Re: Donau, Karpaten und Mehr

von: Puink

Re: Donau, Karpaten und Mehr - 10.10.11 21:39

Tag 13 – Kapusina nach Glozan
141,9 km / 142 hm
Wenn im Reiseführer von schlechten Wegen die rede ist, kann man denen ruhig glauben. Nach einigen Kilometern Huckelpiste gelangt man auf einen asphaltierten Wegabschnitt, aber lasst euch nicht täuschen auch die können sehr ungemütlich sein. Das Wetter war heute wieder mal super klasse. Bisher hatte ich nur in zwei Nächten und einmal nachmittags für zwei Stunden Regen. Ansonsten wurde es immer wärmer je weiter ich nach Süden vorstoße.

Tag 14 – Glozan nach Novi Banovci
98,4 km / 458 hm
Der Wetterbericht versprach für die kommenden Tage 35°C, und da die Wege bzw. Straßen nur selten von Bäumen gesäumt wurden, fuhr ich auch viel in der prallen Sonne, laut Computer bei ca. 40°. Die Luftfeuchtigkeit nahm spürbar ab, und führte zu leicht rissiger Haut.
Nach Novi Sad traf ich zwei Radler, zwei Deutsche wie sich rausstellte, die von Budapest nach Belgrad fuhren. Wir tauschten uns über die Pläne und die schlechte Straße aus und radelten ein Stück zusammen. Wir unterhielten uns über längere Radtouren, und die Ansicht: man würde sie nur unternehmen wenn man jung ist. Ich für mich kann das nicht beurteilen, schließlich war ich noch nicht „alt“. Aber ich konnte während der gesamten Strecke keinem Radfahrer über 50 Jahren hallo sagen.
Kurze Zeit nachdem ich die beiden in eine Pause verabschiedete, fuhr mir ein Bulgare über den Weg, mit dem ich den Rest des Tages fuhr. Wir unterhielten uns über ein breites Spektrum an Themen. Er war mit einem Zelt unterwegs, ich brauchte allerdings eine Pension und so trennten sich unsere Wege kurz vor Belgrad.

Tag 15 - Novi Banovci nach Belacrkva
134,1 km / 315 hm
Der Tag heute war super – er hatte von allem etwas – also von den schönen Dingen. Ich war aufgebrochen und nach Belgrad gefahren, die Straße ist zwar befahren aber es ging noch, zudem war der Belag gut. Man wird irgendwann von der Hauptstraße weggeführt und jetzt beginnt die Kunst, steile Kopfsteinpflasterwege, die einen in einen Park führen, der sich am Ufer der Donau erstreckt. Dann sollte eigentlich der Fahrradfahrstuhl kommen. War war aber nicht, da an diesem ein Zettel hing, scheinbar defekt. Das Problem der weitere Weg war eigentlich nur für Fussgänger geeignet. Ich fuhr auf der Strßae gegen den Verkehr am rechten (von den Autos aus gesehen) Straßenrand und bog links in die erste Straße ein. Der Stadtplan war nur in einem unzureichend großen Maßstab abgebildet – also mal einfach weiter nach Norden gefahren. Mein Gedankengang: Irgendwann werde ich schon auf die Donau stoßen. Ich endete auf der Festungsanlage. Schnell ein paar Fotos gemacht und weiter. Am Zoo vorbei.


Und wieder kann ich dem BikelineBuch Recht geben. Hatte ich in Budapest noch einige Radfahrer gesehen, waren es in Belgrad genau 2! Hier Rad zu fahren ist eine Herausforderung – machte mir aber viel Spaß. Links und rechts der 4 oder 6spurigen Straße verlaufen Straßenbahnschienen, die es der Tram öfters mit diagonal über die Straße verlaufenden Verbindungsschienen ermöglichen die Seite zu wechseln. Die Autos parken wo es ihnen grad passt und so ist es wohl am sichersten wenn man auf die Bus/Taxi-Spur ausweicht. Ich wusste, ich muss nach Norden, denn dort war die Brücke über die Donau, leider wählte ich einige Kreuzungen zu früh und landete nach Industriegebiet und Güterbahnhof wieder an der Festungsanlage – diesmal am Fuß des Hügels. Also nochmal die ganze Prozedur und so fand ich dann die Brücke. Sie hat übrigens einen Fuss/Fahrradweg. Um diesen zu nutzen müsste man allerdings anhalten. Es ist angebracht dies zu tun und nicht die 2000 m über die sehr stark befahrene Fahrbahn zurückzulegen. Gullydeckel und Löcher zwingen einen hin und wieder weit in die Straßenmitte zu fahren, was die Autofahrer ziemlich erzürnt hat.
Kaum hatte ich Belgrad verlassen, ich wählte den Dammweg, ließ ich mich von der Natur gefangen nehmen. Nein im ernst es ist kaum zu glauben, wie schnell die Landschaft so drastisch wechseln kann.

Der Damm an dem sich zur Donauseite ein Moor/Sumpf erstreckte war gut zu befahren. Hier fuhren gelegentlich BauLkw lang, da der Damm befestigt wurde. Am Ende der Etappe einige Kilometer vor der Grenze zu Rumänien wurde ich abermals überrascht. Die nach dem Moor wieder stärker auftretenden goldgelben Felder wurden durch eine Weidelandschaft abgelöst. Es war ein bisschen so wie an der Ostsee im Hinterland. Leicht hügelig, etwas sandig und hohe Gräser. Schon bald lief mir ein Schäfer, samt Herde und einigen Schäferhunden über den weg. Auch die Bäume waren mit ihrem knorrigen, kleinen Wuchs etwas neues – fügten sich jedoch harmonisch in das Landschaftsbild ein. In der Entfernung waren Berge zu sehen, ganz klar da hinten lag Rumänien – die südlichen Ausläufer der Karpaten.


Tag 16 – Belacrkva nach Orsova
154 km / 1126 hm
Die Dame beim Frühstück verstand leider nicht, dass ich Gast in dem Hotel war und mein Frühstück wollte. Naja egal, es gab eh Omelett. Also kaufte ich mir etwas im nächsten Dorf, um so die letzten Scheine ausgeben. In den nicht deutschsprachigen Ländern, vor allem in Serbien und Rumänien gibt es in jeder zweiten Ortschaft ein kleines Geschäft, gerne auch gleich mehrere entlang der Hauptstraße verteilt. Sie sind vergleichbar mit den Tante-Emma-Läden. Die Auswahl ist überschaubar, aber mit etwas Glück führten sie Bananen und Schokolade.
Bei größeren Strecken war es mir zeitlich nicht möglich einzukehren. Darum habe ich meinen Speiseplan auf Nahrungsmittel umgestellt, die ich mitnehmen kann. In Deutschland und Österreich verzehrte ich Nussstollen (350 kcal/100g), der bot den Vorteil, dass er im Gegensatz zu belegten Broten auch bei hohen Temperaturen recht gut schmeckte. Diese Speise gab es dann aber nicht mehr und ich suchte nach Alternativen. Manche Personen schwören ja auf Bananen (95kcal/100g) und Müsliriegel (>400kcal). Letztere sucht man vergebens. Und so viel Bananen kann ich gar nicht essen – manche Tage hatte ich einen Energiebedarf von 5-6Tsd kcal, das sind ca 8 kg Bananen (mit Schale), zumal Bananen die man vllt am Vortag gekauft hat und dann einen Tag bei 35 Grad in der Tasche lagen nicht unbedingt lecker schmecken. Natürlich habe ich auch Bananen gegessen. Darum bin ich ab Rumänien auf Schokolade und Kekse gewechselt. Schokolade sind die besseren Bananen.
Aber da muss jeder seinen Weg finden.
Kurzer Auszug aus dem Gesamtverzehr:
14 kg Bananen, 6 kg Nussstollen + anderer Kuchen, 25 Tafeln Schokolade, 5 kg Kekse, 2 kg Joghurt, 35 l Saft, 40 l Wasser, 16 l Milch, 44 l Limonade
Ich hatte mich dazu entschieden die etwas kürzere Strecke über die Berge zu nehmen. Bis nach Orsova sollte es noch ein langer Weg werden. Die Weidelandschaft ist längst vorbei, ein kräftiger Wald zu beiden Seiten der Strecke ist Programm. Der erste Hügel ca 300 hm fährt sich auch wegen der guten Straße zügig. Während der ganzen Etappe heute sind die Straßenverhältnisse gut – lässt man mal einige kurze Abschnitte von wenigen Metern außen vor. Der Verkehr war sehr überschaubar und ich radelte zeitweise allein auf der Bundesstraße, rechts neben mir die Donau. Bereits hier zeichnete sich der Stausee des Eisernen Tores 1 ab.


Dieser Stausee beginnt quasi schon in Belgrad. Die Kulisse mit imposanten Hängen und Orten zu beiden Seiten der Straße, die in der Zeit stehengeblieben zu seien scheinen, schaffen das „wow“Gefühl. Nein mal erhlich. Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt durch Deutschland und Österreich gefahren, die Wege sind schön, andere Städte aber die könnte es so auch zu Hause geben. Dann Ist man viele viele Kilometer über mehr oder weniger holprige Wege unterwegs und sieht lange Strecken nur wenig von der Donau. Die liegt nämlich hinter Mooren, Wäldern oder Feldern, die bis zu Horizont gehen. Und hier hat man Donau und zwar in unmittelbarer Nähe über etliche Kilometer – heute den ganzen Tag. Das Wasser glitzert, auf der anderen, der serbischen, Seite kann man Tunnelportale und Brückenviadukte bestaunen. Ein Steinbruch genauso wie man ihn zum Beispiel von einer Modellbahn kennt. Zeitweise fühlte ich mich in genau so eine hineinversetzt. Leider machten mir Kleinigkeiten einen Strich durch diese doch so tolle Welt. Nicht falsch verstehen, es ist durchaus schön, nur kleine Markel sind auch da und die möchte ich nicht verstecken. Es gibt vieles, welches das Prädikat „gut gemeint, aber schlecht gemacht“ verdient, oder wo der Unterschied zwischen „genau“ und „wird schon passen“ zu Tage tritt. Sei es der Straßenasphalt wo plötzlich ein Meter fehlt, die oben angesprochenen Gullydeckel (sie treten auch immer Mal wieder in Rumänien auf) die teilweise 20 cm tief in die Straße eingelassen sind, die scheinbar nicht existente Ladungssicherung oder das Problem mit den streunenden Hunden.
Jeder der sich auf eine Reise nach Rumänien vorbereitet wird über sie gelesen haben. Bereits in Serbien trifft man selten wilde Hunde. In Rumänien sind es viele – über 1 Million landesweit. Je länger man im dem Land unterwegs ist, um so gelassener wird man.
1) Tollwutimpfung würde ich jedem empfehlen
2) Hunde in den Städten werden irgendwie versorgt oder finden zumindest fressen, sodass sie die meiste Zeit lethargisch rumliegen oder schlapp umherlaufen, einen aber meistens in Ruhe lassen. Anders sieht das bei Hunden aus, die in den Vororten, in Industrieanlagen oder auf manchen Rastplätzen hausen. Diese stürmen laut bellend und vor allem knurrend auf einen (in dem Fall mich) zu – dann heißt es Beine in die Hand nehmen und in die Pedale treten.
Es gab viele Unternehmungen, in Deutschland würde man vielleicht Maßnahmen dazu sagen, um dem Problem her zu werden. Zunächst das Fangen und Töten der Tiere. Zunächst recht brutal durchgeführt, rief es alsbald die Tierschützer auf den Plan. Andere Methoden der Tötung wurden eingeführt. Das Problem änderte sich aber nicht, da nicht alle Hunde gefangen werden konnten und die verbliebenen sich stärker Vermehrten. Zudem war viel Korruption im Spiel, da die Entsorgung von Tierkadavern nach Gewicht abgerechnet wurde.
Ein neuer Versuch sind Sterilisationen – sodass die Tiere wieder zurück in ihr Lebenraum gebracht werden. Aber auch so wird die Anzahl der Tiere nicht gesenkt. Es gibt übrigens ein Projekt wie mir zwei nette Damen erzählt haben, bei dem man sich anmelden kann. Bei der Rückreise nach Deutschland wird man gebeten einen Hund mitzunehmen und diesen zu einem, bei dem Projekt mitarbeitenden, Tierheim zu bringen.
Aber ich bin von der Wegbeschreibung abgeschweift. Die Donau wird im Verlauf des Tages tendenziell, wenn auch nicht stetig, breiter. Das Eiserne Tor bildet eine Engstelle. Hier muss der Fluss in nur ca 100 Metern breite die Felsen passieren. Früher waren an dieser Stelle Stromschnellen, der Schiffsverkehr wurde durch sie stark behindert. Kurz vor Orsova warteten noch einige Berge auf mich. Die pittoreske Landschaft ließ die Anstrengung aber fast zu einem Fingerschnippen werden. Eine Unterkunft zu finden, sollte sich als schwer herausstellen, da an diesem sonnenreichen Samstag/Sonnabend auch viele Rumänen einen Ausflug taten. Viele, um nicht zu sagen alle angefahrenen Pensionen waren bereits voll und mir blieb nur ein recht teures Hotel im Ort als Rastplatz.

Tag 17 – Orsova nach Calafat
153,2 km / 687 hm
Der Tag begann für mich etwas später, ich hatte nicht alle Uhren umgestellt und so klingelte das Handy war um neun, aber eben deutscher Zeit. Auf dieser Etappe weißt der Reiseführer einige Abkürzungen aus, ich habe mich zuweilen für die längere Strecke entschieden. Eine halbe Stunde vor dem WasserKraftwerk „Eiserne Tor 1“ fiel wieder mein Computer aus, ging nach dem Kraftwerk aber wieder an. Der Grund war mMn ein riesiges Umspannwerk neben dem Kraftwerk, mehrere Fussballfelder groß. Es summte so stark, dass ich meinte mein Kopf in einem Bienenstock gesteckt zu haben. Die längere Wegführung hatte einen Nachteil, es gab keine Magazin Mixt bzw. General und somit auch keine Möglichkeit etwas Essen zu kaufen. Nach 60 km drei Müsliriegel verputzt aber den Bedarf konnte ich damit bei weitem nicht decken. Erst nach 100 km fand ich einen Laden. Nach 2 Tafeln Schokolade und einer Packung Kekse war die Energie zumindest im Körper/Magen vorhanden, alsbald dann auch in den Muskeln.
Es hatte gestunken, nicht nach den Autos und ihren Abgasen, die in Serbien und Ungarn die Landstraßen befahren, auch nicht nach Landwirtschaft – das ist kein Gestank – sondern nach verbranntem Boden. Zum einen hatte es, so wie auch in Dtld, sehr lange nicht mehr geregnet bei Temperaturen weit über 30°C. Dass führte zu gelben, verdorrten Pflanzen und Feldern. Zum anderen und das ist jetzt der Grund für den unliebsamen Geruch, werden die Felder wortwörtlich verbrannt, oder besser niedergebrannt. Ich nehme an, es dient der Steigerung der Fruchtbarkeit des Bodens. Allerdings werden auch zwei Meter breite Streifen endlang der Straße abgefackelt. Warum? - Nun, links und rechts der Straße liegt viel Müll: Plastikflaschen, Dosen, Zigarettenpackungen, div. Anderes Verpackungsmaterial. Und verbrennen ist anscheinend kostengünstiger und einfacher als einsammeln. In den Dörfern stehen sehr viele Mülleimer, warum sie so wenig genutzt werden – kA.
Die letzten 50 km vor Calafat waren eine Lehrstunde über das Straßenleben. In Rumänien im Ländlichen wird wirklich alles auf der Straße gemacht. Die vielen Kinder sind da wohl besonders hervorzuheben. Man ist unablässig am Winken und manchmal am Abklatschen. Aber auch sonst, da werden Pferde mit neuen Hufeisen versorgt, Autos und Traktoren repariert. Mir kamen auch zwei Hochzeitsgesellschaften entgegen. Bei der ersten dachte ich noch: hm eine Demo. Das ist aber komisch, gegen was demonstrieren sie denn, und wer schenkt ihnen gehör? Als ich dann näher kam, sah ich einen bunten Festzug und mitten drin das Brautpaar. Sie schienen zumindest einmal durch das halbe Dorf zu laufen. Besonders sonderbar fand ich einen Kerl auf einem Fahrrad, der ein Pferd neben sich an der Leine führte - das hatte ich bisher nur mit einem Hund gesehen.
Eine Stunde vor Calafat geriet ich in eine stationäre Polizeikontrolle. Nicht spektakulär, wie ich heiße, wo ich herkomme und wo ich hinwolle. Die Daten meines Ausweises notiert, und mir noch einen drum bun / guten Weg gewünscht. Ab da an fuhr ich auf der Straße, über die die Route der kürzeren Wege verlaufen war. Man fährt auf einem kleinen Plateau oder einem Bergrücken. Auf der rechten Seite sind weitläufige Felder zu sehen.

Tag 18 – Pause in Calafat
Hier habe ich hauptsächlich wegen kleinerer Beschwerden pausiert und es nach dem Pausentag in Wien ungefähr auf halben Weg zum Donaudelta liegt. Die Stadt an sich war jetzt nicht überaus sehenswert. Es wurde an einer zweiten Brücke zwischen Rumänien und Bulgarien gebaut – nach den Bauarbeiten zu folge die letztes Jahr abgeschlossen sein sollten, dauert es aber noch wohl so zwei bis drei Jahre bis man hier die Donau überfahren kann.

Tag 19 – Calafat nach Corabia
147,5 km / 316 hm
Der Tag begann etwas unschön. Ebenso wie auch nach dem Pausentag in Wien grummelte es in meinem Bauch und mir war kalt. Nach einer weiteren halben Stunde im Bett musste ich allerdings los. Das Frieren ging auch erstmal nicht weg traurig
Der heutige Tag war monoton, dafür mit etwas Rückenwind gut Fahrt gemacht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der ganzen Etappen lag nicht sonderlich hoch, so 20 +/- 2 km/h. Schließlich hatte ich 14 kg Gepäck + Nahrung und ich wollte recht lange fahren.
Ich fuhr durch Felder und in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen kamen kleine Dörfer. Die Bundesstraßen führten geradewegs durch den Ort, Umgehungsstraßen gibt es hier noch nicht. Die Siedlungen waren an der Straßen entlang gewachsen, denn blickte ich nach links oder rechts, waren schon hinter der ersten oder zweiten Reihe an Grundstücken die Felder zu sehen.
Am Vortag einige Briefe geschrieben, da Postkarten nicht überall zu bekommen sind. In einigen Orten gibt es auch Poststellen, eine solche lief ich an. Ich versuchte zu erklären, dass ich einen Briefumschlag benötige und Briefmarken um diese nach Deutschland zu schicken. Es hat geschlagene 10 Minuten gedauert, bis er beides gefunden hatte. Aber der Brief sollte ankommen. Heute hatte die Anzahl der Pferde gefühlt die Anzahl der Autos überstiegen. Nur sahen die Pferde etwas abgemagert aus.

Tag 20 – Corabia nach Giurgiu
153,2 km / 388 hm
Die Straßenverhältnisse sind bis 40 km von Guurgiu recht annehmbar. Leider wurde es mir etwas zum Verhängnis, die letzten Tage so wenig gegessen zu haben. Die Beine waren kraftlos und ich bewegte mich nur sehr langsam von der Stelle. Am Abend entschloss ich darauf hin ordentlich einzukaufen. Es gab sogar ein Kaufland direkt in der Nähe des Motels. Ich hatte zwar erst ein Hotel angesteuert, welches im Reiseführer der Kategorie 2 (bis 23 Euro) zugeordnet war, aber es wurde evtl renoviert, jedenfalls sollte es nun 53 Euro kosten dort zu nächtigen. Allgemein scheint es in den letzten Jahren, seit der letzten Auflage, einen kleinen Preisschub gegeben zu haben, kaum ein Hotel hatte den angegeben Preis, meist 10 Euro mehr. Aber ich will nicht motzen. Die Zimmer sind solide und 20 Eu/Nacht sind ok. In den Supermarktketten, welche auch aus Deutschland bekannt sind, also ALDI, LIDL, Penny, Kaufland, real, usw sind sehr viele Produkte zu finden, die man 1 zu 1 so auch im Regal in Dtld. finden würde, meint also auch in deutscher Beschriftung.

Wie allerdings die einheimische Bevölkerung damit zurecht kommt, wenn zB auf den Plastikbechern „Erdbeerjogurt“ steht und nicht iaurt de capsuni weiß ich nicht. Einzig Mischbrot gab es nicht.


Tag 21 – Giurgiu nach Calarasi
146,9 km / 483 hm
Eine weiteres Einsatzgebiet für Oropax wäre der Straßenverkehr. Die Autofahrer sind sehr schnell und sehr energisch wenn es darum geht ihre Hupe einzusetzen. Ich muss dazu sagen, ich war bereits zwei mal in Rumänien, genauer in Bukarest und auch dort wurde fleißigst von der Hupe gebrauch gemacht, also war ich vorgewarnt. Schaut man sich die dt. Verkehrsordnung an, so darf man Hupen um einen Überholvorgang anzukündigen (nicht einzufordern). Und das machen die Leute hier. Auch auf einer freien, für mehrere hundert Meter einsehbaren Straße, wo der Fahrer mich und meine gerade Fahrweise sehen konnte, wurde gehupt. Besonders nervend waren die Lkw, sie hupten zum Teil als sie 3 Meter hinter mir waren, was mich nicht warnte sondern zusammenfahren ließ. Wie auch in den letzten Tagen sieht man die Donau, wenn überhaupt nur auf sehr kurzen Strecken. Schließlich handelt es sich in Rumänien, aber auch schon davor um keinen Radweg mehr. Es ist die fahrbare Strecke, welche relative Nähe zur Donau aufweist, und das können auch schon mal fünf km sein.

Tag 22 – Calarasi nach Cernavoda
108,7 km / 1082 hm (Steigungslänge 23 km bei durchschnittlich 5%)
Von Calarasi aus fährt man kurz nach Westen, voll sonderbar, wo man doch das Meer im Osten schon fast riechen kann. Man setzt mit einer Fähre (10 Lei) über die Donau und landet auf Kopfsteinpflaster, das über einige Hügel führt. Der Ort Baneasa ist mir hier als besonderes Highlight in Erinnerung geblieben. In Ion Covin hat man die Optionen: Fährt man weiter entlang der Donau hat man einiges an Höhenmetern mehr zu absolvieren - dafür entschädigen einen mMn die Ansichten der Berge und die Abwechslung der Streckenführung – oder fährt man über Constanza und die Schwarzmeerküste zum Donaudelt . Auf dem Hinweg hatte ich mich für den donaubegleitenden Weg entschieden, zurückzus dann über den Küstenweg.
Die Dorfgemeinschaft oder evtl auch nur ein Familienverband erntet ein Feld ab. Die Maiskolben werden per Hand von den Pflanzen abgedreht und in einen Wagen geworfen. Die leuchtend gelben Früchte werden am Abend dann nach Hause gefahren. Teils werden sie auf die Straße gekippt um noch einer Sortierung zu unterliegen, teilweise aber auch gleich in die Grundstücke gebracht. Die Käfige, bereits in Serbien zu sehen, ergaben nun auch einen Sinn. Es handelt sich um Maisspeicher bzw. -silos. Cernovoda selber liegt auf einem Berg (11% Steigung), den ich mehrere Male hochfahren durfte bis endlich die Pension gefunden war. Wegbeschreibung einfach: wenn man nach Cernovoda kommt, muss man über eine lange große Brücke. Auf der linken Seite sieht man ein gelbes größeres Haus, dahin navigiert man dann. Hinter der Brücke rechts und die nächste Strßae wieder scharf rechts und dann immer gerade aus. Im Hotel gab es kein Wasser – naja irgendwie blöd wenn man Duschen möchte. Also zur Rezeption gegangen – ja das wäre ein Problem in der ganzen Stadt. Und Tatsächlich spät am Abend kam zuerst ein Fauchen durch die Leitungen und wenig später dann auch Wasser.


Tag 23 – Cernavoda nach Hirsova
62,3 km / 748 hm
Der Tag war ereignislos, viele abgeerntete Felder, auf manchen grasten Ziegen hin und wieder auch einige wenige Kühe. Beides jeweils bewacht von einem Hirten, der sich im Schatten der Bäume mit dem Essen von Pistazien den Tag vertrieb. Als ich in Hirsova herein fuhr war ich erfreut. Es gab an mehreren Stellen Stadtpläne: also wo war gleich die Straße an dem das Hotel sein sollte. Leider gab es das Hotel nicht mehr aber ein Motel am Stadtrand offerierte Zimmer. Wobei Zimmer übertrieben war, es war für den Preis sehr überteuert, zudem haben bei jedem vorbeifahrenden Lkw die Wände gewackelt. Beim Spaziergang durch die Innenstadt sah ich zwei Radfahrer, die sogar noch mehr bepackt waren wie ich. Na spreche ich sie mal auf deutsch an mal kucken was passiert. Und tatsächlich zwei Personen aus Dtld. Die Zimmer des Motels waren alle belegt und so sind sie weiter gefahren.

Tag 24 - Hirsova nach Isaccea
167,9 km / 968 hm
Bereits um kurz nach acht Uhr fuhr ich los (sonst meist erst kurz vor/um neun). Nach einigen Kilometern fiel mein Blick auf das Macin-Gebirge, und das sollen nur 400hm sein. Man wird nicht über den höchsten Berg geschickt. In Cerna sah ich ein Schild mit Tulcea, dass mich ganz verlockend anlächelte. Aber wollte ich wirklich die Bundesstraße nehmen – nein! So fuhr ich nach links, Richtung Braila. Einen kleinen Hügel, der aber umringt ist von einer landschaftlich imposanten Hügelkette.


In Braila und anschließend in Galati habe ich die meiste Zeit verloren. Beide Male musste ich auf Fähren warten, wobei das zweite mal hatte ich Schuld. Wie kann man denn bitte auf 10m vom Kassenhäuschen zum Kontrolleur sein Ticket verlieren. Ich wäre der letzte Passagier gewesen, aber so fuhr die Fähre ohne mich ab. Ich bin also nochmal zur Kasse gegangen, und die Kassieren mag mir kein Ticket verkaufen. Ich erkläre ihr, dass ich meins nicht mehr hätte, erst mit meinem wenigen Rumänischwissen, dann auf englisch. Zum Glück stand hinter mir jemand in der Schlange der des Englischen mächtig war. So durfte ich, nachdem die Kassiererin mit dem Kontrolleur gesprochen hatte, doch auch verlorenem Ticket auf die Fähre. Wäre ich gleich mitgekommen, hätte ich mir 30 Minuten gespart. Nachdem ich übergesetzt hatte, verlief die Straße auf einem Damm. Mit Gegenwind und etwas Zweitdruck – die nächste Unterkunft war noch 30 km entfernt – fuhr mit sehr viel Kraftaufwand. In dem Dorf (Luncavita) kannte die Pension aber keiner, man verwies mich an eine Unterkunft in Isaccea. Das waren nochmal 17 km, dabei berührte die Sonne bereits den Horizont. Er war allerdings auch bedingt durch die nahen Berge höher gelegen. In Isaccea konnte mir eine ältere Dame erklären um welches Gebäude es sich handle, das durch seine Größe sogar mir auffiel.
Zu den Personen die man gelegentlich fragt noch ein Wort. Ab und an habe ich in den Städten Radfahrer gefragt, und teilweise haben diese mich dann auch zu der Pension gebracht, quasi eskortiert. Auch sonst sind die Personen sehr höflich und versuchen einem zu Helfen. Das eine Person einfach weiter läuft oder einen vor Hektik gar nicht beachtet, wenn man fragt ist nicht vorgekommen.

Tag 25 – Isaccea nach Tulcea
45,1 km / 506 hm
Am Anfang ein Bild eines der vielen vielen Kreuze die am Straßenrand stehen. In Rumänien gibt es pro Einwohner dreimal mehr Verkehrstote als in Dtld - und wenn man auf eine größere Stadt zu auf einer viel befahrenen Straße fährt steht schon mal alle 300m ein Kreuz. Auch in den Dörfern, neben der Hauptstraße kann man kleine Gräber sehen. traurig



Das war heute ja nur ein Katzensprung, eigentlich ja nur gut 30 km. Aber bei meiner Suche nach der ausgewählten Pension bin ich durch sehr dubiose Viertel gefahren. Auch auf der bisherigen Reise hat mich in meinem Radlerdress, zeitweise mit Arm- und Beinlingen zuweilen angeschaut, als hätte ich zwei Köpfe mit jeweils sechs Augen. Nein in diesen Vierteln war ich wirklich deplatziert. Ich fuhr wieder zurück auf die Hauptstraße und stieß weiter ins Zentrum vor. In bester Lage war ein 5 Sterne Hotel, im Buch standen Preise bei über 50 Euro/Nacht von denen ich zwei hier verweilen wollte. Die Touristeninformation (an einer anderen Stelle als im Buch angegeben, aber recht gut ausgeschildert) half mir mit einem kleinen Faltblatt. Hier waren gut 20 Hotels/Pensionen aufgelistet, mit Kategoriezugehörigkeit, Preis und ob es Frühstück gibt. Achtung einige Unterkünfte liegen im Industriegebiet durch das man fährt, sofern man aus Westen kommt. Vor meinem Hotel war in 50m Entfernung der Stein gesetzt, welcher das Ende der Donau auswies.


Gesamtstrecke bis zum DonauDelta: 3032,4 / 25 Tage (davon 2 Tage Pause) / 12009 hm* / rd144h Fahrzeit/ 2h Regen
* die Höhenmeter sind bedingt durch die Messung über nur 2 Methoden etwas ungenauer. Zudem verfälschen die JHB auf den Bergen die Gesamt-hm-Zahl etwas.