Schwarzwald-Sommer 2010

von: veloträumer

Schwarzwald-Sommer 2010 - 25.12.10 20:36

Schwarzwald-Touren im Spätsommer 2010

Mit diesem Bericht stelle ich zwei Wochenendtouren durch den Schwarzwald vor, wobei sich im Titel angegebene Daten auf die erstere beziehen. Im folgenden Teil füge ich dann die zweite Tour an, die ich unmittelbar am nächsten Wochenende absolvierte. Die Touren erfolgten an den beiden ersten Septemberwochenenden, das Wetter war vorwiegend sommerlich, die Nächte im Schwarzwald schon recht kühl – auf den Höhen wärmer als in den Talmulden. Wie bei kleinen Touren üblich reichten meine beiden Backpacker und die Lenkertasche, Zeltausstattung inklusive.

Während die erste 2½-Tage-Tour in der Ortenau endete (Rückfahrt per Zug), bildete die zweite 2-Tage-Tour ein geschlossenen Kreis ab/bis Stuttgart mit einer Anfahrt via Schönbuch, Neckar und einem Hauch Westalb. Ich stelle bewusst hier die beiden Touren als „eine“ Reise ein, weil sich die beiden Teile für andere Radreisende gut zu einer Tour kombinieren lassen, zumal die An- und Abfahrt Stuttgart für Radreisende mit Ziel Schwarzwald ohnehin eher entfallen dürfte. Zur zweiten Tour wurde ich übrigens auf der ersten inspiriert, als ich kurz vor Kniebis den Hinweis zum Sankenbachwasserfall entdeckte.

Für die Tour empfiehlt sich die Verwendung von detaillierten Karten – ich verwendete die Radkarte 1:75000 Nördlicher Schwarzwald des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg. An vielen Stellen habe ich aber auch topographische Kartentafeln vorgefunden, sodass man vor Ort noch die eine oder andere Zusatzinfo erhält. Ich habe entsprechend bei diesen Touren – auch je nach abzuschätzender Wegequalität – ausgehend von einer Kernroute häufiger improvisiert. Auf der Route befinden sich auch einige nicht asphaltierte Waldpistenstrecken, die überwiegend gut fahrbar sind, aber nicht durchgehend rennradtauglich sind. Es reicht aber einfache Tourenradbereifung.

1. Tour: BRANDENKOPF – MOOSENMÄTTLE - MOOSKOPF
3 Tage | 301 km | 4775 Hm

Fr, 3.9. Stuttgart - BB - Aidlingen - Deckenpfronn - Wildberg - Nagold - Haiterbach - Waldachtal - Dornstetten – Hallwangen
88 km | 935 Hm | 4:33 h | 19,6 km/h

C: wild 0,- €
AE: Gasthof „Rose“: 3 verschied. Fleischstücke, Pommes, Spätzle, Salat, Rotwein 17,60 €

Recht bewölkte, leicht kühle Nachmittagsfahrt.
Architektonisches bemerkenswert sind die alten Häuser im mir schon gut bekannten Nagold. Das untere Waldachtal ist auch für die Fahrt nach Freudenstadt über Pfalzgrafenweiler eine schöne Alternative zur Bundesstraße. Man fährt durch ein idyllisches, sumpfiges Tal. Auch hier hat aber der Verkehr gegenüber meiner letzten Fahrt schon wieder zugenommen. Die Fahrt nach Dornstetten ist auf diesem Wege einer der einfachen Auffahrten in den Schwarzwald. Da ich schon bei deutlicher Dunkelheit eintreffe, esse ich in Dornstetten, bevor ich mich nach einem Nachtplatz umschaue. Die Qualität ist nur mäßig. Ich finde einen Platz unweit des Campings in Hallwangen, für den sich aber aufgrund der späten Stunde das Aufsuchen nicht mehr lohnt. (Da ich aber dort bereits einmal weilte: Sehr schöne Aussichtslage auf einer Anhöhe, kleines Bistro mit begrenzter Öffnungszeit abends vorhanden.)

Sa, 4.9. Hallwangen - Freudenstadt - Rotwasserstraße - Kniebis (960m) - Alexanderschanze (971m) - Bad Peterstal - Löcherberg - Schäfersfeldpass (752m) - Nordrach - Mühlsteineck (560m) - Unterharmersbach - Durben - Schwarzenbachsattel (786m) - Brandenkopf (945m) - Bettelfrau (805m) - Kreuzsattel (735m) – Oberwolfach-Walke - Wolfach - Vorderlangenbach - Übelbach - St. Romaner Höhe (725m) - St. Roman - Sulzbächle – Halbmeil
102 km | 2285 Hm | 7:18 h | 13,9 km/h

C: Schwarzwald Camp „Memories“ ~ 10 €
AE: dito: Wildtopf, Spätzle, Rotwein, Käsekuchen, Espresso 19,60 €

Nach kaltem Morgen, Nebel in Freudenstadt, ab Vormittag sommerlich. Am Brandenkopf ziehen dunkle Wolken auf, bleibt aber warm und trocken.

Ungeplant zweige ich von Bundesstraße auf die Rotwasserstraße ab. Sie führt an den Bachkaskaden durch herrlichen, halboffenen Schwarzwald, blumengesäumt die Hänge zum Bach. Es handelt sich um eine asphaltierte Piste bis zu einer Waldkreuzung. Von dort durch dunklen Wald über gute Piste nach Kniebis. Am höchsten Punkt bei einer Bank und am Rande von Kniebis-Ort befindet sich auch der Abzweig der Straße zum Sankenbachsee (s. 2. Tour).

Der nächste Tipp des Tages nach der Abfahrt nach Bad Peterstal liegt in der Überfahrt des Schäfersfeldpasses. Dazu in Löcherberg abzweigen – identisch mit Abzweig Harmersbachtal. Während ich das Harmersbachtal schon häufiger gefahren bin, zweige ich diesmal Richtung Nordrach ab. Die Südrampe des Schäfersfeldpasses ist vom alternativen Harmersbachtal (offene Wiesenhügel mit typischen Schwarzwaldhäusern) sehr verschieden: Enges Tal, blumenüberwucherte Hänge, leicht alpiner Charakter. Auf der Passhöhe führt eine Waldpiste zu einer Wanderhütte mit Aussichtspunkt und Abflugwiese für Paraglider. Auf der Waldpiste könnte man auf recht kurzem Wege zum Ende dieser Gesamttour beim Mooskopf gelangen (vermutlich ordentlich fahrbar). Auf den Wanderwegen um den Pass kommt man in moos- und pilzreiche Wälder.

Ungeplant war dann wieder der Abzweig am nördlichen Ortsrand von Nordrach über Mühlsteineck (Schotten). Zunächst unscheinbar durch dunklen Wald, gelangt man auf eine schöne Wiesenhügellandschaft mit einigen Gehöften. Auf der Südostseite taucht man zunächst in überwucherndes, rotrosafarbenes Springkraut ein, danach wiegt sich das Tal ruhig in grünen Wiesenweiden nach unten – erinnert dort an die Rote Lache (Ostseite) zwischen Murgtal und Baden-Baden.

Zwar brachte der Tag etliche steile Passagen mit sich, die ausdauernste Auffahrt führte allerdings von Unterharmersbach zum Brandenkopf rauf. Hat man unten das Ziel im Blick, führt der Mittel- und Oberteil weitgehend durch Wald ohne Aussicht. Will man auf reinem Asphalt zum Brandenkopf, muss man bei Durben weiter auf der Straße fahren, um dann per Stichstraße zum Turm mit Ausflugslokal zu fahren (Busse und Motorradler fahren auch nach oben). Eine Alternative stellt ab Durben die Piste über den Schwarzenbachsattel dar. Bis dahin auch kein Problem, ist der finale Anstieg vom Schwarzenbachsattel zum Brandenkopf nur etwas für stramme Waden. Stollenbereifung wäre hilfreich, wenngleich ich auch so mit meinem Rad hinaufgekommen bin. Ein paar Wanderer bekamen vorübergehend graue Haare vom Zuschauen. grins Musste mich aber immer wieder weit nach vorne beugen, um nicht nach hinten wegzukippen.

Es gibt möglicherweise auch eine passable, asphaltierte (?) Variante, direkt ab Walke über den Staufenhof zur St. Romaner Höhe zu gelangen. Jedoch lohnt der Weg durch das gesamte Tal über Übelbach zu fahren. Abwechslungsreiche Flora mit lieblichen Landschaftsbildern und wechselnde Steigungen machen die Fahrt zu Vergnügen. Nach Auskunft eines heimischen Radlers ist die direktere Linie über den Steigsattel nach St. Roman nicht zu empfehlen, da eine heftige Steigung mit übler Piste dazwischen liegt, landschaftlich auch weniger attraktiv.

St. Roman ist eines der abseitigen Kleinode im Schwarzwald, ein schmuckes Kirchlein in eine liebliche Hochtallage romantisch eingebunden. Der dort befindliche Wellness-Gasthof scheint mir allerdings schon mehr eine sehr kommerzielle, versnobte Luxusadresse zu sein als ein charmantes Familienhotel, wie das der Werbung zufolge den Eindruck erweckt. Nach dem Wildgehege samt „Schwarzwaldelchen“ streckt sich die Fahrt zum Kinzigtal durch ein enges, teils felsiges Schattental, das sich besser als Auffahrt zur warmen Sonnenzeit eignet als als Abfahrt in der kühl-dämmrigen Abendzeit.

Der Camping in Halbmeil untersteht seit kurzem einem neuen Besitzer oder Pächter, der mit seiner Frau aus der Rastätter Gegend in das Kinzigtal mit den eher mürrischen Schwarzwaldmenschen zog, wie er mir berichtete. Er ist auch ein wenig dem Radwandern zugewandt, für das er aber zu wenig Zeit hat. Die Einrichtungen sind bzw. werden alle renoviert, sodass ein lichter Gastraum zur Verfügung steht (Essen gut) und man hochwertige Sanitäranlagen vorfindet. Nachteil ist der Geräuschpegel von der Bundesstraße, der auch noch in die frühe Nacht hinein anhält. Geräuschempfindliche sollten sich die oberen, hinteren Plätze aussuchen.

So, 5.9. Halbmeil - Wolfach - Kirnbach - Grafenloch - Kreuzsattel (767m) - Moosenmättle (781m) - Grusenloch (774m) - Lauterbach - Fohrenbühl (787m) - Auf der Eck (812m) – Schondelhöhe/-grund (786m) - Hornberg - Hausach - Fischerbach - Zell/Harmersbach - Nordrach - Pfaffenbacher Eck (545m) - Schnaitbergeck (565m) - Landgrabeneck (610m) - Kornebene (630m) - Geißschleifsattel (830m) - Ramsbacher Holzplatz (775m) - Kalikutt - Oberkirch - Appenweier || Stuttgart
111 km | 1555 Hm | 7:25 h | 14,9 km/h

Auch dieser Morgen recht kühl. Fast durchgehend sonnig, nur ein paar kleinere Wolken im Laufe des Nachmittags.

Auch das Moosenmättle ist wohl auf verschiedenen Wegen erreichbar. Ohne die Alternativen zu kennen, sei aber gesagt, dass die hier von mir gefahrene Route durch das Kirnbachtal und die Abweichung vom Kirnbach über Kreuzhof zu den schönsten Schwarzwaldanstiegen insgesamt zu zählen ist. Das Kirnbachtal ist ein enges Tal, aber mit genügend Platz für eingeschränkte Besiedlung mit ausreichend touristischer Infrastruktur (Camping, Gasthöfe, Gaststätten). Die Straße führt in Bachhöhe nach oben, der offenbar begehrte Wanderweg liegt nur unweit der Straße. Kleine Kaskaden glitzern im Morgenlicht, noch schimmern die Wiesenhänge im Morgentau. Die schmucken Schwarzwaldhäuser zieren den Weg, vom heimeligen Ort Kirnbach hin zu den einsameren Gehöften im oberen Teil, teils mit urwüchsigen Strohdächern.

Mit dem Kreuzsattel erreicht man eine Hochebene, wo es zuweilen etwas auf und ab geht. Man kann sich westlich halten und zu einem Aussichtsgasthof mit Vogesenblick fahren. Fährt man durch eine Zwischenmulde nach Moosenmättle, kommt man aus dem Wald mit Moosböden zu den Weilern des kleinen Bergortes. Offenbar als Ausflugsziel beliebt, finden sich Möglichkeiten zum Picknicken einschließlich Bolzplatz für die Kids.

Die Abfahrt nach Lauterbach ist auch recht abwechslungsreich, wenngleich nicht so intim wie das Kirnbachtal bergauf. Dort angekommen führt die Route über die belebtere Verbindung Schramberg – Hornberg, ist aber wohl wegen Sonntagmittag nicht so stark befahren. An der Passhöhe Fohrenbühl zweige ich dann wieder auf die windradgeprägte Hochebene Richtung Moosenmättle ab – natürlich hätte man kürzer auch die folgende Route direkt von Kreuzsattel oder Moosenmättle ansteuern können.

Durch das enge Tal über Schondelgrund erreiche ich das Kinzigtal bei Hornberg – doch habe ich noch nicht alles Pulver verschossen wie einst es den Schützen beim Hornberger Schießen erging. Unnütz war aber der Versuch noch einen Schlenker über den Osterbachsattel machen zu wollen. Die Piste dahin jenseits des Asphaltiertem erwies ich als zu schottrig steile Piste, die ich mit Gepäck nicht zu beradeln in der Lage war.

Eine Alternative zum Kinzigtalradweg (oder Bundesstraße) ist die nördliche Straße zwischen Hausach und Zell am Harmersbach. Teils schmiegt sich die Straße an die Hänge an und man fährt nicht ganz in der Ebene, durchstreift Haine, Apfelplantagen oder Rebenhänge, kommt durch das schmucke Örtchen Fischerbach und man lässt Haslach auf der anderen Seite der Kinzig links liegen. In Zell schließt sich das untere Nordrachtal mit lieblicher Tallandschaft an und ich schließe fast den Kreis zum Vortag zum nördlichen Nordrachtal.

So zweige ich in Nordrach durch ein halboffenes Tal zum Pfaffenbacher Eck ab. Kurz vor dem Pfaffenbacher Eck wird die Straße zur Piste und führt durch dichten Wald. Es folgt eine durchgehend, meist nur mäßig steigende Fahrt über die gut fahrbare Piste und mehrere Querpässe zum Geisschleifsattel direkt unterhalb des Mooskopfes, den ich in Anbetracht meines Zeitfensters nicht mehr besteige (Stufen zum Turm). Von dieser Höhenroute hat man immer wieder weite Ausblicke über das untere Kinzigtal oder die Rheinebene. Unerwartet schlecht wird dann die weitere Piste in Richtung Renchtal (etwa bis Kalikutt). So tut es etwas Not, dass ich durch manch rutschige Passage nicht wirklich schnell den Berg herunterkomme. Gewissermaßen mit Vollgas musste ich dann im Renchtal und durch die dunkel gewordene Oberrheinebene zum Bahnhof Appenweier strampeln.

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