Wochenende Allgäu-Bregenzerwald 2010

von: veloträumer

Wochenende Allgäu-Bregenzerwald 2010 - 27.01.11 22:05

In meinem Fokus stand ein gewichtiger deutscher Alpenpass, um nicht zu sagen, der vielleicht schönste und dramatischste, wenngleich ein vernachlässigter – der Rohrmoossattel. Ich kann diesen teils verkehrsfreien Pass (teils Maut für Autos, teils Autoverbot) nur empfehlen, beide Seiten sind landschaftlich reizvoll, aber sehr unterschiedlich. Er verbindet das Allgäu von Oberstdorf mit dem Bregenzerwald (Hittisau, in der Verlängerung Dornbirn oder Bregenz) und ist eine Alternative zu dem nördlich gelegenen, steileren Riedbergpass bzw. kann mit diesem zu einem Rundkurs verbunden werden. Auch in Vorarlberg stückelte ich noch eine interessante Route zusammen mit einigen landschaftlichen Höhepunkten.

An einem Wochenende durchs Allgäu zu radeln, das geht ab Stuttgart nur mit Unterstützung der Bahn. Um etwas an Fahrtkosten zu sparen, fuhr ich am Mittag mit dem Rad in Stuttgart los und beschränkte mich auf eine Abendfahrt mit der Bahn von Ulm nach Dietmannsried. Das ist der insgesamt langweiligste und flachste Streckenabschnitt auf der Gesamtroute. Früher konnte man so tatsächlich etwas sparen, denn auf dem bayerischen Abschnitt durfte man früher das Rad kostenlos befördern im Gegensatz zum württembergischen zwischen Plochingen und Ulm. Das gilt aber schon 2-3 Jahre lang nicht mehr, der Schaffner ließ mich aber ob meines Nichtwissens auch so ohne Nachgebühr gewähren. Danke dafür!

Nachdem ich mir ein ordentliches Biergartenessen in Dietmannsried einverleibt hatte, blieb meine Suche nach einem geeigneten Wildcampingplatz in der Dunkelheit zunächst ziemlich erfolglos. Durch die Bahnlinie und die nahe Autobahn ist die Gegend vor Kempten nicht wirklich dafür zu empfehlen. In die Flussaue der Iller lohnt es aber auch nicht herunterzufahren, da sich dort extrem starker Nebel im Spätsommer bilden kann wie auch in diesen Tagen. Auf den Anhöhen vertrieben mich Hunde von Bauernhöfen. Schließlich musste nach der kleinen Nachtfahrt eine Wiese unweit des Kemptener Gewerbegebietes herhalten.

An meinen Daten kann man auffällig sehen, was der Unterschied ist zwischen Radraserei und Radreisen. Absolvierte ich am ersten – nur halben – Tag eine ordentliche Entfernung, fallen die Ganztage danach sogar deutlich kürzer aus. Zwar vom Profil auch schwieriger, aber auch eben mehr Anschauen, Fotografieren, Faulenzen (an beiden Tagen längere Badeaufenthalte: Alpsee, Bregenzerach) und Landschaft genießen.

Am zweiten Tag war schließlich die Entfernung gegen Abend vom letzten zum nächsten Ort zu groß, und ich musste dem leiblichen Wohl geschuldet eine Stunde Helligkeit verschenken. Das war aber auch nicht wirklich ein Nachteil, denn ich konnte nebst Essen in Sibratsgfäll noch einem vor dem Gasthaus stattfindenden Alphornkonzert lauschen. Auch die Morgenstimmung am nächsten Tage hat die Verzögerung lohnend gemacht. Es sei angemerkt, das unweit meines Zeltstandortes in der Talmulde ein wenig weiter hoch ein Campingplatz direkt an der Strecke existiert (allerdings ohne Abendverpflegung). Davon wusste ich aber abends nichts und setzt mich so etwas unnötig den Milchkühen aus, die morgens etwas argwöhnisch mich auf ihrer Weide anklotzten.

Der Übergang von Sibratsgfäll über Iferwiesalpe nach Schönenbach-Vorsäß ist nicht asphaltiert (etwa ab dem Camping). Er lässt sich aber mit einfach bereiften Tourenrädern gut fahren. Es gibt ein paar kurze Rampen durch ein paar Auf und Abs, insgesamt aber keine große Herausforderung, da weitgehend auf einem ähnlichem Höhenniveau. Wer Mountainbiker ist, findet hier in Vorarlberg zahllose weitere attraktive Anschlüsse, die ich aber nicht mit meinem Reiserad fahren möchte bzw. könnte.

Sehr empfehlenswert sind auch die Routen Schönenbach – Bizau (umgekehrt mit viel Bergarbeit verbunden) mit einem oft schmalen Gebirgsbachtal sowie die panoramareiche Überfahrt via Schnepfegg. Unweit der Straße findet sich bei Mellau ein eindrucksvoller Wasserfall. Nicht vergessen sollte man, dass sich hier die Käsestraße Bregenzerwald befindet. Ich konnte trotz Sonntag ein potentes Stück schmackhaften Bergkäse aus einer ausgezeichneten Käserei in Schnepfau erstehen. Näheres unter [url=www.kaesestrasse.at]KäseStrasse Bregenzerwald[/url].

Während man zwischen Schnepfau und Mellau eine verkehrsarme Alternative hat, rauscht man ab Mellau mit erhöhten Autoverkehr bis zum Abzweig bei Bezegg. Obwohl die Hauptverkehrsader vom Hochtannbergpass zum Bodenseegebiet um den Berg herumführt, wird das Bödele gerne von Ausflüglern an Wochenenden in Anspruch genommen. Das Panorama der weitgehend offenen Strecke rechtfertigt aber zu allen Zeiten eine Überfahrt und die Steigung ist auch nicht so gravierend (von der Seeseite etwas schwieriger).

Über dem Bodensee lag eine markante Dunstschicht, sodass ich auf der Westseite kaum Panorama genießen konnte. Der Versuch, noch in die Rappenlochschlucht zu marschieren oder gar nach Ebnit aufzufahren, musste ich vor dem Eingang abbrechen, da ich sonst in Bedrängnis mit der Rückreise von Lindau Bahnhof gekommen wäre – zumal ich keine Verbindungen mir vorher ausgedruckt hatte. Zu einem kurzen abschließenden Seebad hat es aber noch gereicht.

Die Route im Detail:

Fr, 20.08. Stuttgart - Neuhausen - Nürtingen - Reudern - Lenningen - Schlatterhöhe (771m) - Feldstetten - Blaubeuren - Ulm || Zug || Dietmannsried – Kempten
122 km | 1000 Hm | 5:51 h | 21,0 km/h

Sa, 21.08. Kempten - Niedersonthofen - Freundpolz (1014m) - Reute - Stixner Joch (950m) - Bühl/Alpsee - Immenstadt - Blaichach - Sigishofen - Fischen - Obermaiselstein - Oberdorf - Hirschsprung - Rohrmoossattel (1120m) - Sibratsgfäll/Tieftobel
86 km | 1560 Hm | 5:29 h | 15,4 km/h

So, 22.08. Sibratsgfäll/Tieftobel - Iferwiesalpe - Schönenbach-Vorsäß (1030m) - Bizau - Schnepfegg (891m) - Mellau - Schwarzenberg - Bödele/Loserpass (1140m) - Dornbirn - Rappenloch/Gütle - Dornbirn - Bregenz - Lindau || Zug || Stuttgart
93 km | 1600 Hm | 5:58 h | 15,4 km/h

Und natürlich die Bildchen (bitte auf Bild klicken, voller Bildschirm sodann über F11):