Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil

von: DieterFfm

Re: Dolomiten und zurück, 5. und letzter Teil - 12.12.11 19:02

So, jetzt gibt's den letzten Teil.
Hoffentlich hab' ich jetzt wenigstens noch einen Interessierten und nicht alle sind eingeschlafen. grins

15.Etappe: Königsbronn - Über die Donau zur Schwäbischen Alb

Donnerstag 7.7.
Km: 158
Hm: 636
Zeit: 8:26 Std.
Km/h: 18,7
Nacht: 5,00€

Wieder komme ich um 6:15 Uhr los, es ist bereits 15° warm. Natürlich haben in dieser Urlauberregion die Bäckereien erst um 7 Uhr auf, also muss ich erst mal Geduld und Hunger schieben. Auf der Straße geht's nach Norden bis Grafrath, hier wird die Durchgangsstraße gerade grundsaniert. Eine Bäckerei im Baustellenbereich hat trotzdem geöffnet und ich kriege mein Haferl Kaffee, ein belegtes Brötchen und einen Butterkringel.

Heute kümmere ich mich erst mal nicht um Radwanderwege, ich muss zusehen, dass ich Richtung Donau komme. Westlich von Augsburg weiß ich von einer alten Bahnstrecke, die ist zunächst mein Ziel. Auf kleinen Sträßchen geht's über Moorenweis nach Mering im Lechtal, mir kommen öfter Autos entgegen, als ich überholt werde, eigentlich ist hier nichts los. Das Wetter ist weiterhin etwas verhangen, die Straßen und Wege sind noch ziemlich feucht, hier hat es wohl in der Nacht geregnet.

Plötzlich ist auch die Via Julia wieder da. Auch sie führt zunächst von Mering zum Mandichosee, das ist die Lechstaustufe 23, der See wurde nach dem bayrischen Fürsten Mandicho benannt, und dann durch den Stadtwald von Königsbrunn nach Norden. Bereits 1999 war ich hier Richtung Süden unterwegs. Der Weg war mir von damals in Erinnerung geblieben wegen der vielen kleinen Kanäle, in denen das Wasser mit immenser Geschwindigkeit nach Norden floss. Auch diesmal komme ich mit dem Rad dem Wasser kaum hinterher.

Vorbei am Klinikum Augsburg Süd fahre ich nach Haunstetten und finde wieder eine Bäckerei. Ja, ich weiß, ich bin ja nur am Essen, aber wer viel fährt, muss auch viel essen, sonst fällt er irgendwann vom Rad. Weiter geht's nach Inningen, hier treffe ich auf den Radweg "7 Schwaben". Wann war ich denn schon mal hier, die Strecke kenne ich doch schon? Das kann nur 2001 gewesen sein, von damals weiß ich noch, dass es die alte Bahnstrecke gibt.

Über Göggingen geht's nach Stadtbergen und hier finde ich abermals ein Erdbeerhäuschen, wo ich wieder ein Pfund Erdbeeren sofort vertilge. Die junge Verkäuferin ist, wie eigentlich jeder, dem ich von meiner Tour erzähle, ungläubig erstaunt.

Dann treffe ich auf die alte Bahnstrecke der Weldenbahn Richtung Westen, es geht wunderschön auf glattem Teerbelag durch den Wald, kaum jemand ist sonst noch unterwegs. Nur der Ersatz für die Drängelgitter ist etwas irreführend, der Weg wird in S-Form an die Kreuzungen heran- und wieder weggeführt. Beim ersten Mal weiß ich nicht, wie’s weitergeht und fahre in eine parallele Wohnstraße, nur gibt's von dort keine Möglichkeit, wieder auf den Radweg zu gelangen. Als die Straße zu Ende ist, drehe ich nicht um und fahre nicht zurück, das wäre ja peinlich gegenüber den glotzenden Anwohnern. Nein, ich sehe einen Trampelpfad und wuchte das Rad dort hinauf zur Trasse, so geht's auch.

Über Adelsried führt der Genussradelweg in ca. 20km nach Welden, einfach herrlich. Im Ort geht’s an einem Penny vorbei und was rieche ich da? Brathähnchen! Und außerdem ist es die richtige Zeit fürs Mittagessen, also wird schnell abgebogen und ein Hinkel mit Pommes vertilgt. Das Hähnchen ist leider nicht so gut wie donnerstags am Bockenheimer Markt und auch noch 1€ teurer, egal.

Jetzt geht's auf einem nagelneuen Radweg parallel zur Landstraße erst leicht hoch, dann herunter nach Zusamzell, der Teer ist fast noch warm. In Holzheim bin ich dann im Donautal. Die Wolken haben sich inzwischen verzogen und die Sonne lässt es schnell heiß werden. Als Nächstes will ich an die Brenz, um den niedrigsten Übergang über die Schwäbische Alb zu nehmen. Der Brenztal-Radweg beginnt in Gundelfingen an der Donau auf der anderen Seite des Flusses, nur gibt es leider weit und breit keinen Übergang. Ich muss einen weiten Bogen nach Gundremmingen fahren, vorbei an dem Atomkraftwerk, dann erst gibt es eine Brücke.

Die Zeit wird langsam knapp. Ich weiß, dass es in Ellwangen einen Campingplatz gibt, hier habe ich schon zweimal übernachtet. Aber bis Ellwangen ist es viel zu weit, ich brauche also eine Eisdiele, um mir in Ruhe ein Tagesziel zu suchen. Den Knick nach Gundelfingen schenke ich mir deshalb und fahre direkt nach Bächingen an der Brenz. Hier war ich auch schon mal und den Alb-Übergang zwischen Heidenheim und Aalen bin ich auch schon 3 Mal gefahren, in beiden Richtungen.

Erst in der Fußgängerzone in Giengen werde ich nach Rückfrage bei einer Passantin fündig auf meiner Eisdielen-Suche. Meine Karte zeigt mir in Königsbronn einen Campingplatz, allerdings ist auch dieser in archies.com nicht eingetragen. Das ist ein großer Unsicherheitsfaktor, denn wenn dort wirklich kein Campingplatz existiert, muss ich die weiteren 30km bis Ellwangen fahren, oder mir ein Zimmer nehmen. Das mit dem Zimmer wäre aber nur der absolute Notfall. Ich frage einen Mann am Nachbartisch - nach seiner Konversation mit Passanten zu urteilen ein einheimischer Lehrer - er glaubt, in Königsbronn einen Campingplatz gesehen zu haben. Er erzählt, dass er in den Ferien bis nach Innsbruck wandern will, auch ein schönes Erlebnis.

Nach dieser Aufmunterung gibt's noch einen kleinen Halt zum Vorräte auffüllen und eine kleine Umleitung aus Giengen heraus. Die Brenzschleife bei Herbrechtingen kürze ich ab, weil ich von früher weiß, wo's entlang geht und mir der Navi hilft. Auch durch Heidenheim komme ich überraschend schnell, letztes Mal war wegen der Umbauarbeiten für die Landesgartenschau 2006 viel gesperrt. Und dann erinnere ich mich, hier schon einmal nach einem Campingplatz gesucht zu haben, ohne Erfolg, oh weia. Aber auf meiner Topo-Karte auf dem Navi ist der Campingplatz in Königsbronn eingezeichnet und sogar anpeilbar, also keimt wieder Hoffnung auf.

Kurz vor Königsbronn, an einem kleinen See mit Hotel davor, kommen mir zwei Rentnerpärchen zu Fuß entgegen und wieder frage ich nach dem Campingplatz. Eine der Frauen meint, wir sollten auf Annette warten, die kenne sich hier aus. Ihr Mann will mir aber dennoch erklären, wie ich zu dem Platz komme. Sie unterbricht ihn und meint, wir sollten trotzdem auf Annette warten. Der Mann ist völlig konsterniert und schmollend wie ein Kindergartenkind zieht er von dannen. Die Beiden haben wohl ein großes Problem!

Ich fahre weiter bis zu dem Punkt, an dem mir der Navi den Platz zeigt, und, hurra, hier stehen wirklich Wohnwagen herum. Ich rolle auf den Platz bis vor ein Gatter, hier sehe ich ein Schild, dass das ein privater Campingplatz eines Vereins sei und nur für Mitglieder nutzbar.

Mist! Muss ich jetzt wirklich die 30km bis Ellwangen fahren? Das schaffe ich nicht in annehmbarer Zeit. Ich bin schon fast am Verzweifeln, da sehe ich vor einem Wohnwagen einen Mann und frage ihn, ob ich hier wohl zelten könne. Er erklärt mir, dass es sich eigentlich um zwei Campingplätze handele, dem einen privaten hinter dem Zaun, und dem anderen, auf dem ich gerade stände. Zur Rezeption müsste ich am Haus um die Ecke gehen und dort klingeln.

Gesagt, getan. Eine Frau öffnet und meint, sie wäre gerade vom Einkaufen gekommen, ich hätte Glück, sie anzutreffen. Der Platz wird von ihr privat gemanagt. Ich zahle meinen Obolus von 5€ incl. 1,50€ fürs Duschen. Mir fällt ein schwerer Stein von Allem, das hätte heute noch hart werden können. Das Zelt ist schnell aufgebaut und während ich duschen gehe, zieht es sich zu. Beim Telefonieren mit zu Hause ist der erste Donner zu hören. Ich stelle das Rad ins Zelt und ziehe das K-Way an, dann beeile ich mich. Als ich zum Gasthaus Weißes Rössle komme, stürmt es bereits, die ersten dicken Tropfen fallen und die Gäste auf der Terrasse stürzen in den Gastraum. Mal sehen, wie das Zelt das Gewitter übersteht, von Drinnen kriege ich nicht mit, wie heftig es ist.

Nach einer Stunde scheint es vorbei zu sein, ich bleibe jedoch, bis es dunkel wird. Als ich zurück zum Campingplatz gehe, fängt es wieder an zu regnen, ich muss mich beeilen um nicht allzu nass zu werden. Das Zelt hat das Gewitter gut überstanden, die lockeren Schnüre zeigen aber an, dass es wohl heftig durchgeschüttelt wurde. Ich beeile mich beim Waschen und Zähne putzen, ich muss ja nicht unnötig nass werden.



16.Etappe: Hollenbacher See - Jagst-Radweg

Freitag 8.7.
Km: 120
Hm: 886
Zeit: 7:24 Std.
Km/h: 16,1
Nacht: 6,70€

Die ganze Nacht regnet es weiter, eine kurze Pause kann ich zum Pinkeln gehen nutzen. Ich baue auch im Regen ab, so schlimm war es an allen anderen Tagen nicht. Ich ziehe das K-Way an und vor dem Start schlüpfe ich zum ersten Mal in die Rainlegs, die ich mir vor 2 Jahren bei einem Lehrgang in Köln angeschafft hatte. Wenn ich mit K-Way im Regen fahre, läuft mir das ganze Wasser die Jacke herunter in den Schoß und die Radhose wird nass und kalt. Die Rainlegs sollen die Hose und die Oberschenkel trocken halten.

Ich fahre nach Königsbronn herein, vorbei an der Brenzquelle, die ich gestern zum x-ten Mal fotografiert hatte und am Weißen Rössl, dann wird ein Radweg durch den Ort ausgeschildert. Anschließend geht's an die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau, das ist mit 507mNN der niedrigste Übergang über die Schwäbische Alb und wird deshalb von Radlern und natürlich auch von mir gerne genutzt. Überall liegen Äste und Zweige auf dem Weg. Kurz darauf hört es auf zu regnen. Ich lasse die Regenklamotten zunächst noch an, man weiß ja nie. Diesmal führt der Radweg um den nächsten Ort Oberkochen herum, ich kann mich noch erinnern, dass ich mich hier schon ziemlich verfranzt hatte. Außerhalb des Orts gibt's natürlich auch nichts zu essen. Dann geht's hinunter nach Aalen und ich fahre in die Fußgängerzone der Innenstadt. Hier finde ich diverse Backshops, und weil es noch vor 7 Uhr ist, hat noch keiner auf.

Dann sehe ich eine echte Bäckerei und die hat bereits geöffnet. Bevor ich dort hineingehe, ziehe ich allerdings die Rainlegs wieder aus, zu peinlich muss ja auch nicht aussehen. Zum Kaffee gibt's ein Brötchen und ein Stückchen. Ein Mann an meinem Stehtisch erzählt von Island und dass er dort auf der Ringstraße auch schon Reiseradler gesehen hätte, das wäre dort Stress pur. Na ja, das ist eh nix für mich, da müsste ich meinen Packesel ja in einen Flieger schaffen. In einer Bank kann ich meinen stark geschrumpften Geldvorrat wieder aufstocken.

Weiter geht's auf von früheren Reisen bereits bekannter Strecke neben der Landstraße und B29 aus Aalen heraus, leicht hinauf nach Alfingen, und vor Westhausen treffe ich auf den Kocher-Jagst-Radweg. Er führt hinunter an die Jagst und dann auf einer schönen geteerten Strecke den Fluss entlang. Auf dem Radweg liegen auch hier viele Äste und Zweige und am Stausee Rainau-Buch hat es einen Baum auf den Radweg geweht, ich komme zum Glück außen an ihm vorbei. Das muss hier gestern heftig gestürmt haben.

Ich frage einen Mann, der hier gerade spazieren geht, was denn hier los war. Er meint, eine Sturmwalze hätte alles herunter gehauen. Wir unterhalten uns fast eine Viertelstunde, auch über die Römer, hier führt nämlich der Limes vorbei. Er zeigt mir noch einen Glasbau, der etwas entfernt aus den Bäumen herausschaut, wo man das „Limestor bei Dalkingen", das größte Tor am gesamten Limes, vor den Witterungseinflüssen schützt. Man hat letztes Jahr das ganze Tor mit einem würfelartigen Glasbau umgeben, ein Highlight am Limes.

Weiter geht's nach Ellwangen, ich muss einen regelrechten Slalom um die Äste fahren. Auf der anderen Seite der Jagst liegt der Campingplatz, den ich gestern noch hätte erreichen müssen, wenn's in Königsbronn nicht geklappt hätte. Auf der Zeltwiese liegen große Äste und auf einem anderen Teil des Platzes ist ein Baum umgestürzt. Wenn ich gestern da gewesen wäre, au weia. Den ganzen Vormittag muss ich über diese Zweige fahren und den größeren Ästen ausweichen. Es geht zunächst durch Ellwangen, hier wird gebaut und der Radweg ist einfach nur gesperrt, die Umleitung kann ich mir dank Navi selber suchen (am Drau-Radweg war das ganz anders). Dann führt der Radweg durch das wunderschöne Jagsttal, immer leicht auf und ab, aber immer auf einem tollen Radweg. Durch Jagstzell geht's nach Jagstheim, dann wird das Tal etwas breiter, und ich erreiche Crailsheim.

Das Hinterrad schleift schon die ganze Zeit, also mache ich an einer Bank eine Pause, lade mein Gepäck ab und drehe das Fahrrad auf den Kopf, um die Speichen zu überprüfen. Die sind aber alle fest, keine Ahnung, weshalb das Rad einen Seitenschlag hat. Ich biege die Befestigung für das Schutzblech etwas zurecht, jetzt hört man nichts mehr.

In Crailsheim mache ich dann auch gleich Mittag. In der Fußgängerzone ist Markt, aber leider gibt's hier nichts Warmes, keine Würstchenbude oder Ähnliches. Erst auf Nachfragen finde ich einen Metzger, der in einer Seitengasse einen richtig großen Laden hat, sogar mit vielen Sitzgelegenheiten. Hier kann ich mir auch die schmutzigen Finger waschen, dann esse ich ein Frikadellen- und ein Leberkäsebrötchen. Beim Weiterfahren komme ich wieder am Markt vorbei und ich kaufe noch zwei Äpfel. Ein Rentner will meinen Sattel mal anfassen, der ist ihm aber viel zu hart, dann sucht er auch noch den Motor an meinem Rad. Witzbold!

Später gibt's noch einen kleinen Break bei Penny um Wasser einzukaufen. Das Jagsttal wird jetzt wieder eng, der Fluss mäandriert in vielen Schleifen und Kurven und der Radweg folgt dem Lauf nicht stoisch, sondern kürzt über einige Steigungen und Abstiege die meisten Schlingen ab. Von Lobenhausen nach Kirchberg geht's mal wieder ins Tal hinab, hier ist der urigste und schönste Teil des Radwegs. Zum Beispiel wird einmal eine uralte Holzbrücke durchquert, dann sieht man die schöne Silhouette von Kirchberg. Leider geht's dann wieder mit 11% rauf in den Ort, aber alpengestählt ist das kein Problem für mich.

Es tauchen jetzt auch mal andere Radreisende auf, man grüßt sich kurz, für ein kleines Gespräch gibt es keine Gelegenheit. Bis Leofels geht's oberhalb des Tals noch mehrfach kurz rauf und runter, hier allerdings wird der Radweg wieder ins Tal geführt, ich rausche die gut 100Hm hinunter an die Jagst. Jetzt bleibt der Kocher-Jagst-Radweg im Tal, allerdings nicht ohne den geneigten Radler durch einige kurze aber knackige Rampen von seinem Genuss abzulenken.

Wieder einmal wäre ich froh, jetzt ein Café oder eine Eisdiele zu finden, aber das ist hier alles zu ländlich. Ich habe die Hoffnung, in Langenburg etwas zu finden, jedoch liegt der Ort oberhalb des Flusses und die 100Hm sind mir ein Eis dann doch nicht wert. Hier unten ist einfach nur tote Hose. Ich suche einen Campingplatz als Tagesziel auf der Karte, bei Krautheim ist einer, der mal wieder bei archies.com nicht aufgeführt wird. Nach der Erfahrung von gestern habe ich so meine Zweifel, ob ich dieses Risiko nochmals eingehen soll. In Mulfingen sehe ich ein Schild zum Campingplatz am Hollenbacher See, nur 5km sollen es bis dorthin sein. Ich füttere meinen Navi damit und lasse mich führen.

Allerdings muss ich aus dem Tal der Jagst heraus. Das Schild an der Straße droht mit 14% Steigung, das ist bestimmt wieder eine Übertreibung, das müsste ich schaffen können. Leider sausen hier auch LKWs in beiden Richtungen von einem Werk von ebm-papst im Tal zum nächsten Werk auf der Anhöhe, das ist absolut nicht lustig. Ich kämpfe mich hinauf, schlimmer als in den Alpen. Die letzten 300m ist allerdings Ende Gelände, die Luft ist raus, ich muss schieben. Ich bin froh, als ich endlich oben bin, total fertig und durchgeschwitzt. Der Navi schickt mich jetzt auf einem Waldweg von hinten zum Campingplatz, deshalb finde ich die Anmeldung nicht, die ist nämlich in einem Kiosk vor dem Platz versteckt.

Beim Aufbauen habe ich mit dem nassen Zelt so meine Schwierigkeiten, aber dann klappt es und alles kann trocknen. Nach dem obligatorischen Telefonat mit der Heimat gehe ich duschen. Dann rufe ich meinen Kollegen Thomas an, der hat mich für morgen eingeladen, bei ihm im Odenwald vor der letzten Etappe zu nächtigen, er freut sich schon auf morgen.

Zum Essen gehe ich an den Kiosk, es gibt Schnitzel mit Pommes, die Fritteuse wird extra für mich angeworfen und zum Lesen bleibt auch noch genügend Zeit. Außerdem gibt's zu meinen 4 Flaschen alkfreiem Bier noch zwei Magnum Mandel, die habe ich mir ehrlich verdient, ich hatte ja am Nachmittag kein Eis.


17.Etappe: Preunschen - Jagst- und Wanderbahn-Radweg

Samstag 9.7.
Km: 143
Hm: 870
Zeit: 8:08 Std.
Km/h: 17,5
Nacht: 0,00€

Heute geht's wieder vor 6 Uhr los, erst durch Hollenbach (da gibt's ein Lager von JaKo und es sind auch schon Leute zugange) und dann auf der Straße wieder 150Hm herunter ins Jagsttal nach Ailringen. Hier finde ich schnell den Radweg und weiter geht's Fluss abwärts. Ich hatte für Thomas' Adresse einen Wegepunkt angelegt und aktiviere diesen jetzt. Es sind nur noch 55km Luftlinie bis zu ihm, das müsste ich mit einer Pobacke schaffen, aber ich fahre ja nicht Luftlinie.

Frühstück gibt's dann erst in Krautheim, zum Glück frage ich einen Passanten mit einer Brötchentüte in der Hand, alleine wäre ich 50m an der Bäckerei vorbei gefahren. Es gibt einen kleinen Stehtisch mit einem Barhocker davor, und während ich meinen Kaffee schlürfe und die zwei Stückchen vertilge, beobachte ich, dass von allen Brötchenholern, und das sind nicht wenige, ganze drei nicht mit einem Auto vorfahren. Ich habe zwar keine Ahnung, wie weit der Einzugsbereich der Bäckerei ist, aber ich finde es schon erwähnenswert.

Alle Campingplätze auf meiner Karte an der Jagst sind nicht in archies.com eingetragen, und als ich an der Stelle vorbeifahre, wo mein eigentliches Tagesziel von gestern gewesen wäre, ist davon auch nichts zu erkennen. Vielleicht wäre eine gezielte Suche noch fündig geworden, z.B. auf einem Sportplatz oder bei einem Wassersportverein, aber das war mir ja gestern zu unsicher. Auch die anderen Plätze sind in natura nicht erkennbar.

Und weiter geht's den wunderschönen Jagst-Radweg entlang, herrlich geteert, aber immer wieder kurze knackige Anstiege, damit es dem geneigten Radler nicht zu langweilig wird. Hinter Schöntal fahre ich an einem Kloster vorbei, was mich dazu veranlasst, auch mal einen kurzen Abzweig in den Klosterhof zu wagen und einen Blick in die herrliche Klosterkirche zu werfen. Der prunkvolle Altar ist mir sogar ein Foto wert.

Die Jagst macht sehr viele Schleifen und der Radweg bleibt im Tal, muss also allen Schleifen folgen. Dadurch ist es schwierig, Strecke zu machen, der Abstand zum Tagesziel verringert sich nur ganz langsam. In Möckmühl ist mit 32km der zunächst kürzeste Abstand erreicht, jetzt wird's wieder mehr. In Möckmühl finde ich dann auch gegen 9 Uhr ein Café für das zweite Frühstück. Das Café ist entweder auch ein Hotel oder es dient einem Hotel als Frühstücksraum, jedenfalls sind hier noch zwei Pärchen am Frühstücken und sie haben Radelklamotten an. Sie sitzen direkt am Fenster, müssen mich also gesehen haben, wie ich für mein voll bepacktes Rad eine Anlehnmöglichkeit suche. Auf mein „Guten Morgen" reagiert niemand und auch sonst schweigen sie sich an. Ob da Stress ist?

Die Strecke zieht sich jetzt wie Kaugummi. Es wird auch wieder voller, ist halt die Zeit, wo die Hotels ihre Gäste loswerden. Und weil‘s Wochenende ist, sind auch einige Einheimische unterwegs, der Radweg scheint jedenfalls sehr beliebt zu sein.

Gegen 11 Uhr erreiche ich dann endlich die Mündung der Jagst in den Neckar. Ich finde auch gleich einen Radweg Neckar abwärts bis Offenau. Ich weiß, dass der Neckar-Radweg auf der anderen Seite entlangführt, fahre aber an der Brücke nach Bad Wimpfen nicht hinüber, weil ich ja sowieso wieder auf die rechte Seite muss, um in den Odenwald zu kommen. Am Ortseingang von Offenau gibt's ein Einkaufszentrum und davor steht eine Imbissbude, was mich dazu veranlasst, hier Pause zu machen. Ich esse eine Rindswurst mit Pommes und kann mich mit dem Chef, der momentan sichtlich nichts zu tun hat, und einem anderen Pommesesser unterhalten. Er meint, auf dieser Neckarseite gäbe es keinen Radweg bis Mosbach, nur die stark befahrene Bundesstraße. Ich fahre also wieder etwas zurück und nehme doch die Brücke nach Bad Wimpfen.

Hier treffe ich gleich auf den Neckar-Radweg. Hinter Bad Wimpfen verkrümelt der sich jedoch bald auf die Straße, wo kleine Steigungen den Reiseradler zusätzlich quälen. Allerdings erfreuen zwischen der Jagstmündung und Mosbach gleich drei Burgen den geneigten Beobachter.

Jetzt muss ich zusehen, dass ich wieder auf die andere Neckarseite gelange. Zuerst bietet sich eine Schleuse bei Neckarzimmern an, aber der steile Treppenaufgang ist mit meinem Gepäck unmöglich zu schaffen, also weiter. Die nächste Möglichkeit ist eine Brücke der B292 bei Neckarelz, die ist jedoch für Radler gesperrt. Erst als ich bereits an Mosbach vorbei bin, kann ich die dritte Gelegenheit nutzen und nach Diedesheim übersetzen. Es geht wieder ein Stück zurück, dann finde ich an der Elz einen schönen Radweg nach Mosbach.

Im Stadtpark von Mosbach will ich ein Hochzeitspärchen knipsen, das sich gerade für einen Profifotografen aufgestellt hat. Ein Mitglied der Gesellschaft spricht mich allerdings an und will mich ausfragen. Bis ich dann dazu komme, die Kamera zu zücken, hat sich die Gesellschaft schon wieder verkrümelt. Pech.

In Waldstadt beginnt der Wanderbahn-Radweg, eine wunderschöne alte Bahnstrecke, die mich bis Mudau, also kurz vor mein Etappenziel, bringen wird. Als ich gerade ein Foto vom Infoschild am Einstieg des Radwegs mache, hält ein Auto direkt neben mir und eine Familie steigt aus. Ich werde gefragt, ob ich wüsste, wo denn der Grillplatz wäre. Ich bin erkennbar fremd hier, wieso sollte ich sonst mit so viel Gepäck hier stehen, aber ich kann trotzdem helfen. Mein Navi kennt den Platz nämlich und ich kann zumindest einen Tipp geben, wie sie dorthin kommen können.

Der Radweg ist leider nur geschottert und mit 1-3% Steigung geht's aufwärts durch den Wald. Und weil es inzwischen doch wieder ziemlich heiß geworden ist, ist der Schotterweg ziemlich anstrengend. Ich gewinne auch nur sehr langsam an Höhe. Die Strecke zeigt alle Vor- und Nachteile von Bahnradwegen. Sie hat nur eine geringe Steigung, dafür geht's gefühlt endlos und damit auch kraftraubend rauf. Wenn dann die Höhe erreicht ist, versucht sie mit aller Gewalt, auf dem Niveau zu bleiben, wobei sie dann viele Schleifen und Schlenker macht. Wenn der Untergrund dann, wie beim Wanderbahn-Radweg, auch noch tief geschottert ist, geht's an die Substanz, selbst an die alpenerfahrene Substanz.

Bis Fahrenbach bin ich merklich KO. Auf der Suche nach einer Pausenmöglichkeit nehme ich sogar eine Tankstelle in Kauf, um Wasser zu beschaffen und wieder etwas zu Kräften zu kommen. An der Kasse steht ein nettes junges Mädel, und das bringt mich auf den Gedanken, noch etwas zu verweilen und einen Kaffee zu trinken und ein Magnum Mandel zu essen.

Als ich dann wieder zu meinem Radel gehe, hat es sich etwas zugezogen, der erste Schauer zieht südlich an mir vorbei. Der Radweg ist jetzt sogar geteert und ich komme wieder gut voran. Der nächste Schauer kündigt sich durch einige Windböen an, aber bis Mudau kann ich ihnen im Wald entgehen. In Mudau fahre ich an einem Café vorbei, und weil ich nicht weiß, wie ich am besten nach Preunschen komme und ich mich bei Thomas ankündigen will, mache ich hier eine Pause und rufe ihn an. Nach Thomas' Tipp fahre ich über zwei kleine Ortschaften und nicht über die von meinem Navi vorgesehene Strecke, hinter mir wird es wieder dunkler.

Nur 2km vor dem Ziel, ich sause in Möschenhardt gerade einen kleinen Hügel hinab, höre ich es zischen und als ich stehen bleibe, ist die Luft im Hinterrad bereits heraus. Plattfuß! Mit meinem voll bepackten Rad errege ich natürlich die Aufmerksamkeit von Anwohnern, und als sie merken, dass ich Probleme habe, darf ich mein Rad in eine Hofeinfahrt schieben und dort mein Rad flicken. Beim Arbeiten kann ich auch noch meine Geschichte erzählen und natürlich ist Thomas hier nicht unbekannt. Man hilft mir mit einer großen Luftpumpe und ich darf meine versauten Hände waschen.

Gegen 17Uhr fahre ich dann endlich bei Thomas auf den Hof, er hatte mich schon vermisst, so lange bräuchte man ja normalerweise nicht von Mudau bis hierher. Ich kann abladen und mein Rad in seiner Garage abstellen. Dann wird erzählt, das Wichtigste zuerst und anschließend geduscht. Leider fängt es jetzt an zu regnen und der geplante Grillabend mit Familie findet nicht wie vorbereitet statt. Die Jugend übernimmt das Grillen in der Garageneinfahrt und wir Alten sitzen im Haus und ich kann ausführlich von meinen Erlebnissen berichten. Dann führt mich Thomas noch über das Anwesen und erklärt mir einige Einzelheiten. Den Abend verbringen wir schließlich noch bei weiteren Berichten, im Fernseher läuft das WM-Spiel der Deutschen Fußball-Damen gegen Japan. Ausgeschieden.



18.Etappe: Heimat - Odenwald und Main-Radweg

Sonntag 10.7.
Km: 105
Hm: 131
Zeit: 5:31 Std.
Km/h: 19,0
Nacht: 0,00€

Heute schlafe ich länger, endlich muss ich nicht auf meiner Liegematte nächtigen. Um 6:30 Uhr bin ich wach, draußen ist es schon hell. Ich gehe mich waschen, dann wird gepackt und der Tagesbericht von gestern geschrieben. Thomas klopft an meine Türe, um mich zu wecken, dann geht er mit dem Hund gassi. In der Küche gibt's Frühstück, seine Frau muss heute am Sonntag arbeiten und ist auch schon fast unterwegs. Gegen 8:30 Uhr ist alles soweit fertig, es wird noch mal die Luft in den Reifen kontrolliert, vor allem am Hinterrad. Die Kids sind noch nicht auf, also gibt's nur einen kurzen Abschied und ein großes Dankeschön für die nette Bewirtung.

Dann rausche ich die Straße hinunter, im Nu habe ich über 100Hm verloren bis zu einem schönen Radweg, den mir Thomas empfohlen hatte. Wäre ich gestern meinem Navi gefolgt, hätte ich da herauf gemusst, das wäre bestimmt mein Tod gewesen, evtl. auch noch mit Plattfuß. Der Radweg führt von Mudau nach Buch, ist wunderschön geführt und auch er verliert bis Buch nochmals mindestens 50Hm. Jetzt geht's auf der Straße weiter bis Amorbach, wo ich bereits 1999 Richtung Walldürn unterwegs war.

Gegen 9:30 Uhr erreiche ich hinter Miltenberg den Main-Radweg. Hier ist sofort viel los. Ich bleibe auf der linke Mainseite und ein leichter Rückenwind schiebt mich nach Norden. Ich lasse es gemütlich angehen und genieße noch mal die Sonne. Weil es gestern Abend regnete, hatte ich das Zelt nicht zum Trocknen aufbauen können. Meine Liebste und Schönste hatte auch gestern am Telefon erwähnt, dass es nachmittags wieder Schauer geben solle und ich es vermutlich wieder nicht trocken bekäme. Also suche ich einen Platz, wo ich jetzt, wo Sonne und Wind optimal sind, das Zelt zum Trocknen aufbauen könnte. Vor Obernburg finde ich ihn, nur wenige Meter neben dem Radweg auf einer Wiese. Beobachtet von einigen vorbeifahrenden Radlern baue ich mein Zelt auf, auch die Plane lege ich aus. Es dauert auch nur eine Viertelstunde, dann ist das Zelt trocken. Für die Plane reicht die Zeit allerdings nicht, aber das ist nicht so wichtig, die kann auch zu Hause noch fertig trocknen. Bald ist alles wieder eingepackt und bereits um 11:30 Uhr geht's weiter.

In Niedernberg kenne ich eine Schnitzelfarm, die mir schon mal auf einer Tagestour den Hungerast erspart hatte, und hier mache ich meine Mittagspause. Ich esse ein Knobi-Schnitzel mit Pommes und Salat, normalerweise zu viel beim Radeln, aber als Abschluss, und weil ich heute auch keine Anstrengung mehr vor mir habe, ist es OK. Vor Aschaffenburg fährt ein junger Radler zu mir auf und fragt mich aus. Er will im August eine Woche mit Mountainbike nach Thüringen und hat noch nie eine Radreise gemacht. Ich kann Tipps geben.

In Aschaffenburg geht's dann auf die rechte Mainseite. Dort mache ich ein Foto vom Pompejanum und ein Rentnerpärchen aus Niederdorfelden, das sich neben mir auf einer Bank ausruht, spricht mich an. Sie haben sich jetzt E-Bikes gekauft und können endlich wieder weitere Radeltouren unternehmen. Sie geben mir den Tipp, vor Seligenstadt bei einem Segelclub Kaffee und Kuchen zu probieren, preisgünstig und gut.

Ich bleibe also auf der rechten Mainseite und finde auch den Segelclub. Es gibt einen Pott Kaffee und einen Kirschkuchen für 2€. Ich rufe zu Hause an und wir verabreden uns um 16 Uhr in unserer Stamm-Eisdiele in Bischofsheim. Dafür muss ich mich jetzt allerdings etwas sputen, auch zeigen sich dunkle Wolken am Himmel von den angekündigten Schauern. Ich fahre um das Kraftwerk Staudinger herum, dann durch den Hafen von Hanau, über die Kinzigmündung, dann durch Dörnigheim zur Eisdiele nach Bischofsheim.

Die Liebste und Schönste hat einen Platz auf der Terrasse ergattert und wartet bereits auf mich. Ich gebe beim Chef mit meiner Tour an. Weil ich aus Italien komme, soll er mir einen besonders guten Cappuccino machen, das wäre ich jetzt so gewöhnt, ich könne ja jetzt vergleichen. Ich glaube, so ganz hat er in der Hektik nicht verstanden, worum es eigentlich geht. Kurz vor unserem Aufbruch fängt es dann an zu regnen und durchnässt kommen wir zu Hause an.

Damit endet meine bisher genialste Radreise, jetzt geht die ganze Aufräumerei los. Und eines weiß ich ganz bestimmt: Das war nicht die letzte Tour in den Dolomiten!