabender Pendelwohnort für Arbeitende in Kranj. Vor der sehenswürdigen Altstadt Trzic muss man sich durch ein ziemlich verkehrsträchtiges, neugebautes Städteband durchquälen.

Als eine weitere lohenswerte Schluchtenexkursionen ohne große Anstrengung bietet sich die Dovžanova soteska nordöstlich von Trzic an. Die Schlucht hat als paläontologischer Fundort sogar Weltruhm erlangt. Auch hier kann man die geologischen Schichtungen und Erdaltertum studieren, dazu muss man allerdings auf einen Wanderweg ausweichen. Die Schluchtpassage ist indes gut durchfahrbar. Eine erweitere Auffahrt jenseits der Schlucht nach Jelenol verkneife ich mir zugunsten eines längeren Badeaufenthaltes an den Stufenkaskaden zu Ende des Schluchtteils. Es überkam mich spontan der Gedanke „eigentlich bist du ja im Urlaub…“ schmunzel

Wegen einer großen innerörtlichen Baustelle finde ich nicht durch Trzic den Weg zur Loiblstraße und mache einen Umweg über die Unfahrungsstraße. Diese ist offiziell für Räder gesperrt, ein Verbotsschild bei der alternativen Einmündung auf die Loiblstraße habe ich aber nicht gesehen. Wahrscheinlich existieren daher im Web unterschiedliche Ansichten, ob die Loiblstraße für Radler gesperrt ist oder nicht. Offensichtlich gilt das Verbot nur für die Umgehung Trzic. Wer die Stadt im Panoramabild braucht, muss aber auch auf die Umfahrung. Wahrscheinlich hatte man mal wieder für ein überflüssiges Schild keine sonstige Verwendung. Wer kann, wird ohnehin durch den Ort fahren.

Eigentlich hatte ich mich auf die Überquerung des alten Loiblpasses ohne Tunnel eingestellt. Der Abzweig unmittelbar vor dem Tunnel ist aber weder ausgeschildert, noch ist das Tor dort offen. In dem Grenzshop mit dem typischen Sortiment überflüssiger Tax-Free-Produkte kennt sich scheinbar niemand aus. peinlich Alpenarbeiter ohne ein Herz für ihre Umgebung. traurig Einer meint dann, dass das Tor ab und an mal auf wäre, meistens aber geschlossen. Warum wüsste er nicht. Wenig vor der Auffahrt mit Tor geht eine Treppe zu diesem Weg. Dort steht auf slowenisch „Loibl geschlossen“. Offenbar also auch für Wanderer (Steinschlag?) offiziell aktuell geschlossen. Ich hätte zwar mein Rad die Treppe hochhieven können, doch sagte mir ein Blick auf die Piste: zu steil, zu schottrig, unfahrbar.

So sah ich meine Restroute mit der Tunneldurchfahrt einfach werden, aber das war auch eine Täuschung. Nicht nur der Zwischenpass Kleiner Loibl ist ein zähes Hindernis auf der weiteren Route, auch danach geht es nicht durchgehend abwärts und insbesondere nach der Drauüberquerung wartet ein weiterer unangenehmer Berg. So schmilzt wieder die verbleibende Zeit zu einem erbärmlichen Häuflein dahin. Das stimmungsvolle Foto an der Drau mit der Eisenbahnbrücke entstand übrigens unter lebensgefährlichen Einsatz von der Autobrücke aus – ich bitte das besonders zu würdigen! grins

Die Tscheppa-Schlucht ist zwar von der Loiblstraße kaum einsehbar, aber der wesentliche Wasserfall liegt unmittelbar bei einer Straßenbrücke. Um die Tscheppa-Schlucht zu durchwandern muss man relativ kompliziert einen Schlüssel erwerben, um dann ggf. mit dem Bus wieder zurück zum Eingang zu fahren. Ansonsten müsste man hin und herwandern, was nicht weniger zeitaufwändig ist.

Ein anderes Ärgernis ist die Loiblstraße selbst, die ein unrhythmisch enormes Gefälle aufweist, aber trotz Hauptverkehrsader heftige und sehr gefährliche Rippen und Wellen aufweist. Bei einer dieser Schläge ging meine Lenkertasche (Klettverschluss) auf und ein Gegenstand wurde herauskatapultiert. schockiert Zuerst blieb mir das Herz fast stehen, weil ich dachte, es wäre die Kamera gewesen. Doch glücklicherweise war es nur die Stirnlampe. Sie schien zwar unversehrt, ging aber nicht mehr, wie ich erst später bemerkte. Trotzdem war sie nicht kaputt: Die Lampe war aufgesprungen, eine von drei Batterien rausgefallen und dann wieder zugeschnappt. Erstaunlicher Zufall! Lob aber für das Plastik von Petzl, das den Aufprall so gut überlebt hat. bravo

Das Wiedersehen mit Klagenfurt kürze ich auf ein Express-Foto-Shooting. Ich statte dem Erschlager des Lindwurms einen Besuch ab, wodurch die Klagenfurter Gegend besiedelbar geworden sein soll. In Anlehnung an meine Donau-Burgenland-Erfahrung wäre es nachforschungswert, ob es sich bei der Beschreibung des Lindwurms vielleicht um eine leicht übertriebene Darstellung einer Mücke handeln könnte – Austrocknung der Sümpfe usw.? unsicher Eine andere beliebte Figur in Klagenfurt erkennt mich freundlich grüßend wieder, das Wörthersee-Mandl mit seinem Trinkfass. schmunzel

Um dem österreichischen Sandmännchenzeiten ein Schnippchen zu schlagen, esse ich bereits in einem Landgasthof direkt an der Schnellstraße weit vor St. Veit. Dabei gerate ich mangels alternativer Ausschilderung auf die Kraftfahrtstraße nach St. Veit, was kein Beinbruch wäre. Die Autofahrer sehen es aber anders und konzertieren den Song „We race in freedom, we hit the hooters - goodbye bicycle looser!“ böse Sie recken ihre Hälse schreiend aus den Seitenfenstern, während andere pantomimische Übungen hinter der Windschutzscheibe praktizieren. teuflisch Bei der nächsten Ausfahrt habe ich mich dann wieder vom Teufelsacker gemacht – man sollte die Kreise dieses exzentrischen Vierrädervolkes nicht unötig stören. bäh

Der Gasthofpächter verfügte über eine ausgeprägtes, amüsantes Gastwirtlatein. So lustig war dann die Suche nach einem Nachtplatz wieder nicht, die nahe Schnellstraße und seltsame weithallende Partylaune vergellten mir zunächst das Zelten in der Nähe. Der Partylärm stellte sich als Geräuschkulisse eines Open-Air-Konzertes auf dem Felde raus. Ich hätte zwar hier den provisorisch eingerichteten Zeltplatz nutzen können – Zeltplatz hieß hier aber nicht Schlafplatz. verärgert Ich zog weiter und befragte meine Generalkarte, die in St. Veit einen Campingplatz vermutet. Nicht nur die Taxifahrer in St. Veit kamen aber zu der wahrheitsnäheren Erkenntnis, dass die Generalkarte mal wieder Märchen erzählt. So landete ich irgendwann in einem Feld, auf dem allerdings auch nicht vollendete Ruhe herrschte – es waren diesmal Rehe, die zum kratzbürstigen Nachtkonzert angetreten waren.