Der Canal de Nivernais

von: Mütze

Der Canal de Nivernais - 07.01.15 17:19

Der Canal de Nivernais führt durch die französischen Départements Yonne (89) und Nièvre (58). Er verbindet die Seine und die Loire, also die Nordsee und das Mittelmeer. Kanalisiert sind hier der nach Norden fließende Fluß Yonne und der nach Süden fließende Fluß Aron. Der mit dem Rad befahrbare 180 km lange Abschnitt verläuft – grob gesagt – von Auxerre bis Décize.
Dabei wird die europäische Wasserscheide überschritten. Ich wohne ja selbst ganz in der Nähe der Wasserscheide (die Saône fließt nach Süden, die Moselle nach Norden), da bot sich diese Radtour geradezu an.

Sonntag, 14 September:
Anreise nach Vincelles mit meinem kleinen weißen Reisebus in Begleitung von Edda. Anmelden auf dem Camping Les Cériselles (sehr empfehlenswert). Abendessen in Form von Pizza, kleine Abendrunde, Übernachtung Edda im Bus, ich im Zelt. 5 km

Montag, 15. September:
Entsetzlicher Frühnebel, Kälte. Wir wollen uns Auxerre anschauen, ich möchte dann noch weiter radeln. Mini-Kaffe und Tee am Campingplatz, Gespräch mit dem britischen Waliser, dem das gerade noch laufende Schottland-Referendum gar nicht paßt. Aufbruch nach Auxerre, der Nebel lichtet sich gegen 10 h 30. Frühstück in Champs sur Yonne. Edda bleibt in Auxerre, ich fahre über Monéteau, Chenilly sur Yonne, Beaumont, Cheny nach Migennes, wo der Canal de Bourgogne (hier ist der Amarçon kanalisiert) in die Yonne mündet. Rückfahrt, Besichtigung des Maison du Vélo (ebenfalls sehr empfehlenswert). Treffen auf dem Campingplatz und gemeinsamer Einkauf. Abendessen (Brot, Tomaten, Käse Nachtisch) auf dem Campingplatz und abendliches Golfspiel. 85 km

Dienstag, 16. September:
Allerherrlichstes Reisewetter, ausführliches Frühstück im Rezeptionsgebäude. Wildes ewiges Packen, Aufbruch Richtung Süden. Zweitfrühstück in Cravant. Pause unter einem Nußbaum am Kanalufer. Fahrt bis Mailly-le-Château. Edda ruht sich aus und kauft ein, ich fahre westlich des Kanals auf so einer Art Hochebene über Fontenay sous Fouronnes, Fouronnes nach Courson les Carrières und dann über Anus zurück. Gemütliches Abendessen mit Oliven und Epoisses (einem Käse, der es in sich hat). Farbsudoku. 49 km

Mittwoch, 17. September:
Frühstück und Aufbruch, weiter Richtung Süden. Hier führt der Kanal durch eine Kalkfelsen-Landschaft. Bekannt ist u.a. der „Rocher de Saussois“. Pause an einem Bänkchen und dann an einer schönen kleinen blauen Ziehbrücke. Besichtigung der kleinen Kirche in Crain. Ausführliches Mittagsessen in Clamecy und Besichtigung des Flößereimuseums. Weiterfahrt, es beginnt zu regnen. Wir finden eine wunderbar duftenden Nuß, die uns den Rest der Reise versüßt. Übernachtung in dem Hotel du Morvan in Tannay Gare. 54 km

Donnerstag, 18. September:
Frühstück im Hotel. Weiter Richtung Süden. Pause an einem Sägewerk und dann Teepause am kleinen Hafen von Chitry les Mines. Hier gibt es zum ersten Mal richtig guten Tee !
Langsamer feierlicher Anstieg über die Echelle des 16 Ecluses im Nieselregen bis zur europäischen Wasserscheide. Ein besonderer Moment.
Abfahrt nach Baye, Edda fährt nach Bernière. Ich umrunde den See über Vaux, Laché, Meurry, Jonc, Les Grands Faux, Viard, Le Gérignault und stoße bei Bazolles wieder auf den Canal. Treffen und Übernachtung in einem Chambre d'Hôte bei Jean-François in Le Moulin Neuf. Gutes Abendessen. 65 km

Freitag, 19. September:
Mein Geburtstag. Rückfahrt nach Baye. Mittagessen in La Colancelle. Wir mieten ein kleines Boot und fahren durch einen herrlich wilden Abschnitt mit 3 Tunneln bis zur europäischen Waserscheide. Edda fährt schonmal weiter, ich bringe das Boot zurück. Es nieselt. Abfahrt von der europäischen Wasserscheide nach Norden und Treffen in Corbigny. Spaziergang durch's Dorf und ausführliches Abendessen im Hotel. 36 km

Samstag, 20. September:
Besichtigung des Zieglereimuseums in Corbigny, dann Treffen im Hafen von Chitry. Langsame gemütliche Fahrt bis Clamecy. Trennung und Rückfahrt. Ich fahre vor, bestelle das Abendessen, dusche, warte und radele Edda entgegen, um sie schlußendlich in Prégilbert mit dem Reisebus abzuholen. 96 km

Der Canal de Nivernais führt im Norden bei Migennes zu dem Canal de Bourgogne. Und im Süden kann man bei Dezice Richtung Cronat auf die EV 6 gelangen.

Eine der schönsten Touren im vergangenen Jahr. Der Radweg am Kanal ist eigentlich der Wirtschaftsweg, außer den Schleusenwärtern fährt da aber niemand. Sehr empfehlenswerte Tour, auch mit Kindern gut zu bewerkstelligen. Als Kartenmaterial hatte ich nur ein Faltheft der Touristenbehörde.

Ich habe die Strecke schonmal in's Wiki gestellt. Falls es mir gelingt, reiche ich noch ein paar Fotos nach. Den ausführlichen Reisebericht gibt's wie immer auf meiner Homepage.
Macht's gut, bis denn, Mütze
von: veloträumer

Re: Der Canal de Nivernais - 07.01.15 17:44

Nach dem Lesen deines Berichts auf der Website habe ich jetzt Lust auf eine Mütze voll Epoisses-Käse bekommen. schmunzel (Bin mir nicht sicher, ob ich den Käse schon mal gegessen habe, vielleicht nur einen ähnlichen.) Danke für die Vorstellung des schönen Wasserweges.
von: Hansflo

Re: Der Canal de Nivernais - 07.01.15 21:48

danke für den unterhaltsamen Reisebericht auf deiner Homepage. Ein paar Bilder könnten auch hier im Forumsbericht nicht schaden.

Hans
von: StefanS

Re: Der Canal de Nivernais - 08.01.15 10:25

Hallo Mütze,

Danke für den schönen Bericht. Der Canal du Nivernais ist m.E. ein echter Geheimtipp, insbesondere auch geeignet, falls man eine Tour mit Kindern machen will. Die Schleusentreppe kommt noch besser, wenn man den Kanal andersherum fährt. Dass die Bahn in Corbigny aufhört, muss man freilich vorher einplanen zwinker

Viele Grüße,
Stefan
von: Mütze

Re: Der Canal de Nivernais - 08.01.15 12:34

Ja, Stefan, der Canal de Nivernais ist erste Klasse mit Sahnehäubchen. Die Schleusentreppe bin ich ja in beide Richtungen gefahren. Auf der Hinfahrt, und dann nachdem ich das Boot zurückgebracht hatte. Also mir gefält der Aufstieg vom Norden kommend besser. Das mit der Zugberbindung ist zu blöd. Ich habe aber Hoffnung, daß sich das einmal ändern wird. Die Schienenwege sind ja vorhanden ! Also wenn jemand eine landschaftlich schöne Tour sucht, die mit Kindern gut machbar ist - hier ist sie. Unterkünfte gibt es massenweise. Ich würde jederzeit wieder loslegen.
von: Uli

Re: Der Canal de Nivernais - 09.01.15 10:57

Zitat:
Er verbindet die Seine und die Loire, also die Nordsee und das Mittelmeer.

Ähhhhmmm, ich glaube, das solltest du mal korrigieren. Ins Mittelmeer fließen weder die Loire (Golf von Biskaya) noch die Seine (Ärmelkanal). Die europ. Wasserscheide überwindet der Kanal deshalb auch nicht.
Gruß
Uli
von: Mütze

Re: Der Canal de Nivernais - 09.01.15 13:53

Sorry. Du hast, genau genommen, natürlich Recht. Ich gebe hier wieder, was in dem Info-Material über dem Canal de Nivernais zu lesen war. Die Loire fließt selbstverständlich nicht direkt in das Mittelmeer, genauso wenig wie die Seine direkt in die Nordsee fließt. Ich wollte jetzt aber auch nicht zu detailliert und kompliziert werden. Besser gewesen wäre ... fließt nach Norden, ... fließt nach Süden. Die europäische Wasserscheide wird bei Port Brûlé meines Wissens aber schon uberwunden.
von: Uli

Re: Der Canal de Nivernais - 09.01.15 15:42

Zitat:
fließt nach Norden, ... fließt nach Süden

Nein, die fließen beide nach Norden / Westen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Seine
http://de.wikipedia.org/wiki/Loire


Die europ. Wasserscheide liegt nicht zwischen beiden Flüssen, sondern weiter Richtung Osten (Rhone / Saone).

http://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Hauptwasserscheide

Gruß
Uli
von: Mütze

Re: Der Canal de Nivernais - 09.01.15 17:06

Ja - Du hast Recht. Sorry daß ich das nicht besser überprüft habe.
Ich habe das jetzt auch im Wiki verbessert.
von: Mütze

Re: Der Canal de Nivernais - 10.01.15 07:44

Ich habe nochmal überlegt, wie ich auf diese Behauptung gekommen bin, und wo ich sie gelesen habe. Ich glaube, es waren nicht die Flußläufe gemeint, sondern die Kanalwege. Ich habe jetzt keine Karte studiert, gehe aber davon aus, daß man vom Canal de Nivernais aus Richtung Norden über verschiedene Kanäle bis zur Nordsee schippern kann, und Richtung Süden bis zum Mittelmeer.
von: JaH

Re: Der Canal de Nivernais - 05.02.15 16:40

In Antwort auf: Mütze
Ich habe nochmal überlegt, wie ich auf diese Behauptung gekommen bin, und wo ich sie gelesen habe. Ich glaube, es waren nicht die Flußläufe gemeint, sondern die Kanalwege.
Kanäle fließen aber per Definition nicht. zwinker

Vielleicht ist die Verwechslung mit einem zu flüchtigen Blick auf die Karte passiert. Die Loire verläuft ja ab dem Kanal überwiegend in südlicher Richtung, wenn man ihr gegen den Strom hinauf folgt.

Dennoch verwunderlich. Gerade die Loire. Hey! Nantes, Saint-Nazaire und die berühmten Loire-Schlösser, Frankreichs einziger(!) nicht mit Wasserkraftwerken zugemauerter Fluss. Schon irgendwie peinlich. lach

Auf jeden Fall ein sehr hübscher Kanal in zauberhaft anmutender Landschaft. Musste ich auch spontan an Hermann H. denken, der ist vor nen paar Jahren mal von Bendorf .. siehe die kurze Nebenbeierwähnung in dem Artikel.
von: Mütze

Re: Der Canal de Nivernais - 06.02.15 07:12

Hi JAH, die Behauptung steht sinngemäß so in irgendeinem Prospekt für den Canal de Nivernais.
Und ich glaube, daß es wie oben geschrieben gemeint ist: daß er sozusagen Verbindungsstück in Nord- und Südrichtung ist. Die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr. Ist auch müßig.

P.S.: Daß ein Kanal nicht fließt weiß ich auch, und jeder im Forum ebenfalls. Wolln wir mal nicht auf jedem Wort rumreiten (sondern lieber auf unseren Rädern).
von: inga-pauli

Re: Der Canal de Nivernais - 06.02.15 08:21

In Antwort auf: Mütze
.... Daß ein Kanal nicht fließt weiß ich auch, und jeder im Forum ebenfalls. ....

In Frankreich hab ich schon an manchen Kanälen den Eindruck gehabt, dass sie fließen!
Wenn ich z.B. an den Canal du Rhône au Rhin denke - da werden einige Flüsse für die Kanalisierung zuhilfe genommen!


Ach ja: danke für den Reisebericht! Gut zu kennen, wenn ich mal keine Berge mehr fahren kann (auch nicht mit E-Bike)! lach
von: Keine Ahnung

Re: Der Canal de Nivernais - 06.02.15 08:23

In Antwort auf: JaH
Kanäle fließen aber per Definition nicht. zwinker



Das stimmt so nicht. Es gibt Kanäle, deren Aufgabe der Wassertransport ist (sog. "Fließwasserkanäle"). Diese werden auch für die Schifffahrt genutzt. Kanäle haben auch durchaus Schleusen und mindestens zum Pegelausgleich der verbundenen Flüsse wird eine Strömung auftreten, selbst wenn der Kanal ein "Stillwasserkanal" ist.
von: JaH

Re: Der Canal de Nivernais - 06.02.15 16:55

In Antwort auf: Keine Ahnung
In Antwort auf: JaH
Kanäle fließen aber per Definition nicht. zwinker
Das stimmt so nicht.

Ich weiß extrem gut, daß auf den wohl meisten Kanälen Strömung drauf ist. Es ging mir beim Haarespalten aber nicht um den praktischen Aspekt, sondern darum, daß Kanäle keine Quelle und keine Mündung haben. zwinker Ist aber auch völlig Banane.

Ne, es gibt in Frankreich ja nicht gerade wenige nette alte kleine Kanäle, über die man, den Mut für den Aufwand vorausgesetzt, quer durch das ganze Land fahren kann. So auch über den hier vorgestellten Kanal und über weitere Wasserwege, dann bis zum Mittelmeer gelangen kann.

Da gibt es sehr spannende Sachen! In England kann man von London bzw. der Themse auch rüber nach Bristol bzw. zum Severntrichter fahren. Oder in Schottland von der Nordsee zum Atlantik gleich auf zwei Wegen, wobei den allermeisten nur der eine, der Caledonian Canal bekannt ist. Der andere führt über 55km von Grangemouth über Glasgow nach Bowling. Oder der Kanal der für kleine Boote/Schiffe den Weg um Kintyre herum unnötig macht. Bei diesen Kanälen gibt es jeweils Aufstiegs- und Abstiegsschleusen und also höchste Punkte bzw. Abschnitte und das Wasser strömt dort jeweils zu verschiedenen Seiten weg, was gut verdeutlicht, weshalb Kanäle anders betrachtet werden, als Flüsse.

Unter Kanuten wird winters über derlei aber auch immer wieder gerne debattiert. Oder wurde es zumindest früher. Ich paddle inzwischen ja nicht mehr. *schnief*