Re: Neuss-Usedom & nichts bleibt wie es einmal war

von: SchottTours

Re: Neuss-Usedom & nichts bleibt wie es einmal war - 10.02.12 11:07

Hallo Jürgen,

auch ich danke Dir sehr für Deinen für mich sehr wertvollen Bericht.

Am 1. September letzten Jahres ist mein Papa ganz überraschend, 73-jährig, während einer Radtour mit Freunden verstorben. Vom Fahrrad gefallen, Herzinfarkt, Sekundentod.

Seit 2005 habe ich mit ihm jedes Jahr eine mindestens 1-wöchige Radtour gemacht. Wir waren zusammen in Ostpreußen (Russland, Polen und Litauen), in Finnland, mehrmals in Dänemark, zuletzt im Mai 2011 an Oder und Neiße unterwegs. Er war bis zuletzt sehr fit für sein Alter, fuhr mit mir Tagesetappen bis zu 100 km, in einer Woche 600 km. Sein Jahrespensum waren 4000-5000 km. 3 Wochen vor seinem Tod war er noch beim Herzspezialisten. Alles in Ordnung.

Ein paar Tage vor seinem Tod war er mit meiner Familie und mir noch 2 Wochen auf der schwedischen Insel Gotland unterwegs. Tagsüber Radeln, abends Ferienhaus. Eine wunderschöne Zeit. Als wir heimkamen, verabschiedete er sich und dankte uns für den schönen Radurlaub. 4 Tage später fuhr er mit Freunden nach Bayern, um an Donau und Inn 5 Radeltage zu verbringen. Am ersten Tag, 5 km vor dem Ziel, passierte es.

Ich war in der Anfangszeit sehr am Hadern. Es war nicht wie bei Dir ein "angekündigter Tod" des Papas, sondern einer, mit dem wir zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet haben. Ich habe mich oft gefragt, was für beide Seiten einen "schöneren" Abschied darstellt bzw. was leichter ist. Ein langsames Sterben, verbunden mit der Möglichkeit eines bewußten Abschiednehmens oder eben so wie es mit meinem Papa geschehen ist. Keine Möglichkeit mehr, miteinander zu reden, aber mit dem Bewußtsein, dass er nichts gespürt hat, dass er bei seinem allergrößten Hobby gestorben ist, auf seinem Ein und Alles, seinem Fahrrad. Ich glaube ich hätte es kaum ausgehalten, meinen Vater auf einem Bett liegen sehen zu müssen mit dem Wissen, dass er nicht mehr schafft, da herauszukommen. Der Tod ist nie einfach, weder für den, der stirbt noch für die Hinterbliebenen.

Ich werde dieses Jahr mit seinem Fahrrad die Oder-Neiße-Tour noch einmal fahren, alleine.

Danke nochmal für Deinen schönen Bericht, Jürgen.

Viele Grüße
Uwe